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Warum Weihnachts-Wunder manchmal ganz klein sind

Bildquelle: Oetinger Verlag
Warum Weihnachts-Wunder 
manchmal ganz klein sind
von Erhard Dietl
illustriert von Andrea Stegmaier
32 Seiten
1. Aufl. 11. September 2023
Oetinger Verlag
15,00€
Bei diesem Bilderbuch hüpfen unsere Herzen bei jedem Lesen höher.
Es ist so eine zauberhaft erzählt und illustrierte Geschichte. 
Für uns ist es die schönste Version dieser wahren Begebenheit über ein
kleines-großes Weihnachtswunder 
Eine Geschichte voller Hilfsbereitschaft, winterlicher Stimmung und Herzenswärme 
gefühlvoll, stimmungsvoll, ereignisreich, emotional und naturverbunden 
für Kinder ab 3 Jahren 
und alle die Bücher lieben
Vorab:
Was der Verlag in seiner Buchvorstellung nicht erwähnt ist, dass es sich hier um eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit handelt.
Vielleicht erinnert sich der ein oder andere sogar an die Geschichte, die sich Ende November 2020 in den USA zugetragen hat.
Bestimmt hat jeder schon einmal ein Bild des Weihnachtsbaums im Rockefeller Center in Manhattan gesehen. Jedes Jahr wird eine sehr große stattliche Fichte ausgesucht und nach New York City transportiert. 2020 kam die Fichte aus dem Bundesstaat New York etwa 300 km von Manhattan entfernt und war 20 Meter hoch.
Was keiner beim Fällen mitbekommen hatte, in dem Baum saß noch ein kleiner Sägekauz und der fuhr so quasi als blinder Passagier im Baum mit nach New York, wo er beim Aufstellen des Baumes entdeckt wurde.
Das der Kauz das Fällen und damit verbundene Aufschlagen auf den Boden und den Transport überlebt hat grenzte an ein Wunder.
Er war zwar ausgehungert und dehydriert aber Ellen Kalish Inhaberin des Ravensbeard Wildlife Centers nahm sich des kleinen gerade mal 18cm großen Sägekauz an, päppelte ihn wieder auf und entließ ihn einige Zeit später, als es ihm wieder richtig gut ging in die Freiheit. 
Der Sägekauz ist übrigens eine der kleinsten nordamerikanischen Eulenarten.
Diesen besonderen Fund werden alle Beteiligten wohl nie vergessen und ich bin mir ziemlich sicher, dass seither jeder Baum genauer auf blinde Passagiere abgesucht wird, bevor er transportiert wird.
Wer sich jetzt vielleicht fragt, wo der kleine Kerl in die Freiheit entlassen wurde, dem sei gesagt, er ist nicht zurück in den Wald gebracht worden, wo er herkam, da der Sägekauze so etwas wie ein Wandervogel ist und ohnehin oft von Ort zu Ort zieht. Sägekauze sind zwischen 16 und 21cm groß und wiegen zwischen 75-100 Gramm. Was vielleicht von mehr wie die Größe beschreibt, wie fragil der Kleine war.
Wenn wir an Eulen oder Kauze denken, haben wir meist größere Exemplare im Kopf. Angesichts des Größenverhältnisses zwischen einem 20 Meter hohen und sehr dichten Baumes zu einem kleinen 18cm kleinen Kauzes grenzte es wirklich an ein Wunder, dass er überhaupt entdeckt wurde.
Und das war dann das Weihnachtswunder von Manhattan 2020 und inspirierte einige Künstler die Geschichte sowohl in Bildern als auch Geschichten festzuhalten.

Also wundert euch nicht, wenn ihr Bücher in die Hand bekommt, die trotz ihrer sehr unterschiedlichen Cover und Titel eine ähnliche Geschichte verbergen.
Und ähnlich ist hier dann das Stichwort, denn auch wenn die Grundlage dieselbe ist, obliegt es der künstlerischen Freiheit sie zu erzählen und illustrieren.
Ich finde es überhaupt nicht schlimm, sondern ehr sehr spannend, wie unterschiedliche Autor:innen und Illustrator:innen das Thema auf ihre persönliche Weise umgesetzt haben. Denkt doch mal an die unendlich vielen Versionen eines Märchens, da kennt man das Märchen schon und kauft trotzdem immer wieder Bücher mit dem gleichen Märchen. Und wieso machen wir das? Weil uns die Umsetzung, die Interpretation und vor allem die unterschiedlichen Illustrationsstile in den Bann ziehen.
Für uns ist dieses Bilderbuch von der kleinen Eule in der Weihnachtstanne fürs Rockefeller Center in New York mit großem Abstand die aller schönste Version!

Kein geringerer als Erhard Dietl, der Vater der Olchis hat die Geschichte von der kleinen Eule aufgegriffen und erzählt sie nun auf seine ganz eigene wundervolle Weise, die wie ich finde, mit Abstand die Schönste Version ist, da sie ganz nah an der kleinen Eule bleibt und stark auf ihr Erlebnis und ihre Gefühle eingeht. Die Geschichte verzaubert, versetzt einen in winterlich weihnachtliche Stimmung und erzählt dabei gleichzeitig realistisch, wie emotional. Es ist ein Spagat, den viele Versionen dieser wahren Begebenheit leider nicht geschafft haben.
Das alles so nahbar wird liegt auch daran, dass er den Leser /Zuhörer gleich zu Beginn anspricht und so die Sinne und Aufmerksamkeit weckt.
"Kennst du den Ort, an dem die Bäche am klarsten und die Tannen am höchsten sind?
Wundersam still ist es dort.
Du hörst den Flügelschlag der Krähen und das Rauschen des Windes in den Bäumen......."(Zitat)
Fühlst du die Stille, das Rauschen des Windes in den Bäumen? Bei so einer wundervollen Schilderung fühlt es sich doch an, als stände man selbst im Wald. Hinzu kommen Andrea Stegmaies ebenso stimmungsvollen Zeichnungen, die unser Bild und Gefühl komplettieren.
Und genau in dieser Faszination halten der Autor und die Illustratorin bei den Lesern. Sie öffnen unsere Augen, Ohren und auch wenn ein Buch nicht alle Sinne ansprechen kann, ist es so, als würden sie alle aktiviert.
Nachdem wir eine Weile die Stille des Waldes genießen durften, kommt Bewegung in die Handlung. Unser Augenmerk wird auf den kleinen Kautz gelenkt, der sofort die Leserherzen erobert.
Wir hören von lauten Motorengeräuschen, von dem Schreck, der den kleine Kautz vor Schreck erstarren lässt, davon, dass der Kleine sich aus lauter Angst noch fester am Ast festklammert und nicht wegfliegt, was dann dazu führt, dass er im Baum mit auf den Lastwagen verfrachtet wird, wo ein Netz, dass über den Baum geworfen wird, es ihm dann auch unmöglich macht zu entkommen.
Wir hören von der langen Fahrt, davon wie und kalt es für das Käuzchen ist und wie es mit großen Augen auf die vielen Menschen und die weihnachtlich geschmückten Straßen, die bunten Lichter der Stadt schaut.
Dabei richtet der Autor sein Wort dann auch wieder an seine Leser:innen
"Kannst du dir denken, wie hungrig unser Käuzchen inzwischen ist? Zu Hause im Wald würde es jetzt in einer kuscheligen Baumhöhle sitzen......"(Zitat) Mit dieser persönlichen Ansprache schafft er eine besondere emotionale Ebene, die die Zuhörer noch mehr mit dem kleinen Vogel verbindet und gleichzeitig auch Gefühle beim Leser auslöst, die einem Nachempfinden gleichen. Nicht selten sieht man Kinder, die sich vor Kälte schütteln und ganz mitleidig dreinschauen.
Das kleine Käuzchen muss die ganze Nacht in seinem eisig kalten "Gefängnis" ausharren, doch dann wird es am Morgen von dem Arbeiter, der die Tanne mit aufstellen soll, entdeckt.
Mario hebt das kleine Käuzchen vorsichtig heraus und bringt es nach Hause zu seiner Tochter Emilia, die sich sehr gut mit Tieren auskennt und sich liebevoll um das kleine Wesen kümmert. Erhard Dietl beschreibt dieses Kümmern so liebevoll und warmherzig und geht dabei sogar auch auf die natürlichen Fressgewohnheiten von Käuzchen ein.
Und so erleben wir, wie der Kleine in Emilias Obhut wieder zu Kräften kommt und sich sichtlich wohl fühlt. Auch die Weihnachtsstimmung kommt nicht zu kurz. Da Emilia am Marktplatz wohnt, wo der Weihnachtsmarkt mit den vielen Buden und dem nun wunderschön geschmückten Tannenbaum aufgebaut ist, hat das Käuzchen vom Fenster aus einen wundervollen Blick über das bunte Treiben und die Lichter und Dank der sinnlichen Erzählweise und den absolut bezaubernden Illustrationen können wir nicht nur diese besondere Weihnachtsstimmung fühlen, sondern bestimmt steigt dem ein oder anderen auch der Duft von Zuckerwatte und gebrannten Mandeln in die Nase.
Doch ewig kann der kleine Gast natürlich nicht bei Emilia und Mario bleiben. Als er kräftig genug ist bringen die beiden die kleine Eule zurück in den Wald am See und verbringen noch einen wunderschönen  Tag dort.
"Und so kommt es, dass ein kleines Mädchen einem kleinen Vogel die größte Weihnachtsfreude von allen bereitet: Weihnachten nach Hause zu kommen." (Zitat)
Es ist ein so schönes Ende, einer Geschichte, die im Kern auf einer wahren Begebenheit beruht. In Wirklichkeit war ab dem Fund des kleinen Kauzes alles etwas anders, aber Erhard Dietls Version ist tausendmal schöner und wesentlich intensiver, empathischer, gefühlvoller....
Dass die Geschichte so nahbar ist, verdanken wir aber nicht nur Erhard Dietls wundervollem Erzählstil, sondern hauptsächlich den absolut fantastischen, ausdrucksstaken, warmherzigen Illustrationen von Andrea Stegmaier. Die Kinder sind wahre Fans ihrer Bücher (Illustrationen), weil sie es immer wieder schafft den Charakteren eine Seele zu geben, die man bei jedem Blick spürt. Das ich das so bewusst erwähne liegt daran, dass es keinesfalls selbstverständlich ist. Es ist eine große Kunst Gesichter so sprechen zu lassen, dass man nicht nur ihr Gesicht sieht, sondern auch das, was dahintersteckt. Andrea Stegmaier gelingt es die Seele der Figuren spürbar zu machen die aus den Augen, aus der Mimik und Gestik heraus sichtbar wird. Spürt man die Seele kann man eine Verbindung aufbauen und bekommt einen besonderen Bezug zur Figur und Geschichte und genau das schafft die wundervolle Illustratorin immer wieder und fasziniert uns damit jedes Mal aufs Neue.
Für uns sind ihre Bilder zur Geschichte der kleinen Eule im Vergleich zu allen anderen uns bekannten Versionen der Begebenheit, die Schönsten, und dass nicht nur wegen der sprechenden Gesichter, sondern auch weil sie den Fokus auf den kleinen Kautz legt und ganz nah an ihm dran bleibt, was angesichts der Tatsache, dass es um sein Schicksal geht eigentlich auch folgerichtig ist, aber von anderen Künstlern nicht immer so gesehen wird. 
Und auch in diesem Bilderbuch erleben wir Andrea Stegmaiers Liebe zum Detail, die auch die Vielfalt unserer Gesellschaft in ihren Zeichnungen beinhaltet und widerspiegelt. 
Ja, und so habt ihr hier ein wundervolles Bilderbuch mit traumschönen Bildern, das stimmungsvoll und emotional über das kleine kauzige Weihnachtswunder von Manhattan erzählt. Eine (fast) wahre Geschichte, die unsere Herzen hat, höher schlagen lassen.
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p.s. Ich habe noch zwei andere Versionen der Geschichte gefunden und alle drei Bücher einer 2. Grundschulklasse und 20 Vorschulkindern gezeigt.
Wir haben über die Geschichten gesprochen und die Unterschiede herausgefiltert sowie über die doch sehr unterschiedlichen Illustrationen gesprochen.
Es war ein wirklich spannender Austausch.
Die Möglichkeit Bücher so zu vergleichen, bietet sich ehr seltener, umso schöner, wenn man dies dann auch noch mit Naturbegegnung verbinden kann. Die Kinder wurden so in vielerlei Hinsicht inspiriert sich mit einem bzw. gleich 3 Büchern auseinanderzusetzten.
- inhaltliche Unterschiede herausarbeiten
- mit der Originalgeschichte vergleichen und die Unterschiede festhalten
- Unterschiede in der Visualisierung betrachten und persönlich werten
- wo wurde sowohl in der Geschichte als auch den Bildern der Fokus gesetzt?
- was wurde in der Presse berichtet / wie hat sich die Geschichte wirklich zugetragen
- den Sägekauz mit seinem Lebensraum und den Lebensgewohnheiten kennenlernen

Zum Abschluss gibt es natürlich noch die 
Insta-Bildergeschichte