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Kommt ein Alligator in die Stadt

 

Bildquelle: Thienemann Verlag
Kommt ein Alligator 
in die Stadt
von Judith Henderson
illustriert von Andrea Stegmaier
48 Seiten
1. Aufl. 27. Januar 2023
ISBN: 978-3-522-46010-1
Thienemann Verlag
15,00€
Auf euch wartet eine sehr spannende
witzige Geschichte,
die gleichzeitig auch mutig und klug ist.
Sie erzählt von einer ungewöhnlichen Freundschaft,
von Unfreundlichkeit und Freundlichkeit,
von Angst vor dem Fremden 
und einigem mehr
Es ist eine wichtige Geschichte, die zu Gesprächen anregt 
und eine andere Sicht auf die Dinge zeigt
für Kinder ab 4 Jahren
Wer mich kennt, der weiß ich bin ein großer Fan von Andrea Stegmaiers Illustrationen. Nun sind Illustrationen ja immer nur ein Teil eines Bilderbuchs auch die erzählende Geschichte sollte begeistern. Doch Andrea Stegmaier scheint hier sehr gut auszuwählen, was sie illustriert, denn ich kenne absolut kein Bilderbuch, dass sie illustriert hat, dass nicht auch eine tolle Geschichte mitbringt.

Sie schafft spannende, lebendige, ausdrucksstarke Bilderwelten, in denen sich immer auch die Vielfalt des Lebens widerspiegelt.
So auch in der Geschichte vom Alligator der kanadischen Autorin Judith Henderson, die nicht nur sehr witzig ist sondern auch viel Wertvolles vermittelt, über das es sich zu sprechen lohnt.
Zunächst einmal lernen wir einen Jungen kennen, der in einem kleinen Haus im Wald in der Nähe einer größeren Stadt wohnt. Neben dem Haus mitten im Wald liegt ein kleiner, großer See. Er hat genau die richtige Größe, dass ein mittelgroßer Wal darin Platz hätte, aber nein, es lebt kein Wal im See. Dafür entdeckt der Junge eines Tages bei einer Wanderung durch den Wald einen Alligator. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie sehr sich der Junge erschreckt, schließlich ist ein Alligator ein sehr gefährliches Tier, oder vielleicht doch nicht?
Der Alligator könnte ihm vielleicht gefährlich werden, nur in diesem Moment nicht, denn er hat sich in einer dornigen Ranke verfangen und kommt davon nicht los.
Trotz seiner Angst ist der Junge sehr hilfsbereit. Zunächst bringt er ihm reichlich zu fressen und dann, wie er sieht, dass das Krokodil müde wird singt er ihm noch ein Schlaflied.
Ein ganz spezielles Schlaflied, das genau auf die Situation und den Alligator und die Situation abgestimmt ist.
Nachdem der dann friedlich schlummert, befreit ihn der mutige Junge und geht nachhause.
Womit er nicht rechnet, ist dass der Alligator diese Hilfsbereitschaft als Liebesbeweis ansah. Und so kommt es, dass sich das scheinbar gefährliche, schuppige Tier aufmacht den Jungen zu besuchen.
Der staunt nicht schlecht, als er sieht, wer da unter seinem Fenster sitzt und zu ihm hinaufschaut. Der Junge vermutet, dass sich der Alligator allein fühlt und deshalb nicht schlafen kann, also wirft er ihm ein Kuscheltier raus, verbunden mit der Bitte es nicht zu fressen. Natürlich frisst der Alligator das Kuscheltier nicht und so kommt es, dass der Junge mit der Zeit seine Angst oder sollte ich besser Scheu vor dem freundlichen Alligator verliert und sie richtig gute Freunde werden.
Und da sie nun dicke Freunde sind und alles gemeinsam machen nimmt er seinen neuen Freund dann auch irgendwann mit in die Stadt. Ja, und was soll ich sagen es kommt, wie es kommen muss, alle haben Angst und viele sind der Meinung, dass ein Alligator nicht in die Stadt gehört, was natürlich nur ihrer Angst geschuldet ist. Der Junge versucht ihnen zu erklären, dass sie gar keine Angst haben müssen, doch nur wenige glauben es oder sind bereit sich eines anderen belehren zu lassen. Der Alligator soll weg, und zwar nicht nur weg aus der Stadt sondern aus der Gegend. Der Junge soll ihm kein Heim mehr geben.
Der Bürgermeister bestimmt und alle sollen folgen. Auf äußerst kreative Weise versucht der Junge die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass der Alligator ungefährlich und sogar sehr nützlich für den Ort sein kann, da er ihren Müll fressen kann und sie sich so über den Müll keine Gedanken mehr machen müssen.
Ja, und was soll ich sagen, obwohl der Bürgermeister den Alligator nicht duldet, tat sich etwas in der Stadt. 
Was passierte verrate ich noch nicht, nur so viel, es wird superlustig, sehr kreativ und zum Ende ist eine sehr freundliche Alligator freundliche Atmosphäre in der kleinen Stadt mit dem besonderen Müllentsorgungskonzept.
Die Geschichte zeigt sehr schön, dass Mut und Freundlichkeit, die Angst vor dem Fremden besiegen kann. Dass es sich lohnt sich eine eigene Meinung zu bilden und nicht dem zu folgen, was ein einzelner für gut hält und bestimmt.

Sicherlich ist die Geschichte keine Aufforderung Alligatoren oder anderen gefährlichen Tiere nahe zu kommen doch das verstehen die Kinder schon von ganz allein. Was sie aber auch verstehen ist, dass man Fremden gegenüber nicht immer so skeptisch gegenüberstehen sollte. Wenn man freundlich ist, wird einem vom Gegenüber auch freundlich begegnet und die Geschichte zeigt auch, dass man sich sein eigenes Bild machen sollte und nicht blind jemandem folgen sollte, weil der vermeidlich klug ist oder wie hier eine Respektsperson ist.
Fremden eine Chance geben, hilfsbereit sein, offen für Neues, all das erleben die Kinder in dieser Geschichte. Der Junge machts vor und jeder von uns kann sein Verhalten, seinen Mut, seine Offenheit und seine Freundlichkeit für sich übernehmen.

Bei aller Botschaft die diese Geschichte transportiert und die Kinder auch verstehen sollte aber der Witz der Geschichte nicht zu kurz kommen. Wir müssen nicht jede Geschichte analysieren und als Botschaftsträger nutzen. Wir können eine tolle Geschichte auch einfach eine tolle, witzige Geschichte sein lassen und uns an ihr erfreuen.
Andrea Stegmaiers wundervolle Bilderwelten laden geradezu dazu ein sich in den Bildern zu verlieren und die Geschichte über die Bilder zu entdecken. Mit viel Liebe zum Detail hat sie ganz individuelle ausdrucksvolle Charaktere erschaffen deren Mimik und Gestik wie ein offenes Buch sind. Es macht so viel Spaß sie zu entdecken und zu studieren. Die Kinder erkennen schnell das jede Figur einen eigenen Charakter hat und auch wenn sie nicht lesen können, was sie von sich geben und über den Alligator denken kommentieren sie häufig die Figuren ganz trefflich auf ihre Art, weil sie in den Gesichtern lesen, Mimik und Gestik einordnen und Verhalten deuten können. Aber auch sonst hält die Illustratorin in ihren Bildern viele Überraschungen für ihre Leser bereit. Lasst euch überraschen! 
Besonders witzig finden die Kinder z.B. das Bild auf dem Andrea Stegmaier den Alligator bei seiner neuen "Arbeit" zeigt.
Es ist sehr lustig ist zu beobachten wie sich alle Einwohner, auch die, die vorher wollten das der Alligator verschwindet plötzlich zu Alligator-Freunden werden.
Nur der Bürgermeister, der bleibt gegen ihn, doch irgendwie hat sich das Problem dann erledigt.
Da ist doch plötzlich tatsächlich ein "Wal" im See zu sehen.

Freut euch auf ein supertolles, fantasievolles, mutiges, lustiges Bilderbuch. Auf puren Lesespaß!
 
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