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Das Geschenk des Elefanten


Bildquelle: Herder Verlag
Das Geschenk des Elefanten
von Tanja Wenz
illustriert von Marta Balmaseda
32 Seiten
1. Aufl. 2023
ISBN: 978-3-451-71619-5
Herder Verlag
18,00€

Ein Bilderbuch zum Thema Tod
Erinnerungen sind das größte Geschenk
Niemand geht ganz
für Kinder ab 4 Jahren
Es gibt sehr unterschiedliche Bilderbücher zum Thema Tod.
Manchmal wird eine Geschichte erzählt, an dessen Ende der Tod steht, manchmal werden die Worte Tod und Sterben gar nicht erwähnt und mache, so wie dieses hier sind sehr direkt und klar. und beginnen mit dem Sterben. Manch einen schreckt das ab, aber ich kann jedem nur ans Herz legen auch solche Bücher vorzulesen. Kinder mögen in der Regel Klarheit, auch wenn sie traurig ist.
Der Elefant sitzt mit seinen Freunden zusammen und bereitet sie auf seinen Abschied vor.
"Ich bin schon alt und werde bald meine Reise zum Elefantenwald antreten,"
(Zitat) sagt er.
Seine Freunde sind entsetzt. Sie wissen das Elefanten zum Elefantenwald gehen, um dort zu streben. Sie wollen nicht, dass ihr Freund stirbt. Der Elefant versucht sie zu trösten und kündigt ihnen an, dass jeder nach seinem Tod ein Geschenk bekommt. Natürlich will trotzdem niemand, dass der Elefant geht.
Beim nächsten Sonnenuntergang treffen sich alle wieder am Wasserloch, so wie immer, nur dieses Mal fehlt der Elefant.
Alle wissen was das bedeutet und sind furchtbar traurig.
Diese Traurigkeit hält auch die nächsten Tage an. Jedes Tier trauert anders und genau das macht dieses Bilderbuch so wertvoll, denn Tanja Wenz zeigt anhand der Tiere, die um den Elefanten trauern, wie unterschiedlich getrauert wird.
Der Gepard zum Beispiel rennt und rennt bis er vor Erschöpfung umfällt, der Löwe brüllt seine Trauer heraus, die Giraffe mag nichts mehr fressen. Selbst die leckersten Blätter schmecken ihr nicht. und das Nilpferd macht genau das Gegenteil. Es frisst und frisst. 
Jeder versucht mit dem traurigen Gefühl anders umzugehen, doch es wird nicht besser dadurch.
Eines Abends, als sich wieder alle am Wasserloch versammelt haben, erinnert sich die Schlange daran, dass der Elefant doch gesagt hat, dass jeder ein Geschenk bekommen sollte, doch keiner hat ein Geschenk bekommen.
Da schaltet sich Fennek, der schlaue Wüstenfuchs ein. Er schlägt vor sich an den Elefanten zu erinnern.
Jeder hat doch viel Schönes mit dem Elefanten erlebt, an das man sich erinnern kann. Und tatsächlich plötzlich fällt jedem etwas ein, was mit dem Elefanten verbindet. Und so erzählt an den nächsten Abenden immer einer von einem besonders wertvollen, schönen Erlebnis, mit dem Elefanten. Die meisten der Tiere kannten die Geschichten der anderen nicht und erfahren so noch viel mehr über ihn. Und mit jeder Geschichte bekommen die Tiere das Gefühl, dass der Elefant doch irgendwie bei ihnen ist. In ihnen erwachen wieder die schönen Gefühle. Sie begreifen: Jede Geschichte, die sie mit dem Elefanten erlebt haben, jede Geschichte die sie gehört haben ist ein Geschenk. Das also hatte der Elefant gemeint.
Die Erinnerungen sind das Geschenk und sehr tröstend. Trost in den Erinnerungen finden, dass ist ein schönes Gefühl.
Die Erinnerungen tragen sie immer in sich. Der Elefant ist nicht weg, er ist für immer in ihren Herzen. Durch ihre mit ihm erlebten Geschichten sind sie immer mit ihm verbunden.
Und genau das ist es, was Trauer ausmacht.
Trauer ist ein Prozess. Ein Vermissen, dass jeder anders erlebt. Manchmal mit stiller Trauer, wie der Strauß, der seinen Kopf in den Sand steckt, oder die Giraffe, die keinen Hunger mehr hat, andere sind wütend und brüllen wie der Löwe, andere heulen-weinen wie der Wolf, wieder andere... und dann folgt der Punkt der Erinnerung, des Verarbeitens. Je früher man beginnt sich zu erinnern, desto besser, denn auch wenn das Erinnern und Fotos anschauen Anfangs ebenfalls weh tun kann, es hilft.
Die Botschaft der Geschichte ist, dass die Erinnerungen für immer bleiben. In unseren Erinnerungen ist der Verstorbene ganz nah bei uns und das ist ein gutes Gefühl.
Marta Balmaseda hat die Geschichte der Tiere in wundervollen, ausdrucksstarken Bildern eingefangen, in denen die Traurigkeit, die Trauer und das Erinnern wunderschön lebendig mitzuerleben sind.
Sie fokussiert und zeigt jedes Tier in seiner Trauer und später beim Erinnern sehen wir jeden noch einmal mit dem Elefanten, in einer markanten Situation, die Teil der Erinnerungsgeschichte ist.
Das Schöne ist, dass sich alle immer abends treffen und die Gemeinschaft erhalten bleibt.

Das Buch transportiert sehr schön die Botschaft, dass die Erinnerung für immer bleibt und einem so der Verstorbene nahe ist. Die Erfahrung zeigt, je schneller man in den Prozess der Erinnerung einsteigt, desto besser kann getrauet und verarbeitet werden, daher ist das Buch ideal, um Kindern die Geschichte auch dann vorzulesen, wenn kein konkreter Anlass besteht. Vorbereiten auf den Fall der Fälle ist wichtig, auch wenn es schwerfällt. Der Tod gehört zum Leben dazu. Je offener und selbstverständlicher wir diesen Teil in unser Leben mit einbeziehen und mit Kindern darüber sprechen, desto leichter wird es dem Kind fallen mit dem Tod umzugehen.
In dem Buch werden sie an die Hand genommen und erfahren zum einen, dass es oky ist wütend zu sein, traurig zu sein, aber dass es eben etwas gibt, dass einen helfen kann. Erinnerung hilft und schafft eine Nähe und ein schönes Gefühl.