"Lesen lernen mit Lieblingsbüchern" ist eine neue Reihe, die bei Kindern im Grundschulalter den Spaß am eigenständigen Lesen wecken soll.
Dabei setzt der Verlag auf den Wiedererkennungswert. Mit alt bekannten Geschichten wie die von Otfried Preußler, die viele Eltern ihren Kindern schon vorgelesen haben, und die in neuerer Zeit auch als Kinofilm herauskamen genauso wie mit neueren Lieblingsfiguren, die Kinder bereits von Bilderbuchgeschichten her kennen, wie die vom kleinen Siebenschläfer, genauso wie mit neuen, fantasievollen Geschichte, wie der des bekannten Moderators Ralph Caspers. Stellvertretend für diese Reihe, die mit Sicherheit noch ausgebaut wird stelle ich euch das Konzept anhand der drei bekanntesten Geschichtenhelden einmal näher vor.
Vorab möchte ich aber ein wenig ausholen und zurück blicken.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Erstleser und Erstlesebücher in intensiverer Form gibt es etwa seit den 70er Jahren. Ein Wegbereiter der Darstellung, wie ein gutes Erstlesebuch aussehen sollte / welche Kriterien erfüllt werden sollten, ist Professor Dr. Peter Conrady (früher u.a.Uni - TH Dortmund) mit dem ich in den 90er Jahren eine zeitlang für die damalige Landesarbeitsgemeinschaft Jugend und Literatur NRW.e.V. zusammengearbeitet habe. Mitte der 90er Jahre begann ein wahren Boom bei den Erstlesereihen. Jeder Verlag hatte ein eigenes Konzept mit unterschiedlichen Lesestufen und eigenen Kriterienkatalogen, die im Wesentlichen auf einen Nenner gebracht werden konnten. Ich schaute mir damals alle Reihen genauer an und erarbeitete für die LAG NRW e.V. unter anderem mit Peter Conrady den Sonderband Erstlesereihen, eine Publikation, die über viele Jahre auch Inhalt / Grundlage zahlreicher Fachtagungen und Fortbildungen für Lehrer war und Grundlage aller neuen Erstlesereihen. Die Kriterien sind einfach nachzuvollziehen und begleiten mich immer noch wenn ich mir ein Buch im Hinblick auf die "Tauglichkeit" für Erstleser ansehe oder wenn ich versuche ein Buch einem Schwierigkeitsgrad einzuordnen. Was mich damals wie heute sehr störte war das alle plötzlich nur noch in Erstleseschemen dachten und wundervolle Kinderbücher, die die Kriterien auch erfüllten aber nicht in deine Reihe gepresst wurden, kaum eine Chance hatte empfohlen zu werden. Plötzlich dachten alle immer nur in Reihen, was sich auch in meinem Büchereialltag zeigte, wo Eltern fast schon wie nach einem Fahrplan die Bücher für ihre Kinder aussuchten. Ich musste oft viel Überzeugungsarbeit leisten um die Eltern zu überzeugen , dass es tolle und gut geeignete Titel für Leseanfänger gab, die nicht zu einer Reihe gehörten und gleichzeitig auch versuchte zu erklären, dass nicht alle Geschichten für Erstleser wirklich gute Bücher für Leseanfänger waren, denn der Erzählstil und der Handlungsfluß waren oftmals sehr gekünstelt und in keiner Weise mehr harmonisch, geschweige denn so mitreißend, das die Kleinen wirklich Spaß am Lesen entwickeln konnten. Was nützt es mir wenn Schriftgröße, Zeilenlänge, Zeilenabstand und Bild-Text- Verhältnis stimmen aber die Geschichte keinen Handlungs- und Spannungsbogen hat. Für mich persönlich stand und steht immer noch die Geschichte im Vordergrund. Wenn sie spannend, lustig, kurzweilig... ist und dann noch schöne Bilder zu finden sind, sind das die Türöffner die Spaß am Lesen wecken. Nach über 25 Jahren in der aktiven Leseförderung weiß ich sofort wie ich Kinder zum Gern-Lesen verführen kann. Die Reaktionen der Eltern, wenn sie sehen, wie gern ihre Sprösslinge plötzlich lesen ist immer wieder sehr amüsant. Und übrigens, wer sagt Jungen sind die, die weniger zum Buch greifen, meine eigene Statistik sieht komplett anders aus insbesondere in der Altersgruppe 8 bis 14 Jahren.
In den letzten Jahren habe ich mich fast völlig von den Erstlesereihen zurückgezogen. Ich schaue mir die Reihen und Titel zwar noch an aber stelle sie nicht mehr vor. Meine Lesekinder im Grundschulalter nehmen sie immer mal wieder mit mir unter die Lupe, doch ihre Lieblingsbücher finden sie meist außerhalb der Reihen.
Man muss aber auch feststellen, das der Hype auf Erstlesebücher abgeflacht ist. Die Konzepte der Verlage längst nicht mehr so aufgesplittet und gefüllt wie in den 90er + Jahren. Alles hat eine Berechtigung, man sollte es nur nicht als Religion sehen.
Und so habe ich mich sehr gefreut, das der Thienemann Verlag sich den Erstlesern auf eine neue Weise annimmt.
Hier gibt es keine Einstufung nach Lesestufen & Co sondern sie haben einfach ein Angebot für junge Leser, das die Leseanfänger ernst nimmt und ihnen mit Anspruch an eine schöne Geschichte heran führt. Schon der Reihenname "Kleine Lesehelden" motiviert und macht stolz.
Grundsätzlich beginnt Leseförderung aber nicht erst mit dem Selberlesen an. Leseförderung fängt mit dem Leben an. Je früher wir Kindern vorlesen, je früher sie mit Büchern und Geschichten in Kontakt kommen desto früher können sie gut formulieren, eigene Geschichten entwickeln und erzählen und auch der Wortschatz ist wesentlich größer als der von Kindern, die kaum oder gar nicht vorgelesen bekommen. Der ein oder andere hat vielleicht schon einmal beobachtet wie das 3jährige Kind auf das Schild eines Supermarktes zeigt und ganz selbstverständlich den richtigen Namen des Geschäftes sagt. Der Schriftzug hat sich eingeprägt. Genauso ist es mit Wörtern und Schriftsprache. Je mehr vorgelesen wird je größer der Wortschatz der Kinder. Je mehr wir vorlesen desto mehr Neugier und Wunsch entsteht selber lesen zu wollen. Je mehr die Kinder selber lesen und Wörter in Schriftsprache entdecken desto leichter fällt es ihnen die Wörter auch richtig zu schreiben und je leichter ist es meist für sie auch kompliziertere Wörter zu erlesen. Hinzu kommt die Freude mit der richtigen Betonung zu lesen und Sprache als Mittel des Ausdrucks zu verwenden, um lebhafte, lebendige Geschichten vorzulesen oder zu erzählen. Wörter, die Kinder häufiger hören, prägen sich schnell ein und sind beim späteren Selberlesen dann auch leichter zu lesen.
Darüber hinaus vermitteln alle Geschichten in irgendeiner Weise Botschaften und Wissen. Kinder, die vorgelesen bekommen haben nicht nur einen größeren Wortschatz sondern auch ein größeres Wissen.
Wie oft war ich bei einem Elternsprechtag einer meiner Kinder und wurde darauf angesprochen was für einen unglaublichen Wortschatz und gute Allgemeinbildung meine Kinder haben, oder ein Lehrer von Situationen berichtete, wo eines meiner Kinder etwas erzählte und dabei so sprachgewandt war, das man das Gefühl hatte es spräche ein Erwachsener. Sicherlich kommt es auch darauf an wie zuhause mit Sprache umgegangen wird und man mit Kindern spricht, vieles jedoch ist dem Vorlesen geschuldet.
Geschichten beflügeln die Fantasie, inspirieren selbst Geschichten zu erfinden. Oft werden Geschichten, die vorgelesen wurden später von Kindern im Spiel noch einmal nachgespielt und sich so mit einem Thema auseinandergesetzt. Diese spielerische Reflektion ist ebenfalls ein wichtiger Meilenstein in der kindlichen Entwicklung.
Vorlesen fördert aber auch Konzentration. Die Kinder müssen sich konzentrieren um der Geschichte zu folgen und nichts zu verpassen. Fesselt eine Geschichte, ist sie lustig oder spannend, fängt sie auch die Konzentration der Kinder. Diese Konzentrationsfähigkeit entwickelt sich immer weiter und ist beim späteren Selberlesen genauso wichtig wie in anderen Bereichen des Lebens und Schulalltags. Mit jedem Buch, das ein Kind mit Begeisterung und Leidenschaft liest fördert das die Konzentration und Konzentrationsfähigkeit. Sie lernen über längere Zeit aufmerksam zu sein. Sei es beim Lesen als auch beim Zuhören.
Beim Vorlesen und gemeinsamen gucken der Bilder kommen die Kinder erstmals mit Buchstaben in Kontakt. Oftmals fließen Bild und Text ineinander über oder werden Buchstaben zu Illustrationselementen. So lernen die Kleinen schon früh Buchstaben kennen, was nicht selten dazu führt, das sie versuchen etwas zu erlesen, noch lange bevor sie in die Schule kommen.
Vorlesen vermittelt aber nicht nur Kontakt mit Büchern und Geschichten. Vorlesen ist auch eine emotionale Sache, insbesondere wenn Zuhause vorgelesen wird. Es entwickelt sich eine intensive emotionale Beziehung zwischen Vorlesendem und Zuhörer. Vorlesemomente sind Gefühlsmomente der Nähe der Zuwendung, Bindungsgefühl etc. Gleichzeitig erleben die Kinder innerhalb der Geschichte die Auseinandersetzung mit Gefühlen. Geschichten können die Empathie Fähigkeit fördern und das Ich stärken. Kinder lernen sich in andere hinein zu versetzten und nehmen Eigenschaften ihrer Helden mit auf. Geschichten können Probleme ansprechen und Problemlösungen entwickeln. Wenn Kinder vorgelesen wird lernen Kinder, das ein Buch sie in andere Welten mit nimmt, träumen lässt und ihnen auch Wissen vermitteln kann. Erfährt das Kind den Zugang zum Buch mit so viel Emotionalität und Nähe verbindet es Positives mit eine Buch und wird so auch später gern zum Buch greifen. Es weiß, das Geschichten einen in Fantasiewelten entführen können, das Geschichten einem Trost spenden können, das Bücher Wissen vermitteln können und so vieles mehr. Bücher sind Begleiter fürs und durch das Leben.
Lesen ist so viel mehr als nur die Fähigkeit Wörter und Sätze lesen zu können. Lesen eröffnet Welten und macht das Leben reicher.
Mit den Lesehelden Büchern können wir Kindern in die Welt der Geschichten entführen. Wir können sie ihnen Vorlesen und später selber lesen lassen. Wir können sie gemeinsam mit den Kindern lesen und so ein besonderes Leseerlebnis schaffen. Wir können uns vorlesen lassen und so das Selbstbewusstsein des Kindes fördern. Die Lesehelden Geschichten sind Geschichten, mit denen Kindern im Idealfall schon Kontakt hatten. Sie jetzt selbst lesen zu können macht sie meist stolz. Ist es nicht toll wenn man sagen kann, ich habe die Geschichte der kleinen Hexe gelesen?
Kleine Lesehelden Kleine Lesehelden Kleine Lesehelden
Die kleine Hexe Der kleine Siebenschläfer Der Räuber Hotzenplotz
von Otfried Preußler von Sabine Bohlmann von Otfried Preußler
80 Seiten 80 Seiten 80 Seiten
ISBN: 978-3-522-18594-3 ISBN: 978-3-522-18592-9 ISBN: 978-3-522-18593-6
alle Bände kosten 8,99€
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