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Morgen bin ich Sternenlicht

Bildquelle: Loewe Verlag
Morgen bin ich Sternenlicht
eine Geschichte von Sandra Dieckmann
32 Seiten
1. Aufl. 16 Juni 2021
ISBN 978-3-7432-0900-8
Loewe Verlag
15,00€

Eine sehr emotionale, liebevoll erzählte poetische Geschichte 
zum Thema Abschied / Tod und Trauer
für Kinder ab 4 Jahren

Das Thema Tod hat viele Facetten, bietet aber auch genauso viele Möglichkeiten Kindern das Thema näher zu bringen. Mit "Morgen bin ich Sternenlicht" erzählt uns Sandra Dieckmann auf sehr einfühlsame und poetische Weise die Geschichte einer besonderen Freundschaft. Über gemeinsame Erlebnisse und Verbundenheit, über Verlust und Trauer bis hin zu der Erkenntnis, dass niemand so ganz geht sondern in den Erinnerungen immer bei uns ist.
Es ist eine, auf den ersten Blick, sehr traurige Geschichte, die emotional bewegt. Es ist aber auch eine sehr hoffnungsvolle Geschichte. Sie berührt uns und entführt uns. Ihre Bilder sind ausdrucksstark, voller neuer Eindrücke. Mal zaubern sie uns ein Lächeln ins Gesicht, mal berühren sie uns so, dass wir traurig werden und dann wieder werden wir von ihrer Magie eingefangen, die Raum und Zeit vergessen lässt.
Fuchs und Wolf sind beste Freunde. Auf den ersten Blick scheinen die beiden ein ungewöhnliches Paar zu sein doch wenn wir die beiden beobachten und miterleben wieviel Freunde sie zusammen haben, dann geht uns das Herz auf. Egal ob sie zusammen lachen, miteinander reden, den Sonnenuntergang bestaunen oder einfach im Gras liegen, ihre liebevollen Blicke und die Zuneigung ist deutlich zu spüren. Nach einem dieser ereignisreichen Tag legt der Wolf seinen Arm um Fuchs. Sie schauen gemeinsam in den Sternenhimmel als der Wolf Fuchs leise zuflüstert:
"Morgen bin ich Sternenlicht"
So recht versteht Fuchs nicht was Wolf ihr damit sagen will aber die Nacht ist auch viel zu schön um weiter darüber nachzudenken. Am nächsten Tag erinnert sie sich an das was Wolf sagte und ist ganz gespannt  wie es Wolf wohl anstellen wird so so funkeln und zu glänzen wie die Sterne am Himmelszelt, doch Wolf ist nicht da. Egal wo Fuchs nach Wolf sucht, sie findet ihn nicht. Den ganzen Tag verbringt sie mit der Suche. Am Abend geht sie zu ihrem Platz und schaut in den Himmel in der Hoffnung das Wolf kommt und funkelt wie Sternenlicht. Ihr  wird plötzlich klar Wolf muss irgendwo da oben sein, sie muss ihn nur finden. Also macht sie sich auf zu den Sternen. Doch dann wird ihr klar, dass sie Wolf nicht wiedersehen wird. In ihrer Traurigkeit zieht sie die Sterne wie eine Decke zu sich und kuschelt sich darin ein. 
Ihre Tränen rollen nur so hinunter doch dann geschieht etwas ganz wundervolles und sie erinnert sich an all die schönen gemeinsamen Momente. Da wird ihr klar, das Wolf immer bei ihr sein wird. Mit den Erinnerungen wird es wieder hell um Fuchs und sie findet ihr Lächeln wieder.
Die Geschichte nur über die Erzählung zu verinnerlichen und zu begreifen ist nahezu unmöglich denn ein Großteil der Handlung, der Gefühle, die Fuchs durchlebt ist nur über die Visualisierung in den Bildern zu erleben. Es sind die ausdrucksstarken, einfühlsamen, fast schon magisch wirkenden, fantasievollen Zeichnungen mit ihrem eindrucksvollen Farbspiel und zuweilen auch der Einbindung des Textes in den Fluss des Bildes, die beim Leser nicht nur Empfindungen auslösen sondern einen tief mit in die Geschichte hinein ziehen, einen dort innehalten lassen um dann wieder mit Fuchs auf die Reise zu gehen.
Der Tod wird hier nicht direkt angesprochen und dennoch verstehen auch kleinere Kinder, dass der Wolf tot ist. Das er selbst die Füchsin darauf vorbereitet, sein Ableben also vorher spürt ist für viele Kinder nicht so leicht zu begreifen und lässt bei ihnen mitunter im Nachgang Fragen aufkommen, auf die man vorbereitet sein sollte. Vielfach sind die Kinder irritiert das von Wolf und Fuchs geredet wird aber nicht von der Füchsin. Es hat den Anschein, dass Fuchs männlich ist und Wolf und Fuchs einfach beste Freunde sind. Dann hören wir aber das von "sie" in Bezug auf Fuchs gesprochen wird und es wird klar das hier nicht nur eine tiefe Freundschaft sondern noch viel mehr Gefühle mit schwingen.
Die Geschichte ist grob in 3 Teile zu unterteilen. Zu Beginn erleben wird Fuchs und Wolf bei all ihren gemeinsamen Unternehmungen. Wir erleben ihre Verbundenheit und Freundschaft bis hin zu dem alles entscheidendem letzten gemeinsamen Abend. 


Im zweiten Teil nimmt uns Sandra Dieckmann mit auch Fuchs Suche nach Wolf und damit in das Begreifen und die Trauer um Wolf ,bis wir dann im dritten Teil aus der Trauer in einen hoffnungsvollen Neuanfang, ein bewusstes, durchaus fröhliches Weiterleben mit den Erinnerungen an Wolf aus der Geschichte geführt werden. Schließen wir das Buch entsteht eine besondere Stille, die auch an der Körperhaltung und der Mimik vieler Kinder erkennbar ist. "Die Geschichte macht etwas mit einem", sagte mir ein 12 jähriges Mädchen (aus der Trauergruppe) letztens und in der Tat ist es genau das, was diese Geschichte so besonders macht. Sie lässt uns auf unserer Reise durch die Geschichte die unterschiedlichsten Gefühle durchleben und auch wenn sie uns hoffnungsvoll und mit einem fröhlichem Fuchs entlässt haben wir den traurigen Teil nicht ganz vergessen. Sie zeigt aber so auch deutlich, das Abschied, Tod und Trauer nicht das Ende sind sondern lediglich ein Neuanfang in dem die Erinnerung immer einen Platz hat.
Die Geschichte ist für Kinder ab 4 Jahren, dennoch sollte man, wie bei vielen Geschichten zum Thema Tod vorher sehr genau das Kind im Blick haben, mit dem man das Buch ließt. Einer Gruppe von Kindern diese Geschichte zu erzählen ist möglich jedoch sollten die Kinder dann etwas älter sein und man sollte vorher schon über das Thema gesprochen haben.