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Das große BLABLABLA

 

Bildquelle: Carl Auer Verlag
Das große BLABLABLA
von Marie-Josè Sacrè
aus dem Französischen übersetz von Christel Rech-Simon 
28 Seiten
1. Aufl. 14. Mai 2021
ISBN: 978-3-96843-021-8
Carl Auer Verlag
19,95€

Eine tragisch komische, zu Denken gebende Geschichte
über das Zuhören können
für Kinder ab 3 Jahren

Durch Zufall bekam ich eine Postkarte in die Hände,
 die so aussah:
Danach war klar, das Buch muss ich haben. Die Illustration mit ihrer besondere Farbigkeit hat mich sofort fasziniert.
Noch faszinierter war ich dann, als ich das Buch in Händen hielt und die Geschichte entdeckte. Eine tragisch komische Geschichte, denn was uns Leser so belustigt ist für die Beteiligten gar nicht so lustig.
Monsieur Quassel hat seinen Namen nicht ohne Grund. Von früh bis spät redet er. Er redet und redet und redet und bemerkt gar nicht, wie nervig das für seine Umwelt ist. Selbst sein Papagei Gaston, der eigentlich gerne Wörter aufschnappt und wiederholt ist der Verzweiflung nahe, denn er bekommt absolut keine Gelegenheit auch einmal etwas zu sagen. Monsieur Quassel macht seinem Namen alle Ehre. Seine Freunde haben trotzdem noch einen Spitznamen für ihn. Der ist genauso passend aber viel lustiger, finden meine Lesekinder. Sie nennen ihn BLABLA. Doch egal wie wir ihn nennen, das ewige Gequassel ohne unterlass nervt alle kolossal, nicht nur Gaston, der nur zur Ruhe kommt wenn sein Herrchen bei der Arbeit ist. Was so eine Quasselstrippe wohl für einen Job hat? Man kann es erahnen. Monsieur Quassel ist Verkäufer. Verkäufer für dieses und jenes und für Autos. Nach der Arbeit erzählt er seinen Freunden von seinem Tag, doch weil er immerfort nur redet und niemanden zu Wort kommen lässt, versucht jeder ihm aus dem Weg zu gehen um nicht von seinem Redeschwall überrollt zu werden. Wer sich da nicht rechtzeitig versteckt, hat es wirklich nicht leicht. 
Es kann sogar sehr gefährlich werden, sie das Beispiel seines Freundes Rene zeigt, den BLABLA so zutextet, dass der sich später völlig erschöpft auf den Nachhauseweg macht und prompt von einem Auto angefahren wird. 
Und ob ihr es glaubt oder nicht, wie es das Schicksal so will, ist es ausgerechnet das Auto, das Monsieur Quassel am Vormittag verkauft hat. Doch dann, eines Morgens wendet sich das Blatt. Blabla wacht auf, schaut in den Spiegel und ist stumm vor Entsetzten. Seine schönen großen, spitzen Ohren sind plötzlich ganz klein. Wie kann das sein? War er vielleicht krank? Der Doktor, den er aufsucht hat schnell eine Diagnose. 
Wenn Ohren nicht mehr zum Zuhören gebraucht werden verkümmern sie. Wozu braucht man auch Ohren, wenn man immer nur redet und seinen Freunden nie zuhört?! Genauso leicht wie die Diagnose ist auch die Therapie. Zuhören! Die kleinen Ohren zumindest sind BLABLA sehr peinlich, genauso wie die Erkenntnis, dass er sich wohl ziemlich unsensibel und rücksichtslos gegenüber seinen Freunden verhalten hat. Ob Monsieur Quassel alias BLABLA es schaffen wird sein Verhalten zu ändern und ein offenes Ohr für andere zu haben?
Ich verrate es natürlich nicht, doch eines ist klar, wir lernen, dass es wichtig ist nicht nur immer selbst zu reden sondern auch anderen zuzuhören, für andere da zu sein, denn das macht Freundschaft und Miteinander aus. Es ist ein Geben und Nehmen und wenn man bereit ist anderen auch mal zuzuhören wird niemand mehr vor einem Reißaus nehmen, sondern die Gesellschaft suchen.
Begleitet wird die Geschichte von witzigen Illustrationen, die die Situationskomik wunderbar einfangen und auch bewusst machen, wie nervig BLABLAs Verhalten für die anderen ist. Besonders ansprechend sind aber nicht nur die Illustrationen sondern auch die äußerst harmonische Farbwahl mit den bunten, warmen Tönen, die die Lebendigkeit der Geschichte noch einmal unterstreichen.
Sicherlich kennt jeder (auch die Kinder) jemanden, der sehr ICH-bezogen durchs Leben läuft und furchtbar viel quatscht. "Der:die quatscht mir/dir (ja) ein Ohr ab" ist ein weithin bekannter Spruch, den wir, in diesem Zusammenhang, gern einmal genervt äußern.
Hinter viel reden verbirgt sich jedoch nicht immer Ignoranz dem anderen gegenüber und darum ist dieses Bilderbuch ein wunderbarer Ausgangspunkt über genau solches Verhalten zu sprechen.
Kennt ihr jemanden der viel redet?
Was nervt dich daran?
Was meinst du ist der Grund, wieso .... so viel redet?
Man kann viel reden, weil man meint alles kommentieren zu müssen, oder weil man meint, man muss alles was man erlebt hat gleich mit der Welt teilen. Viel reden kann aber auch eine Sache von Unsicherheit sein. Viel reden kann ein Ventil sein. Viel reden ist nicht immer ein Zeichen  Geringschätzung dem anderen gegenüber.
Blabla fühlt sich ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht wohl in seiner Haut. Er versteht, das er sehr egoistisch war, muss einsehen, dass er vieles falsch gemacht hat, wenn auch nicht absichtlich. Er war stolz auf seine großen, spitzen Ohren, fühlt sich plötzlich entstellt mit kleinen Ohren. Ihm ist etwas peinlich. Was ist ihm peinlich und muss es ihm peinlich sein?
Ich denke, diese kleinen Ansatzpunkte kann jeder für sich um ein Vielfaches erweitern.
Und so zeigt sich auch an diesem Bilderbuch aus dem Carl Auer Verlag, das Bücher über scheinbar so banale Dinge, wie viel reden, auch viel über Gefühle vermitteln und zum Nachdenken anregen. 
Es ist ein wirklich vergnüglicher Lesespaß mit viel Gesprächspotential.