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Sag mal Danke, du Frosch!

Bildquelle: Gerstenberg Verlag
Sag mal Danke, du Frosch!
von Werner Holzwarth
illustriert von Daniela Kulot
32 Seiten
1. Auf. 29. Januar 2024
ISBN 978-3-8369-6281-0
Gerstenberg Verlag
12,00€

Über ein kleines Wort,
 dass  viel bedeutet und auslösen kann  
für Kinder ab 3 Jahren
Um es vorwegzunehmen, hier lernen Kinde nicht "Danke" zu sagen!
Es liefert aber auf warnherzige und anschauliche Weise ein Gefühl für dieses kleine, so große Wort.
Mit wenigen Worten und sehr liebevollen, ausdrucksstarken Zeichnungen erzählen Werner Holzwarth und Daniela Kulot die Geschichte vom kleinen Frosch, dem das Wort Danke scheinbar nicht über die Lippen kommt.
Beim Einkaufen mit seinen Freunden Elefant und Maus bekommt Elefant eine Banane geschenkt und sag freudestrahlend DANKE und als Maus ein Stück Käse geschenkt bekommt sagt sie ebenso glücklich DANKE, wie zuvor der Elefant. 
Doch als der Frosch einen Absoluten Frosch-Leckerbissen geschenkt bekommt, nimmt der das Geschenk zwar gerne an bleibt aber stumm. Ihm kommt kein DANKE über die Froschlippen. Und auch als die Drei jeder ein weiteres Geschenk bekommen hört man nur von Elefant und Maus ein freudiges DANKE. Frosch hingegen nimmt zwar das Geschenk, schaut aber weg. Bislang sah man in den Bildern jede "Geschenkszene" mit dem Fokus auf den Beschenkten. Nun sehen wir alle Drei und das hält Daniela Kulot in einer ausdrucksstarken Zeichnung fest, in der Kinder sehr schön sehen, wie glücklich alle Drei über das Geschenk sind, auch der Frosch. Doch während Elefant und Maus rote Wangen und freudig hochgezogene Mundwinkel haben und obendrein auch noch zum Dank eine Winkbewegung machen sehen wir den Frosch mit seinem wunderschönen Geschenk im Arm abgewandt von dem Schenkenden.

Wenn man das so hört, ohne auf das Bild zu schauen, dann stellt sich bei einigen die Frage ist Frosch undankbar oder unhöflich? Doch schaut man auf den Frosch, stellt sich diese Frage nicht. Man fängt automatisch an sich mit dem Frosch zu beschäftigen, ihn zu studieren, ihn sich näher anzusehen und man versucht herauszufinden, was in ihm vorgeht. Man könnte auch sagen, man liest sein Bild, und das sagt nicht, der Frosch ist unhöflich oder ignorant. Es ist erstaunlich wie viel Daniela Kulot mit ihrem Bild des Frosches in den Köpfen der Kinder auslöst.
"Er ist sehr berührt", "Er ist verliebt in das Geschenk", "Er hat das Geschenk doll lieb" hören wir Kinder sagen.
Stellt sich nur die Frage, wieso bedankt er sich nicht für so ein tolles Geschenk?
Wieder haben Kinder so ihre Vermutungen, die mit Sicherheit geprägt sind von eigenen Erfahrungen und Empfindungen, und so hört man dann auch schon mal "er ist so verliebt in das Geschenk, dass er alles um sich herum vergisst" oder "er ist zu schüchtern" und "er weiß nicht, was er sagen soll".
Das eine Bildsequenz so viel auslösen kann ist einfach toll. Und genau, das ist es auch, was das Buch, was die Geschichte bewirken möchte. Sich mit etwas auseinandersetzten und zum Denken anregen.
Aber die Geschichte geht noch weiter. Als Frosch Geburtstag hat erleben wir Szenen, die bestimmt alle Kinder kennen.
Frosch bekommt ein Geschenk, an seinen Augen sehen wir, wie er sich freut, doch Frosch sagt nichts. Stattdessen hört man von seiner Mutter "Was sagt man?" und "Du musst Danke sagen".
Ja und dann kommen Elefant und Maus mit ihrem Geschenk. Wieder fängt Daniela Kulot diese Szene genial in einer Zeichnung ein. Die Mutter ist schon von den Ereignissen zuvor peinlich berührt. Wird Frosch sich wieder nicht bedanken?
Nun, was soll ich sagen? Viele denken jetzt bestimmt Frosch kann gar nicht NEIN sagen, oder klar bedankt sich Frosch dieses Mal.
Doch so ist es nicht. Nicht ganz.
Ich möchte das Ende, das in vielerlei Hinsicht lustig ist, nicht vorwegnehmen, doch so viel sei verraten, dass was Frosch sagt kommt von Herzen und macht deutlich, dass vielleicht auch ein Erwartungsdruck verstummen lässt.
Eins ist klar, Elefant und Maus kennen ihren Freund sehr genau und verstehen ihn. Mit ihrem eingepackten Geschenk haben sie ihm bestimmt eine Freude bereitet, doch die größte Freude haben sie ihm mit etwas ganz anderem gemacht.

Werner Holzwarth und Daniela Kulot erzählen hier eine Geschichte, die individuelle Interpretationen zulässt und geradezu dazu anregt sich Gedanken zu machen und in den Bildern und in der Figur des Frosches zu lesen. Dabei spielen Sprechblasen, die nicht immer mit Buchstaben ausgefüllt sind, eine wichtige Rolle.
Kinder, die nicht lesen können, verstehen gleich, hier sind keine Buchstaben, hier wird nicht gesprochen, der Frosch bleibt stumm. Das Stumm bleiben spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte, doch auch das typische Erwachsenen Verhalten kommt mit ins Spiel.
Jedes Kind kennt es. Es bekommt etwas geschenkt und ehe es überhaupt die Chance hat sich zu bedanken hört es von einem Erwachsenen: "Sag schön Danke", oder noch schlimmer "Wie heißt das?" Worauf dann die Erwartungshaltung da ist, dass man Danke sagen muss.
Wenn man mit Kindern über das Thema spricht, hört man oft wahre Leidensgeschichten, die zusammenfassend erzählen, dass es blöd ist, wenn man gar nicht die Chance hat von allein etwas zu sagen. Das es blöd ist aufgefordert zu werden Danke zu sagen, dass die Erwartungshaltung einen verunsichert und man, so wie vielleicht auch der Frosch, stumm bleibt.
Ich würde mir wünschen, dass dieses Bilderbuch nicht nur bei Kindern Denkprozesse in Gang setzt, denn letztendlich sind es wir Erwachsenen, die mit unserem Verhalten viel dazu beitragen unseren Kindern einen unbeschwerten Umgang mit diesem kleinen Wort und dem, was daran hängt, zu vermitteln.
Eine Aufforderung/Mahnung zum Danke sagen ist es bestimmt nicht.

p.s. Sammelt doch mal mit den Kindern Alternativen zum Wort Danke und noch ein Gedankenanstoß:
Ist ein warmherziges Lächeln nicht auch ein DANKE?
Mehr zum Buch erfahrt ihr auch auf der Seite des Verlages. Der Link führt hin