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Das alles sind Gefühle

 

Bildquelle: arsEdition
Das alles sind Gefühle
von Michael Engler
mit Bildern von Julianna Swaney
1. Aufl. 28. Januar 2022
ISBN: 978-3-8458-4602-6
arsEdition
15,00€

Ein Bilderbuch über Gefühle zum Thema Ich-Stärkung
für Kinder ab 4 Jahren
Kinder müssen lernen ihre eigenen Gefühle kennenzulernen und auch anzunehmen. Es gibt Gefühle, die fühlen sich gut an und es gibt Gefühle, mit denen man sich nicht gut fühlt. So geht es auch dem kleinen Lars, der unbeobachtet auf einen Stuhl klettert um an die Marmelade im Küchenschrank zu bekommen. Als seine Mutter hinzukommt und fragt was er da macht erschrickt er und lässt das Glas fallen. Es tut ihm furchtbar Leid doch davon will die Mutter nichts wissen. Sie schimpft mit ihm, während es Lars immer schlechter geht. Er ärgert sich, das ihm das Glas hingefallen ist und ist wütend auf sich selbst. Er fängt an zu schreien und rennt weg. 
Dabei kommt er am großen Flurspiegel vorbei und sieht sich mit all seiner Wut. Da erschrickt er nochmals. Er ist sich selbst fremd. Verzweifelt rennt er nach draußen und schmeißt sich auf die Erde, wo er mit den Fäusten auf den Boden schlägt. Die Schläge erschüttern den Boden, was wiederum den Maulwurf stört, der kurz darauf aus seinem Maulwurfsloch schaut und Kontakt zu Lars aufnimmt. Einfühlsam geht er auf Lars ein und gewinnt das Vertrauen des Jungen, der ihm von dem Vorfall und dem Jungen im Spiegel erzählt. Immer noch ist Lars erschrocken über das Spiegelbild das ihn zeigte, er sich aber so fremd vorkam. Daraufhin erzählt der Maulwurf ihm etwas über die Gefühle.
Zunächst versteht Lars nicht so recht was Gefühle sind. Wie kann es etwas geben, das man nicht sieht? Doch mit der Zeit und den immer neuen Beispielen des Maulwurfs versteht der Junge das es gute und schlechte Gefühle gibt. Gemeinsam gehen beide auf eine Gedankenreise, in der Lars Momente in seinem Leben mit den unterschiedlichsten Gefühlen verbindet. Alle Gefühle gehören zu ihm und machen ihn aus, auch wenn er sie nicht direkt sehen kann. Er versteht, das Gefühle sich unterschiedlich anfühlen und das sie durchaus sichtbar sind, wenn gleich auch nicht so wie sie sie sich innerlich anfühlen. 
Dank der Hilfe des Maulwurfs geht es Lars wieder richtig gut und als dann auch noch seine Mutter kommt und ihm erklärt, wieso sie so geschimpft hat und das es ihr leid tut, da geht es ihm wieder richtig gut. Jetzt weiß Lars ganz viel über Gefühle und kann auch über sie sprechen, genau wie die Kinder, die der Geschichte von Lars und dem Maulwurf gefolgt sind.
Michael Engler weiß zu erzählen und begeistert mit seinen Geschichten immer wieder seine kleinen und großen Leser.  Nach der Erfolgsgeschichte "Das alles ist Familie", in der er über die bunte Vielfalt an Familienformen und damit über Leben und die Liebe von Menschen erzählt, hat er sich nun der Welt der Gefühle angenommen. Eine Welt, die Kinder erst kennenlernen und verstehen müssen. Eine Welt, die in einem ist, mit der wir leben (müssen). Ob glücklich, mutig, wütend, ängstlich, aufgeregt, verlegen, Freude, Neugierde oder das Gefühl wenn die Sonne einen so schön warm einhüllt oder man sich freut wenn man etwas besonders gut gemacht hat, wenn man traurig ist, wenn man sich nur einkuscheln mag, sich einsam fühlt.....  all das gehört zum Leben. Was Lars alles für Gefühle im Gespräch mit dem Maulwurf erkennt und verstehen lernt, hält Julianna Swaney in ausdrucksstarken, einfühlsamen Illustrationen fest. Dabei spielen nicht nur die Mienenspiele eine besondere Rolle sondern die Kombination aus Mimik und Gestik. Lars hat gelernt, das Gefühle nicht sichtbar sind es aber dennoch Ausdrucksformen von Gefühlen gibt. Anzeichen für das Gefühl. Dieses in Bildern einzufangen ist nicht leicht, doch Julianna Swaney hat sich hier wirklich viel Gedanken gemacht und es geschafft Gefühle sichtbar zu machen. Die Kinder können sich mit den Bildern in Lars Gefühlswelten hineinversetzten. Sie können mit ihren bereits gemachten Erfahrungen in ähnlichen Situationen an das Erzählte andocken und bestimmt das ein oder andere Mal eine bereits gemachte Erfahrung im nachhinein anders einordnen. Lars ist wütend auf sich selbst, weil ihm das Glas hingefallen ist. Er schämt sich, erkennt sich selbst nicht wieder. "Das bin ich doch gar nicht!" Genau dieses "das bin doch nicht ich" kennen erstaunlich viele Kinder. Sie können sehr gut davon berichten wie sie sich in einer bestimmten Situation gefühlt haben und ähnliches dachten. Nicht immer war jemand da, der sie aus diesem negativen Gefühl herausgeholt hat, so wie es der Maulwurf in dieser Geschichte macht. Schön das dieses Buch nun Kinder mit ihn diese Welt nimmt und sie verstehen können, was sie vielleicht noch nicht so wahr genommen haben.
Das Buch eignet sich wunderbar als Einstieg um mit Kindern über Gefühle zu sprechen. Ob als Bilderbuch zuhause oder in der Kita es ist ein wichtiges Buch zu einem komplexen Thema, das nach dem Vorlesen wie ein offenes Buch ist.
Übrigens:
In den Gesprächen mit Kindern haben die Kinder immer wieder über die Reaktion der Mutter sprechen wollen. Dabei beschäftigte sie allerdings die erste Reaktion, die aus Schimpfen bestand mehr, als die Reaktion und das auf Lars zugehen, zum Ende des Buches wesentlich mehr.
Hier einige O-Töne:
"Hätte die Mutter Lars nicht erschreckt wäre vielleicht gar nichts passiert, also ist sie doch selber Schuld."
"Die Mutter ist dumm gewesen. Ist doch klar das Lars sich erschreckt und was passiert."
"Die Mutter finde ich blöd. Die sieht das Lars traurig ist und schimpft auch noch. Die hätte ihn lieber in den Arm nehmen sollen."
"Mir ist mal was ähnliches passiert, aber meine Mama hat nicht geschimpft. Sie hat mich in den Arm genommen, hat gesagt das war aber gefährlich und "da hatte ich gerade aber ganz schön Angst um dich" und dann haben wir gelacht und zusammen sauber gemacht.

Und noch etwas haben die Kinder angemerkt hier ebenfalls ein O-Ton:
"Das Bild ist nicht richtig. Da ist das Marmeladenglas kaputt aber es ist nichts dreckig. Da müssten doch überall Marmeladenspritzer zu sehen sein". Ja Kinder haben oft Adleraugen und sind sehr kritisch.