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Der Riese und die großen Gefühle

Bildquelle: Tulipan Verlag
Der Riese
und die großen Gefühle
von Charlotte Bellière
Illustriert von Ian De Haes
32 Seiten
1. Aufl. 16.04.2025
ISBN 978-3-86429-638-3
Tulipan Verlag
18,00

Hier wartet ein ganz bezauberndes Bilderbuch, dass mit einer ausdrucksvollen Bildsprache über starke Gefühle wie Angst, Erstaunen, Wut, aber auch Liebe und Gelassenheit erzählt.
Ein bezauberndes, verzauberndes Bilderbuch über Gefühle, dass auch künstlerisch ein Highlight ist
Ein Bilderbuch ganz ohne Worte, indem es sehr viel zu entdecken und erleben gibt.
Für Kinder ab 3 Jahren
Manchmal bedarf es keiner Worte, man muss nur hinschauen, um viel zu entdecken und erleben.
In genauso ein zauberhaftes Bilderbuch dürft ihr hier eintauchen. Und um es vorwegzunehmen: Es ist ganz bestimmt nicht nur ein Buch für Kinder. Ian de Haes s illustrierte Bilderbücher sind immer etwas ganz Besonderes. Sein einzigartiger, sehr individueller Zeichenstil, seine Farbpaletten und vor allem das Spiel aus Licht und Schatten ziehen den Betrachter magisch an. Mit "Der Riese und die starken Gefühle" zeigt er uns, dass es keiner erzählenden Sprache bedarf, um Geschichten zu erzählen.
Wenn man sich auf das Abenteuer Buch ohne Worte einlässt, ist das für viele vielleicht erst einmal etwas ungewohnt. Viele sind es gewohnt, erzählend durch eine Geschichte geführt zu werden und sehen Bilder nur als ergänzende Begleitung. Bei einem Buch ohne Worte muss man loslassen und bereit sein, sich auf ein echtes Entdeckerabenteuer einzulassen, bei dem man alles um sich herum vergisst. Es ist nicht möglich, an etwas anderes zu denken. Das Auge nimmt das große Ganze war, bleibt dann an einem interessanten Punkt hängen, den es intensiver entdeckt und von dort aus genauso aufmerksam von Bildausschnitt zu Bildausschnitt weiterwandert. Es ist ein Betrachterprozess, der sich mit der Zeit verselbstständigt.
In diesem Fall lädt uns Ian De Haes in ein kleines idyllisches Dorf ein und erzählt ausgehend vom ruhigen Dorfleben eine wundervolle, fantasievolle Geschichte über große Gefühle, die alle Dorfbewohner und ein überraschender Gast ganz individuell empfinden.
Auf jeder Doppelseite wird ein Gefühl in den Vordergrund gestellt. Welches das ist, sieht man dank der ausdrucksvollen Bildsprache sehr schnell, jedoch gibt es in jedem Bild auch irgendwo ein kleines Schild mit dem Gefühl. Es zu entdecken ist nicht immer so leicht. Manchmal muss man sehr genau hinschauen, was auch als Suchspiel genutzt werden kann.
Ian De Haes erzählt von dem beschaulichen Dorfleben, in dem die Dorfbewohner mit viel GELASSENHEIT ihren Tag verbringen bis mitten im Dorf ein großer "Stein", an dem man sich gerne niederlässt, zu wackeln beginnt. Die Erde beginnt zu beben, dann birst der Boden.
Die Menschen erschrecken und machen sich SORGEN. Plötzlich bewegt sich der Stein, wird immer größer genau wie das Loch. FURCHT breitet sich im Dorf aus. Der scheinbar ruhige Stein entpuppt sich als SteinRiese, der aus dem Loch klettert und von dannen zieht.
Was bleibt, ist ein Bild der Verwüstung. Ein tiefes Loch auf dem Dorfplatz ist leider nicht alles, was passiert ist. Häuser haben Risse bekommen, drohen einzustürzen, Dächer sind zu Schaden gekommen.
Im Dorf herrscht große TRAURIGKEIT. Nach erstem Entsetzen nehmen die Bewohner die wütend (WUT) die Verfolgung auf. Im Laufe der Zeit wird aus WUT ZORN. Doch als sie den Steinriesen dann finden, müssen sie feststellen, dass der gar nicht so böse ist, wie sie dachten.
Er schämt sich sehr, es ist wirklich herzzerreißend, das kleine große Elend anzuschauen. SCHAM ist aber nicht nur bei dem Steinriesen zu beobachten, auch bei den Bewohnern, die zuvor eine wahre Hetzjagd veranstaltet hatten und auch mit HÄME reagiert haben, ist SCHAM zu entdecken. Großes ERSTAUNEN macht sich breit, als die Dorfbewohner feststellen, dass der Steinriese ganz und gar nicht böse ist, sondern in Wirklichkeit unglaublich fürsorglich und lieb. Und mit LIEBE und FREUDE endet dann auch diese sehr gefühlvolle, ganz bezaubernde Geschichte, die ich hier nur ganz grob angerissen haben und die so viel Geschichten beinhaltet, wie ihr sie entdeckt, interpretiert, kommentiert und erzählt.

Auf jeder Doppelseite stellt Ian De Haes ein Gefühl in den Vordergrund, das deutlich und intensiv, aber auch sehr individuell zu erleben ist. Jeder reagiert etwas anders. Mal ist einer mehr von dem Gefühl betroffen als der andere und die Reaktionen dementsprechend unterschiedlich. Das Besondere an Ian De Haes Bildergeschichte ist, dass er nicht einfach Figuren ins Bild setzt, sondern einen festen, sehr individuellen Bewohnerstamm hat. Sie alle dürfen wir gleich zu Beginn des Buches beim Aufschlagen kennenlernen. Jede Figur hat eine besondere Persönlichkeit. Sie alle kennenlernen zu dürfen ist schon ein großes Geschenk, denn hier erleben wir nicht nur Individualität, sondern auch die Vielfalt.
Jeder Charakter ist einzigartig und auch wenn man über Menschen nicht lachen sollte, die ein oder andere Darstellung lässt schon schmunzeln. Aber nicht nur. In dem Buch geht es um Gefühle und die erleben wir auch schon in unterschiedlichster Form in der Vorstellung. Da gibt es Melchior den kräftigen, stämmigen "Seebären" mit dem typischen Seemannsoutfit von Ringelpulli und Strickmütze, dessen Arme von Nixen- und Anker-Tätowierungen geziert sind, und die Brille tragende Familie Bonchic, Robert mit dem großen Strohhut, der anscheinend gern ein kleines Nickerchen zwischendurch macht und ein Sinnbild für Gelassenheit zu sein scheint, oder Melanie mit dem großen Hut, die sich immerzu im Spiegel anschauen mag- halt Typ feine Dame oder Willy, der Bücher zu lieben scheint. Ayhan und auch Herr Zhou trauen zeigen starken Gefühle und auch die Tiere sind vom Typ her sehr verschieden. Die Schildkröten Pinsmi und Pinsmol scheinen sehr neugierig und entdeckungslustig zu sein, während Hund Karamell es ehr chillig mag. Jeder Bewohner kann so kennengelernt werden und nicht selten passiert es, dass man sich mehr oder weniger unbewusst schon Figuren hinauspickt, die man später in den Bildergeschichten sofort wiedersucht und ihrem Geschichtenverlauf folgt. Melchior zum Beispiel verkauft seinen Fisch und bekommt es mit der Angst zu tun, als der Steinriese aus dem Loch klettert, während Robert mit dem großen Strohhut ...... Ach, wisst ihr was, entdeckt es doch am besten selbst. Sucht Robert und entdeckt, was er von alledem mitbekommt und wie er reagiert. Lernt alle Dorfbewohner kennen, studiert ihre Gesichter, schaut, wie sie reagieren und handeln und erlebt eine Geschichte, deren Bilder plötzlich ein Eigenleben entwickeln und zu leben beginnen. Ihr seid unmittelbare Beobachter und mitten im Geschehen, was dazu führt, dass das Gehirn uns einen kleinen Streich spielt. Wir schauen nicht nur auf ein Bild, die Figuren bewegen sich. Alles entwickelt eine Eigendynamik, der man sich nicht entziehen kann, und so rennt man auch gefühlsmäßig hinter den Figuren her, um den Steinriesen zu finden. Man wird zum Mitreisenden, zum Mitfühlenden und macht sich auch gefühlsmäßig ein eigenes Bild vom Geschehen, das allerdings schon mehr aus der Warte des Beobachters als aus der eines Betroffenen, was auf jeden Fall noch einmal eine andere Gefühlsebene ist. Es ist unglaublich, welch' Vielfalt an Geschichten Ian De Haes hier erleben und entdecken lässt und wie viel Raum er dabei der Fantasie des Betrachters lässt.
Kinder können hier ein wunderbares Gefühl für Gefühle entwickeln und sich mit denen auseinandersetzten. Resilienz ist hier wohl das Wort über allem.
Was mich persönlich sehr berührt hat, ist die unglaubliche Farbpallette, mit der Ian De Haes hier spielt und viel dazu beiträgt, seine Leser gleich in die richtige Stimmung zu versetzten. Warme fast schon erdig zu beschreibende Farben in den unterschiedlichsten Gelb-grün-Tönen mit einer Strahlkraft, die an warme Sommer oder auch Herbsttage erinnert, umhüllen uns mit genau dieser Wärme und geben uns gleich zu Beginn des Buches einem ein tiefes Gefühl der Geborgenheit und Ruhe, die das Thema GELASSENHEIT förmlich spüren lässt. Von dieser warmen Farbpalette weicht Ian De Haes nicht ab, lässt aber im Laufe des Geschehens weitere Farbtiefe mit einfließen und spielt dann mit Licht und Schatten, sodass wir auch über die Farben spüren, dass sich etwas (teilweise sogar dramatisch) verändert. Aus hellen, warmen Gelbtönen wird ein dunkleres Gelb-Grün. Es wirkt nicht duster und dunkel, sondern wie als sei kurz ein Gewitter aufgekommen ist. Jedem Gefühl wird eine kleine, aber doch intensive Abweichung in den Farben zugeordnet. So verfärbt sich der Himmel und damit auch Teile der Landschaft beim Gefühl ZORN in ein erdiges Rot-braun und beim Gefühl LIEBE in ein wundervolles Orange-Rot-Lila. Es wirkt alles, als sähe man durch eine rosarote Brille.
Die emotionale Wirkung von Farbe(n) ist schon eine Welt für sich. Sie so in Bilder über Gefühle einzubinden, dass man sie intensiv spürt, ist eine hohe Kunst. Und so schließt sich der Kreis zwischen Emotionen und künstlerischer Gestaltung.

In dieses Bilderbuch einzutauchen ist ein besonders Erlebnis, nicht nur für Kinder.
"Hier ist es so friedlich. Hier würde ich soooo gerne wohnen."
"Ich hatte das Gefühl, in Urlaub zu sein."
"Ich, hatte das Gefühl, mein Herz wird ganz groß und ganz ruhig."
(O-Töne von Kindern im Alter zwischen 5 und 8 Jahren)
Jedes Bild lädt zum „ewigen“ Verweilen ein und wäre da nicht die Neugier auf den Geschichtenverlauf, man würde vermutlich noch viiiiel länger in jedem verweilen, als man es ohnehin schon machen wird.
Schaut man sich das Buch gemeinsam mit Kindern an, kann man sich später herrlich über das Empfundene, das Erlebte und Gesehene austauschen und dabei sicherlich auch auf die Gefühle zu sprechen kommen.
Man kann Gesprächsthemen bewusst heraussuchen und lenken oder einfach alles auf einen zukommen lassen.
Ihr solltet euch aber nicht wundern, wenn die Herzen vieler kleiner Leser von Anfang an für den kleinen-großen Steinriesen schlagen, auch wenn der erst einmal ein Feld der Verwüstung hinterlässt.
Die Hetzjagd der Bewohner wird nicht von allen Kindern als verständliche Reaktion betrachtet. Manche Kinder leiden mehr mit dem Steinriesen als mit den Menschen, denen zum Teil großer Schaden entstanden ist.
"Er hat das ja nicht extra gemacht!"
(O-Ton einiger Kinder) beschreibt dies sehr schön.
Und damit interpretieren sie die Situation (wie sich später herausstellt) genau richtig.
Und ja, es gibt ein großes Happy End.
Nicht nur die Liebe zieht ein, sondern der Steinriese macht auch alles wieder gut und ist fortan Teil der Gemeinschaft.
Schöner kann eine so emotionale Geschichte doch nicht enden.
VERSTEHEN und VERZEIHEN wird hier vorgelebt.
So jetzt genug geschwärmt und erzählt.
Bei uns ist dieses Bilderbuch zu einem absoluten Lieblingsbuch geworden, in dem nicht nur die Kleinen nur zu gern "stundenlang" verweilen.
Taucht ein und erlebt selbst, was diese Geschichte, diese Bilder mit einem machen. Es ist ein Seelenwärmer, eine Auszeit- fast wie ein Urlaub. Ein gefühlvoller, emotionaler, herzenswarmer Urlaub.





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