Unsere Lieblingsbücher

Der gute Riese

 



Bildquelle: Loewe Verlag
Der gute Riese
von David Litchfield
40 Seiten
1,. Aufl. 2018
Loewe Verlag
ISBN 978-3-7855-8963-2
12,95€

Eine wundervolle, magische Geschichte
zum Thema
Anderssein, Toleranz, Vorurteile, Freundschaft
und der Kraft der Fantasie
für Kinder ab 4 Jahren


Schon das Cover wirkt  magisch. 
Wunderbar fängt David Litchfield die Stimmung der Welt in der Nacht ein. Bunte Dächer im Schein des Mondes. Dieser Anblick zieht uns förmlich in das Buch hinein. Schlagen wir es auf sehen wir einen Ort in nächtlicher Ruhe. In einigen Häusern brennt noch Licht. Die Straßen sind  leer. Nur wenn man ganz genau hinschaut entdeckt man zwischen zwei Häuserdächern einen bärtigen Mann, den Riesen.
Was der wohl mitten in der Nacht draußen macht?
Wir werden es erfahren.
Das Titelblatt wartet mit einem Bild auf, dass man sich sehr genau anschauen sollte, denn was im ersten Augenblick aussieht wie eine Insel auf der ein Opa und sein Enkel beim Angeln zu sehen sind ist in Wirklichkeit..... ? Erkennt ihr es?
Unsere Lesekinder haben es zumindest nicht alle gleich gesehen und als es einer entdeckte sagten einige." Quatsch!"
Dann beginnt die fantastische Geschichte von Billy, seinem Opa und dem Riesen, den keiner kennt außer Opa.
Billy und seine Freunde möchten ihre Stadtmauer verschönern. Eine triste Mauer ist nicht einladend und so versammeln sich viele Ziegelhausener an der Mauer um sie mit einem lebendigen Panorama ihres Ortes zu verschönern. Da sehen wir Häuser, die so bunt sind wie die der Bewohner, Bäume, das Meer und ein Schiff, doch der obere Teil der Mauer ist braun wie die Steine, denn dort hin kommt niemand. Selbst mit der Leiter ist keiner so groß um dort zu malen. Schade denkt sich Billy und Billys Opa weiß Rat, denn er kennt jemanden "der Hände hat so breit wie Tischplatten..... und Beine so lang wie Baumstämme ....". 
Billy kennt Opas Geschichten schon. Die Rede ist von dem Riesen, den noch nie jemand gesehen hat außer Opa und deshalb gibt es ihn auch nur in Opas Fantasie, denkt Billy . Egal was Opa auch an Beispielen aufzählt, was und wo der Riese schon geholfen hat, seinen Enkel kann der alte Herr damit nicht überzeugen. Wir jedoch sehen in den fantastischen , fantasievollen, magischen Bildern genau diese Situationen. Da wacht der Riese über sie beim Zelten im Wald, er repariert die Uhr der Kirche, er rettet sie in einem Sturm auf dem Wasser und in vielen weiteren Situationen. Alle Bilder sind farblich so wundervoll auf die jeweiligen Situationen abgestimmt, dass es einfach Spaß macht sie auf sich wirken zu lassen. Sie sind so unglaublich ausdrucksstark, dass man das Gefühl hat selbst dabei zu sein und nicht als Außenstehender ein Bild zu betrachten.
Wenn der Riese so viel Gutes für die Menschen in der Stadt tut wieso lässt er sich dann nicht sehen möchte Billy wissen.
Sein Opa erklärt ihm, dass die Menschen Angst vor Riesen haben und der Riese möchte nicht, dass sich die Leute erschrecken und schreiend vor ihm weg laufen. Die Reaktion der Menschen macht ihn traurig.
Billy würde sich nicht vor einem Riesen fürchten. Das ist doch dumm. Vor Riesen muss man sich doch nicht fürchten.
Und so kommt es, dass Billy am nächsten Morgen ganz früh, es ist fast noch in der Nacht , aufsteht und zur Mauer geht. Die Straßen sind wie ausgestorben. So ganz geheuer ist es Billy nicht doch er will Opa und allen beweisen, das es keine Riesen gibt.
Oder vielleicht doch?
Eigentlich müsste ich jetzt aufhören von der Geschichte zu erzählen um nicht zu viel zu verraten, doch das was an Botschaft in der Geschichte steckt, das erfahren wir erst nach dieser Nacht.
Wer sich überraschen lassen möchte liest bitte bis zum Sternchen nicht weiter!

Als Billy die Stadtmauer erreicht ist diese wundervoll bemalt. Kein Stück graue Mauer ist mehr zu sehen. Und wer steht vor der Mauer?
Ja, richtig, der Riese.
Billy dreht sich sofort um und rennt erschrocken und schreiend davon. Genau das jedoch wollte er doch eigentlich nicht, weil er den Riesen, wenn es ihn denn gäbe nicht traurig machen wollte. Einige Gedanken weiter beschließt er zurück zu gehen, doch da ist der Riese schon weg.
Billy ist traurig , er wollte den Riesen doch nicht kränken . Betrübt wendet er sich an seinen Opa. Ob der einen Rat hat, wie Billy sein Verhalten wieder gut machen kann?
Immer wenn jemand Hilfe brauchte war der Riese zur Stelle. Ein Gedanke aus dem ein fantastischer Plan erwächst.
Was für ein Plan?
Ob es gelingen wird sich beim Riesen zu entschuldigen?
Wir dürfen gespannt sein. Denn mehr verrate ich nun aber doch nicht.
*
Ein richtig tolles Buch, das mit seiner Geschichte viel von dem vermittelt was wir heute im Alltag erleben. Angst vor anderen, die sich durch ihr Aussehen oder Verhalten von anderen unterscheiden. Vorurteile erwachsen aus Missverständnissen und Angst vor dem der anders ist. Würden wir tolerant sein, den Vorurteilen nicht nachhängen sondern versuchen uns, wie Billy ,selbst ein Urteil zu bilden wäre die Welt bestimmt freundlicher.
Eindrucksvoll erleben wir, wie sich Billy mit seinem eigenen Verhalten auseinander setzt und erkennt, dass er genau so reagiert hat, wie die anderen. Vor allem aber dass er so reagiert hat, wie er eigentlich nicht reagieren wollte.
Zum anderen hat er den Riesen für eine Erfindung seines Opas gehalten. Was man nicht für möglich hält, dass gibt es auch nicht. Anstelle zu vertrauen stellt er die Erzählungen in Frage, überlegt dann aber und stellt sich mutig dem, was er nicht für möglich hält.
Am Ende hat er, so viel sei verraten einen Freund mehr.
Einen besonderen Freund.

Durch die wundervollen Illustrationen wird diese Botschaft noch anschaulicher transportiert. Die Farben und damit vermittelten visuellen Eindrücke verzaubern einen. Das Spiel aus Licht und Schatten, das Licht der Nacht fängt er so wundervoll ein, dass man sich kaum von dem Bild lösen möchte. Es sind magische Momente, die wir da erleben. Die einem nicht nur die Geschichte vermitteln sondern auch ganz viel über die Möglichkeiten der Illustration. David Litchfield ist ein Meister der zeichnerischen Magie. Egal welches Buch wir von ihm in die Hände nehmen, immer ist da dieses Besondere, dieses Besondere was uns in den Bann zieht und verzaubert, das die Geschichte, das Buch zu etwas ganz Besonderem macht. Er schafft Stimmungen, die die Geschichte noch stimmungsvoller machen. Er fokussiert unseren Blick auf das Besondere um die Handlung intensiver wahrzunehmen und er lädt den Betrachter ein, einen Moment (oder auch mehrere) zu verweilen.
Selten habe ich unsere Lesekinder so staunen sehen.
"Wie schön, das glitzert, wie verzaubert. Eine Zauberwelt!" sagt Laura 5 Jahre
und Martin 4 Jahre sagte: " So eine tolle bunte Stadt, in der würde ich auch gerne leben."

Ja, in Ziegelhausen, wo die Dächer und Mauern bunt sind und ein Riese über einen wacht, da würden wohl viele gerne wohnen.
Ich auch!