Bildquelle: Carlsen Verlag
Die laute Hedda
von Katrin Michel
illustriert von Josephine Wolff
32 Seiten
1. Aufl. 28. Februar 2025
ISBN
978-3-551-52251-1
Carlsen Verlag
15,00€
Ein geräuschvolles, ereignisreiches, emotionales Bilderbuch über
Geräusche, Lärm, der keiner ist- oder doch?
Über Wut, Bedürfnisse, Wahrnehmungen, Rücksichtnahme und auch über das aufeinander Zugehen, sich entschuldigen und einander verstehen(lernen)
für Kinder ab 4 Jahren
Vorab:Als ich begonnen habe, das Buch zu lesen, dachte ich zunächst, dass hier das Thema Hyperaktivität thematisieret wird, doch dem ist nicht so.
Dies sage ich nur, weil ich weiß, dass viele meiner Leser nach genau solchen Titeln suchen.
Und dennoch könnte für all die Suchenden doch ein gutes Buch sein. Wieso dazu später mehr.
Der Titel sagt es schon, Hedda ist laut. Und auch wenn das durchaus stimmt, ist laut doch immer auch eine Sache der Betrachtung und des persönlichen Empfindens und persönliches Empfinden auch nicht immer gleich.
Ganz schön kompliziert. Erst recht, wenn man Kind ist, so wie Hedda, die mit ihrem zu Hause arbeitenden Papa an diesem Tag kein leichtes Auskommen hat. Der Papa muss arbeiten, muss sich konzentrieren und auch noch telefonieren und dafür braucht er RUHE.
Hedda hingegen ist vielleicht ein kleines bisschen langweilig, doch so ganz stimmt das nicht. Sie findet reichlich Dinge, die sie gerne macht. Der neue Fußball im Flur lädt geradezu dazu ein, damit zu kicken, auch wenn sie damit eigentlich nur draußen spielen darf. Und klar, Heddas Papa ist sofort genervt und raunzt sie an.
Als Hedda der Trompete ihrer Oma Töne entlockt, ist das, na klar auch wieder zu laut und auch das Gespenster HUHUHU ist, wie sollte es anders sein zu laut. Eigentlich versteht Hedda nicht, wieso ihr Papa alles, was sie macht, zu laut findet und andere Dinge wie das Bellen der Hunde oder das Aufheulen eines Motorrads, die in Heddas Augen viiiiel lauter sind, ihn nicht stören. Und so kommt es, wie es kommen muss Heddas Unverständnis über die Reaktionen ihres Vaters werden zu Wut und die wird größer und immer größer, bis Hedda regelrecht explodiert. Das ist dann aber auch der Moment, wo Heddas Papa realisiert, dass er sich falsch verhalten hat. Er nimmt Hedda in den Arm, ist für sie in ihrer Wut einfach da, entschuldigt sich bei ihr und zeigt ihr in alledem, was sie daraufhin machen, dass sie gut ist, wie sie ist. Dass sie genau richtig ist, wie sie ist.
Was folgt, ist einmal lauter und auch mal leiserer Geschichtenverlauf, der ganz gemütlich und (nahezu) geräuschlos endet.
Katrin Michel greift ihr ein Thema auf, das viele Kinder und Erwachsene kennen, was es Kindern leicht macht, sich in Hedda hineinzuversetzen
Das Thema Eltern brauchen Ruhe, weil sie noch zu arbeiten haben, liegt auf der Hand und bietet sicherlich reichlich Gesprächsstoff, wie die ganze Geschichte, die Kinder immer wieder dazu veranlasst zu kommentieren. Es wäre müßig, darauf weiter einzugehen, denn es liegt einfach auf der Hand.
Aber es gibt noch ein spannendes Thema, über das man mit Kindern ausgehend von dieser Geschichte sprechen kann und das ist das Thema Wahrnehmung, insbesondere die Geräusche. Katrin Michels lebendiger Erzählstil ist sehr geräuschvoll. "PEEEENG", "KRRRRCH", DOOOONG", KNAAAAARZ", "RATTATATTATATT", "WUOHHHWUOHHH""PFFF", ... und diese Geräusche oft auch Geräuschexplosionen sind durch die Einbindung in Josephine Wolffs sehr lebendigen Illustrationen noch viel intensiver zu erleben, als würde man sie "nur" vorlesen. Hedda macht Krach. Hedda macht viele Geräusche. Sie alle stören den Vater, doch Heddas Geräusche sind nicht die einzigen, die in der Wohnung zu hören sind und an denen stört sich der Vater nicht. Er stört sich nicht am Aufheulen von Motoren, er stört sich nicht am Hundegebell und selbst das Rattern und Knattern der Waschmaschine stört ihn nicht.
Katrin Michel lässt Hedda im Lauf der Geschichte immer wieder Vergleiche anstellen. Dann heißt es: "Zumindest findet das Hedda.
Nur dazu sagt Papa nichts." (Zitat)
Das Spiel mit dieser Wiederholung haben Kinder sehr schnell raus und steigen gern beim Vorlesen mit ein.
Und genau das ist es, worüber man mit Kindern wunderbar und ausgiebig sprechen kann.
Gibt es Geräusche, die ihr gar nicht mögt, die vielleicht sogar richtig schlimm klingen? So schlimm, dass es einem schaudert oder ein schlechtes Gefühl macht.
Wieso empfindet einer ein Geräusch als laut und der andere empfindet es gar nicht laut, vielleicht sogar leise.
Wie ist das, wenn es einem nicht gut geht, ist dann vielleicht schon ein ganz leises Geräusch zu viel?
Ausgehend von dieser Thematik, bei der man wunderbar Klang- und Geräusche-Experimente mit einbauen kann, ist es wunderbar möglich, über Wahrnehmung und unterschiedliche Wahrnehmung zu sprechen und dann auch wieder auf das Thema Reaktion überzuleiten, das in dieser Geschichte eine starke Rolle spielt.
Der Vater empfindet Heddas Aktionen als zu laut und ermahnt sie.
Hedda wiederum ist genervt von den ständigen Ermahnungen zu den Geräuschen, die sie macht, zumal sie sie gar nicht als zu laut empfindet.
Die ständigen Ermahnungen stauen sich auf, es entwickelt sich Wut, die größer und größer wird und raus muss. Auch das hat Josephine Wolff richtig gut in ihren Bildern eingefangen.
Wut ist ein Gesprächsthema, das hier angesprochen wird.
Und dann ist da ganz wichtig, die Reaktion des Vaters auf Heddas Wutausbruch, der irgendwie beide wachgerüttelt hat.
Ihr seht, das Buch hat viel zu bieten und enthält so einige Botschaften, nicht nur an Kinder. Das Heddas Papa Hedda in den Arm nimmt und ihr damit zeigt, dass er für sie da ist, sie versteht, ist ein sehr gutes Mittel, um Wut wieder abflauen zu lassen. Aber er geht noch weiter.
Was folgt, ist einmal lauter und auch mal leiserer Geschichtenverlauf, der ganz gemütlich und (nahezu) geräuschlos endet.
Katrin Michel greift ihr ein Thema auf, das viele Kinder und Erwachsene kennen, was es Kindern leicht macht, sich in Hedda hineinzuversetzen
Das Thema Eltern brauchen Ruhe, weil sie noch zu arbeiten haben, liegt auf der Hand und bietet sicherlich reichlich Gesprächsstoff, wie die ganze Geschichte, die Kinder immer wieder dazu veranlasst zu kommentieren. Es wäre müßig, darauf weiter einzugehen, denn es liegt einfach auf der Hand.
Aber es gibt noch ein spannendes Thema, über das man mit Kindern ausgehend von dieser Geschichte sprechen kann und das ist das Thema Wahrnehmung, insbesondere die Geräusche. Katrin Michels lebendiger Erzählstil ist sehr geräuschvoll. "PEEEENG", "KRRRRCH", DOOOONG", KNAAAAARZ", "RATTATATTATATT", "WUOHHHWUOHHH""PFFF", ... und diese Geräusche oft auch Geräuschexplosionen sind durch die Einbindung in Josephine Wolffs sehr lebendigen Illustrationen noch viel intensiver zu erleben, als würde man sie "nur" vorlesen. Hedda macht Krach. Hedda macht viele Geräusche. Sie alle stören den Vater, doch Heddas Geräusche sind nicht die einzigen, die in der Wohnung zu hören sind und an denen stört sich der Vater nicht. Er stört sich nicht am Aufheulen von Motoren, er stört sich nicht am Hundegebell und selbst das Rattern und Knattern der Waschmaschine stört ihn nicht.
Katrin Michel lässt Hedda im Lauf der Geschichte immer wieder Vergleiche anstellen. Dann heißt es: "Zumindest findet das Hedda.
Nur dazu sagt Papa nichts." (Zitat)
Das Spiel mit dieser Wiederholung haben Kinder sehr schnell raus und steigen gern beim Vorlesen mit ein.
Und genau das ist es, worüber man mit Kindern wunderbar und ausgiebig sprechen kann.
Gibt es Geräusche, die ihr gar nicht mögt, die vielleicht sogar richtig schlimm klingen? So schlimm, dass es einem schaudert oder ein schlechtes Gefühl macht.
Wieso empfindet einer ein Geräusch als laut und der andere empfindet es gar nicht laut, vielleicht sogar leise.
Wie ist das, wenn es einem nicht gut geht, ist dann vielleicht schon ein ganz leises Geräusch zu viel?
Ausgehend von dieser Thematik, bei der man wunderbar Klang- und Geräusche-Experimente mit einbauen kann, ist es wunderbar möglich, über Wahrnehmung und unterschiedliche Wahrnehmung zu sprechen und dann auch wieder auf das Thema Reaktion überzuleiten, das in dieser Geschichte eine starke Rolle spielt.
Der Vater empfindet Heddas Aktionen als zu laut und ermahnt sie.
Hedda wiederum ist genervt von den ständigen Ermahnungen zu den Geräuschen, die sie macht, zumal sie sie gar nicht als zu laut empfindet.
Die ständigen Ermahnungen stauen sich auf, es entwickelt sich Wut, die größer und größer wird und raus muss. Auch das hat Josephine Wolff richtig gut in ihren Bildern eingefangen.
Wut ist ein Gesprächsthema, das hier angesprochen wird.
Und dann ist da ganz wichtig, die Reaktion des Vaters auf Heddas Wutausbruch, der irgendwie beide wachgerüttelt hat.
Ihr seht, das Buch hat viel zu bieten und enthält so einige Botschaften, nicht nur an Kinder. Das Heddas Papa Hedda in den Arm nimmt und ihr damit zeigt, dass er für sie da ist, sie versteht, ist ein sehr gutes Mittel, um Wut wieder abflauen zu lassen. Aber er geht noch weiter.
Er entschuldigt sich bei Hedda und das hat für viele der Lesekinder einen noch größeren Stellenwert als alles andere.
Interessant fand ich die Reaktion eines recht abgeklärten, vorwitzigen Grundschulkindes, das zu mir kam und sagte: "Weißt du, was die Geschichte finde ich ja schon gut, irgendwie, aber das mit dem Bettlacken, das können viele kleine Kinder doch auch als Idee nehmen. Ich weiß nicht, ob das so gut ist. So richtig geschimpft hat Heddas Papa ja nicht, obwohl das nicht okay war" (O-Ton)
Und ein anderes Kind von 4,5 Jahren guckt mich an und sagt:" Duuuuu, ich mag nicht wie die guckt. (Cover)
In der Tat war es so, dass viele Kinder etwas zu den Zeichnungen gesagt haben. Zugegeben, sie sind anders als in einigen anderen Büchern und Illustrationsstile sind unterschiedlich. Ich möchte hier auch gar nicht darauf eingehen, ob sie mir persönlich gefallen, sondern mehr dazu appellieren, Kinder an unterschiedliche Zeichenstile heranzuführen und ihnen zu zeigen, dass die Vielfalt auch in diesem Bereich unser Leben bereichert und man ein Buch nicht unbedingt gleich weglegen sollte, wenn einem das Cover nicht gefällt (passiert hier leider oft).
Es ist doch unfair, wenn man einer tollen Geschichte keine Chance gibt, nur weil einem die Bilder nicht so gefallen.
Hedda ist wild, voller Ideen und "laut" und genau so sind auch die bunten Bilder, die das Geschehen wirklich gut widerspiegeln. Ich sagte es ja bereits besonders eindrucksvoll und fantastisch hat Josephine Wolff (in meinen Augen) die aufkommende und dann explodierende Wut visualisiert.
Interessant fand ich die Reaktion eines recht abgeklärten, vorwitzigen Grundschulkindes, das zu mir kam und sagte: "Weißt du, was die Geschichte finde ich ja schon gut, irgendwie, aber das mit dem Bettlacken, das können viele kleine Kinder doch auch als Idee nehmen. Ich weiß nicht, ob das so gut ist. So richtig geschimpft hat Heddas Papa ja nicht, obwohl das nicht okay war" (O-Ton)
Und ein anderes Kind von 4,5 Jahren guckt mich an und sagt:" Duuuuu, ich mag nicht wie die guckt. (Cover)
In der Tat war es so, dass viele Kinder etwas zu den Zeichnungen gesagt haben. Zugegeben, sie sind anders als in einigen anderen Büchern und Illustrationsstile sind unterschiedlich. Ich möchte hier auch gar nicht darauf eingehen, ob sie mir persönlich gefallen, sondern mehr dazu appellieren, Kinder an unterschiedliche Zeichenstile heranzuführen und ihnen zu zeigen, dass die Vielfalt auch in diesem Bereich unser Leben bereichert und man ein Buch nicht unbedingt gleich weglegen sollte, wenn einem das Cover nicht gefällt (passiert hier leider oft).
Es ist doch unfair, wenn man einer tollen Geschichte keine Chance gibt, nur weil einem die Bilder nicht so gefallen.
Hedda ist wild, voller Ideen und "laut" und genau so sind auch die bunten Bilder, die das Geschehen wirklich gut widerspiegeln. Ich sagte es ja bereits besonders eindrucksvoll und fantastisch hat Josephine Wolff (in meinen Augen) die aufkommende und dann explodierende Wut visualisiert.
Natürlich könnte ich jetzt auch noch etwas zum Aussehen des Vaters und wie kreativ Josephine Wolff das Zeitgeschehen eingefangen hat, sagen doch man muss wirklich nicht auf alles, was so ein Buch zu bieten hat, eingehen. Nur so viel, die Figur des Vaters hat für viele Schmunzler auf allen Seiten gesorgt.
In diesem Sinn geht am besten selbst auf Entdeckungsreise.
Auf eine Entdeckungsreise, die Verständnis weckt und trefflich über Wahrnehmungen und Geräusche philosophieren lässt.
P.S:
Hyperaktive Kinder werden sich in dieser Geschichte vermutlich sehr wiederfinden. Hedda ist kreativ, sieht ständig Neues und muss damit dann auch gleich etwas machen. Und genau wie hyperaktive Kinder auch, eckt sie mit ihrem „lauten“ Verhalten dabei oft an, was dann genervte Reaktionen bei dem /oder den anderen hervorruft. Auf eine Aktion folgt eine Reaktion und auf eine Reaktion wieder eine Aktion.
Wut / Frust sich ungerecht behandelt fühlen, das ist ein Leidensthema, das aber jedes Kind kennt und beschäftigt und deshalb mag ich persönlich es gar nicht, Schubladen zu öffnen. Nur weil ein Kind in den Augen anderer wild oder laut ist, ist es noch lange nicht hyperaktiv.
Wild-sein, Laut-sein experimentieren, sich ausprobieren, das gehört zur kindlichen Entwicklung und sehr wichtig.
In diesem Sinn geht am besten selbst auf Entdeckungsreise.
Auf eine Entdeckungsreise, die Verständnis weckt und trefflich über Wahrnehmungen und Geräusche philosophieren lässt.
P.S:
Hyperaktive Kinder werden sich in dieser Geschichte vermutlich sehr wiederfinden. Hedda ist kreativ, sieht ständig Neues und muss damit dann auch gleich etwas machen. Und genau wie hyperaktive Kinder auch, eckt sie mit ihrem „lauten“ Verhalten dabei oft an, was dann genervte Reaktionen bei dem /oder den anderen hervorruft. Auf eine Aktion folgt eine Reaktion und auf eine Reaktion wieder eine Aktion.
Wut / Frust sich ungerecht behandelt fühlen, das ist ein Leidensthema, das aber jedes Kind kennt und beschäftigt und deshalb mag ich persönlich es gar nicht, Schubladen zu öffnen. Nur weil ein Kind in den Augen anderer wild oder laut ist, ist es noch lange nicht hyperaktiv.
Wild-sein, Laut-sein experimentieren, sich ausprobieren, das gehört zur kindlichen Entwicklung und sehr wichtig.