Bildquelle: Nord Süd Verlag
Hallo, Leuchtturm!
von Sophie Blackall
48 Seiten
1. Aufl. Frühjahr 2020
ISBN: 978-3-314-10525-8
Nord Süd Verlag
16,00€
Die Geschichte eines Leuchtturms
-Ein Bilderbuch nicht nur für Kinder-
Bildquelle: Nord Süd Verlag
Ich weiß nicht wie es euch geht, für mich haben Leuchttürme seit Kindertagen eine magische Anziehungskraft. Später wünschte ich mir ein Leben auf einer Hallig oder auf einem Leuchtturm.
Es gibt viele, sehr viele Leuchtturm-Verliebte so wie auch Sophie Blackwall, die uns in ihrem Bilderbuch ihre Liebe zu Leuchttürmen auf sehr intensive und gleichzeitig poetische Weise näher bringt. Ihre unglaublich intensiven, ausdrucksstarken Illustrationen lassen uns das Meer und die Naturgewalten förmlich spüren. Gleichzeitig vermittelt sie uns ein genauso starkes Gefühl für das Leben auf einem Leuchtturm. Doch Sophie Blackwall erzählt nicht nur über ihre Zeichnungen. Auf besonders gelungene Weise schafft sie es die Stimmungen ihrer Bilder mit ihrer erzählenden Geschichte zu verbinden.
Sie erzählt die Geschichte eines Leuchtturms, stellvertretend für alle Leuchttürme und ihre Leuchtturmwärter, die es heute so eigentlich nicht mehr gibt. Die moderne Technik benötigt keine Leuchtturmwärter mehr und auch die Leuchttürme haben vielfach ausgedient. So nimmt uns die Autorin und Illustratorin mit auf eine Zeitreise. Eine Zeit in der das Leben auf einem Leuchtturm von Einsamkeit und Entbehrungen bestimmt war aber trotzdem glücklich machte.
Der Leuchtturm steht auf dem höchsten Felsen einer kleinen Insel, ganz am Rande der Welt. Er ist für die Ewigkeit gebaut und weißt mit seinem Licht den Schiffen im Dunklen den Weg. Eines Tages tritt ein neuer Leuchtturmwärter seinen Dienst an. Wir erfahren viel von seiner Arbeit aber auch seinem einsamen Leben, das eigentlich sehr schön ist wäre da nicht die Sehnsucht nach Zweisamkeit, nach seiner Frau. Doch eines Tages kommt zieht auch sie ein. Ein kleines Frachtschiff bringt sie zusammen mit dem Proviant. Mit ihr zieht Leben in den Leuchtturm ein. So vergeht die Zeit im Rhythmus des Jahres, mit Sturm und Eis, mit Sonne und Licht aber auch mit Krankheit und der Rettung Schiffbrüchiger. Schiffe passieren den Leuchtturm genau wie Wale und jeder begrüßt den Leuchtturm während der Leuchtturmwärter sich um das Licht kümmert, die Linse poliert, Öl nachfüllt, den abgebrannten Docht erneuert, das Uhrwerk nachzieht und in sein Logbuch schreibt. Die beiden leben ein ruhiges Leben das bereichert wird durch ein Baby. So vergeht die Zeit, die Monate und Jahre bis eines Tages das Frachtschiff nicht nur Dinge des täglichen Gebrauchs bringt sondern auch einen Brief, der das Ende des Lebens auf dem Leuchtturm einleitet. Ein elektrisches Licht wird in Zukunft den Schiffen den Weg leuchten. Ein elektrisches Licht für den Leuchtturm, der für die Ewigkeit gebaut ist.
Und der Leuchtturmwärter?
Der schaut aus seinem Fenster, in seinem kleinen Haus an Land und schickt mit seinem Licht ein "Hallo" zum Leuchtturm zurück.
Die Zeiten in denen ein Leuchtturmwärter sich um das Leuchtfeuer kümmerte sind vorbei doch die Leuchttürme erinnern uns an diese längst vergangenen Zeiten. Vorstellen wie schwer, entbehrungsreich aber auch schön das Leben auf einem Leuchtturm war können wir uns heute nur schwer vorstellen. Schön das es Bücher wie dieses gibt, die einen auf diese Zeitreise mitnehmen und uns all das näher bringen.
Sophie Backwall schafft es ihre Leser an ihrer Faszination für Leuchttürme und die Naturgewalt Meer teilhaben zu lassen und gleichzeitig an ein Stück Seefahrtgeschichte zu erinnern, die es heute nicht mehr in dieser Form gibt. Ein Gefühl dafür zu bekommen ist schwer wären da nicht ihre unglaublich ausdrucksstarken Illustrationen in denen sie uns ein Gefühl für die unterschiedlichsten Stimmungen, für das Leben auf dem Leichtturm aber vor allem für die Naturgewalten vermittelt, das zu beschreiben kaum möglich ist. Tosendes Meer, schlagende Wellen, sanfte See all das wirkt auf den Betrachter sehr intensiv ein. Diese Wirkung wird noch verstärkt durch das geschickte einbringen von Text in die Zeichnungen, die so zu einer Einheit werden. Eine weitere Dynamik wird durch die textliche Gestaltung erzielt und das nicht nur durch das Schriftbild sondern auch den Inhalt der von Wiederholungen lebt und so Botschaft verstärkt. Gleichzeitig vermittelt es ein Gefühl von Konstanz und treiben lassen, wie auf einer Welle.
Wenn man die Geschichte mit Kindern liest können die schnell in die Wiederholungen mit einsteigen und das machen sie auch. Sie sind fasziniert von den Zeichnungen. Wie der Leuchtturm den hohen Wellen trotzt. Sie spüren die Kraft der Wellen genauso wie sie ein Gefühl für das Leben auf dem Leuchtturm bekommen. Einige meiner Lesekinder konnten dies sehr gut beschreiben und später in eigenen Bildern wiedergeben. Jedoch möchte ich auch nicht verschweigen, dass es immer wieder Kinder gibt, die emotional nüchterner reagieren und es so zu Kommentaren wie diesem kommt:
"..... das ist aber unlogisch. Wenn der Leuchtturmwärter Briefe an seine Frau schreibt und die als Flaschenpost ins Wasser wirft dann ist das aber unwahrscheinlich das die Frau die Briefe bekommt so wild wie das Meer ist. Wieso schreibt er nicht die Briefe und gibt sie den Leuten vom Frachtschiff mit wenn die Proviant bringen?"
Hat sie die Poesie des Buches nicht erreicht?
Reicht ihre Phantasie nicht aus?
Fanden sie keinen Zugang zur Geschichte?
Überlegungen die man anstellen kann oder eben auch nicht.
Wie ich reagiert habe?
Gar nicht! - denn das hat ein anderes Kind übernommen-
"Das ist doch nur eine Geschichte und das ist doch romantisch...……"
Romantik verbinden wir in der Tat mit dem Begriff Leuchtturm und das ist auch schön so. Sich daran zu erinnern wie die Realität aussah ist aber mindestens genauso schön.
Und für alle die noch mehr über den Zugang der Autorin zu der Geschichte und das Leben auf einem Leuchtturm erfahren möchten hält die Autorin in einem Nachwort jede Menge Informationen bereit.
Ob es den Leuchtturm in ihren Bildern wohl wirklich gibt?