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Papa, sag mal, gibt es Gott?

 

Bildquelle: Aracari Verlag
Papa, sag mal, gibt es Gott?
von Brigitte Endres
illustriert von Marc-Alexander Schulze
32 Seiten
1. Aufl. 01. August 2022
ISBN 978-3-907114-26-1
Aracari Verlag
15,00€

Ein wundervolles Bilderbuch, dass ganz ohne Wertung über Gott und Religionen erzählt
für Kinder ab 5 Jahren
"Papa, sag mal, gibt es Gott?"
Vermutlich haben schon einige Eltern diese Frage gestellt bekommen.
Brigitte Endres widmet sich dem Thema mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die sie unter anderem durch die spannende Dialogform zwischen Vater und Sohn und die wundervolle Beschreibung der Natur erreicht. 
Wie schon auf dem Cover sehen wir gleich zu Beginn der Geschichte Vater und Sohn gemütlich im Gras sitzen. 
Theo schaut in den Himmel und beobachtet die Wolken, die so zarte sind, dass sie an Zuckerwatte erinnern. Plötzlich geht ihm ein Gedanke durch den Kopf. Er fragt seinen Vater: "Sag mal, gibt es Gott?" Der ist erst einmal ziemlich erstaunt über die Frage. Jeder der mit Kinder zu tun hat kennt solche Momente, wo Kinder einen mit unglaublich klugen, nicht ganz einfach zu beantwortenden Fragen überraschen. Genau so geht es auch Theos Papa, der sein Erstaunen mit einer Gegenfrage äußert. Er möchte wissen, wie sein Theo auf so eine Frage kommt. Die Antwort ist im Grunde simpel und angesichts der Tatsache, das der Kleine gerade noch in den Himmel geguckt hat und die Welt aus einer besonderen Perspektive betrachtete, durchaus nachvollziehbar. Theo erzählt von Tarek, der behauptet Allah habe die Welt gemacht und er denkt an seine Oma, die wiederum sagt der liebe Gott hat die Welt gemacht.
Der Vater greift Theos Frage auf ganz wundervolle Weise auf. Er erzählt ihm, dass Menschen viele Götter haben an die sie glauben. Dabei bezieht er Kinder und ihre Familien mit ein, die Theo kennt.

Sie alle glauben, doch jeder nennt seinen Gott anders. So erfährt Theo nicht nur etwas über den christlichen Glauben sondern auch über Muslime, Juden, Hinduismus und einige andere Religionen. Auf je einer Doppelseite sehen wir links die Menschen von denen der Vater erzählt und auf der rechten Hälfte den Text wo wir auch Theo und seinen Vater im Kontext der Erzählung agieren sehen.
Kurz und knapp, kindgerecht aber mit den wichtigsten Informationen gespickt erfahren wir so etwas über die einzelnen Religionen. Doch das ist noch nicht alles. Obwohl das alles schon ziemlich viele Informationen für Theo (und auch die kleinen Leser) sind, ist sein Wissenshunger noch nicht gestillt. Man kennt es, auf eine Frage folgt die Antwort, die wiederum Fragen aufwirft. Theo lassen die Worte seiner Oma keine Ruhe, die immer sagt, dass der liebe Gott der einzige Gott ist. Wenn das so ist, hat der liebe Gott dann die anderen Götter gemacht? Und hier passiert etwas, womit vielleicht keiner so brecht gerechnet hat, der Vater ist etwas unsicher was Theo dazu veranlasst seine Vermutung zu äußern. Ist es vielleicht so, dass es nur einen Gott gibt der aber von allen anders genannt wird?
Als ein Marienkäfer auf Theos Hand landet richtet sich das Augenmerk erst einmal auf den kleinen Kerl, der seine eigene Faszination auslöst und sie über die Schönheit, die Perfektheit philosophieren lässt. Doch schnell sind sie wieder beim Thema, denn es muss ja jemanden geben, der ihn und alles andere erschaffen hat. Und so erzählt Theos Papa etwas über Früher, über ganz Früher und über die Götterwelt. Über Naturgötter, über griechische und römische Götter.... .
Auch hier fragt Theo oft zurück und so erleben wir ein intensives Gespräch zwischen Vater und Sohn, über Gott und die Götter, über Religionen und Glauben. Informativ, ohne Wertung, und was besonders interessant ist wir erleben, dass Theos Vater zwar eine Menge weiß, doch etwas wissen und an etwas glauben noch etwas anders ist.
Zum Schluss möchte Theo wissen woran sein Vater glaubt. Die Antwort/en, die er bekommt zeigen, dass diese Bilderbuchgeschichte ganz ohne eine religiöse Glaubensausrichtung, also sehr neutral erzählt wird. Vielmehr geht es hier um Offenheit, Toleranz gegenüber anderen und vor allem über die Schönheit und Faszination der Natur. 
Darüber hinaus spüren wir ebenfalls die nicht zu vernachlässigende und bedeutungsvolle Verbindung zwischen Theo und seiner Oma, die wirklich eine Beziehung zu Gott hat und so Theos Leben mit ihren Geschichten und Empfindungen auch bereichert. 
Es ist eine wirklich gelungene Mischung aus Information, philosophischer Gedanken, einer innigen Verbindung zwischen Vater und Sohn, Naturerlebnissen und einer liebevollen Rahmenhandlung.
In Kombination mit den zauberhaften Illustrationen von Marc-Alexander Schulze ist so ein Bilderbuch entstanden, das nicht nur ganz viel Informationen über Religionen, Gott und Götter transportiert sondern auch ganz viel Emotionen weckt und erleben lässt. Allem voran natürlich die herzerwärmende Beziehung zwischen Vater und Sohn, aber dann auch diese wundervollen herzoffenen Art die Schönheit der Natur wahrzunehmen, zu bestaunen zu genießen und sich in ihr richtig wohl zu fühlen. Offene Augen für die Wunder der Natur, für das Wunder des Lebens, das spürt man ganz deutlich in und über die unglaublich intensiven, wunderschönen Zeichnungen.

Gerade Familien oder auch Einrichtungen, die Kindern nicht nur den christlichen Glauben vermitteln möchten sondern eine etwas neutralere, nicht wertende Geschichte über Gott und Religionen vorlesen möchten ist dieses Buch perfekt.
Gleichzeitig ermöglicht sie aber auch christlich lebenden Familien mit ihren Kindern über andere Religionen zu sprechen.
Wer mag kann den Schluss ganz leicht abwanden und dem Vater die eigenen Worte in den Mund legen, oder besser noch ergänzen bzw. leicht abwandeln, denn was der Vater Theo mit auf den Weg gibt ist so herzerwärmend das man es nicht auslassen sollte. 

Mich persönlich hat die Leichtigkeit der Geschichte sehr erfüllt.
Die Grundstimmung, die vor allem auch durch die warmen, wundervollen Zeichnungen ausgeht, ziehen einen sofort in die Geschichte. Sie lösen ein ruhiges, aber auch erwartungsvolles Gefühl aus, das fesselt und zugleich neugierig macht.

Kinder ab dem Vorschulalter haben in Gesprächen immer wieder genau dieses Gefühl auch beschrieben und zudem angemerkt wie toll sie die Vater-Sohn-Beziehung fanden. Diese war häufig noch mehr Anlass zu Gesprächen als das Thema Gott und Religionen. Leider kam dabei auch heraus, dass viele Kinder so eine Eltern-Kind-Beziehung nicht kennen und sich solche Momente wünschen.
Also liebe Eltern, achtet vielleicht auch darauf einmal. In der Hektik des Alltags kommen solch innige Momente vielleicht ungewollt schon mal zu kurz.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein genauso wundervolles Bilderbucherlebnis, wie ich / wir es hatten, denn das Buch macht wirklich etwas mit einem.

Mehr zu diesem Buch und auch einigen anderen von Brigitte Endres erfahrt ihr auf der Seite des Verlages. Der Link führt hin

Mehr wertvolle und ganz zauberhafte Bilderbuchgeschichten zu schwierigen Themen
aus der Feder von Brigitte Endres  könnt ihr hier entdecken:

*Thema Demenz
Bildquelle: Aracari Verlag
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von Brigitte Endres
mit Bildern von Marc-Alexander Schulze
32 Seiten
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Aracari Verlag
14,00€
https://kinderbuchkiste.blogspot.com/p/matti-oma-rosa-und-die-dingse.html
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Was ist los mit Joschi Bär?
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ISBN 978-3-907114-09-4
Aracari Verlag
14,00€
https://kinderbuchkiste.blogspot.com/p/was-ist-los-mit-joschi-bar.html
*Thema Tod
Wo gehst du hin, Opa?
eine Geschichte von Brigitte Endres mit Bildern von Marc-Alexander Schulze
32 Seiten
Aracari Verlag
ISBN 978-3-905945-46-1
14,90€
http://kinderbuchkiste.blogspot.de/p/wo-gehst-du-hin.html