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Mut tut gut


Bildquelle: Gabriel Verlag
Mut tut gut
von Anne Booth
illustriert von David Litchfield
übersetzt von Mechthild Schroeter-Rupieper
4o Seiten
1. Aufl. 27. März 2025
ISBN: 978-3-522-30679-9
Gabriel Verlag
15,00€
Eine zauberhafte, sehr einfühlsame, empathische Geschichte
über Schüchternheit, Hilfsbereitschaft, Mut und Freundschaft.
Über jemanden, der nicht aufgibt, einen anderen
aus seiner Höhle zu locken und ins Leben und Miteinander zu führen und über den Mut sich hinauszutrauen.
Für Kinder ab 4 Jahren
Vorab:
Oft startet man ein Buch erst mit dem Geschichtenbeginn, doch hier lege ich euch ans Herz auch die Vorab-Botschaften der Übersetzerin Mechthild Schroeter-Rupieper und der Autorin Anne Booth zu lesen.

Anne Booth erzählt hier die Geschichte eines Jungen, der sich völlig zurückgezogen hat und niemanden und nichts an sich heranlässt, bis ein anderer Junge sich nicht entmutigen lässt und immer wieder und wieder etwas macht, das letztendlich den Schüchternen aus seiner Höhle herauskommen lässt. Er findet langsam den Weg ins Leben (zurück) und entdeckt Lebensfreude.
Was so simpel klingt, ist ein langer Prozess, den Anne Booth einfühlsam und anschaulich beschreibt und David Litchfield wieder einmal fantastisch in wundervollen, oft magisch wirkenden, gefühlvollen Bildern einfängt.
"Alle Kinder wussten, dass in der Höhle ein großer wilder Grummel hauste."
"Lasst mich alle in Ruhe! hörte man ihn brüllen". (Zitat)
So beginnt die Geschichte vom Grummel.
Wir sehen eine kleine Höhle, aus der zuweilen Knurren und Murren zu hören ist.
Kinder spielen in der Nähe, nehmen das Knurren und Murren zwar wahr, aber stören sich schon lange nicht mehr daran und so wird der Grummel mit der Zeit einfach vergessen.
Nur ein kleiner Junge vergisst ihn nicht. Er möchte wissen, wieso das Grummel nicht aus der Höhle herauskommt und noch besser, er traut sich an den Eingang, traut sich Fragen zu stellen und lässt sich vom Gebrüll des Grummels nicht abschrecken, auch wenn der immer wieder brüllt, dass der Junge verschwinden soll.
Es scheint, als hätte er sich vorgenommen, das grummelige Wesen aus seiner Höhle zu locken und so in etwa ist es auch. Er kniet sich vor die Höhle und beginnt auf der Erde mit seinen Malkreiden zu malen.
Er malt eine Blume aber vollendet sein Werk nicht. Das Schimpfen aus der Höhle ignoriert er. Er lässt seine Kreide neben seinem kleinen Kunstwerk liegen und geht. Als er am nächsten Tag zurückkommt, ist die Blume fertig gemalt.
Wieder versucht er den Grummel dazu zu bewegen hinauszukommen, doch ohne Erfolg. Und wieder beginnt er zu malen, vollendet seine Bilder aber nicht. Und ihr ahnt es schon auch am nächsten Tag sind die Bilder fertig gemalt. Er lässt das Grummel wissen, dass er seine Malereien mag, doch der glaubt ihm nicht. Aus diesen zaghaften Versuchen wird viel mehr. Über das Malen schafft der Junge eine Verbindung zum Grummel. Aus Blumen- und Tiermalereien werden Selbstportraits. Und hier wird deutlich, wie das Grummel sich selbst sieht. Als grimmiges Monster.
Doch der Junge sieht ihn nicht als grummeliges Monster. Er realisiert, dass sich in der Höhle ein Kind versteckt, dass gar nicht anders als er selbst ist und genau das lässt er das grummelige Höhlenwesen auch wissen. Ganz langsam verändert sich mithilfe des Jungen die Selbstwahrnehmung des Grummelwesens.
Doch seht selbst, wie die Geschichte genau verläuft und wie sie endet.
Es ist ein langer Weg, den beide miteinander gehen.
Der Junge hat viel Geduld, ist sehr einfühlsam, empathisch und gibt nicht auf. Erst streckt er seine Hand nur symbolisch aus, doch dann auch real.
Wie gut, dass er so hartnäckig bleibt und sich nicht verscheuchen lässt. Wie gut, dass ihm das Grummelwesen nicht egal ist, wie den anderen.
Wer sich abkapselt, der Außenwelt verschließt und alles tut, damit niemand mit ihm etwas zu tun haben möchte, der braucht in Wirklichkeit Hilfe. Viele Kinder leben in abgeschwächter Form in ihrer selbst gewählten Isolation und sind dabei in Wahrheit todunglücklich.
Deshalb ist die Geschichte auch so wichtig und wertvoll.
Sie macht Schüchternen Mut und sensibilisiert Außenstehende mehr auf die Zeichen Einsamer, Schüchterner, Unsicherer zu achten und die Hand zu reichen. Der Junge hat über das Malen Zugang zu dem schüchternen Jungen gefunden.
Wir erfahren nicht, wieso sich der Junge in seine Höhle verkrochen hat, doch das ist auch nicht so wichtig. Angst kann ein Grund sein, fehlendes Selbstbewusstsein, eine schlechte Eigenwahrnehmung (mich kann doch keiner mögen) sind vielfach Gründe für die Selbstisolation. Es kann aber auch Trauer oder eine schlechte Erfahrung sein, die Kinder (und auch Erwachsene) dazu bewegen, sich abzukapseln. Hier braucht es Mutige wie den Jungen in dieser Geschichte, die immer wieder Mut machen, sich herauszutrauen und am Leben teilzuhaben.
Die Welt ist bunt und jeder kann sie etwas bunter machen.
Du machst die Welt bunt und schön.
Du bist wertvoll.
All das sind Botschaften dieser Geschichte, die David Lichfield mit seinen Bildern nahbar und miterlebbar macht.
Mit seinen einfühlsamen Zeichnungen nimmt er uns Leser mit in beide Welten. Die des einsamen Jungen, der langsam wieder ins Leben findet und die des Jungen, der nicht lockerlässt, den Jungen aus seiner Höhle zu locken und dabei über das Malen einen wundervollen Weg findet, Zugang zu ihm zu finden.
Diese Verbindung von Illustration und der Kraft von kreativen Aktionen, die verbinden, ist einfach wundervoll ausgearbeitet.
Es gibt nur sehr wenige Illustrator: innen, die es schaffen, so intensive Gefühle wie Traurigkeit, Einsamkeit etc. in fühlbaren Bildern zu transportieren. David Litchfield schafft genau das mit seinem einzigartigen Illustrationsstil, bei dem er viel mit Licht und Schatten spielt und dabei Bilder entstehen lässt, die einerseits voller Magie sind und das Auge fesseln und andererseits in dieser Magie so intensive Gefühle wie tiefe Traurigkeit fühlbar/ erlebbar machen.

"Mut tut gut" ist nicht das erste Buch, bei dem er diesen Spagat geschafft hat und ich hoffe sehr, er wagt sich auch an weitere Projekte, die nicht so Mainstream Themen behandeln.
Seine Bilder und Anne Booths wundervoller Erzählstil bilden hier eine wundervolle Einheit, die ein Buch haben entstehen lassen, von denen wir mehr brauchen.

Von hier eine absolute Herzensempfehlung.

Mehr zum Buch erfahrt ihr auch auf der Seite des Verlags. Der Link führt hin

....und wenn ihr mehr über David Litchfield und seine Bücher erfahren möchtet dann schaut doch einfach einmal auf seinen Accounts vorbei oder auch hier auf dem Blog, wo ich euch einige weitere Titel vorstelle
Wenn ihr ein ähnliches Buch zum Thema Traurigkeit und sich verschließen sucht, dann schaut euch unbedingt auch 
"Ein Ort für meine Traurigkeit" an.
Ebenfalls aus der Feder von Anne Booth und von David Litchfield illustriert.


Bildquelle: Gabriel Verlag
Ein Ort für meine Traurigkeit
eine Geschichte von Anne Booth
mit Illustrationen von David Litchfield
40 Seiten
1. Aufl. 21.09.2021
ISBN: 978-3-522-30597-6
Gabriel Verlag
15,00€
https://kinderbuchkiste.blogspot.com/p/ein-ort-fur-meine-traurigkeit.html