Bildquelle: Edition Pastorplatz
Gallina
träumt vom Fliegen
von Brigitte Endres und Mele Brink
34 Seiten
1. Aufl. August 2020
ISBN: 978-3-943833-40-9
Edition Pastorplatz
14,00€
Eine Geschichte für Selbstdenker und Selbstentdecker,
für Hühnerliebhaber und alle die Geschichten mögen
ab 4 Jahren
Die Autorin Brigitte Endres ist bekannt für ihre kindgerechten Geschichten, die animieren selbst zu denken, sich nicht alles gefallen zu lassen und sich selbst eine Meinung zu bilden.
Dem bleibt sie treu und erzählt eine Geschichte aus dem Hühnerstall, die es wirklich so geben könnte.
Wir lernen Gallina kennen, die als einziges buntes Huhn unter ganz vielen weißen lebt.
Sie lebt in einem Stall ohne Tageslicht. Ohne Fenster, ohne die Möglichkeit die Welt draußen zu erkunden. Die Hühner sind dazu da Eier zu legen. Eier zu legen und nochmals Eier zu legen. Fressen und Eier legen, das ist ihr Leben. Alle bis auf Gallina haben sich diesem Schicksal ergeben und wenn sie keine Eier mehr legen, dann kommt der Bauer und holt sie zu sich. Und da ist es schön, da sind sich die Hühner sicher. Arme Hühner, sagen meine aufgeklärten Lesekinder, die nur zu genau wissen, das dem so nicht ist. Einige Kinder sagen es sei eine Eierfabrik andere sind empört über das traurige Leben ohne Licht. Gut das es Gallina gibt, die nicht glauben kann das es nicht noch ein anderes Leben gibt. Ganz oben an der Stallmauer ist ein Loch das seine Farbe ändert. Eines Tages entdeckt sie etwas was sie noch sicherer macht, dass es da draußen etwas gibt, das es sich lohnt zu versuchen hinaus zu kommen, doch fliegen können die Hühner eigentlich nicht mehr.
Als das bunte Huhn es sich eines Tages mit den anderen Hühner so verscherzt, dass die Federn fliegen kommt der Bauer um Gallina zu holen, doch die nutzt die Gunst der Stunde und flieht. In der Not kann sie plötzlich fliegen und das macht ihr so richtig Spaß. Wie schön doch die Welt ist. Auf ihrem Flug lernt sie den Wetterhahn kennen, der sie bittet zu bleiben doch Gallina möchte mehr von der Welt sehen. Als sie das krähen eines Hahnes hört fliegt sie dort hin und landet auf einem kleinen Bauernhof, wo die Hühner noch frei herumlaufen können. Ob Gallina hier ihren Platz finden wird?
Ich verrate es euch nicht.
Einfühlsam erzählt Brigitte Endres Gallinas Geschichte und nimmt dabei viele Themen auf. Wir erleben die Unterschiede der Hühnerhaltung, das trostlose Leben gefangener Hühner und das relativ entspannte Leben der frei herum laufenden. Vor allem aber lernen die Kinder, das es oky ist, das es gut ist nicht alles zu glauben was andere erzählen und das es sich lohnt neugierig zu sein. Neugier und Zielstrebigkeit, nicht aufgeben wenn man etwas wirklich will, so wie Gallina in dieser Geschichte das macht das Leben reich. Reich an Erfahrungen die einen ein Leben lang begleiten, aus denen man lernen kann.
Sicherlich ist das kein Freibrief alles zu tun was man will aber so verstehen die Kinder diese Geschichte auch gar nicht. Sie schließen Gallina mit ihrem lustigen Ausspruch:
"Das g-g-glaub ich nicht!", das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht schnell ins Herz.
Durch die farbige Schrift :
schwarz = die erzählende Geschichte
Rot = Gallinas Dialoge
Blau = die Dialoge der Hühner/ der anderen Figuren
erkennen sie schnell wann Gallina wieder "g-g-glaub ich nicht!" von sich gibt und steigen schnell in das Gegacker mit ein.
Wenn Kinder so in einer Geschichte mit gehen, Texte verinnerlichen und dann mit einsetzten , dann können wir sicher sein, das sie bei / in der Geschichte sind und an nichts anderes denken. So erlebte Geschichten vergisst man nicht einfach, sie bleiben im Bewusstsein mit all ihren Botschaften.
Wir haben die Geschichte zum Anlass genommen einmal intensiver über Hühnerhaltung zu sprechen und haben festgestellt, das Hühner sehr in Mode sind. Viele Kinder haben selbst Hühner im Garten oder kennen Menschen mit Hühnern. Ihre Erfahrungen beruhten aber wirklich nur auf den Gartenhühnern. Das es Ställe gibt, so wie den in dem Gallina lebte können sich die Kinder nicht vorstellen. Allenfalls kleinere Hühnerställe von Bauernhofurlauben.
"G-g- glaub ich nicht!"
Und doch es gibt sie. Schaut im Internet da findet ihr eine Reihe von Videos über Eierproduzenten, die auch für Kinderaugen verträglich sind.
"G-g-glaub ich nicht!" kann euch in den Tagen nach der Geschichte bei jeder Gelegenheit zu Ohren kommen, und das ist auch gut so. Denn es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß sondern viel buntes dazwischen. Jeder nimmt Situationen anders wahr. Selbst zu sehen was für einen gut ist, zu lernen was richtig oder Falsch ist, ist wichtiger Bestandteil in der Entwicklung eines Kindes auf dem Weg zur Selbstständigkeit.
Sicherlich trägt die Geschichte von Gallina einen Teil dazu bei.
Und nicht nur die Geschichte sondern auch die wundervollen Illustrationen, die erst das Bewusstsein für die einzelnen Situationen liefern. Ohne die ausdrucksstarken Bilder von Mele Brink könnten die Kinder nicht ansatzweise verstehen wie es ist ein Leben hinter hohen Mauern zu führen, wie anstrengend es ist an sich zu glauben, welche Rückschläge es haben kann wenn man einem Ziel entgegen steuert und auch mal scheitert. Scheitern gehört zum Leben. Aus dem Scheitern lernt man, auch das erleben die Kinder in den Bildern deutlicher als in der Geschichte.
Und so haben wir hier ein wundervolles Bilderbuch, das auf humorvolle Weise viel für das Leben mit auf den Weg gibt, ohne den pädagogischen Zeigefinger zu spüren.