Bildquelle: Thienemann Verlag
Urmel
aus dem Eis
zum 100. Geburtstag
von Max Kruse
mit Bildern von Günther Jakobs
160 Seiten
1. Aufl. 27. Juli 2021
ISBN: 978-3-522-18570-7
Thienemann Verlag
15,00€
Mit diesem Buch bringt der Thienemann Verlag anlässlich des 100. Geburtstag des Autors Max Kruse, die original Geschichte von 1969 neu illustriert von Günther Jakobs heraus und das begeistert nicht nur Kinder sondern auch die vielen Erwachsenen, die mit den Urmel- Geschichten groß geworden sind, denn was der bekannte und sehr beliebte Illustrator hier für eine Urmel-Welt erschaffen hat ist einfach grandios. Mit viel Liebe zum Detail, einem besonderen Gespür für Farben sowie einem absolut fantastischem Mienenspiel visualisiert er die Handlung und nimmt seine Leser mit ins Abenteuer aus dem auch die Großen nur ungern wieder auftauchen möchten.
Für alle die, die die Urmelgeschichten noch nicht kennen stelle ich sie jetzt kurz vor.
Wer es schon kennt, holt sich am besten gleich das Buch und fängt an zu lesen oder vorzulesen.
Vor vielen, vielen Jahren, in einer längst vergangenen Zeit lebten die Dinosaurier, so auch Urmels Mutter, die ihr Ei legte und es sicher liebevoll ausgebrütet hätte wenn sie nicht alle von Schnee und Eis überrascht worden wären. Die Eiszeit suchte die Erde heim, bedeckte das Ei zuerst mit Schnee dann Eis. Nach unendlich langer Zeit im Hier und Jetzt lebt der Naturforscher Professor Habakuk Tibatong mit seinem Adoptivsohn Tim Tintenklecks und einer kleinen Schar an tierischen Bewohnern auf der kleinen, einsamen Insel Titiwu die in der Mitte der Welt liegt. Professor Tibatong hatte eine Methode entwickelt, Tieren das Sprechen beizubringen, doch da es immer Neider gab, die ihm die Methode abspenstig machen wollten hat er sich zusammen mit dem Waisenjungen Tim und der Schweinedame Wutz diese kleine Insel gesucht, die sie Titiwu nannten, was sich aus den Anfangsbuchstaben der neuen Bewohner Tibatong, Tintenklecks, Wutz zusammensetzt. Bereits auf der Insel wohnten Pinguin Ping, der Waran Wawa, Schuhschnabel Schusch und der See-Elefant Seelefant.
Die eigentliche Geschichte beginnt mit einem kurzen Rückblick auf die Eiszeit und setzt dann beim Inselleben der heutigen Bewohner ein. Sie alle leben zu diesem Zeitpunkt schon länger auf Titiwi und Professor Tibatong hat den Tieren auch schon das Sprechen beigebracht, was gar nicht einfach war, da jeder so seine eigene Aussprache, man könnte auch sagen, seinen speziellen Sprachfehler hat, was sich für den Zuhörer der Geschichte, aber auch den Lesenden sehr lustig anhört und immer wieder für Schmunzelmomente sorgt. Pinguin Ping zum Beispiel konnte trotz intensiven Übens das "Sch" nicht aussprechen was herauskam war ein "pf" . Statt Muschel kam ihm "Mupfel" und statt scheußlich "pfeußlich" über die Schnabelspitze. Beim Schuhschnabel Schusch wurde aus dem "i" immer ein "ä", was sich noch lustiger anhört als der Sprachfehler von Ping, denn in einem Satz sind nicht nur viel mehr Wörter mit "I" als mit "Sch" sondern auch weil Schusch gern und viel mitzuteilen hat. Wawa der Waran hat eine besondere Aussprache des "Z" das an das Zischen einer Dampflock erinnerte und Seelefant liebte es sich mittels Gesang auszudrücken und auch er hat eine sehr besondere Aussprache in der das "Ö" sehr dominiert. Traurige Lieder sind seine Leidenschaft. Nur Mama Wutz sprach nahezu perfekt. Sie hat eine kleine sehr liebenswerte Eigenart wenn ihr etwas zu viel oder zu schwer wird setzt sie ein "ÖFF" nach, was ihre Aussagen in diesem Moment verstärkt und bei Leser noch einem Moment länger im Kopf bleibt.
So vielfältig wie die Aussprachen so vielfältig sind auch die einzelnen Charaktere, ihre Wohnungen und Vorlieben. Genau diese Vielfalt macht die Geschichte so besonders schön. Ständig geschieht etwas was uns amüsiert, erstaunt, in Aufregung versetzt oder Schmunzeln lässt.
Wie Urmel ausgebrütet wird, schlüpft, aufwächst, von allen umsorgt wird und Sprechen lernt,
wie die einzelnen Figuren untereinander und miteinander zusammenleben ist ein Teil der Geschichte in der Mama Wutz wirklich allerhand zu tun hat und es für den Leser viel zu Lachen gibt. Richtig spannend wird es als der Professor relativ unüberlegt einen Brief an Doktor Zwengelmann, den Direktor des Naturkundemuseums schreibt um ihm mit großer Genugtuung vom Urmel zu berichten, dessen Existenz Doktor Zwengelmann bislang leugnete. Der stand auf dem Standpunkt, das es Urmel nie gegeben hat. Mama Wutz ist wenig begeistert von der Aktion denn so bestand die durchaus begründete Sorge, dass sie auf ihrer friedlichen Insel entdeckt wurden. Während der Brief seine lange Reise als Flaschenpost antritt lernen die Leser neue Charaktere der Geschichte kennen, von denen sich bald welche auf den Weg machen das Urmel zu jagen. Denn im weit entfernten Pumpolonien lebte nicht nur Dr. Zwengelmann sondern auch der König Pumponell ,der den Spitznamen König Futsch hat weil er gar kein König mehr war. Und weil er kein König mehr war, war ihm oft sehr langweilig. Sehr, sehr langweilig. Als er Besuch von gleich drei honorigen Herren bekommt und von dem Urmel erfährt ist sein Jagdtrieb geweckt.
Was gibt es besseres gegen Langeweile als auf die Jagd zu gehen und noch dazu mit der Aussicht etwas vor die Flinte zu bekommen, das noch niemand vorher gesehen hat. Und damit beginnt dann der zweite Teil er Geschichte, in der das ruhige Leben auf Titiwu bald ziemlich auf den Kopf gestellt wird. Was passiert, wie gefährlich es für das Urmel wird und ob der König das Urmel am Ende mit nach Pumpelonien bringt verrate ich natürlich nicht. Das es sehr spannend aber auch sehr amüsant wird, das ist klar, denn wenn so unterschiedliche Figuren noch dazu einige mit Sprachfehlern eine Geschichte bestimmen, ist das vorprogrammiert.
Also stürzt euch ins Vorlese-Lese-Abenteuer, taucht ein die wundervolle Bilderwelt, in der euch Günther Jakobs auf seine Weise am Geschehen teilhaben lässt und auch mal zum Verweilen einlädt um alles genau zu entdecken. Seine wundervollen Illustrationen sind es, die die Geschichte so lebendig machen und dem Leser das Gefühl geben mit auf Titiwu zu sein.
Das Buch macht Lust auf mehr und mehr gibt es zum Beispiel in einem ganz wundervollem Sammelband, der 5 Bilderbuchgeschichten vereint. Ihr könnt aber auch in die einzelnen Vorlese- und Selberlese-Bände eintauchen.