Bildquelle: Coppenrath Verlag
Heute schlaf ich anderswo
von Annette Langen
mit Bildern von Annette Swoboda
32 Seiten
1. Aufl. 2018
Coppenrath Verlag
ISBN: 978-3-649-61640-5
13,99€
Thema woanders schlafen / Mut
für Kinder ab 3 Jahren
Wenn Annette Langen eine Geschichte erzählt dann orientiert sich der Inhalt oft auch an der Alltagswelt ihrer Leser.
Mit "Heute schlaf ich anderswo" greift sie ein genau so ein Thema auf. Irgendwann ist es einmal so weit, da möchte ein Kind woanders schlafen. Entweder bei Freunden, bei den Großeltern oder auch im Kindergarten. Wo immer es auch hingehen mag es ist ein Ereignis das das Kind aus seiner gewohnten Umgebung heraus holt und das über Nacht. Was tagsüber kein Problem ist kann sobald es anfängt zu dämmern zum Problem werden. Fremdeln, Angst und Heimweh haben. Das alles ist völlig normal diese Angst zuzulassen, zu überwinden bedarf Mut und manchmal ist es auch gut wenn man Hilfe und Verständnis bekommt.
.So wie Jojo. Er ist der Älteste in der Kindegruppe, ist sehr schlau und sehr clever doch als ihn die kleine Ida fragt ob er bei ihr übernachten möchte wird ihm ganz seltsam zumute. Klar, dass er nicht sagen möchte, dass er noch nie woanders geschlafen hat, ohne seine Eltern, denn das wäre ja ein Zeichen von Schwäche und peinlich. Einfühlsam beschreibt Annette Langen Jojos geheime Ängste, die er Ida natürlich nicht erzählt. Es sind Ängste und Bedenken, Schlafgewohnheiten, die jedes Kind nachvollziehen und vor allem nachempfinden kann. Mit dieser innerlichen Auseinandersetzung, die den kleinen Zuhörern nicht verborgen bleibt erleben sie, dass es nicht schlimm ist Angst zu haben, dass es anderen genauso geht wie vielleicht einem selbst.
Anstatt Ida die Wahrheit zu sagen, erfindet er Ausreden, die Ida jedoch mit eigenen Erfahrungen widerlegt. Als er dann jedoch sagt, dass er andere Termine hat und keine Zeit akzeptiert die Kleine dies und fragt eine andere Freundin, die spontan zusagt. Mit dieser unmittelbaren Zusage hat Jojo nicht gerechnet. Wieder durchlebt er ein Gefühlschaos, dass noch größer wird als nach dem Wochenende im Stuhlkreis das Thema anderswo Übernachten wieder angesprochen wird.
Bildquelle: Coppenrath Verlag / Annette Swoboda
Genervt rennt er in den Garten und hilft Malte dem Praktikanten, dem er sich dann auch etwas anvertraut und der einen super Tipp für den Kleinen hat.
Wenn Jojo Angst hat woanders zu schlafen könnte er ja erst einmal Ida fragen ob sie bei ihm übernachten möchte.
Und genau das passiert dann auch.
Ida hat zwar schon Erfahrungen woanders zu schlafen doch auch für sie ist es immer wieder eine ungewohnte Situation. Sie hat jedoch einen Trick, den sie Jojo verrät. Ein genialer Trick, vorausgesetzt....
Zuviel möchte ich hier nicht verraten. Auch nicht Idas Geheimtrick.
Nur so viel, die kleinen Zuhören bekommen einen richtig guten Trick mit auf den Weg, der bestimmt vielen helfen wird wenn es darum geht woanders schlafen zu möchten oder müssen.
Naja, eigentlich kann ich es hier auch verraten denn auf dem Cover wird es ja auch schon erwähnt.
Ida bekommt immer ein Kuscheltuch mit Mama Geruch mit. Dumm nur wenn es verloren geht. Aber wenn man Freunde wie Jojo hat ist auch das kein Problem.
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Die Geschichte setzt sich intensiv mit den Ängsten, Sorgen und Nöten der Kleinen auseinander. Sie erfahren, dass es nicht schlimm ist Angst zu haben und bekommen ein Gefühl dafür wie es ist woanders zu schlafen, Angst zu haben und getröstet zu werden. Zu sehen, dass es anderen Kindern genauso geht wie einem selbst macht Mut. Die gefühlvolle Erzählung, die das Thema auf vielfältige Weise beleuchtet und auch noch einen Trick verrät wird durch die sehr liebevoll illustrierten Bildern von Annette Swoboda wundervoll visualisiert. Durch sie bekommen die Kinder sehr anschaulich ein Gefühl für die Situationen, Stimmungen, Ängste und auch die innerliche Zerrissenheit.
Die Mimik und Gestik der Figuren ist so hervorragend herausgearbeitet, dass man unmittelbar mit fühlt und somit versteht.
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Wir haben das Buch mit mehreren Kindergartenkindern im Alter zwischen 2,5 und 6 Jahren gelesen. Jeder kannte die Situation, selbst die Kleinste mit noch nicht einmal 3 Jahren. Da es alles Übermittag Kinder in der Kita waren, kannten sie zumindest die Situation schon woanders zu schlafen. Dass es hier um eine Übernachtung ging, realisierten sie sofort und räumten auch ein, dass dies noch einmal etwas anders ist. Alle hatten aber schon einmal bei Freunden oder Verwandten geschlafen und jeder hatte einen anderen Trick für seine Freunde. Das Kuscheltuch mit Mamageruch kannte keiner aber ich weiß aus den Erzählungen der Eltern, dass einige jetzt eins haben.
Durch die Rückmeldung der ersten Lesegruppe haben wir mit der zweiten und dritten Lesegruppe anschließende Kuschetuchgespenster gebastelt, die nun in die Übernachtungsköfferchen wandern und bestimmt auch vorher noch Mamageruch bekommen.
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