Unsere Lieblingsbücher

Alle warten auf das Lebkuchenweiblein

Bildquelle: Silberburg -Verlag
Alle warten auf das Lebkuchenweiblein
Eine Geschichte von Heidi Knoblich
mit Bildern von Martina Mair
48 Seiten
3. Aufl. 2017
Silberburg -Verlag
ISBN 978-3-8425-1474-4
14,90€



Das Cover erinnert im ersten Moment an eine Geschichte aus längst vergangenen Tagen, doch bei näherer Betrachtung erkennt man, das die Gesichtszüge weicher und auch die Farben etwas anders gewählt sind. Dennoch bleibt die Illustratorin der Zeit, in der die Geschichte spielt treu und so haben wir ein sehr ansprechendes Buch mit ganz leicht freundlicherem, moderneren Touch. Das viel auch unseren Lesekindern auf, die nicht so gerne "alte" Bilder wie sie sagen, ansehen. Dieses Buch jedoch haben sie verschlungen. 
Es ist eine wundervolle Geschichte, aus dem Schwarzwald, die uns in eine ganz besondere vorweihnachtliche Stimmung versetzt.
Immer zu Weihnachten macht sich das Lebkuchenweiblein auf den Weg in die Stadt um dort Lebkuchen zu verkaufen. Dieses Jahr, darf Ida ihre Oma auf den Weg in die Stadt begleiten. Darauf freut sie sich schon so lange, doch dann scheint es, als müssten sie dieses Jahr zuhause bleiben. Starker Schneefall und Sturm sind nicht die besten Wegbegleiter. Gerade noch rechtzeitig hört das Unwetter auf und so können Ida und ihre Großmutter sich, etwas verspätet auf den Weg machen.
Die Leute in der Stadt warten schon sehnsüchtig auf ihre Lebkuchen, besonders für die Kinder sind die Lebkuchen eine Kostbarkeit. Viel gab es zu dieser Zeit nicht und so war ein Lebkuchen oft das einzige Geschenk was sie bekamen.
Idas Großmutter verstaute alle Lebkuchen, die sie beim Bäcker im Dorf holten in ihre Rückentrage und einen kleinen Wagen auf Kufen, dann ging es endlich los. Unterwegs kamen sie an Häusern und Höfen vorbei, und überall kehrten sie kurz ein um die Lebkuchen zu verkaufen. Das Lebkuchenweiblein wusste genau wer auf sie wartete und so kamen sie an ein Haus, das seltsam still da lag. Die Bewohnerin war schwer erkrankt und brauchte dringend Hilfe so kommt es , dass Ida und ihre Großmutter sich um die alte Dame kümmern. Das kostete Zeit. Viel Zeit, Zeit die sie eigentlich nicht hatten doch für das Lebkuchenweiblein war es selbstverständlich zu helfen.
Während dessen warteten die Leute in der Stadt immer noch. So auch der kleine Jakob und seine Familie. Jakobs Mutter hatte gesagt, das es ohne die Lebkuchen kein Weihnachten gibt. Das konnte nicht sein und so macht sich Jakob heimlich auf den Weg um das Lebkuchenweiblein zu suchen. Für ihn stand fest, es musste etwas passiert sein. Es musste einen Grund geben wieso sie nicht kam.
Was er nicht wusste, sein Bruder Max hatte sich schon vor ihm auf den Weg in den Wald gemacht und tatsächlich etwas gefunden. Den Wagen voll mit Lebkuchen. Doch zu Jakobs entsetzten möchte Max den ganzen Karren behalten an statt das Lebkuchenweiblein zu suchen und ihr den Wagen zurück zu geben. 
Was dann geschieht führt zu etwas ganz besonderem, das sich über Jahre hin zieht und dessen Rätsel nie gelöst wurde.
Was das ist verrate ich hier nicht, nur so viel, es wird doch noch für alle ein schöne Weihnachtsfest.
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Es ist eine sehr anrührende Geschichte, die einem ein Gefühl für die damals, doch sehr entbehrungsreiche Zeit gibt, in der Weihnachten noch etwas sehr besonders war und in der ein Lebkuchen als Geschenk zu Weihnachten ein unglaublich großes, sehr besonders Geschenk war.
Es ist aber auch eine Geschichte voller Empathie und Mitmenschlichkeit. In der man für einander da war, sich kümmerte egal ob es einem selbst dadurch zum Nachteil werden könnte,
In der heutigen Zeit, wo viele zunächst an sich selbst denken ist es wichtig einmal aufzuzeigen das es auch anders geht, das man sich um andere kümmert und auf seine Mitmenschen achtet.
Es ist ein sehr stimmungsvolle Geschichte mit vielen weisen Botschaften, die selbst kleine Kinder schon sehr klar erkennen und kommentieren können, das zeigte sich bei unseren Lesungen.
Die Kinder gingen sehr in der Geschichte mit, wurden ruhig als Ida traurig war und sich die Schuld am kaputten Karren gab und auch als Jakob mit seinem Bruder Max verhandelt, damit der den Karren doch noch zurück gibt. Sie bekamen  glänzende Augen beim Ende der Erzählung und hatten auch alle eine Erklärung für das Weihnachtswunder, das es seit diesem Tag jedes Jahr bei Jakob zu Weihnachten gab.
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Die Geschichte spricht Kinder wie Erwachsene gleicher maßen an und gerade bei unseren Seniorengruppen merkte man deutlich wie die älteren Leute, die oft im Alter zwischen 80 und 95 Jahren waren, sich an ihre Kindheit zurück erinnerten.
Zwar spielt die Geschichte des Lebkuchenweibleins noch früher, aber auch ihre Kindheit und Jugend in den 20er/ 30er Jahren war sehr entbehrungsreich.
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Besonders schön fand ich unsere Lesestunde in einer Seniorenanlage in der sich regelmäßig Kinder und Senioren zum gemeinsamen Lesen treffen.
Erst haben wir das Buch gelesen und dann haben die älteren Herrschaften den Kindern erzählt, wie Weihnachten in ihrer Kindheit war. Ein Ehepaar holte sogar schnell noch Fotos von früher, due wir uns gemeinsam ansahen. Bei Kaffee, Tee und Plätzchen war dies ein besonders schönes Erlebnis.
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Aus dieser Erfahrung heraus empfehle ich das Buch besonders Großeltern und Ur- Großeltern, die ihren Kindern einmal eine wunderschöne, nostalgisch anmutende Geschichte vorlesen möchten.
Das Buch hat viel Text aber auch einen hohen großformatigen Bildanteil, der ein Gefühl für die damalige Zeit vermittelt und besonders auch für die Naturgewalten, mit denen gerade in den Bergen häufig zu kämpfen war und ist.
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Genau so stelle ich mir ein Weihnachtsbuch vor.
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Übrigens die kleine Lilja (5 Jahre) kam zu mir und sagte:" Das Buch ist schöner wie Weihnachtsmarkt. So gemütlich. So süß!"
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