Unsere Lieblingsbücher

Mama macht Feierabend

 

Bildquelle: Carlsen Verlag
Mama macht Feierabend
von Madlen Ottenschläger
illustriert von Marta Balmaseda
32 Seiten
1. Aufl.27. Januar 2023
ISBN: 978-3-551-51983-2
Carlsen Verlag
13,00€
"Ich hab' jetzt Feierabend!" 
sagt die Mutter und Anton fragt sich:
"Was ist Feierabend?"
Auf euch wartet eine einfach
 fantastische, herrlich verrückte
Gute-Nacht-Geschichte
für Kinder ab 3 Jahren

Was machen die Eltern eigentlich wenn die Kinder schlafen?
Sicherlich haben sich viele Kinder genau das schon einmal gefragt.
Madlen Ottenschläger ist der Frage nachgegangen und erzählt nun hier eine herrlich verrückte, fantasievolle Geschichte, in der Realität und Traum ganz unbemerkt verschmelzen.
Wer Madlen Ottenschlägers wundervollen Bilderbuchgeschichten kennt, der weiß, dass es hier alles andere als langweilig wird. Ihre Geschichten sind immer, aber auch wirklich immer Bilderbuchspaß vom Allerfeinsten. 
Offiziell ist es eine Gute-Nacht-Geschichte aber sie ist viel zu schön um sie "nur" am Abend vorzulesen.
Eigentlich ist alles wie jeden Tag. 
Anton hat es sich gegen Abend mit seinen Dinos auf dem Sofa gemütlich gemacht also seine Mama ins Zimmer kommt und "So" sagt, was immer das Zubettgehen einläutet. Anton mag es gar nicht wenn seine Mama "so" sagt und das können die Kinder nur allzu gut verstehen. Wenn man einmal in die Runde fragt, dann wird einem klar, das "SO" scheint ein typisches Erwachsenenwort sein.
Und was dann folgt ist ein typisches Kinder-Ding.
Anton will natürlich noch nicht schlafen und zieht das Zubettgehen in die Länge. Erst muss er noch einmal zur Toilette, dann seine Autos sortieren, dann hat er Durst, muss noch mal "krawutscheln"(was das bedeutet verrate ich noch nicht!). Es dauert schon eine Weile bis Anton endgültig in seinem Bett liegt und ihm seine Mutter "gute Nacht" sagt.
Doch Antons Mama wünscht ihm nicht nur eine gute Nacht sondern sagt auch noch: " Ich habe jetzt Feierabend."
Danach liegt Anton, der natürlich noch nicht müde ist im Bett und fragt sich was das wohl bedeuten soll. "Was ist Feierabend?" 
Er denkt nach, wälzt sich hin und her und grübelt und grübelt, doch was Feierabend ist und was es bedeutet wenn seine Mutter sagt: "Ich habe jetzt Feierabend dazu fällt ihm beim besten Willen nichts ein.
Madlen Ottenschläger beschreibt sehr schön wie der Grübelprozess des Kleinen von statten geht. Und dann hat Anton eine Idee wie er die Lösung findet. Er steht auf und schleicht sich in die Küche, wo er seinen Augen nicht traut, denn was er da zu sehen bekommt, dass hätte er sich nie und nimmer vorstellen können. 
Da tanzt seine Mutter mit seiner Kuscheltier-Elefantendame-Rosi, die sonst immer ganz friedlich in seiner Kuscheltier-Box liegt, ausgelassen in der Küche. Rosi ist elefantengroß und die Mutter füttert sie noch dazu schwungvoll mit Bananen. Das verrückte, ausgelassene Spiel geht  aber noch viel weiter. Sie isst sogar Bonbons und Schokolade  obwohl sie schon Zähne geputzt hat und ...... ach seht selbst was da am späten Abend noch alles passiert, und wenn ihr das Buch vor euch liegen habt dann schaut unbedingt einmal genau auf Anton, der sich nicht nur köstlich über das verrückte Verhalten seiner Mutter amüsiert, sondern auch mal etwas entsetzt oder ein ganz klein wenig genervt zu sein scheint.
Marta Balmaseda fängt die Handlung so zauberhaft und ganz wunderbar in ihren genauso lebendigen, ausgelassenen Zeichnungen ein, dass man beim Betrachten selbst das Gefühl hat mit Anton dabei zu sein. Einige Kinder berichten, dass sie das Gefühl hatten zu fühlen wie "aufregend- anstrengend" (O-Ton eines Kindes) es für Anton war den Verrücktheiten seiner Mutter zu folgen. Fazit der Geschichte:
"Feierabendmachen macht müde!" - aber auch glücklich.
Und so steht für Anton fest: "Morgen feierabenden wir wieder."
Ja, war es nun Traum oder Wirklichkeit?
Was meint ihr?
Viele der Lesekinder sind sich einig, es war nur ein Traum, aber da gibt es doch einige, die daran große Zweifel haben, schließlich wird in der erzählenden Geschichte zu keinem Zeitpunkt erwähnt, das Anton über das Grübeln eingeschlafen ist und das alles "nur" träumt.
Und genau das ist es auch, was diese wundervolle, turbulente Geschichte so besonders macht. Hier verschmelzen ganz unbemerkt Realität und Traum. Hier kann jeder seinen eigenen Eindrücken folgen. Die Fantasie des Zuhörers ist gefragt. Wie intensiv folgt man der Geschichte. Ist es einfach "nur" eine Geschichte, oder zieht sie einen so ins Geschehen hinein, dass man beim Hinausgehen nicht nur das Gefühl hat selbst Teil der Handlung gewesen zu sein, sondern schwören könnte mit in der Wohnung gewesen zu sein. Madlen Ottenschläger erzählt die Geschichte so mitreißend und mit soviel Gefühl für Sprache, Emotionen und Situationen, das nicht nur in der erzählenden Handlung Realität und Traum verschmelzen, sondern auch dem Gehirn des Zuhörenden ein Streich gespielt wird. Die Ebene des Außenstehenden, Lauschendem scheint sich aufzulösen und man wird ganz unbemerkt regelrecht ins Geschehen gebeamt.  Das sich dieses Gefühl beim Lesenden einschleicht liegt aber nicht nur an Madlen Ottenschlägers wunderbarer Gabe des mitreißenden, fesselnden, fantasievollen Erzählens, sondern vor allem auch an der absolut perfekten Symbiose von Erzählung und Bildsprache.
Marta Balmasedas Zeichnungen sind nicht nur kunterbunt, ausdrucksstark und lebendig, sondern sie schaffen es auch die Kinder so zu fesseln, dass sie meist völlig vergessen "nur" in ein Buch zu gucken bzw. geguckt zu haben. Viele Kinder berichten, dass sie ehr das Gefühl hatten einen Film zu gucken oder das Gefühl selbst mitten im Geschehen gewesen zu sein.
An dieser Geschichte wird wunderbar deutlich wie die unterschiedliche Ebenen sowohl innerhalb der Handlung, als auch des Zuhörens und Betrachtens miteinander verschmelzen und so ein ganz besonders Bilderbucherlebnis erleben lassen.
Die Vorstellung, dass die Eltern Nachts ausgelassen sind und quatsch machen, sich kindischer verhalten als viele Kinder, dass begeistert einfach. 
Ob Madlen Ottenschläger sich vielleicht diese kindliche Verrücktheit, Ausgelassenheit für sich manchmal wünscht und deshalb ihrer Fantasie in dieser Geschichte freien Lauf gelassen hat?
Das ist nicht eine Frage, die mir in den Sinn gekommen ist, sondern es ist die von Julius 9 Jahre, dem es dieses Bilderbuch besonders angetan hat.
Ja, ihr habt richtig gehört, Julius ist 9 Jahre und liebt Bilderbücher. Wieso das so ist, ist eine andere Geschichte, tut hier auch nichts zur Sache. Doch die Frage, die er sich stellte fand ich so zauberhaft, dass ich es hier unbedingt einfließen lassen wollte. 
Wünschen wir uns nicht alle einfach einmal über die Stränge zu schlagen, frei und ungezwungen, herrlich verrückt und ausgelassen zu sein?
So haben wir hier ein Bilderbuch, das offiziell eine gute-Nacht-Geschichte für Kinder ist, dann aber soooo viel mehr.
Es ist eine Geschichte, die man als Erwachsener gerne vorliest, über die Klein und groß gleichermaßen schmunzeln müssen. Eine Geschichte, die vielleicht sogar gemeinsam fantasieren lässt und mit Sicherheit Kindern den Weg in die eigene Traumwelt weist, in der die Eltern Dinge machen, die so gar nicht elternhaft sind.
Lasst euere Kinder doch einmal ihre Geschichte erzählen, oder spinnt gemeinsam euere Traumgeschichte. 
Denkt daran:
Wo Realität und Traum verschmelzen ist alles möglich.
In diesem Sinne wünsche ich euch unendlich viel Feierabendspaß mit diesem wundervollem Bilderbuch, dass bestimmt zu einem absoluten Lieblingsbuch wird.
Gute Nacht und träumt schön! 
Und wer weiß, vielleicht zieht bei dem ein oder anderem ja auch etwas von dem Flair der Geschichte ein.
p.s. Denkt nicht darüber nach für wen die Geschichte geschrieben wurde.
Genießt die Leichtigkeit, die sie versprüht.
Niemand hat gesagt Bilderbücher sind nur etwas für Kinder!

Mehr Infos zum Buch bekommt ihr direkt auf der Seite des Carlsen Verlags.
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