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Bücher für Erstleser Grundgedanken-Einführung

Bücher für Erstleser
Einführung - Allgemein


Bücher für die Zielgruppe der Erstleser sind ein immer größer werdender Markt.
Doch brauchen wir diese spezielle Form der Erstlesebücher überhaupt? Was macht ein gutes Erstlesebuch aus? Welche Anforderungen an ein Buch müssen  / sollten erfüllt werden um den     Kindern den Lesestart leicht zu machen?

Erstlesereihen
Wer bedient sie?      Gibt es Unterschiede?        Wenn ja welche?        Wie hilfreich sind sie?
Zweisprachige Erstlesebücher wie sind diese aufgebaut?

Fragen die sich jeder Stellt der sich einmal mit dieser Thematik beschäftigt hat.

Bereits in den 70er und 80er Jahren gab es Versuche der Verlage Bücher in Erstlesereihen herauszubringen. Wenige haben sich in der Zeit jedoch gehalten. Seit den 90er Jahren jedoch ist das Interesse an speziellen Erstlesereihen stetig gestiegen. Als ich 1996 für die Landesarbeitsgemeinschaft Jugend und Literatur NRW.e.V. mit Brigitte Müller Beyreiss den ersten Sonderband Erstlesereihen erarbeitet habe war das Interesse groß und die Nachfrage der Kunden stieg kontinuierlich an. Ebenfalls interessierten sich Eltern, Lehrer und andere Multiplikatoren
für diese Thematik. Die Fortbildungen waren immer ausgebucht. Heute wissen wir, dass dies nur die Anfänge waren. In den letzten 20 Jahren ist der Markt immer größer geworden. Viele Verlage bedienen heute mit eigenen Konzepten und Reihen den Markt. Wenn auch die Lesestufen unterschiedlich eingeteilt sind, das Grundkonzept/ das Anforderungsprofil für einen Erstlesetitel  ist im großen und ganzen gleich und hat sich in all den Jahren nicht großartig verändert. Die meisten Verlage haben Berater, die eine Konzeption festlegen an der sich dann alle Titel orientieren.
So ist z.B. Prof. Dr.Peter Conrady ( ein Mann der ersten Stunde, mit dem ich bei der LAG NRW.e.V. eng zusammen gearbeitet habe) federführend bei der Konzeption der Erstlesereihen im Arena Verlag gewesen.

Während der Entstehung des Sonderbandes "Erstlesereihen" der LAG stellte sich mir immer wieder die Frage :" Sind Bücher für Erstleser, die nicht in Reihen erscheinen schlechtere Bücher? Sind sie es nicht Wert erwähnt zu werden?"
Muss ein Titel von Anfang bis Ende gut besprochen werden? Oder kann ein guter Titel auch Bereiche haben an denen ich Kritik übe? Wenn ich Kritik an einigen Stellen übe oder sagen was mir nicht gefällt heißt das (so empfinde ich es) doch noch lange nicht, das dass ganze Buch schlecht ist.

Und etwas ganz Wichtiges wo bleiben bei all den pädagogischen und fachlichen Meinungen der Erwachsenen die Kindermeinungen?
Dürfen wir als Erwachsene uns anmaßen zusagen: "Das ist gut!" "Das ist schlecht!"????

Ich finde wir können es nur bedingt und daher lege ich grade bei den Besprechungen der Erstlesebücher, aber auch bei allen anderen Titel, sehr viel Wert auf die Kindermeinungen, die hier immer mit erwähnt werden.

Ich arbeite an der Basis. Grundlage meiner Arbeit ist mein Erfahrungsschatz der letzten 30 Jahre und der Arbeit mit den Kindern, die in die Bücherei kommen.
Seit 2014 gibt es bei uns eine eigene Kinderbücherei für Kinder von 0-10 Jahren. Ein eigener Bereich auf die Bedürfnisse der Kinder und Eltern abgestimmt lädt zum schmökern und verweilen ein. Hier komme ich mit den Kindern ins Gespräch und erfahre so ganz ungefiltert was sie über die einzelnen Bücher denken. Dank ihrer Kritik kann ich heute viel gezielter neue Bücher für sie anschaffen, genau abgestimmt auf ihre Interessen und Bedürfnisse aber auch mit dem Quäntchen Lockfaktor um sie für Neues zu interessieren.

Hier im Blogbereich Erstleser werde ich die zur Zeit auf dem Markt gängigen Erstlesereihen vorstellen (ohne auf Vollständigkeit zu bestehen-denn letztendlich kann ich nur das besprechen und vorstellen was mir zur Verfügung steht).
Dazu werden die mir vorliegenden Titel besprochen mit dem "O" Ton der Kinder.  Neue Titel werden besonders gekennzeichnet!
Auch ältere Titel wird es geben, denn nur weil sie älter sind sind sie ja nicht schlecht oder schlechter und wer grade keine gut bestückte Bibliothek in der Nähe hat ist vielleicht auch froh den ein oder anderen Titel dann gebraucht kaufen zu können. In der Regel sind diese wesentlich günstiger zu bekommen.


Bei uns in der Bücherei werden die Lesestufen der Verlage einzeln vorgestellt dennoch haben wir eine Lösung finden müssen, die Titel der Verlage zusammen einzustellen. Daher bekommen die Titel bei uns Farbpunkte.

Weißer Punkt              Mit Bildern Lesen lernen
Schwarzer Punkt        Mit Erwachsenen Lesen Lernen            Erst du.. dann ich


Gelbe Punkt             Für schon etwas geübte Leseanfänger
Grüner Punkt             Für geübte Leseanfänger
 Roter Punkt                Leseprofis

Bücher außerhalb der Reihen werden im Bereich Bücher für Erstleser entweder nach Reihen aufgestellt oder einfach nach dem Alphabet ( Nachname des Autors - klassische System in einer Bibliothek )



Bereits seit 1995 beschäftige ich mich intensiv mit der gesamten Thematik "Bücher für Erstleser". Hierzu kam 1996, der bereits erwähnte Sonderband Erstlesereihen.  1998 dann das 9. Beiheft zu "Beiträge Jugendliteratur und Medien" herausgegeben von Malte Dahrendorf ISBN: 3-7799-0928-6.
Unter dem Obertitel "Literatur für Einsteiger-Leseförderung durch Erstleseliteratur wurden zahlreiche Beiträge zum Themenkreis veröffentlicht. Darunter auch der Beitrag "Sichtung und Beurteilung von Erstlesetexten. Viele der veröffentlichten Texte beziehen sich auf die Ende Oktober 1997 stattgefundene Tagung zum Themenbereich in Bad Bevensen, darunter auch eben erwähnter, der von Seite 36 bis 40 dort zu finden ist und den ich hier als kleine Denkanregung und Einführung in diese Thematik exemplarisch vorstellen möchte.

Sichtung und Beurteilung von Erstlesetexten - Ein Erfahrungsbericht zu einer Arbeitsgruppe-

"Aufgabe einer Arbeitsgruppe "Sichtung und Beurteilung" sollte es sein, auf dem Markt befindliche Erstlesereihen zu sichten und anhand bestehender Kriterien zu beurteilen. Ein klarer Auftrag- so meint man-. Dennoch wurde daraus ein recht schwieriges Unterfangen. Auf den ersten Blick scheint dieser Teil des Kinder- und Jugendbuchmarktes ein schier undurchdringlicher Dschungle zu sein, dem selbst Fachleute ein wenig hilflos gegenüber stehen. Bei der Arbeit an dem Sonderband "Erstlesereihen" der Landesarbeitsgemeinschaft Jugend und Literatur NRW e.V., der erstmals den Versuch macht, ein wenig Licht in diesen Dschungle zu bringen, habe ich mich mit dieser Thematik auseinandergesetzt.
Richtlinien zur Beurteilung von Erstlesebüchern gibt es schon länger. Lange bevor der große Run auf die Erstlesereihen begann, hatten sich Didaktiker mit dieser Literaturgattung beschäftigt und aus methodisch- didaktische sachlichem Blickwinkel Beurteilungskriterien geschaffen. Im Zuge der gesellschaftlich-politischen Wende in den 70er Jahren wurden nicht nur die Inhalte der Kinder- und Jugendliteratur anders beurteilt. Man begann auch, sich mit den "medialen Erscheinungsformen"1 auseinander zu setzten. Federführend dabei war Peter Conrady, der sich im Gegensatz zu vielen anderen die Mühe machte, in die Praxis zu gehen und mit Kindern zu arbeiten. dabei wurden Aspekte der Wahrnehmungs- und Lesepsychologie besonders Beachtung geschenkt. Die sich daraus ergebenden Beurteilungskriterien bieten dem Kritiker von Erstlesereihen eine Vielzahl von Ansatzpunkten, die Peter Conrady ( vgl. Beitrag im gleichen Heft  und Sonderband Erstlesereihen der LAG NRW e.V. 1997 , S. 8.)) eingehend erläuterte.
Auch die Lektoren der Kinderbuchverlage bedienen sich solcher Beurteilungskriterien und entwickeln daraus Vorgaben für ihre Autoren, die von diesen meist nur schwer zu erfüllen sind. Eindrucksvoll schildert dies Kirsten Boie in ihrem Beitrag ( ebenfalls im erwähnten Heft), wie mühsam es ist, eine Geschichte zu schreiben und dabei die Richtlinien nicht außer acht zu lassen. Und im Oetinger Almanach 1995/96 finden wir einen ähnlichen "Leidensbericht" von Paul Maar: So sollen Titel der Reihe Laterne, Laterne (Oetinger) "maximal 14 Seiten, pro Seite 18 Zeilen, pro Zeile maximal 6 Wörter und höchstens 33 Anschläge haben."( Zitat aus: Oetinger Almanach 1995/1996 Seite 60ff, Oetinger Verlag Hamburg).
Wie soll mit dieser Vorgabe überhaupt noch eine Geschichte entstehen, die noch dazu spannend und mit einem erkennbarem Handlungsbogen zu einem literarische anspruchsvollen Werk erwächst? Welchen literarischen Anspruch kann ein Erstlesetitel unter diesen Umständen überhaupt noch erfüllen und muss eine Lektüre für Erstleser überhaupt einem literarischen Anspruch gerecht werden? Diese und ähnliche Fragen stehen immer wieder im Mittelpunkt der Diskussion.
Wie schwer es ist, einen Titel unter Berücksichtigung aller vorgegebenen Kriterien zu beurteilen, zeigte sich im Verlauf dieser Gruppenarbeit. Rund 250 Titel der Verlage Arena und der Edition Bücherbär im Arena Verlag, arsEdition, dtv Junior, Lahn, Loewe, Nord-Süd, Oetinger, Ravensburger und Schneider standen den Teilnehmern zur Sichtung und Beurteilung zur Verfügung.
Während die Teilnehmer in der ersten Phase versuchten, sich mit den Stufen der Erstlesereihen in den einzelnen Verlagen vertraut zu machen, ging es im weiteren Verlauf darum, verschiedene Titel, aber auch reihen und Verlage unter Berücksichtigung der nun bekannten Kriterien näher anzuschauen und erste Versuche einer eigenen Beurteilung zu machen.
Es zeigte sich bald, dass es nicht sinnvoll sein kann, Bücher ausschließlich nach vorgegebenen Kriterien zu bewerten. Sie sollten nie als "Pflichtkatalog" verstanden werden, sondern ehr als Orientierungshilfe, deren einzelne Elemente durchaus hinterfragt werden dürfen.
Leider hielten sich die meisten Teilnehmer strikt an die vorgestellte Beurteilungskriterien. Ohne Wenn und Aber wurde ihnen gefolgt. Auch mein provokanter Einwurf, dass Generationen von Kindern ohne diese Erstlesebücher zu guten und aufmerksamen Lesern geworden seien, und die Bitte nicht stur nach den Kriterien zu beurteilen fruchteten nur wenig. Lediglich einige wenige machten den Versuch den bekannten Kriterienkatalog flexibel anzuwenden und eigene Aspekte und Erfahrungen in ihre Beurteilung mit einzubeziehen.
Am Ende konnten wir alle feststellen, dass die Titel der Verlage, bis auf kleinere Abweichungen, die Kriterien, die an Erstlesebücher in den einzelnen Stufen gestellt werden, erfüllen. Das beweist, dass sich die Lektorate tatsächlich recht konsequent an die vorgegebenen Aspekte halten. Zeilenlänge, Durchschuss, Bild-Text-Verhältnis und viele andere Gesichtspunkte vor allem im typografischen Bereich sind so klar strukturiert und mittlerweile in das Gesamtkonzept jeder dieser Reihen integriert, dass wir bei der Beurteilung der bekannten Reihen nur am Rande auf die Einhaltung dieser Aspekte achten müssen. Was daher für uns zu beurteilen bleibt, sind die Verwendung von konkreten und verständlichen Inhalten und Wörtern unter Berücksichtigung des Realitätsbezugs ( Syntax und Semantik sollten regelhaft und lesertypisch sein). Die Beurteilung von Textanspruch und Illustration schließt sich an.
Sprachliche und lerntheoretische Aspekte können unter Berücksichtigung bestimmter Kriterien, die Peter Conrady ebenfalls ausführte, beurteilt werden. Dennoch fließen gerade bei der Beurteilung von Geschichte und Illustrationen die subjektiven Eindrücke und Meinungen des jeweiligen Rezensenten erheblich mit ein. So kommt es, dass wir zu ein und dem selben Buch häufig recht unterschiedliche Rezensionen finden. Dies belebt den Markt der Informationen, aber verwirrt nicht selten den Orientierung Suchenden. Wichtig erscheint mir auch eine Forderung, die in der Arbeitsgruppe wiederholt laut wurde: Die Kinder als eigentliche Zielgruppe werden viel zu selten um ihr Urteil gefragt.
Wir Erwachsene haben uns angemaßt zu entscheiden, was Kindern gefällt. Das darf nicht sein! Und eben deshalb müssen wir, die Kinderbücher empfehlen, auch die Meinung der Kinder hören, um uns ein Bild machen zu können.
Rezensenten, Lektoren, Bibliothekare, Buchhändler, Lehrer und andere sind aufgerufen nach einer ersten Bewertung, auch die Kinder lesen zu lassen.
Um wirklich zu erfahren, welche Titel empfehlenswert sind, müssen wir ihre - auch sehr unterschiedlichen- Meinungen einbeziehen, um eine treffende Rezension vorlegen zu können.
Auch Erwachsene bzw. Fachleute machen sich ihre Gedanken, bilden sich eine Meinung, die immer subjektiv ist. Ob diese abgelehnten Titel vielleicht den jungen Lesern gefallen hätten, wird nicht berücksichtigt. Auch wenn jedes Kind seine eigene Meinung hat, so ist dennoch die Tendenz im Urteil der Kinder aufschlussreich.
Sicherlich ist es nicht immer möglich, jedes Buch Kindern zum Lesen zu geben, aber mit ein wenig Einfühlungsvermögen und Wagnis, sich auf die Ebene des Kindes zu begeben, ist es möglich, Erstlesebücher vernünftig zu besprechen, vor allem wenn man den Inhalt in den Vordergrund stellt und versucht, diesen so darzustellen, dass der Leser dieser Beurteilung letztendlich die Möglichkeit hat, selbst zu entscheiden, was ihm gefallen könnte. Allerdings sollte man sich davor hüten, allzu vorschnell den kindlichen Geschmack voraussehen zu können. Kinder sind- ganz ohne Rücksicht auf literarische Qualität- immer für eine Überraschung gut......"

Ich hoffe ich konnte allen, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzten einige Denkanstöße und Einblicke in die Materie liefern.



Und wer mehr über die Kinderbücherei erfahren möchte kann dies hier :
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/168#/beitrag/video/2723460/Eine-Kinderecke-für-die-Bibliothek