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Prinz Seltsam +Prinz Seltsam und die Schulpiraten Down Syndrom

Bildquelle: Mediathek Don Bosco Verlag
Die Geschichte von Prinz Seltsam
von Silke Schnee mit Bildern von Heike Sistig
12 Bildkarten zum Thema Down Syndrom und Inklusion
Don Bosco Verlag
13,95€

Zu diesem Kamishibai  gibt es ein Bilderbuch das im Neufeld Verlag erschienen ist.
Eine außergewöhnliche, wunderschöne Geschichte über die Stärken des Anderssein eingebettet in eine wahrlich königliche Welt.
Und so beginnt die Geschichte auch wie im Märchen mit: "Es war einmal..." 
"Es war einmal ein Königspaar..."
Für die Königin gibt es nichts schöneres wie Kinder und auch wenn der König sich dann und wann über seine beiden Kinder ärgert ist er doch insgeheim unheimlich stolz auf sie. Wieso also nicht noch ein Kind und so bekommen sie dann einige Monate später noch einen Sohn. Er sieht anders aus als andere Babys und er verhält sich auch ganz anders wie andere Kinder. Das Volk  war verwundert und einige gar nicht begeistert von so einem Prinzen, der noch dazu seltsame Dinge macht.  Der kleine Prinz freute sich über viele Dinge die andere für selbstverständlich erachteten und er machte alles ganz langsam aber immer mit viel Freude. Eines Tages geschah etwas sehr bedrohliches  nur der kleine Prinz der empfand die Situation ganz anders, gar nicht bedrohlich. Durch seine ganz eigene  Art erkannte er Dinge, die niemand sah außer ihm und so nahm die Geschichte  einen ungewöhnlichen Verlauf mit einem ebenso ungewöhnlichen Ende.
Auf gefühlvolle , einfühlsame Art  werden scheinbare Schwächen zu Stärken denn es kommt letztendlich nur auf die Sichtweise an. Es zeigt wie Kinder mit Down Syndrom die Welt erobern, sie sehen und mit ihr umgehen. Für uns wirkt es oft naiv in Wirklichkeit ist es einfach nur die große Freude am Leben, die Liebe zu allem. Einfach, direkt und ehrlich.
Heike Sistig hat die Bilder zu dieser wunderschönen Geschichte geschaffen. Illustriert würde in diesem Fall zu technisch klingen.
Sie transportieren die Gefühle und Situationen ideal. Einige Bilder wirken vielleicht auf den ersten Blick bedrohlich, düster. Bei genauerem Betrachten erkennt man die Intention dieser Umsetzungsweise.
Im Umgang mit Kindern die anders sind haben meist nur Erwachsene Berührungsprobleme.  Kleine Kinder nehmen andere Kinder so wie sie sind. Ihnen ist es egal wie jemand aussieht oder sich verhält. Erst durch die Reaktionen der Erwachsenen wird diese Unbeschwertheit oft gestört.
Grade heute wurde ich daran erinnert. Es ist schon seltsam wie manchmal eins zum anderen kommt. Da habe ich diese Geschichte vor mir um sie vorzustellen. Unterbreche die Arbeit um mit der Familie zu essen, da  kommt mein jüngster Sohn mit Bildern zu uns. Bilder von vor gut 6 Jahren. Damals war er grade 4 Jahre alt.  Auf zwei dieser Bilder steht neben ihm ein Mädchen mit Down Syndrom. Damals wie heute ist ihm nicht wichtig wie dieses Mädchen aussieht. Er wollte nur wissen was sie da gespielt haben. Ich dachte an die Geschichte oben auf meinem Schreibtisch. Plötzlich interessierte es mich ob es ihm wirklich nicht aufgefallen ist, das das Mädchen etwas anders aussah als andere Mädchen. Direkt fragen wollte ich auch nicht daher verwickelte ich ihn in ein Gespräch. Sicherlich hatte er es gemerkt aber mein Sohn erklärte mir, dass jeder Mensch anders ist also ist das auch nichts Besonderes. Eigentlich eindeutig. Aber genau so reduziert denken Kinder. Nicht alle. Ich weiß! Aber viele. Und sicherlich kommt es auch aufs Alter des Kindes an und vielleicht auch noch auf den familiären Hintergrund. Aber im Grunde ist nun mal jeder Mensch anders und jeder hat seine Stärken und Schwächen. Egal ob mit "Behinderung" oder ohne. Jeder kann von dieser Gemeinschaft profitieren. Man muss es nur zulassen. Inklusion heißt es heute. Miteinander füreinander haben wir früher gesagt.
Diese Geschichte verdeutlich dies in einer sehr anschaulichen Art.

Jetzt möchte ich aber doch noch die einzelnen Bilder genauer vorstellen.
Im 1. Bild sehen wir das Königspaar auf der Wiese vor ihrem Schloss. Die Geschichte erzählt uns mehr zur Familie.
Das 2. Bild zeigt die ganze Familie ( Königin, König und die beiden Kinder ) in einem großen Königsbett. Es sieht sehr gemütlich aus, so eng und vertraut liegen sie beieinander. Hier wird noch einmal erzählt wieso der Vater so stolz auf seine Kinder ist und das es nichts schöneres auf der Welt gibt wie Kinder.
Nun folgt das 3 Bild der Geschichte. Das Königspaar sitzt im Thronsaal und präsentiert stolz das Neugeborene. Prinz Noah soll er heißen. Alle schauen sich das Baby an, das seltsam anders aussieht.
Auch das Volk soll Prinz Noah kennenlernen und so sehen wir auf dem 4.Bild wie das Königspaar vor das Volk tritt. In der Geschichte erfahren wir, dass das Volk anfing zu lachen und einige sogar sagten dass der kleine Prinz komisch aussieht und deshalb nicht dazu gehört.
Das alles bekommt der kleine Prinz gar nicht mit. Dafür ist er noch viel zu klein und so wird er größer und entdeckt ganz unbeschwert wie andere Kinder auch seine Welt.
So sehen wir auf Bild 5 einen kleinen Prinzen auf einer blühenden Wiese krabbeln. Am erkennt gut wieviel Freude er dabei hat und wie er alles um sich herum intensiv wahrnimmt. Die Geschichte erzählt uns noch mehr von der Welt des Kleinen. Prinz Noah wird größer, lernt laufen und entdeckt weiter seine Welt.
Es ist Herbst geworden ( Bild 6). Die Blätter sind von den Bäumen gefallen und  das Laub  auf der Erde leuchtet wie ein roter Teppich.
Doch dann wird es duster in der bunten fröhlichen Welt des Kleinen Prinzen.
Bild 7 in dusteren, dunklen Farben. Wir sehen einen schwarzen Ritter auf einem schwarzen Pferd. Vor ihm die drei jungen Prinzen auf ihren Pferden. Im Text erfahren wir, dass der schwarze Ritter das Königreich angreifen wollte.
Bild 8 zeigt den schwarzen Ritter im Vordergrund. Mächtig und böse wirkt er und klein dahinter Prinz Noah auf seinem Pferd. Eindrucksvoll , spannend und sehr detailliert erfährt der Zuhörer wie plötzlich ein Sturm aufkommt und der schwarze Ritter Mühe hat  sein Gesicht zu schützen. Was es mit dem Gesicht wohl auf sich hat?
Ich möchte nicht Zuviel verraten doch auf Bild 9 sehen wir etwas sehr erstaunliches. Der kleine Prinz Seltsam umarmt den schwarzen Ritter.
Plötzlich wird es hell hinter den drei Prinzen (Bild 10) sie reiten nach Hause umjubelt vom umherstehenden Volk. " Es lebe Prinz Seltsam! Unser Retter!..." ( Zitat). Prinz Seltsam ist auf seine ganz eigene, besondere Art auf die Situation eingegangen. Hat das Menschliche im schwarzen Ritter entdeckt.
Im letzten Bild zeigt Prinz Seltsam/Noah  auf der Wiese im Schlossgarten sitzen über ihm die Sonne.

Ein schönes Abschlussbild das genau die Wärme transportiert die gesamte Geschichte vermittelt.

Hier noch das Buch mit der gesamten Geschichte

Bildquelle: Neufeld Verlag
http://www.neufeld-verlag.de/de/die-geschichte-von-prinz-seltsam.html
Prinz Seltsam eine Geschichte von Silke Schnee mit Illustrationen von Heike Sistig
31 Seiten 
ISBN 978-3-86256-010-3
4. Auflage
April 2015
14,90€

Die Geschichte wird hier mit ein paar weiteren Bildern belebt.
Da ich schon über Bildkarten  und Geschichte berichtet habe möchte ich hier nur noch einen ganz markanten Satz der Geschichte zitieren. Ich glaube er spricht für sich und die Geschichte, die so wunderschön wie aussagen stark ist.

Der Satz bezieht sich auf die Begegnung von Prinz Seltsam und dem Schwarzen Ritter.
Im Bildkarten Set Bild 9
"Er kannte Ablehnung und Hass, Gewalt und Schmerz- aber Mitgefühl, Anteilnahme, Sorge und Liebe, die waren ihm noch nie begegnet und jagten ihm nun eine Heidenangst ein."
Grade Kinder mit Down Syndrom zeigen uns jeden Tag aufs Neue diese Gefühle von Anteilnahme, Liebe und Mitgefühl. Sie sind so besonders wertvoll für uns alle weil sie uns zeigen wie leicht vieles sein kann, dass uns scheinbar schwer erscheint.
Gleichwohl ist die Gesamtbotschaft nicht auf Kinder mit Down Syndrom beschränkt sondern zeigt uns, dass ganz simpel, dass alle Menschen unterschiedlich sind und grade das unsere bunte Gesellschaft ausmacht.
Ganz besonders ist auch die zweite Geschichte von Prinz Seltsam.
Prinz Seltsam und die Schulpiraten
Bildquelle: Neufeld Verlag
Prinz Seltsam und die Schulpiraten
von Silke Schnee mit Bildern von Heike Sistig
32 Seiten 
       ISBN 978-3-86256-037-0   
1. Auflage
August 2013
14,90€
Hier wird das Thema Inklusion verdeutlicht. Sehr anschaulich wird vermittelt was Inklusion bedeutet und wie wichtig und bereichernd dies sein kann.
Silke Schnee, selbst Mutter eines Kindes mit Down Syndrom, hat es auf sehr originelle Weise geschafft zu erklären was Inklusion bedeutet. Wenn man die Geschichte liest kommt irgendwann der Moment an dem man zu der Erkenntnis kommt "..ja, so ist es, so einfach kann es sein."
Nun aber zu dieser bezaubernden, verzaubernden Geschichte.
Wie jedes Kind kommt auch für Prinz Seltsam der Beginn der Schulzeit. In seinem Land gibt es keine festen Schulgebäude, wie wir sie kennen sondern Schulschiffe. Da nicht alle auf ein Schiff passen hat man eine Einteilung geschaffen. Es gibt Schulschiffe für Mädchen, für Jungen, für Kinder die nicht gut sehen können und Schiffe für Kinder die nicht gut gehen können und dann gibt es noch ein ganz buntes Schiff . Das Schiff der Langsamen so wie Prinz Seltsam. Jedes Schiff hatte seine eigenen Methoden Wissen zu vermitteln. Die Mädchen lernen z.B. Rechnen anhand von Perlen, die mit Nadel und Faden aufgereiht werden. Jungen zu unterrichten ist ganz schön schwer, am liebsten gehen sie Schwimmen, spielen Fußball und klettern an Tauen hoch. Bei den Einäugigen und Einbeinigen lernt man wieder anders aber allen gemein war, dass sie Spaß am Lernen hatten. Auch auf dem Schiff der Langsamen war dies so.
Doch dann wurde alles anders. Eines Tages kam ein heftiger Sturm auf der die Schiffe nur so herumwirbelten. Als die See ruhiger wurde befanden sich die Schiffe im Piratengebiet und so kam es, dass die Piraten sie alle gefangen nahmen und in einen großen Gefängnisturm brachten. Nun war guter Rat teuer, doch Kinder sind erfinderisch und jedes Kind, auch die, die scheinbar benachteiligt sind, haben gute Ideen wie man aus diesem Turm herauskommen kann. Der Einbeinige mit dem Holzbein das mit seinen von ihm geschnitzten Haifischzähnen wie eine Säge genutzt werden kann stellt sein Bein zur Verfügung. Ein Mädchen hatte die Stufen gezählt und wusste wie hoch etwa jede Stufe war . So kamen sie drauf, dass sie ein Tau benötigen, dass die Länge von 70 Händen hat. So wurde aus Strohhalmen ein Tau geflochten, doch das allein reichte nicht denn vor der Tür wachten zwei Piraten. Doch auch hierfür fanden Prinz Seltsam und seine Freunde auch eine Lösung. Jeder brachte seine besonderes Können mit ein und ihnen gelingt die Flucht. Alle auf einem Schiff. Und so kam es, dass auch der Unterricht nun für alle auf diesem einen Schiff stattfinden musste. Und das Fazit ist "verblüffend". Das gemeinsame Lernen macht viel mehr Spaß. Jeder kann von jedem lernen und durch diese Hilfen geht alles viel leichter und besser.
Auch hier die Botschaft, die Vielfalt macht's. Jeder hat Stärken, die richtig eingesetzt eine Bereicherung für alle sind.
Ich kenne einige Kinder mit Down Syndrom. Manche sind mittlerweile schon Erwachsen. Allen gemein ist ihre unglaubliche Herzlichkeit und auch Leichtigkeit des Lebens, die bei uns oft verschüttet ist. Wenn wir mit ihnen umgehen, wie mit jedem anderen auch können wir unglaublich viel von ihnen lernen, denn sie können uns noch soo viel beibringen oder erkennen lassen.
Gleich welche "Behinderung" welche Defizite jemand hat, jeder kann etwas besonders gut und ist wertvoll. Leider vergessen dies viele in unserer leistungsorientierten Welt.
Ich selbst, Mutter von 8 Kindern habe zwei "behinderte" Kinder. Es ist nicht immer einfach mit ihnen aber sie bringen uns jeden Tag erneut zum Staunen. Wie sie reagieren, agieren, erklären, die Welt sehen oder z.B. an ein Problem ran gehen. Anders als "normale" Kinder aber unglaublich stark.
Nur in der Schule sind sie nicht gern gesehen. Sie hinterfragen vielleicht anders oder mehr, sagen vielleicht etwas so verblüffendes das der Lehrkörper selbst erst einmal drüber nachdenken muss. Nicht jedes Inklusionskind ist unruhig, zappelig oder braucht mehr Aufmerksamkeit und dennoch werden auch heute noch die meisten über einen Kamm geschoren als Problemkinder.
Wie bereichernd sie sein können ist in unserer Gesellschaft leider noch viel zu wenig angekommen auch und vor allem in vielen Schulen nicht.
Dieses Buch regt hoffentlich viele zum Nachdenken an!!