Unsere Lieblingsbücher

Der Glücksverkäufer

Bildquelle: Carl Auer Verlag
Der Glücksverkäufer
von Davide Cali
mit Bildern von Marco Soma
28 Seiten
1. Aufl. 30. September 2019
ISBN: 978-3-
Carl Auer Verlag
19,95€

Eine Geschichte über das Glück
für Kinder ab 4 Jahren

Was ist Glück?
Was empfinden wir als Glück?
Wie erlebt und erkennt an Glück?
Kann man Glück kaufen?
Fragen über Fragen, die wir uns stellen.
Die wir uns im Leben stellen aber auch nach der Lektüre dieses Buches von Davide Cali.
Es ist ein Buch das verzaubert, einen in eine andere Welt entführt. Eine auf den ersten Blick etwas skurrile Welt, doch taucht man in sie ein ist sie kein bisschen skurril mehr sondern einfach nur fantastisch, verwunschen, verrückt, besonders.
Es ist ein Buch, dass nicht nur für Kinder ein ganz wundervolles Geschenk ist, das Glück bringt und das nicht nur für den Beschenkten sondern auch für den Schenkenden.
Es gibt viele Formen für Glück. Vermutlich gibt es so viel Glück wie es Menschen gibt denn für jeden ist Glück etwas anderes auch wenn es sich zuweilen ähneln wird.
In der Geschichte von Davide Cali erleben wir verschiedene Formen von Glück aber auch einen Streifzug durch die Gesellschaft. Nun wird der ein oder andere sagen: " das sind ja Vögel!" Ja, es sind Vögel aber ihre Persönlichkeiten sind 1 zu 1 in die Menschenwelt zu übertragen.
Ich stelle euch erst mal kurz die Geschichte vor. Da haben wir Herrn Taube, den Glücksverkäufer, der mit seinem alten Lieferwagen zu seinen Kunden fährt um ihnen Glück in Dosen zu verkaufen. Er macht seine Runde, hat Stammkunden die aus den unterschiedlichsten Gründen das Glück in Dosen kaufen. Sie alle lernen wir kennen und erfahren so nicht nur etwas über die Kunden sondern auch über ihren persönlichen Zugang zum Glück. Einer ist dabei der dem Glücksverkäufer nichts abkauft aber verzichtet er damit auf Glück? Das verrate ich euch nicht. Am Ende seiner Runde verliert Herr Taube eine Glücksdose. Diese findet Papa Maus und freut sich sehr über die leere Dose. Die Dose ist leer, fragt ihr. Ja alle Dosen sind leer aber ist sie wirklich leer? Wenn sich alle aus den unterschiedlichsten Gründen Glücksdosen kaufen und das wohl regelmäßig dann kann sie so leer nicht sein und wenn man sieht was Papa Maus mit der gefundenen Glücksdose anstellt, dann wird das Glück sogar greifbar und sichtbar.
Es ist einen ganz wundervolle Geschichte, die zum Nachdenken und miteinander Sprechen anregt und ja, sie macht auch glücklich, denn über das Glück nachzudenken, Glück zu erleben macht glücklich den  man wird sich bewusst wie oft man eigentlich Glück hat ohne es vielleicht bewusst zu erleben.
Für die kleineren Kindern wird diese Geschichte eine Geschichte sein, die durch die Bilder zu einer Fantasiereise wird und etwas über Glück erfahren lässt. Je älter das Kind ist desto reflektierter wird es die Geschichte betrachten und sich mit der Thematik auseinandersetzten und Erwachsene werden mit dem Wissen, der Erfahrung ihres Lebens noch einmal anders auf das Glück blicken lassen. Das Buch sensibilisiert aber nicht nur für das Glück sondern auch für unsere Gesellschaft, denn wie im wahren Leben gibt es unterschiedliche Lebenslinien, die hier sehr schön herausgearbeitet werden.
Da gibt es Frau Star, die eine große Dose kauft um sie mit ihren Freundinnen bei gemeinsamen Essen zu teilen.  Sie kann es sich leisten eine große Dose zu kaufen aber sie möchte das Glück teilen. Sie kann es sich leisten zu teilen und empfindet vielleicht auch etwas Glück beim Teilen. Es scheint jedoch mehr als Luxusdarstellung so wie als wenn jemand mit Freunden eine Dose Kaviar teilt. Es gibt aber auch jene, die nur eine ganz kleine Dose kauft weil es finanziell für mehr nicht reicht. Dennoch möchte man auch etwas Glück. Sind es nicht gerade die Armen, die sich mehr Glück wünschen und auch verdient hätten? Sind es aber nicht auch die Ärmeren die ihr Glück nicht wirklich sehen?
Die Antwort dürfen wir diskutieren, eine Antwort gibt das Buch nicht aber wenn wir das Bild sehen, was zu dieser kleinen Geschichte gehört dann kommen wir zu dem Schluss, das es der Frau mit dem wenigen Geld doch sehr gut geht. Frau Kohlmeise hat eine große Familie und weil sie möchte das es allen gut geht und man mit Kindern einfach auch Glück gut gebrauchen kann deshalb kauft sie eine Familienpackung. Wieder andere kaufen viele kleine Dosen als Geschenke und es gibt jemanden der möchte über den Preis verhandeln. Ein anderer ist Künstler und kauft keine Dose weil er Angst hat, das Glück seine Schaffenskraft bremst. Ist da vielleicht etwas dran? Ist es vielleicht wirklich nicht so gut zu viel Glück zu haben? Macht Not und Entbehrung nicht kreativer?  Wenn wir überlegen was aus der Not heraus, weil man nichts hatte, entstanden ist, dann könnte der Künstler doch recht haben, oder?
In der Geschichte hält bei aller Nostalgie, die die Bilder vermitteln aber auch die Moderne Einzug und so erfahren wir von einem Vogel der nichts kauft, den Glücksverkäufer verhöhnt und dann aber doch Glücksdosen kauft doch nicht beim Glücksverkäufer, der an der Haustür vorbei kommt, sondern im Internet. Ist es ihm peinlich Glück zu kaufen? Wieso ist es ihm vielleicht peinlich? Besonders berührt hat unsere Lesekinder die alte Frau Rotkehlchen, die kaum Geld hat aber dennoch eine kleine, ganz kleine Dose für die Enkel kauft weil die schon alles haben und es immer schwer ist ihnen etwas zu schenken. Wie im wahren Leben denken wir und so ist es leider in unserer Konsumgesellschaft auch. Viele Kinder haben heute so viel, dass sie noch nicht mal mehr wissen was sie sich wünschen könnten um so schwerer ist es dann auch ihnen eine Freude zu machen.
Ja und dann haben wir Herrn Maus, den Familienvater, der alles tut um seiner Familie ein schönes Leben zu schenken und so wie er das macht mit seiner ganz eigenen Selbstverständlichkeit, mit seiner Persönlichkeit ist er schon glücklich. Ob er sich über die gefundene Glücksdose freut weil er denkt jetzt Glück zu haben? Nein! Er freut sich über die Dose weil er.... ach das entdeckt einfach mal selbst. Ihr seht es gibt viel, wirklich viel zum drüber Nachdenken, zum drüber sprechen und auch zum diskutieren denn was man selbst in die einzelnen Figuren hineininterpretiert kann weitere Fragen aufwerfen. Ähnlich einer Kettenreaktion, einer Gedanken- Kettenreaktion. Und das finde ich auch das Schöne an diesem Buch, die Illustrationen erzählen ganz viele kleine Geschichten, die ganz viel Raum für eigene Interpretationen lassen, genau wie die Geschichte auch, denn es werden Charaktere in einem groben Gerüst eingebunden das ebenfalls viel Raum lässt. Wieso? Weshalb? Warum? Vielleicht so? Vielleicht deshalb? Aber wieso so? Fragen über Fragen mit denen man sich ganz von allein bei der Lektüre beschäftigt.
Dabei spielen die Illustrationen eine wichtige Rolle, denn durch ihre sehr fantastische, fantasievolle Bildsprache regen sie die Fantasie des Betrachters förmlich an. Es sind sehr filigrane, feine, kunstvolle Zeichnungen mit sehr viel Liebe zum Detail. Selbst nach dem mehrfachen Hinschauen wird man nich etwas finden was man zuvor noch nicht so wahrgenommen hat und nicht selten tut sich daraus eine weitere kleine Geschichte auf oder eine andere Überlegung zu der "Person".
Ich könnte noch viel über dieses Buch weiter fabulieren doch sollte an es besser selber entdecken. Wer damit arbeiten möchte hat die Möglichkeit auf der Seite des Verlages noch einen Begleittext herunterzuladen, der noch einmal genau auf die einzelnen Figuren eingeht und auch Denkanstöße liefert.
Drei Dinge möchte ich jedoch noch erwähnen. Zum einen neben all dem Glück lernt man hier so ganz nebenbei auch die Vogelwelt kennen, ein sehr vergnüglicher Aspekt, wie ich finde, bei all dem Glück. Zum anderen finde ich ist es ein ganz tolles Buch auch für Erwachsene, als Geschenk aber auch im Einsatz einer Therapie.
Zum Schluss natürlich noch die Reaktionen unserer Vorlesekinder, Lesekinder und Senioren.
Sie alle waren ausnahmslos begeistert von der Geschichte und den Bildern, die sie in den Bann gezogen und verzaubert haben. Der Illustrationsstil ist besonders, vor allem für ein Kinderbuch, ein Bilderbuch für Kinder. Der Illustrator Marco Soma hat einen ganz besonderen, sehr kunstvollen, eigenwilligen Stil, beginnend bei der Farbwahl in erdigen Tönen bis hin zu der nostalgischen, filigranen Art. Er versetzt uns in eine ganz eigene Zeit, eigene Welt was allen sehr gut gefiel weil es auch mal etwas ganz anderes war als viele der anderen illustrierten Bilderbücher. Und so werden wir alle dann auch künstlerisch abgeholt und mitgenommen.
Es ist schon erstaunlich in wie viele verschiedene Welten ein einziges Buch einen entführen kann.


Hier geht es zum Begleittext des Verlages
https://www.carl-auer.de/media/carl-auer/sample/ZM/der-gluecksverkaeufer.pdf