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Wie Papa wieder lachen lernte

 

Bildquelle Herder Verlag
Wie Papa wieder lachen lernte
von Peter Wendl /Alexandra Ressel
und Peggy Puhl-Regler
illustriert von Ilonka Baberg
64 Seiten
1. Aufl. 30.Januar 2023
ISBN: 978-3-451-71705-5
Herder Verlag
15,00€

Ein wirklich wichtiges Bilderbuch über seelisch erkrankte Elternteile.
Es ist ein Buch für Soldatenfamilien, jedoch das, was hier thematisiert wird trifft auch auf andere Elternteile und Familien mit seelisch kranken Angehörigen zu und ist adaptierbar
für Kinder ab 4-5 Jahren
Wenn sich Eltern verändern, plötzlich nicht mehr am Leben so teilnehmen wie zuvor, wenn sie sich zurückziehen, ständig traurig sind, dann ist das eine schwierige Situation für die ganze Familie. Es sind gerade die Kinder, die überhaupt nicht verstehen, was passiert ist, dass der geliebte Elternteil sich so verändert hat. Nicht selten sind es auch die Kinder, die sich die Schuld geben, bzw. die Schuld bei sich suchen. "War ich nicht lieb genug?" ist dabei eine der häufigsten Fragen.
 Dr. Peter Wendl, Alexandra Ressel und Peggy Puhl-Regler vom Zentralinstitut für Ehe- und Familie in der Gesellschaft kurz "ZFG" genannt, der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt haben sich diesem Thema angenommen und mit fachlicher Beratung von Dr. Peter Zimmermann vom Psychotraumazentrum der Bundeswehr in Berlin ein Bilderbuch geschaffen, das von Daniel und seiner Familie erzählt, in der der Vater sich plötzlich verändert.
Das Buch ist für Soldatenfamilien gemacht, da es immer wieder Elternteile gibt, die nach Einsätzen, insbesondere Auslandseinsätzen verändert zurückkommen.
Dennoch ist es nicht nur ein Bilderbuch für diese Zielgruppe. Das was Daniel und seine Familie, dass was der Vater erlebt ist durchaus übertragbar auf andere. Es geht um das Verhalten des Vaters, wie die Familie von den Veränderungen des Vaters betroffen ist und ganz besonders wie es Daniel dabei geht. Es wird erzählt wie schwer es ist einen depressiven oder auch traumatisierten Menschen überhaupt dazu zu bewegen zum Arzt zu gehen, wie ein Arzt helfen kann, wie Reha / Kur und Therapien helfen können und wie schwer es für den Vater ist ins "normale" Familienleben, in den normalen Alltag zurückzufinden.
All das ist nicht nur bei Soldaten zu erleben. Tiefe Traurigkeit, Depressionen oder auch Traumata können jeden treffen.
Und deshalb ist es so wichtig, dass es Bücher wie dieses gibt, die betroffenen Kindern von außen heraus zeigen was gerade bei ihnen passiert. Gleichzeitig ist es auch gut wenn alle Kinder von dieser Problematik erfahren, denn betroffene Kinder beginnen sich auch zu verändern und da ist es gut wenn sie Freunde haben, die Verständnis fpr die Situation haben. Verständnis aufbauen ist gar nicht so leicht, das Buch ist hier also in vielerlei Hinsicht eine große Hilfe.
Nun aber zur Geschichte, die der kleine Daniel uns selbst erzählt. Durch die Ich-Erzähler Perspektive rückt die Geschichte noch näher an die Leser heran, denn die verbinden sich schnell mit Daniel. Es ist als wenn ein Freund ihnen etwas erzählen würde.
Und Daniel erzählt erst einmal etwas über seine Familie, die aus seiner Mutter, seinem Vater und Hund Struppi besteht. Dazu gesellen sich dann auch noch die Großeltern. Daniels Papa ist Soldat bei der Bundeswehr und was der Vater dort macht ist Inhalt des ersten Teils der Geschichte genauso wie das, was sein Vater zuhause alles macht. Sein Papa kann einfach alles und er nimmt sich Zeit für Daniel. Die beiden haben viel Spaß miteinander, das erlebt man über die sehr anschaulichen Bilder von Ilonka Baberg sehr schön.
Doch dann ist plötzlich alles anders. 
Manchmal ist dem Vater alles zu viel. Er ist immer öfter schlecht gelaunt, ist gar nicht mehr lustig wie sonst und er zieht sich oft zurück und ist still anstatt mit Daniel zu spielen. Eindrucksvoll erzählt uns Daniel, dass er nun lieber draußen spielt um den Vater nicht zu stören und das sich auch seine Mutter verändert. Sie lacht nicht mehr so viel wie früher und da der Vater kaum noch etwas zuhause macht hat sie viel mehr Arbeit im Haus, mit dem Haushalt und allen alltäglichen Dingen. 
Der Vater mag gar nicht mehr aus dem Haus gehen. Die Menschen draußen sind ihm zu viel und im Supermarkt oder da wo es viele Menschen gibt ist es ihm zu eng.
Daniel ist traurig und wütend, dass sein Vater nicht mehr mit ihm spielt, nicht mehr mit ihm zu Festen geht, nicht mehr für ihn da ist.
Auf einem Fest der Militärseelsorge trifft er auf Ina, deren Mama es genauso gegangen ist wie Daniels Papa. Sie erzählt ihm davon und auch, dass sich ihre Mama an einen Arzt gewandt hat uns im Krankenhaus war und ihr das sehr geholfen hat.
Es tut Daniel gut, dass er mit jemandem sprechen konnte, der ihn versteht und dass er auch noch so etwas wie Hoffnung spüren konnte. Doch erst einmal geht der Alltag bei Daniel unverändert schlecht weiter. Der Vater zieht sich immer mehr zurück, will seine Ruhe, beteiligt sich nicht an Daniels Geburtstagsfeier und schreit ihn sogar einmal an. Seine Oma erklärt ihm, das die Seele des Vaters krank ist.
Irgendwann spitzt sich die Situation zuhause so zu, dass die Mutter darauf besteht, dass der Vater sich helfen lassen muss. Und so geht der Vater zum Truppenarzt. Daniel weiß wie schwer dem Vater dieser Schritt fällt und ist sehr stolz auf seinen Vater.  Zunächst versucht der Vater zuhause gesund zu werden, doch als er feststellen muss, dass er sich alleine nicht helfen kann macht er einen Termin im Krankenhaus.  
Daniel erzählt uns was der Vater im Krankenhaus alles macht. Von Arztgesprächen über Beschäftigungstherapie bis hin zu Gesprächsrunden mit anderen Kranken, denen es genauso geht ist alles dabei und dann wird es auch ganz langsam besser. Irgendwann darf er wieder nach Hause, wo er weiterhin zur Therapie geht. Der letzte Teil der Geschichte zeigt dann wie sich der Vater wieder ins Leben zurück kämpft. Immer öfter nimmt er am Familienleben teil und Daniel erzählt uns auch, dass sein Vater ihn wieder zum Fußball gebracht hat. Wenn wir das Bild dazu anstehen, sehen wir, wie schwer es dem Vater gefallen sein muss, doch jedes Bisschen mehr und Miteinander ist ein großer Schritt zu einem "normalen" Leben. Zum Schluss erfahren wir noch, dass es dem Vater leid tut, dass er nicht früher zum Arzt gegangen ist. Hätte er gewusst, das der ihm helfen kann, wäre er früher hin gegangen.

Vermutlich ist es immer noch so, dass gerade Männer sich nicht eingestehen wollen, das sie krank sind und sich deshalb keine Hilfe holen bzw. viel zu spät.

Daniel lässt uns an seinem Alltag, seinem Leben mit einem seelisch kranken Vater und seinen eigenen Gefühlen und Gedanken teilhaben. Wie er erzählt ist einfach und für jedes Kind verständlich und nachvollziehbar. Die Illustrationen verstärken dabei das Verstehen, denn sie zeigen das Verhalten des Vaters sehr deutlich. Besonders seine Traurigkeit und das sich zurückziehen, das in dunklen Grau-Tönen in den Zeichnungen eingefangen wird ist sehr deutlich zu spüren. Die Bilder vom Vater sind so ausdrucksvoll, dass sofort die Gefühle der Leser angesprochen werden. Er tut uns leid, wir sind mit ihm traurig, sind traurig, das er sich so schlecht fühlt. Empathie für den Vater ist ein wichtiger Aspekt in diesem Buch. Seine Probleme, die die ganze Familie und besonders auch Daniel belasten werden hier ernst genommen.

Das Buch ist aber nicht nur inhaltlich sehr intensiv, es ist auch besonders gestaltet. Die Kinder haben die Möglichkeit auf bestimmten Seiten selbst etwas zu malen oder gestalten und sie werden auch hin und wieder etwas gefragt. Für Kinder die in ähnlicher Situation wie Daniel sind ist dies bestimmt eine wirkliche Hilfe, denn so ist das Buch ein Hilfsmittel zur "Trauerbewältigung", denn Trauer ist das Gefühl, was Daniel durchlebt. Wir trauern nicht nur wenn jemand stirbt. Es gibt viele Situationen im Leben, in denen wir trauern und auch das will "gelernt" bzw. verstanden werden.
So ist dieses Buch ein wichtiges Bilderbuch für alle Kinder Betroffenen.
Die Kinder werden sich in Daniels Schilderungen mit Sicherheit das ein oder andere Mal wiederfinden , sich verstanden fühlen mit ihren eigenen Gefühlen und sicherlich auch Mut bekommen. Vielleicht werden sie sogar gestärkt, und finden den Mut das Thema Arzt in ihrer Familie anzusprechen. 

Ich hätte mir als Ergänzung noch gewünscht, dass Daniel und seine Mutter auch zu einer Gesprächstherapie  oder Selbsthilfegruppe gehen, denn die Kinder brauchen auch Hilfe um zu verstehen und bestätigt zu werden, dass sie nicht an der Krankheit von Vater oder Mutter Schuld sind. Es wird zwar erwähnt, dass Daniel bei einem Fest auf Ina trifft, die von ihrer Mutter erzählt, doch ein Treffen ist keine dauerhafte Hilfe.

Im Anhang zur Geschichte gibt es eine ausführliche Handreichung für Erwachsene. Unter den Überschriften "Was Kinder brauchen und Eltern wissen sollten" und "wichtige Begriffe kindgerecht erklärt" erfahren wir sehr viel, was sowohl betroffenen Familien als auch Außenstehenden hilft um helfen zu können bzw. helfend zur Seite stehen zu können. Abschließend finden wir dann nich Anlaufadressen und Info-Adressen, die aber auf die Zielgruppe Soldatenfamilien ausgerichtet ist, da das Buch ja für diese Zielgruppe gestaltet wurde.

Wer zur Zielgruppe gehört kann auf noch weitere Bilderbücher zum Thema Soldatenfamilie zurückgreifen, die von der Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden.
Hierbei geht es zum einen um Wochenendfamilien und um Eltern die auf einen Auslandseinsatz gehen.

Dieses Buch über Depression und Traumata erscheint im Herder Verlag und ist bestimmt nicht nur für Soldatenfamilien und Einrichtungen der Bundeswehr eine Bereicherung, daher habe ich es mir für euch angesehen um euch davon zu berichten.

Ich würde mich freuen, wenn ihr über den Tellerrand schaut und es euch auch einmal anseht, auch wenn ihr nicht unmittelbar zur Zielgruppe gehört.


Noch mehr Bilderbücher zum Thema Depression, tiefe Traurigkeit findet ihr über diesen Link:

Hier noch die Insta Bilder
Noch mehr Bilderbücher für Soldatenfamilien gibt es hier
Das Buch ist kostenfrei für Soldatinnen und Soldaten sowie Bundeswehrangehörige über die Katholischen Militärpfarrämter am Standort erhältlich.
Mehr zum Buch und wo man es bekommt erfahrt ihr über den Link
Die Bücher sind kostenfrei für Soldatinnen und Soldaten sowie Bundeswehrangehörige über die Katholischen Militärpfarrämter am Standort erhältlich.
Mehr zu den beiden Büchern und wo man sie bekommt erfahrt ihr über den Link