Bildquelle: Annette Betz Verlag
Ein Hund namens Drei
von Stephen Michael King
aus dem Englischen von Bernd Stratthaus
40 Seiten
1. Aufl. Frühjahr 2021
ISBN: 978-3-219-11904-6Annette Betz Verlag
14,95€
Ein ganz bezaubernde Geschichte zum Thema Glück und Inklusion
über einen sehr glücklichen, sehr zufriedenen dreibeinigen Hund,
über Zweibeiner, Vierbeiner, Sechs- und Achbeiner
über Selbstzufriedenheit,
und wie schön es ist in eine Familie aufgenommen zu werden
Für Kinder ab 4 Jahren
Es gibt die Momente, in denen man ein Geschichte liest und innerlich unglaublich viel passiert. Genau so ein Bilderbuch haben wir hier. Es ist eine Geschichte die glücklich, ruhig und zufrieden macht, die immerfort ein Grinsen ins Gesicht zaubert und Schmunzeln lässt, denn das was wir mit Hund Drei erleben strahlt so viel Zufriedenheit aus. Wenn man von einem dreibeinigem Hund hört, ist man vielleicht erst einmal versucht zu denken: "Oh, der Arme Hund" doch diesen Impuls kann man mit Drei nun gar nicht folgen, denn Drei ist die Zufriedenheit in Person. Er liebt sein Streunerleben in der Stadt. Er schaut hier hin, schaut dorthin und macht die unterschiedlichsten Begegnungen. Er ist sehr achtsam und macht sich Sorgen um all die kleinen Sechs- und Achtbeiner, die die Zweifüßler in ihrem hektischen Alltag oder aus Ekel nicht beachten. Überall wo er hin kommt entdeckt er mit seinen "lesenden" Begleitern (mit uns) etwas neues und schafft es uns für die Einfachheit des Glücklichseins zu begeistern. Als er eines Tages weiter und weiter läuft als sonst kommt er in eine Gegend in der es ganz anders duftet. Es wird ländlich. Er trifft auf "ein Vierbein mit zwei Hörnern.." , auf "ein geflügeltes Zweibein, das Eier legt" und auf so manches andere Wesen. Darunter auch ein Zweibein das so tut als wäre es ein Dreibein und mit ihm/ihr soll sich sein Leben dann doch sehr verändern. Das Zweibein, das so tut als sei es dein Dreibein ist ein kleines, sehr kreatives, offenes, fröhliches Mädchen, das genauso liebevoll mit all den vielen Sechs- und Achtbeinen umgeht wie er selbst. Das Mädchen schließt Dreibein sofort ins Herz und Dreibein das Mädchen. Als diese ihn fragt ob er nicht bleiben möchte und aus der Dreierbande bestehend aus der Mutter und ihrem Bruder eine Viererband machen möchte ist er genauso glücklich wie das Mädchen, das genauso dankbar ist für das tägliche kleine Glück des Lebens wie er selbst.
Aus einem glücklichen Streuner wird ein glückliches Dreibein mit einer Familie.
Nein, des ist keine weichgespülte Geschichte mit Happy End denn das würde voraussetzten, dass das Dreibein zunächst unglücklich war. Dreibein zeigt uns aber in jedem Moment wie einfach es ist glücklich zu sein. Er zeigt uns die Einfachheit genau wie die Freude und Achtsamkeit und zum Schluss erleben wir auch noch wie er eine kleine, glückliche Familie bestehend aus einer Mutter mit zwei Kindern bereichert.
Der Bilderbuchmacher Stephen Michael King erzählt mit viel Freunde für Sprache, eine Geschichte die das Glück und die Zufriedenheit spüren lässt und es gelingt ihm fantastisch diese Gefühle auch in den Bildern zu transportieren. Witzige, ausdrucksstarke, mal fokussierende, mal quirlige, wuseligen Illustrationen wechseln sich ab und erzählen viele, viele kleine Randgeschichten, die das Treiben in der Stadt genauso einfangen und widerspiegeln wie das auf dem Lande. Je weiter Drei aufs Land kommt je bunter, heller und fröhlicher werden die Bilder, die so genau den Unterschied zwischen Stadt- und Landleben zeigen. Die Stadt ist nicht duster, aber eben nicht so beschaulich und frisch, so hell und fröhlich wie weiter draußen. Besonders witzig und eindrucksvoll dabei ist das Spiel von Mimik und Gestik, das uns so oft schmunzeln lässt.
All diese Eindrücke bleiben dem Leser sehr lange im Gedächtnis. In das Buch einzutauchen, es zu lesen und zu entdecken ist ein klein wenig wie als wenn man eine Urlaubsreise macht. Die einen für eine kleine Weile entführt und glücklich und gestärkt mit neuem Input wieder ins Leben entlässt. Die Erfahrungen, die Eindrücke, die bleiben, hallen nach und das ein oder andere Mal hinterlassen sie Spuren, die uns nachdenken und im besten Fall unser Leben eine neue Richtung geben.
Für die Kinder bedeutet es neue Erfahrungen gemacht zu haben, die ihnen eine Sichtweise auf das Glück und glücklich sein ermöglichte, so wie sie es vielleicht noch nie wahr genommen haben.
Viele der Kinder, mit denen ich das Buch gelesen habe hatten vorher Angst vor Käfern und Spinnen. Begegnen sie ihnen jetzt sehen sie sie als empfindliche Wesen. Viele der Kinder hatten Berührungsängste gegenüber Kindern die etwas anders waren. z.B. im Rollstuhl sitzen oder ein wenig anders aussehen ( Down Syndrom) auch sie haben in Gesprächen geäußert, das sie durch das Buch anders darüber denken. In der Geschichte ist es völlig normal, dass Drei, drei Beine hat. Diese Normalität und Selbstverständlichkeit ohne es zu thematisieren genauso wie die alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, ist es unter anderem was dieses Buch, diese Geschichte so besonders wertvoll macht.
Besonders gut hat mir auch die Übersetzung aus dem Englischen gefallen. Mit viel Gefühl für Sprache ist es Bernd Statthaus gelungen, den feinen Humor und die Gefühle in seiner Übersetzung genau so zu transportieren, wie es im englischen Original zu finden ist.
Wer dieses Buch einmal in den Händen hatte wird es so schnell nicht mehr hergeben, das hat sich in den letzten Wochen mit den Lesekindern immer wieder gezeigt.