Unsere Lieblingsbücher

Schnurziepegal

 
 
Bildquelle: Knesebeck Verlag
Schnurzpiepegal
von Barbara Steinitz
32 Seiten
1.Aufl.
 im Knesebeck Verlag 2018
ISBN 978-3-95728-055-8
14,00€


Eine wundervolle, sehr humorvolle, witzige Geschichte zum Thema Toleranz und Individualität

für Kinder ab 3 Jahren

Wie schön, das dieses Buch wieder auf dem Buchmarkt ist.
In neuem Verlag mit neuer, wunderbarer Aufmachung. Das Cover allein schon ist hinreißend. Die Farbkombinationen und Muster brillant, konträr und trotzdem wunderbar zueinander passend. Farbharmonie die einen einlädt.
Barbara Steinitz Figuren, die uns gleich beim Aufschlagen des Buches, in Bilderrahmen verewigt, anschauen leben von ihrer pointierten Überzeichnung. Sie verleiht ihnen genau den Ausdruck , der über jede Figur auf einen Blick, Bände erzählt.
Wer kennt nicht die "Volksweisheit", dass Menschen ihren Hunden mit der Zeit immer ähnlicher werden? Genau hiervon handelt Barbara Steinitz wunderbare Geschichte.
Sie stellt uns die unterschiedlichsten Typen Menschen mit ihren gleich gewordenen Vierbeinern so herrlich real-komisch vor, dass man, so tragisch es eigentlich auch ist, immerfort schmunzeln muss.
Da sehen wir z.B. eine Dame mit dem Pudel, die die Nase so hoch trägt als würde sie die Wolken berühren den Rennfahrer mit dem Windhund genauso wie einen schlaksigen, langhaarigen Kerl mit einem Wesen aus dessen langem Fell nur vorne die schwarze Nase herausguckt.
Besonders gut hat unseren Lesekindern Anton gefallen. Ein frecher, schelmischer ,sommersprossiger Junge mit breitem Grinsen dessen Dackel ein ebensolches aufweist. Alle Hunde ähneln nicht nur im Wesen, sondern auch in der optischen Wirkung nach außen, ihrem Menschen. Gleiche Farbe, gleiche Mimik und Gestik.
Das wäre nun ja noch nicht alles so schlimm würde man nicht wie ein Außerirdischer angesehen und verspottet wenn man einen Hund hat, der eben nicht so aussieht wie man selbst.
Das ist nämlich bei Leonora der Fall. Leonora ist eine fröhliche, rundliche Frau, die Opern liebt und von morgens bis abends Opern hört und mit singt. Sie trägt ein figurbetontes blaues Trägerkleid mit hübschem Schnörkelmuster. Ihr Hund Fidelio liebte es ebenfalls zu singen, wenn gleich die Nachbarn es mehr als unzumutbares Jaulen betrachteten.

Die Liebe zur Musik teilten die beide doch ähnlich sehen sie sich so gar nicht denn Fidelio ist schmal und orange-rot kariert. Und weil sich Leonora und Fidelio so gar nicht ähnlich sahen wurden sie von ihren Mitmenschen oft ausgelacht. Eigentlich war das Leonora egal aber manchmal wenn sie sich zum Beispiel gemeinsam im Spiegel sah, da rollten dann doch ein paar Tränen über ihr rundliches, liebes Gesicht.
Aber Leonora und Fidelio waren nicht das einzige ungleiche Paar in der Stadt. Ein paar Straßen weiter wohnte Joschka. Ein hochgewachsener, sehr dünner Mann mit schütterem rotblondem Haar, einer Nickelbrille und einem sehr ungewöhnlichem orange-rot kariertem Anzug. Im gleichen Muster war seine Mütze. Die Schuhe orange wie seine Krawatte. Joschka liebte es Pralinen zu kreieren. Auch er war stolzer Besitzer eines Vierbeiners der ihm so gar nicht ähnlich war.
Vielleicht ahnt der ein oder andere schon wie seine Hündin aussieht. Richtig! Recht wohlbeleibt, rund, blau mit hübschem Schnörkelmuster.

Und auch Joschka machte sich nichts aus dem Gespött der anderen, zumindest meistens. Wenn er sich mit Pistazia zusammen im Schaufenster sah dann wurde auch er schon mal traurig genau wie Pistazia.
Joschka und Leonora kannten sich nicht, doch eines Tages begegneten sie sich.
Wies es weiter geht?
Das verrate ich hier nicht.
*
Bei den Lesungen unterbreche ich an dieser Stelle immer und frage
unsere Lesekinder was sie glauben, wie die Geschichte endet.
Jeder sagte sie tauschen die Hunde und alles ist gut.
Ist es wirklich gut wenn alles gleich ist?
Ist es wirklich gut für einen so zu sein wie alle anderen nur damit man nicht auffällt?
Nach einem kleinen ersten Gespräch lese ich dann weiter.
Hier ende ich mit meiner Schilderung und lasse Bilder sprechen.

 Bildquelle: Knesebeck Verlag
Das Ende verraten sie nicht!!
*
Es ist ein so wunderbares, sehr witziges Buch, das nicht nur Kindern gut gefällt. Auch die Senioren in unserem Lesekreis waren mehr als begeistert.
Mit viel Witz und Leichtigkeit erzählt Barbara Steinitz ihre Geschichte in Bild und Text und transportiert damit ihre Botschaft für mehr Toleranz und Vielfalt in Perfektion!
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Es ist ein sehr wichtiges Buch, denn die Toleranz gegenüber Menschen die anders sind wird immer geringer. Grade bei Kindern bzw. Jugendlichen ist dies in schon fast erschreckender Weise zu beobachten. Mode und Menschen, die mit der Mode gehen gab es immer schon aber eine "Uniformierung" wie wir sie heute erleben, die teilweise weit über die Kleidung hinaus geht, ist schon erschreckend. Das jemand ausgegrenzt wird weil er sich bestimmte Markenkleidung nicht leisten kann gab es auch schon länger. Aber das  nicht nur verbal beschimpft und gemobbt wird ( was schon schlimm genug ist) sondern körperlich angegriffen das scheint in letzter Zeit mehr zu werden.
Das Buch trägt dazu bei, dass Kinder im Kindergartenalter, wie aber auch Grundschulkinder sensibilisiert werden, nicht dieser Uniformierung zu folgen. Jeder wie er mag, so lange er niemandem schadet, das sollte das Lebensmotto sein.
Die Geschichte zeigt wie schön es ist wenn die Welt bunt ist.
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Nach der Lesung war selbst den jüngsten Lesekindern klar, das es schön ist anders zu sein. Viele erzählten davon wie toll sie es finden wenn sie z.B. ein besonders Kleid, das Mutter oder Oma genäht hatten anziehen können. Etwas zu haben was nicht jeder hat erkannten sie nach der Geschichte als kleinen Schatz. Viele hatten sich vorher darüber noch keine Gedanken gemacht.
Und ein Kind sagte:" wenn mich noch mal jemand schubst und sagt du siehst blöd aus mit der altmodischen Brille dann sage ich:
das ist mir doch "schnurzpiepegal!"
Schön wenn ein Buch, eine Geschichte so zum Nachdenken anregt.
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Jetzt habe ich noch gar nicht viel über die hinreißenden Illustrationen erzählt, doch ich denke, die Bilder sprechen hier auch für sich.
Alle Figuren sind einzigartig und ausdrucksstark doch die Protagonisten Joschka und Leonora mit ihren Hunden Pistazia und Fidelio sind so wunderbar und charaktervoll, das es einfach immer wieder Freude bringt, sie einfach zu betrachten.
Gern würde ich sie mir als Bild an die Wand hängen.
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Unsere Lesekinder zumindest haben ein neues Lieblingsbuch!
 
Übrigens!
Mehr zum Buch erfährt man auf der Verlagsseite
 
 Ganz besonders möchte ich aber allen Lesern die Seite der Bilderbuchmacherin ans Herz legen
hier gibt es ganz besonders viel zu entdecken. Sogar einen kleinen Film in dem Barbara Steinitz die Geschichte als Papiertheaterstück wirklich fantastisch präsentiert.
Und noch ein "Übrigens"
mit vielen ihrer Geschichten geht sie auch mit ihren Figuren -Geschichtenkoffer Papiertheater in Schulen, Kindergärten und.........!!
Sehr sehenswert!! Einfach fantastisch!!
 
Noch nicht genug von Barbara Steinitz Geschichten?
Denn da stelle ich die Geschichte von "Herr Kules und der Löwe" vor!

Bildquelle: Knesebeck Verlag