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Malala für die Rechte der Mädchen

Bildquelle:  Knesebeck Verlag
Malala
für die rechte der Mädchen
Text: Raphaele Frier
aus dem Französischen von Maren Illinger
Illustrationen: Aurelia Fronty
48 Seiten
1. Aufl. 2017
Knesebeck Verlag
ISBN 978-3-86873-975-6
14,95€


Malala, kennen wir spätestens seit dem sie am 10. Oktober 2014, als jüngste Preisträgerin in der Geschichte, den Friedensnobelpreis erhielt.
Für diejenigen, die noch nichts von Malala gehört haben hier ein kleiner Abriss ihrer Geschichte:

Malala wurde am 12 Juli 1997 in Mingora, Pakistan geboren.
Sie war das erste Kind ihrer Eltern.
Ihr Vater, ist ein weltoffener moderner Lehrer, der eine Schule gründete um Kindern Bildung zu ermöglichen. Ihre Mutter, wie die meisten Frauen, ohne schulische Bildung.
Doch ihr Vater ist nicht nur weltoffen und modern, er lebt es auch. So gibt es in Pakistan  die Tradition neugeborenen Jungen zur Begrüßung Bonbons, Münzen und Sultaninen ins Bettchen zu werfen. Mädchen hingegen waren es nicht wert . Doch Malalas Vater forderte alle auf auch sie auf diese Weise zu empfangen.
Malala, wächst zunächst in einer scheinbar heilen, aber unruhigen Welt, beschützt durch ihre Familie auf, geht zur Schule und nimmt viel von dem mit, was die Eltern insbesondere ihr Vater vorlebt und äußert. Sie darf bei Gesprächen dabei sein und ist offen für alles.
Unterstützt durch ihren Vater beginnt sie als 11 jährige einen Blog auf der Webseite des BBC zu schreiben in  dem sie tagebuchartig über ihr Leben als pakistanisches Mädchen/Schülerin berichtet.
Zeitgleich wird sie immer öfter gebeten Interwies zu geben, darf sogar an Konferenzen teilnehmen und wird so langsam zu einer heimlichen Heldin des Landes.
Sie berichtet auch über die Taliban, die ihr Land in Angst und Schrecken versetzten und Mädchen und Frauen unterdrücken.
Seit sie 2011 den Kinderfriedenspreis ihres Landes bekommen hat, steht sie noch mehr im Visier der Taliban, die ein knappes Jahr später einen blutigen Anschlag auf sie verüben, den sie nur mit viel Glück überlebt.
Seitdem lebt sie mit ihrer Familie in London und setzt sich von dort  aus für die Belange der Kinder- und Menschenrechte , für Bildung , für Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt ein.
Sie erhält zahlreiche Auszeichnungen und 2014 den Friedensnobelpreis.
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Das Bilderbuch nun stellt Malalas Leben in farbenprächtigen bunten Bildern dar. Ihre Geschichte ist eindrucksvoll, gezeichnet, illustriert und spiegelt das Leben in Pakistan mit all seinen schönen aber auch schlechten Seiten eindrucksvoll wieder.
Die Illustrationen sind kindgerecht, einfühlsam, authentisch und schaffen es auch schlimme Eindrücke, Gefahren, Probleme, ja sogar das Attentat auf Malala  realistisch, klar erkennbar darzustellen ohne zu sehr zu schockieren.
Eine sehr feine, ausgewogene,  gut abgestimmte Komposition aus dem was man durchaus an "Bösem" darstellen muss und gleichzeitig nicht zu klaren Bildern, in denen dennoch jeder die Dramatik der Situation realisiert und versteht.
Es ist bei so einem schwierigen Thema, bei dem es auch um Bedrohung und Gewalt geht nicht einfach, die Balance zu finden um Kindern die Problematik visuell näher zu bringen. Hier ist es perfekt gelungen.
Der Wechsel zwischen bunten fröhlichen Bildern, Ruhe, Harmonie und Normalität und düsteren Momenten mit Bedrohung, Angst, Trauer und Verzweiflung ist perfekt umgesetz.
Man erkennt klar die Hoffnung und Zuversicht das es sich lohnt für ein besseres Leben zu "kämpfen".

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Im Anschluss an Malalas Geschichte, die  gezeichneten erzählt wird, erhält der Leser noch weitere Informationen über Malala.
Dieses Mal in Form von Fotos, die sowohl Malala und ihre Familie als auch Kundgebungen etc. abbilden.
Der zweite Teil ist in mehrere Bereiche unterteilt.
"Malala, ihr Volk und ihr Land"
Hier beginnt es mit einem Foto von Malala als Zwölfjährige
und einer Gliederung zu ihrem Werdegang mit genauen Daten, sowie eine kleinen Landkarte wo Pakistan liegt.
Es folgt ein bebilderter Abriss über "Mädchen und Schule"
in dem über die Situation der Mädchen in Pakistan berichtet wird, über Bildung auf der Welt insbesondere die der Mädchen. Im Anschluss erfahren wir mehr über "Malala und die Religion", denn sie ist eine gläubiges Mädchen, trägt ihr Kopftuch ganz bewusst.
"Große Vorbilder inspirieren Malala" ist ein weitere Punkt dieser Dokumentation in der auch Mahatma Gandhi, Nelson Mandela und Martin Luther King Erwähnung finden.
Das Buch schließt mit "Zitaten von Malala" sowie zwei sehr eindrucksvollen Fotos.
Zum einen ein Bild auf dem wir "Kinder aus den Gebieten der Flutkatastrophe in der pakistanischen Großstadt Karatschi" sehen, die den Malala-Tag feiern. Ein Foto, das sehr differenziert auf den Betrachter wirkt. Zu einen stechen die vielen bunten Farben der Kleidung fröhlich heraus zum anderen die vielen teilweisen traurigen, resignierten Gesichter der Kinder, die einen sehr beeindrucken und ein wenig ratlos zurück lassen.
Sicherlich ist dieses Foto eine wunderbare Grundlage für Gespräche mit den Kindern.
Das zweite Bild zeigt Malala an ihrem 18. Geburtstag in einem Flüchtlingslager im Libanon wo sie an der Eröffnung einer Schule teilnimmt.

Dieses Buch ist ein, wie ich finde, sehr wichtiges Buch. Es erzählt eine Geschichte und vermittelt Daten und Fakten, die wir ohne Malala sicher nicht so bewusst erlebt und mitbekommen hätten.
Um zu verstehen wie es in der Welt zugeht ist es hilfreich das Schicksal einzelner kennen zu lernen um so einen Zugang zum Wesentlichen zu erhalten.
Dieses Buch ist Bilderbuch und Foto-Sachbuch zugleich.
Zielgruppe sind Kinder im Grundschulalter dennoch ist es mit gezielter Vorbereitung durchaus möglich und empfehlenswert auch schon Kindergartenkindern ab etwa 5 Jahren Malalas Geschichte zu erzählen.
Wunderbar kann man Vorschulkindern anhand dieser Geschichte zeigen, dass es nicht selbstverständlich ist eine Schule zu besuchen. Dass es Länder gibt in denen Kinder nicht zur Schule gehen dürfen oder können.
Für die Vorbereitung auf die Schulzeit hier bestimmt ein eindrucksvoller, nachhaltiger Eindruck.
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Unsere Lesekinder waren in der ersten Gruppe Grundschulkinder der Klasse 2 und 3 und in der zweiten und dritten Runde Kinder im Alter zwischen 5 und 9 Jahren.
Alle waren mit Eifer bei der Geschichte, verinnerlichten sie und beteiligten sich an den anschließenden Gesprächen alle gleich viel und intensiv. Zu erkennen war, das sich die Gruppe der Vorschulkinder wesentlich empathischer äußerte wohingegen die Größeren zwar von der Geschichte beeindruckt waren aber dann auch mal äußerten, dass..." nicht in die Schule gehen müssen ja auch ganz schön wäre...." .
Zwar relativierte sich dies in den weiteren Gesprächen jedoch kamen die Vorschulkinder, wohl mangels Vergleich, gar nicht erst auf solche Ideen.

Allen Kindern hat das Buch sehr gut gefallen.
Sie waren beeindruckt von Malala ,haben aber auch realisiert welch schwierige Bedingungen in Pakistan und anderen Ländern herrschen und wie wichtig Schulbildung ist.

Das der Knesebeck Verlag sich getraut hat Malalas Geschichte als Bilderbuch herauszugeben ist wirklich sehr begrüßenswert und einen besonderen Dank wert.
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