das Reichtum und Besitz nicht immer glücklich macht
für Kinder ab 4 Jahren
Vielleicht kennt der ein oder andere schon den kleinen Piraten, der so ganz anders ist wie alle Piraten, die man sonst so kennt. Er ist weder angsteinflößend noch böse. Unser kleiner Pirat genießt das Leben und ist mit dem zufrieden was er hat. Ein wirklich glücklicher Mensch auch wen das nicht immer so war, denn auch er war einmal ein gefürchteter Seeräuber. Nun aber kann er stundenlang von Bord aus angeln, oder er hält nach Schiffen von Freunden Ausschau um sie zu besuchen, mit ihren zu spielen und zu singen.
Ganz anders hingegen geht es der kleinen Prinzessin. Sie scheint so gar keinen richtigen Sinn im Leben zu sehen. Einzig der Besitz von Kostbarkeiten, von schönen Dingen macht sie für einen kleinen Augenblick glücklich. Obwohl ist das wirklich Glück? Wir werden es erleben. Eines Tags steht die kleine Prinzessin weinend am Steg direkt vor dem Schiff des kleinen Piraten, der es gar nicht mit ansehen kann wie traurig sie ist. Er bittet. Er nimmt sich ihrer an und erfährt, dass sie so gern ein bestimmtes Kleid hätte doch ihr Vater wollte ihr das Geld dafür nicht geben. Da unser kleiner Pirat ein guter Pirat ist schenkt er ihr etwas von seinen Schätzen und so kann sich die kleine Prinzessin das ersehnte Kleid kaufen. Doch wer jetzt meint sie sei nun glücklich, der irrt.
Am nächsten Tag steht sie wieder am Steg. Wieder gibt ihr Vater ihr kein Geld obwohl sie sich doch so sehr...…. wünscht und wieder ist es der kleine Pirat, der ihr den Wunsch erfüllt.
Und obwohl sie nun doch glücklich sein könnte ist sie immer noch nicht glücklich. Nun war sie unglücklich weil sie nicht mehr wusste was sie sch noch wünschen könnte. Alle Schätze der Welt zu besitzen macht eben auch nicht glücklich doch das ahnte sie zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch nicht. Anders als der kleine Pirat, dem schnell klar wurde, das etwas nicht in Ordnung war. Also überredetet er die kleine Prinzessin einen Tag mit ihm zu verbringen.
Was dann geschieht verrate ich noch nicht, aber ich bin mir sicher ihr ahnt es schon.
Eine wundervolle Geschichte, die zeigt, das Besitz allein nicht glücklich macht. Nun können Kritiker sagen, der Pirat hat es ja leicht so zu reden, denn er kann das Leben genießen weil er ja so viele Schätze hat, due ihm die nötige Sicherheit geben. Auch wenn er sie nicht braucht, wenn er sie brauchen würde wären sie da. Und recht haben die, die so denken. Doch es zeigt auch, dass man nicht viel braucht um glücklich zu sein. Freunde sind für den kleinen Piraten das wichtigste Gut. Freunde und etwas zu Essen das reicht ihm um glücklich zu sein.
Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Statussymbole, wie besondere Handys, Uhren und Markenkleidung meinen viele machen einen Menschen aus. Wie dumm. Und dennoch erleben wir es im Gespräch mit Kindern immer wieder.
Ob diese Geschichte dazu beitragen kann das Kinder darüber nachdenken?
Ich weiß es nicht. Aber die Geschichte sensibilisiert. Zusammen mit anschließenden Gesprächen über die Geschichte kann man aber einiges erreichen.
Ich habe das Buch nun einige Male in Kindergärten vorgelesen und war ehrlich gesagt entsetzt wie Marken- und Konsum orientiert selbst die 4-6 Jährigen schon sind. Gleichzeitig musste ich aber auch erleben wie sehr Kinder ausgegrenzt werden wenn sie dies nicht mit machen können. Was mich aber am meisten entsetzte war die Äußerung eines 6 jährigen Jungen der aus einer sozialschwachen Familie kam.
Er sagte:" Ich find die Geschichte total dooof."
Als ich ihn fragte wieso erklärte er mir:" Der kleine Pirat hat doch ganz viel Gold, der ist nicht arm. Der braucht nicht zu arbeiten, der hat doch alles. Wenn meine Mama und mein Papa Geld genug hätten dann brauchten sie auch nicht arbeiten gehen und könnten mit uns Urlaub machen und Spaß haben. Aber mein Papa muss viel arbeiten damit wir etwas zu essen haben. Und wenn er von der Arbeit kommt dann muss er gleich wieder weg zu der anderen Arbeit weil das Geld sonst nicht reicht. Mein Papa und meine Mama arbeiten und trotzdem können wir nicht in Urlaub fahren dafür haben wir kein Geld. Und der Tobi der lacht mich immer aus weil ich keine so tollen Turnschuh habe und meine Hose ein Loch an der Seite hat. Und dann sagt er wir wären Assis....." Der Kleine war so in Rage und redete sich alles von der Seele. Sicherlich war vieles von dem was er sagte geprägt von dem was er im Elternhaus an Gesprächen mitbekommen hat aber dennoch ist es Realität.
Was eine Geschichte auslösen kann habe ich schon des Öfteren erlebt aber so intensiv noch nicht.
Die Erzieherinnen der Einrichtung, in der dies so geschah, werden weiter zum Thema arbeiten.
Und so hoffe ich, dass dort wo ähnliches vielleicht erlebt wird auch bewusst darauf reagiert wird.
Ob Kirsten Boie damit gerechnet hat, das ihre Geschichte so viel auslösen kann? Wohl kaum. Ich denke ihre Intention war lediglich zu sagen, dass es nicht viel braucht u glücklich zu sein und das Besitz nicht glücklich unbedingt macht. Das verstehen die Kinder in der Regel auch genau so und der kleine Pirat hat ihre Herzen ohnehin schon beim ersten Blick erobert. Die tollen Illustrationen von Silke Brix tun ihr übriges . Lustig, farbenfroh, turbulent und ausdrucksstark. Stimmungsvoll mit herrlicher Mimik und Gestik der Figuren visualisiert sie die Geschichte auf ihre ganz eigene Weise. Durch sie wird das Lebensgefühl für die jungen Zuhörer erst so richtig erlebbar, greifbar. Sie sind es die den Kindern den Zugang zur Geschichte die Tür öffnen und die Botschaft verstehen lassen.
Das Duo Kirsten Boie und Silke Brix haben auch mit diesem Buch ihre kleinen Leser wieder sehr erfreut.
Und so hoffen wir vielleicht auch noch auf eine dritte und vierte..... Geschichte vom kleinen Piraten.