Bildquelle: Knesebeck Verlag
Leos wundersame Reise
von PamelaZagarenski
übersetzt von Gundula Müller-Wallraf
40 Seiten
1. Aufl. 2017
Knesebeck Verlag
ISBN 978-3-95728-065-7
12,95€
Eine wunderschöne Gute-Nacht-Geschichte
über das verlieren und den Wert eines Kuscheltieres
für Kinder ab 4 Jahren
Der Knesebeck Verlag ist bekannt für seiner ausgesprochen künstlerischen Bilderbücher. Immer wieder erlebe ich es, dass ich ein Buch in die Hand nehme weil mich das Cover so fasziniert und entdecke dann, dass es aus dem Knesebeck Verlag kommt.
Mit diesem Bilderbuch ist es einmal mehr gelungen nicht nur mich sondern auch unsere vielen Lesekinder, die regelmäßig in die Vorlesestunden kommen, zu begeistern.
Es sind die magischen, wundervollen Illustrationen in Einheit mit einer Geschichte, die mich stark an mich selbst erinnert.
Wieso verstehen Erwachsene nicht, dass Kuscheltiere oder auch Puppen nicht irgendwelchen seelenlosen Gegenstände sind sondern reale Lebewesen wie Du und Ich?
Diese Ansicht konnte ich als Kind nicht verstehen und das ist bis heute so geblieben.
Pamela Zagarenski erzählt eine Geschichte, die die Kinder begeistert eben weil hier vom Verhältnis, von einer Freundschaft zu einem Kuscheltier wird, die tiefer kaum sein könnte.
Henrys aller bester Freund ist sein Kuschellöwe Leo. Was genau an Leo so besonders ist kann auch Henry nicht genau sagen, aber das ist doch auch völlig egal. Man kann nicht alles in Worte fassen was man fühlt und in Henrys Welt war Leo etwas ganz besonders. Ein Freund der einen anschaut und versteht, der immer für ihn da ist, mit ihm spielt, in der Nacht beschützt und auch Kummer versteht.
Als die Familie eines Tages einen Ausflug in den Wald macht muss natürlich Leo mit auch wenn seine größere Schwester es albern findet und nicht versteht wie viel Leo Henry bedeutet.
Im Wald spürt Henry das es Leo genauso gut gefällt wie ihm das ist für ihn wichtig und nicht das Geschwätz der Schwester.
Doch dann geschieht etwas, was Henry nicht nur sehr traurig macht sondern auch ängstigt.
Henry wird müde. So müde, dass der Vater ihn schlafend huckepack auf dem Rücken nach Hause trägt. Dabei muss Leo im Wald irgendwie heruntergefallen sein, denn als Henry zuhause im Bett aufwacht ist Leo verschwunden.
Ich glaube jedes Kind kann sich vorstellen wie schlimm das für den kleinen Jungen ist.
Alle Suche ist vergebens. Als sich Henrys Mutter später zu ihm setzt um ihn zu beruhigen findet sie jedoch nicht die richtigen Worte. Anstatt auf Henry einzugehen, ihm vielleicht zu erzählen, dass Leo vielleicht jetzt auf eine kleine Abenteuerreise gegangen ist und bestimmt am nächsten Tag wieder kommt oder das Leo sich bestimmt eine gemütliche Ecke gesucht hat um auf Henry zu warten, erklärt sie ihm das Stofftiere doch nicht lebendig sind.....
Henry fühlt sich nicht verstanden, ist allein mit seiner Angst um den Freund. Die Ungewissheit ob es ihm gut geht plagt ihn vermutlich auch noch im Traum.
In den Bildern geht die Geschichte geht nun so weiter, wie wir es empfinden. Wundervolle, unglaublich stimmungsvolle Bilder erzählen nun ohne Worte .
Wir sehen einen großen, sehr großen Bären mit treuen Augen und einer kleinen Krone auf dem Kopf , einen kleinen Hasen, einen Fuchs und Leo, der traurig, den Kopf gesenkt unter einem Baum sitzt. Der Vollmond leuchtet alles magisch aus.
Wir sehen wie der große Bär sehr traurige, nachdenkliche Augen bekommt und Leo ebenfalls genau wie Bär ,Fuchs und Hase eine Krone tragen. Die Krone, die sie beschützt genau wie Henry in seinem Bett. Leo sitzt da und malt auf ein Blatt das Haus der Familie.
Vermutlich, damit die anderen Tiere erkennen wohin Leo gehört. Ein anders Bild zeigt den Hasen mit einem kleinen Kompass, wieder ein anders zeigt wie sich der Trupp auf den Weg macht durch die Nacht und dann stehen sie plötzlich auf einer Anhöhe. Leo sitz auf dem Bären und zeigt auf ein in der Ferne stehendes Haus. Wenn man genau hinschaut erkennt man auch den Bären und die anderen Tiere, die aus ihren Verstecken genau beobachten ob Leo gefunden wird und tatsächlich Henry findet Leo, sehr zur Überraschung der anderen Familienmitglieder liegt Leo genau dort wo sowohl der Vater, die Mutter als auch die Schwester noch in der Nacht gesucht hatten.
Wie kann das sein?
Für Henry ist klar, Leo hat zu ihm nach Hause gefunden. Egal was die verdutzte Familie auch sagt oder für Erklärungen finden würde, Henry ist sich sicher Leo ist zu ihm gekommen..
Pamela Zagarenski entlässt uns mit einen letzten magischen Bild aus der Geschichte, die zum Ende hin ( ab der morgendlichen erneuten Suche) wieder von erzählendem Text begleitet wird.
*
Eine wundervolle Geschichte, die gerade durch die so wunderbaren Illustrationen den Hauch des Magischen bekommt. Ein Traum, eine Traumwelt die dennoch so real ist.
Einfühlsam und sehr nachvollziehbar erzählt sie Henrys Geschichte, die irgendwie die Geschichte von vielen Kindern ist.
Die Reaktionen der Lesekinder zeigten deutlich wie sehr sie das Buch zum einen faszinierte und zum anderen berührt hat. Ein kleiner Junge von 5 Jahren kam zu mir und sagte:
"Darf ich das Buch meiner Mama zeigen, dass glaubt sie mir vielleicht das mein Hasi auch lebendig ist. Die sagt immer wie Henrys Mutter das Stofftiere nur Spielzeug sind."
Vielen Kindern ging es so. Das nun endlich eine Geschichte das Gegenteil "beweist" / erzählt fanden sie klasse.
Darüber hinaus waren schon beim Vorlesen immer wieder tiefe wohlige Seufzer zu vernehmen mit Ausrufen wie:"Oh, wie schöööön, oh, wie toll, soo schöön….!" Die sich auf die Bilder bezogen die wirklich den Hauch von Magie und Traum vermitteln und das Buch zu etwas ganz besonderem werfen lassen.
Ein etwas älteres Kind von 7 Jahren machte beim späteren blättern im Buch noch eine Entdeckung.
Auf der Fensterbank von Henrys Kinderzimmer und im Zimmer gibt es einen Bären einen Hasen und einen Fuchs, die den Tieren im Wald sehr ähnlich sind.
Sind sie in der Nacht wach geworden um ihren Freund zu suchen?
Es könnte sein, doch wie passt das zum Bild in dem Leo das Haus aufzeichnet wo er zuhause ist?
Wer sich die Zeit und Muse nimmt die Bilder genau zu entdecken der wird sicher viele solcher kleinen eigenen Geschichten entdecken, die immer anders sind, denn jeder Betrachter kombiniert anders verknüpft Gehörtes oder auch selbst erlebtes anders mit den Bildern.
Auch das macht das Buch so faszinierend.
Nachdem Henry schläft haben wir einige Seiten ohne Text. Das fanden die Kinder am Anfang etwas seltsam waren aber total begeistert als ich ihnen erklärte, dass die Bilder die Geschichte erzählen und das sie sie mir nun erzählen könnten, so wie sie es dachten.
Immer wieder erlebe ich, das Bildergeschichten Kinder mehr begeistern wie Vorlesegeschichten. Hier gibt es eine fantastische Mischung aus beidem, wobei richtig viel Text hat die Geschichte ohnehin nicht. Doch das war wir erfahren ist äußerst prägnant und wichtig für die Geschichte und die Botschaft die uns vermittelt wird.
Wobei, die vielleicht sogar mehr an die fantasielosen Erwachsenen gerichtet ist und Kindern vermittelt, dass sie genau richtig denken und fühlen.
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Ich erzähle den Kindern dann immer noch meine Geschichte.
Hierzu hole ich meinen ganz besonderen Begleiter heraus.
Meinen Sandmann.
Die einen sagen es ist der Nikolaus. Für mich ist es der Sandmann.
Dieses Sandmann haben mein Mann und ich vor über 25 Jahren in Köln auf einem Weihnachtsmarkt entdeckt.
Der Stand mit den Marionetten hatte mich schon zu Studienzeiten immer wieder angelockt.
Als wir dort an den Stand kamen um eigentlich einen großen Holzbauernhof für die Kinder zu kaufen sah uns dieser Sandmann an.
Er sprach zu uns. Es war ein magischer Moment den wir beide gleichzeitig, gleich empfunden haben.
Und obwohl er für unsere Verhältnisse richtig teuer war ( es ist alles liebevolle Handarbeit und wäre auch noch mehr wert gewesen) kaufte ihn mein Mann mir zu Weihnachten.
Es ist bis heute das schönste und wertvollste Geschenk was ich je bekommen habe.
Der Sandmann hat bei uns seinen ganz eigenen Platz. Bis vor kurzem saßt der in einem wundervollem hölzernen Schaukelstuhl und schaute aus dem Fenster und in den Raum. Wann immer wir an ihm vorbei gehen reden wir mit ihm. Ich streichle über sein zerzaustes Haar und gucke wie er guckt. Wenn es einmal nicht so tolle Stimmung im Haus gibt und ich ihn ansehe, dann schaut er manchmal auch traurig. Ein anders Mal schaut und sagt:" alles halb so schlimm, das wird schon wieder."
Er erzählt mir und meinem Mann viel und ich bin froh das es meinem Mann genauso geht wie mir. Und wenn der Sandmann traurig ist streicheln wir ihn auch sanft über sein Gesicht , dann huscht meist ein lächeln durch die wirklich magischen Augen.
Das ein Mensch so etwas schönes herstellen konnte ist für mich immer wieder ein Wunder.
Ich erzähle dann auch von meinen Kindern, die es absolut nicht verstehen, dass wir spleenigen Erwachsenen tatsächlich glauben, dass der Sandmann mit uns spricht.
Was dann passiert ist glaube ich klar. Die Lesekinder gehen zum Sandmann und bilden sich ihr eigenes Urteil.
Aber nun genug.
Es geht ja um das Buch und nicht unseren Sandmann.
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Das Buch lege ich allen ans Herz.
Allen Kindern, allen Eltern, alle die tolle Bilder mögen, alle die träumen möchten, allen.....
Magische Bilder sollte man nicht versuchen zu fotografieren denn die Magie erlebt man nur beim Betrachten im Buch aber dennoch hier ein kleiner Einblick der Lust machen soll auf mehr.
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