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Oh Schreck, oh Schreck, der Strom ist weg!


Bildquelle: Ravensburger Buchverlag 
Oh Schreck, oh Schreck, der Strom ist weg!
von Annette Langen
mit Bildern von Catharina Westphal
32 Seiten
1. Aufl. 2018
Ravensburger Buchverlag Verlag
ISBN: 978-3-473-447022
13,00€



Eine wundervolle nicht ganz alltägliche  "Alltagsgeschichte"

Dieses Buch ist keines , was man einfach mal so eben vorstellt und erst recht nicht eines das man einfach mal so eben  vorliest. Es ist einfach viel zu schön, viel zu komplex, viel zu interessant und vor allem viel zu detailreich illustriert, als das man es mal so eben lesen oder ansehen könnte.
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Was passiert wenn plötzlich in der ganzen Stadt für längere Zeit der Strom weg ist, davon erzählt diese wunderbare Alltagsgeschichte, die sich mit Sicherheit viele Kinder ( aber auch Eltern) einmal wünschen würden. Vielleicht sogar öfter einmal.
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Es beginnt wie jeden Morgen. Es macht nicht den Anschein ein besonderer Tag zu werden, aber genau das ist es ja was besondere Tage ausmacht. Es passieren plötzlich Dinge, mit denen niemand gerechnet hätte.
Bei unserer Bilderbuchfamilie herrscht morgendliches Alltagschaos, wie es vermutlich viele kennen.
Sehr detailreich und realitätsbezogen fängt die Illustratorin
 Catharina Westphal diese Situationen ein und orientiert sich dabei sogar an neuen Familienmodellen.

(Bildquelle Ravensburger Buchverlag)

Der Vater steht am Herd und bereitet etwas vor. Die Spülmaschine halb offen, die Espressomaschine arbeitet, Butterbrotdosen liegen herum und müssen befüllt werden, der jüngste Spross krabbelt unbemerkt auf dem Boden und spielt mit dem Staubsaugerkabel das quer im Raum liegt. Das Handy liegt zum Aufladen neben dem Haustelefon, und, und das finde ich besonders klasse- denn es ist Alltag bei uns Zuhause!!- Maxi, die kleine Tochter des Hauses klopft energisch an die Badezimmertüre hinter der sich ihr großer Bruder grade ausgiebig die Haare stylt und gar nicht daran denkt seiner Schwester zu öffnen. Dies sind nur einige der unzähligen Details die kleine alltägliche Familiengeschichte erzählen. Die Geschichte lebt von den Illustrationen der Text ist sparsam und begleitet das Geschehen, gibt Zusatzinformationen. Hin und wieder sind zudem Sprechblasen integriert die alles noch lebendiger machen als es ohnehin schon ist.. Als Betrachter hat  man das Gefühl mitten im Geschehen zu stehen.
Nachdem wir nun schon eine Menge über die Familie wissen schauen wir etwas verwundert auf die nächste Doppelseite. Der Vater steht immer noch am Herd und mixt. doch was ist das? Alles was irgendwie Strom verbraucht ist plötzlich nur noch weiß zu sehen.
Stromausfall!
Einfach genial, wie die Illustratorin dieses Ereignis visualisiert.
Unsere Lesekinder verstanden es sofort!

(Bildquelle: Ravensburger Buchverlag)

Gleich gehen die Spekulationen wieso es zu dem Stromausfall kommen konnte nicht nur bei unserer Bilderbuchfamilie los.
Unsere Lesekinder hatten den kleinen Krabbler der am Kabel spielt in Verdacht. Der Badbesetzter seiner drängelnde Schwester Maxi doch es ist alles anders als vermutet.
Weder der kleine Krabbler noch Maxi sind schuld.
was soll's das Leben geht weiter. Alle machen sich auf den Weg. Der Vater verstaut Mini und Maxi auf dem Fahrrad um sie zum Kindergarten zu bringen, Matz der große Styler muss zur Schule und die Mutter ist auf dem Weg zum Zug. Auf der Straße und im Haus hört Maxi  von überall her Stimmen. Die Leute sind sehr aufgeregt denn es ist anscheindend in der ganzen Stadt der Strom ausgefallen. Doch es fällt noch mehr aus. Maxis Vater bekommt einen Anruf von seinem Chef das er wegen des Stromausfalls nicht zur Arbeit kommen muss. Was für ein Glück. Endlich haben Maxi und Mini ihren Papa einen ganzen Tag für sich. Während der Vater noch ein paar Einkäufe beim Gemüsemann erledigen möchte, was leider auch nicht klappt, hört Maxi interessante Stimmen. Eis um sonst, denn ohne Strom keine Kühlung also verschenkt der Eismann sein Eis und dann kommt auch noch Maxis Mutter zurück, denn ohne Strom auch kein Zugverkehr.
Was für ein toller Tag.
Was Maxi, ihre Familie und die Hausbewohner in dem Haus in dem die Kleine lebt  und andere Menschen, an diesem Tag ohne Strom noch so erleben, davon erzählt diese wunderbare Geschichte, die Menschen einander näher bringt und aus der sogar eine neue besondere Freundschaft erwächst.
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Eine tolle Geschichte, die nicht nur zeigt, wie selbstverständlich Strom für uns ist und wie er unseren Alltag bestimmt sondern auch vermittelt wie viel zwischenmenschliche Dinge intensiver erlebt werden können wenn man mehr Zeit füreinander hat.
Unserer Bilderbuchfamilie hat etwas dazu gelernt. Sie hat gelernt wie schön es ist miteinander etwas zu unternehmen. Miteinander in der Familie aber auch mit Menschen, die man vielleicht noch nicht so kannte oder sogar dachte sie seien nicht nett.
Im Grunde erzählt dieses Bilderbuch mit seinen wirklich tollen Illustrationen viel, viel mehr als nur das was man im ersten Moment sieht oder vorgelesen bekommt.
Unsere Lesekinder im Alter zwischen 3 und 8 Jahren wussten eine Menge zu erzählen. Sowohl eigene Erlebnisse mit Stromausfall als auch Dinge die sie in der Geschichte sahen und die nicht thematisiert wurden.
Durch Zufall erzählte ich einer Grundschullehrerin von dem Buch, die es gleich zum Anlass nehmen möchte die Bilder ohne Text ihren Kindern vorzulegen damit die ihre Geschichten dazu schreiben.
Eine tolle Idee, dessen Ergebnisse ich hoffentlich einmal zu sehen bekomme.


 
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Auf dem Blog der Illustratorin findet ihr mehr tolle Bilder