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Tut mir leid, kleiner Uhu!

 

Bildquelle: Brunnen Verlag
Tut mir leid, kleiner Uhu!
von Barry Timms
und Sean Julian
32 Seiten
1. Aufl. 31.01.2020
ISBN: 978-3-7655-6928-9
Brunnen Verlag
13,00€
Eine zauberhafte, sehr gefühlvolle Geschichte über beste Freunde, einen großen Streit, die Wut und Enttäuschung und das wieder Zueinander-Finden
für Kinder ab 2,5 Jahren

"Tut mir leid!"
Dies zu sagen fällt bestimmt nicht leicht, doch hat man es nach einem Streit gesagt, geht es einem so viel besser. Dies zeigt dieses liebevoll erzählte und gestaltete Bilderbuch von Barry Timms und Sean Julian ganz wunderbar. Uhu Bobo und Emil Eichhörnchen sind richtig gute Freunde. Beste Freunde der Welt. Jeden Tag treffen sie sich um Zeit miteinander zu verbringen. Emil liebt es Geschichten zu schreiben und sie aufzuführen, dabei inspiriert ihn sein Freund Bodo sehr. 
Bode wiederum liebt es zu werkeln und freut sich wenn er dafür Lob und Anerkennung bekommt.
 Doch der Weg zum Treffpunkt ist für beide weit. Und so ist es nicht verwunderlich, dass eines Tages die Idee aufkommt zusammen zu ziehen. Schnell ist ein wirklich tolles neues Zuhause, in dem Platz für beide ist, gefunden. Doch mit dem Zusammenziehen kommt auch völlig überraschend ein Streit, den eigentlich beide nicht wollten. Während Emil mit Freund Bodo gemütlich auf der Terrasse sitz kommt ihm eine Idee. 
Die Terrasse wäre eine wundervolle Theaterbühne für ihn. Was er nicht ahnt auch Bodo ist inspiriert von der schönen Terrasse und findet es wäre genau der richtige Platz für seine neue Werkstatt.
Jeder hat eine Idee und ist voller Vorfreude die Terrasse nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Niemanden kommt in den Sinn mit dem anderen über seine Idee zu sprechen, zu groß ist die Vorfreude die eigenen Vorstellungen umzusetzen und beiden kommt bei aller Freude überhaupt nicht in den Sinn, dass der andere vielleicht auch eine Idee für die Terrasse haben könnte.
Und so kommt es am anderen Morgen, als beide unabhängig von einander beginnen ihre Ideen zu verwirklichen zum großen Streit, in dem es richtig gemeine Beschimpfungen gibt. 
Jeder zieht sich zurück und ist richtig sauer auf den anderen. Wie es beiden ergeht, wie sie sich fühlen und vor allem wie sie trotz Wut den anderen auch sehr vermissen kommt in der Geschichte sehr einfühlsam und sensibel rüber. Emil vermisst Bodo so sehr, dass er ihm einen Brief schreibt und sich entschuldigt, doch es ist keine richtige Entschuldigung denn er beabsichtigt oder besser gesagt erhofft sich von seiner Entschuldigung ein Einsehen seines Freundes und damit verbunden einen Rückzug von der Terrasse. Bodo erkennt das schnell und ist nun noch enttäuschter weil er spürt, dass Emil es nicht ernst meint.
Ob die beiden dennoch wieder zueinander finden?
Ist die Freundschaft noch zu retten?
Ja!
Wie die beiden das schaffen das ist Teil der Geschichte, den ich noch nicht verrate.
Eigentlich sind die beiden Freunde völlig überrollt worden von etwas was sie so nicht beabsichtigt hatten. Niemand wollte dem anderen etwas Böses und dennoch ist jeder irgendwo verletzt bzw. enttäuscht.
Schwingt nicht auch ein wenig Wut auf einen selbst mit?
Stellt man sich nicht die Frage, wieso man dem anderen nichts von seinen Ideen und Plänen, von seinen Gedanken erzählt hat?
War man zu egoistisch, zu gedankenlos?
Wie schnell man den anderen unbewusst verletzten kann, wie aus Enttäuschung Wut wird, Wut, die sich auch noch verstärken kann und wie man es dennoch schaffen kann wieder glücklich zusammen zu sein, das erleben die Kinder mit dieser wundervollen Geschichte wirklich hautnah. Es ist eine Geschichte, die berührt, die einen mit nimmt, einfängt und viel erkennen lässt.
Weder Bodo noch Emil wollten dem anderen weh tun. Es gibt so viele dumme Situationen im Leben, in denen jeder Mensch genau so etwas erleben kann. Vielleicht hilft das Erlebnis der beiden, den Kindern bei ähnlichen Situationen, leichter den anderen zu verstehen und anders zu reagieren. Und wenn es dann doch zum Streit kommt dann erinnern sie sich vielleicht daran wie Emil und Bodo es geschafft haben ihren Streit beizulegen.

Das Buch eignet sich nicht nur wunderbar um mit Kindern ins Gespräch zu kommen und über das Thema Streiten und Vertragen zu reden, sondern auch als Tröster wenn es denn zu einem Streit gekommen ist.
Barry Timms einfühlsame Art zu erzählen nimmt die unterschiedlichsten Gefühle und die innere Auseinandersetzung mit Enttäuschung und Wut sehr ernst. Die Kinder fühlen sich verstanden, denn das was Emil und Bodo fühlen und denken ist vermutlich genau das was sie auch gerade empfinden. Zu erleben das es anderen auch so gegangen tut gut. Zu erleben wie sich eine verfahrene Situation lösen kann ist dann der Wegweiser zur eigenen Konfliktlösung.
Freundschaft bedeutet so viel, da wäre es doch sehr dumm, diese wertvolle Freundschaft wegen eines dummen Streits oder eines Missverständnisses zu riskieren.
Gut das es Emil und Bodo gibt, die uns zeigen wie man wieder zueinander finden kann.