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Eugen tanzt zu den Klängen der Stadt

Bildquelle: Minedition
Eugen
tanzt zu den Klängen der Stadt
von Sylvie Auzary-Luton
32 Seiten
1.Aufl. August 2020
ISBN: 978-3-03934-003-3
Minedition
14,00€

Eine Geschichte über das Leben, die Hektik, den Lärm der Stadt und das in allem ein Rhythmus ist zu dem man Tanzen kann.
Das Musik und Tanz den Alltag freundlicher macht.
für Kinder ab 3 -4 Jahren

Es gibt Bilderbücher, die beeindrucken. Sie beeindrucken weil sie bei aller Fantasie so unglaublich realistisch sind und einem einen Spiegel vor Augen halten.
Dieses Buch ist eines davon, denn bei aller fantasievoller Elemente und einer lustigen Handlung ist hier fast schon erschreckend viel Realität.
Wir sind hier im Land der Tiere, die vermenschlicht sind und so unser Leben widerspiegeln. Das Leben in einer Stadt mit aller Hektik. "Leute" die miesepetrig, mürrisch, immer in Eile ihren Weg gehen. Autos die sich ihren Weg durch die Stadt bahnen. Überall gibt es Geräusche. Das Hupen der Autos, das Rattern von Presslufthammern, Bohrmaschinen und anderen Arbeitsgeräten. Das Klingeln der Fahrradklingel, das Aufheulen der Motoren. Leute, die Schimpfen. Und in all diesem Chaos, dieser Hektik, die die Bilderbuchmacherin in viel schwarz-weiß Zeichnungen mit ganz wenig pastelligen, sanften Farben einfängt und so eine große Tristes vermittelt, tanzt der gut gelaunte rote große Bär. Ihm gelingt es in dem Lärm der Stadt die Töne und Geräusche als Musik wahrzunehmen und darauf zu tanzen und er ist betrübt darüber wie gleichgültig die anderen durch ihr Leben gehen. Während er Rumba zum Rumpeln der Busse tanzt, Pirouetten zu piependen Motorrädern dreht, Sirenen der Einsatzwagen ihn zu Salsa Rhythmen inspirieren oder einen Fahrradklingel Boogie tanzt und sich des Lebens erfreut scheint es um ihn herum nur Teilnahmslose zu geben, die wenig Spaß am Leben haben. Ihr Alltag stresst sie, das ist deutlich zu spüren. Aber es gibt auch die, die ihn beschimpfen, die sein Getanze stört, die der Ansicht sind, dass er damit den Verkehl aufhält, die kein Verständnis für seine Fröhlichkeit haben.
 Der Bär möchte ihnen erklären was er empfindet, das all diese Töne nicht nur laut und grässlich sind sondern auch Musik in ihnen liegt doch sie wollen nur, das er verschwindet und so trollt er sich traurig von dannen. Sein Weg führt ihn von der großen trubeligen Straße in die Seitengassen wo es deutlich ruhiger ist. Es herrscht Stille. Selbst seine Schritte werden leiser. Die Geräusche um ihn herum werden dumpfer und plötzlich bemerkt er das es begonnen hat zu schneien. Das leise Fallen und die Landung der Schneeflocken inspirieren ihn zu tänzerischen, sanften, rhythmischen Bewegungen und ob ihr es glaubt oder nicht. Diese Sanftheit in der Winterstimmung inspiriert nicht nur den Bären. Plötzlich machen es ihm Leute nach. Sie schließen sich ihm an und dann entdecken auch sie die Welt der Geräusche. Die Stadt wird erfüllt von Freundlichkeit, Lachen, es wird getanzt , Musik gemacht. Ein buntes, fröhliches Miteinander.
Es ist wirklich beeindruckend wie intensiv sich Sylvie Auzary-Luton Geschichte entwickelt. von den mürrischen, über die erbosten Leute bis hin zu Fröhlichkeit. Ihr solltet tief in dieses Buch, in die Bilderwelt eintauchen und dann werdet ihr staunen, was die Geschichte mit euch macht.
Die Hektik des Alltags in dem wir nicht selten gefangen sind, von der wir uns anstecken und mitreißen lassen ist erschreckend. Bin ich das wirklich? Will ich so sein? Wieso tanze ich nicht lieber? All das sind Fragen die wir Erwachsenen uns stellen und auch die Kinder in ähnlicher Form erleben. Ihre Fragen sind allerdings anders. Wieso gucken die so mürrisch, wieso laufen sie so schnell, wieso regen sie sich so auf, wieso sind sie so hektisch, wieso ....... . Sie können sich mehr mit dem Bären identifizieren berichten über Situationen in denen sie z.B. an einer Baustelle gestanden haben und sich die Geräusche bestimmter Baumaschinen auch für sie angenehm wie Musik angehört haben. Ihre Fantasie reicht halt weiter wie die vieler Erwachsener. Sie erzählen, das sie gern auf der Straße hüpfen, die Beine hoch schwingen und sich tanzend fortbewegen. Kinder machen das, Kinder dürfen das wieso nicht auch die Großen?
In diesem Buch steckt so viel Realität und so viel Gesprächsanlässe.
Ein wenig erinnert mich die Aktion des Bären an die hin und wieder zu erlebenden spontan/geplanten Flash Mobs. Einer fängt an, wird skeptisch beäugt, bis ein anderer auftaucht mit macht und sich nach und nach immer mehr trauen aus der Reihe zu tanzen, zu singen etc., immer mehr Leute stehen bleiben, freundlicher gucken, neugierig, offen, staunend, belustigt. Es ist immer als würde man sie für einen kurze Weile aus ihrem selbst gemachten Tunnel befreien.
Vielleicht bewirkt dieses Bilderbuch ja ähnliches.