ISBN 978-3-95470-114-8
8,95€
"LOSLESEN !"
"Hopp ,hopp ,hopp - (Erstlese-) Langeweile stopp!"
heißt es in der Pressemitteilung des Verlages
"LOSLESEN !"
Heißt die Reihe im Klett Kinderbuchverlag, dass jungen Erstlesern mit tollen, spannenden Geschichten den Spaß am Selberlesen vermitteln möchte.
Geschichten, die sich an der Erfahrungs- und Alltagswelt der Kinder orientieren und Kinder und ihre Wünsche und Bedürfnisse in den Vordergrund stellen.
So wie diese Geschichte.
"Endlich Schule"
erzählt von den "Wilden Zwergen" Anton, Selin, Mara und Richard, die seit neustem in der ersten Klasse sind.
Doch die Erwartungen, die sie an die Schule haben werden von der Lehrerin in keinster Weise erfüllt.
Das was sie mit ihrer Lehrerin Frau Schrock erleben ist nicht viel anders als das was sie schon jahrelang im Kindergarten gemacht haben.
Kennlernspiele, Morgenkreis , Namensschilder, Bilder malen, statt Lesen, Schreiben, Rechnen.
Noch nicht einmal Hausaufgaben gibt es geschweige denn Klassenarbeiten, Noten oder Strafarbeiten.
So hatten sie sich Schule nun wirklich nicht vorgestellt.
Zeit etwas zu ändern.
Anton hat eine Idee. Sie müssen streiken.
Der Erzieher in der OGS ist ihr erster und beste Ansprechpartner. Gemeinsam basteln sie Plakate, die sie für ihren Streik benötigen.
Als sich auch am Mittwoch Vormittag nichts an dem "Babyunterricht" ändert, holen sie nach der Pause ihre Plakate heraus. Frau Schrock ist geschockt. So etwas hatte sie noch nie erlebt und ihr Verständnis für die Forderungen der Schüler hält sich auch in Grenzen, doch dann lenkt sie ein.
Am nächsten Tag soll eine Klassenarbeit geschrieben werden, mit Noten. Ausnahmsweise.
Alle sind aufgeregt. Was die Schüler vor und während der Arbeit erleben, welche Gedanken und auch Sorgen sie begleiten, davon handelt diese sehr empathische, forsche Geschichte, die unseren Lesekindern sowohl beim Vor- als auch selberlesen sehr viel Freunde gemacht hat, wobei die Kinder, die bereits in die Schule gingen das Geschehen mit etwas Unverständnis kommentierten.
Klar, dass schon schulerfahrenen Kinder anders über Klassenarbeiten, Noten und anderes denken.
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Bewusst habe ich über den Anfang der Geschichte erst einmal nicht berichtet, denn hierrüber möchte ich nun gesondert ein paar Worte sagen.
Ausgangspunkt ist eine Szene die wir leider fast täglich in ähnlicher Form in Klassen erleben.
8 Uhr in der Klasse. Es hat geklingelt, die Lehrerin möchte mit dem Unterricht beginnen, doch wieder einmal sind Eltern in der Klasse, die meinen ihr Kind käme zu kurz, würde falsch behandelt oder wie hier dass es falsch sitzt.
Was genau passiert sollte jeder selber lesen. Das Eltern ihr Kind eigenmächtig an einen anderen Platz setzten, an dem schon ein anders Kind sitzt, das gibt es nicht?
Doch das gibt es.
Auch wenn er absolut real ist, was dort erzählt wird ist es doch etwas befremdlich, dieses seltsame Verhalten der heutigen modernen Eltern ( Stichwort Helikoptereltern) in einem Kinderbuch wiederzufinden.
Die selbstbewusste Reaktion der Kinder auf das ungebürdige Verhalten ihrer Eltern jedoch ist äußerst bemerkenswert und ich würde mir wünschen, dass viele, viele Eltern sich die Botschaft zu Herzen nehmen.
Das würde den Schulalltag für Lehrer doch sehr erleichtern und nicht so peinlich für die Kinder.
Vor kurzem laß ich das Buch "Die Wiederentdeckung der Kindheit" von Dr. Michael Winterhoff.
Er berichtet ähnliches und weist auf die fatalen Folgen für die Entwicklung des Kindes hin.
Sofort kam mir bei der Geschichte dieses Buch in den Sinn.
Die Frage stellt sich nun ob solch sehr realistische Begebenheiten in ein Buch für Erstleser gehört?
Unsere Lesekinder fanden es klasse.
Jedes Kind konnte über ähnliche Einmischungen von Eltern berichten, aber keines hätte sich getraut als Kind gegen die Erwachsene zu reden.
Sie fanden die Reaktion der Geschichten-Kinder mutig und toll.
Ein Einstieg der sie neugierig auf den Rest der Geschichte machte.
Also beantwortete sich die Frage durch die Meinung der Lesekinder.
Ja, man kann auch solch eine Begebenheit in eine Geschichte einfließen lassen.
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Eine weitere Frage stellten mir Erwachsene.
Ist es sinnvoll Kindern eine Anregung zum Streiken zu liefern wenn ihnen etwas nicht passt?
Hier verweise ich auf die Geschichte, die ganz klar darstellt, das Streik nur bedingt eine Lösung sein kann und das Kinder sich auch an den Erwachsenen orientieren müssen. Der Lehrer ist nun mal der "Bestimmer" aber vernünftige Mitbestimmung gibt es selbstverständlich auch.
Die Geschichte ist in weiten teilen sehr "erzieherisch modern" auch der Multikulti Gedanke wird eingeflochten. Das mag für Erwachsene ziemlich bewusst inszeniert wirken. Ich muss gestehen mir standen auch Fragezeichen auf der Stirn. Für mich zählt jedoch die Wirkung auf die Kinder und bei denen kam es gut an.
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Es ist eine Geschichte mit vielen Botschaften, wobei die Botschaft direkt lernen zu wollen, direkt als Schulkind wahrgenommen zu werden eindeutig im Vordergrund steht. Viele Lehrer/innen, die dieses Buch gelesen haben waren danach sehr nachdenklich. Reflektierten ihr eigenes Verhalten. Eine Lehrerin sagte mir:" Ich werde die Geschichte im Hinterkopf haben wenn ich meine neuen Schüler begrüße. Vielleicht lese ich es vor um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, wie sie sich Schule vorstellen."
Eine nette Idee wie ich finde.
Kinder erzählen und zu Wort kommen lassen, ist gerade in der Kennlernphase und im Zuge der Gruppenbildung ein Ansatzpunkt.
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Zum Schluss noch der Aspekt des Selberlesens.
Schon etwas geübte Erstleser können dieses Buch, dass noch einen sehr hohen Bildanteil hat selber Lesen. Etwa ab Beginn der 2. Klasse lautet unsere Empfehlung aufgrund der Erfahrungen mit unseren Lesekindern.
Die Druckschrift ist größer gehalten ebenso der Buchstaben- und Zeilenabstand, alles Kriterien, die ein leichtes Lesen ermöglichen. Ebenso wie die Textmenge ist im Verhältnis zum Bildanteil , der noch ausgeglichen ist Kurze sinnzusammenhängende Sätze und wenig schwierige Wörter weitere Kriterien.
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