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Warum bist du traurig, Opa?

Bildquelle: Knesebeck Verlag
Warum bist du traurig, Opa?
eine Geschichte von Wendy Meddour
mit Bildern von  Danie Egneus
übersetzt von Tanja Kröll
32 Seiten
1. Aufl. Herbst 2019
ISBN: 978-3-95728-328-3
Knesebeck Verlag
13,00€

Eine wundervolle Geschichte zum Thema
Opa-Enkel-Verbindung
Trauer, Trauerverarbeitung, Tod und Herauskommen aus der Trauer
für Kinder ab 4 Jahren


Sich mit dem Thema Tod auseinandersetzten ist nicht so leicht. Erst recht nicht für Kinder und dabei kommt es auch gar nicht auf das Alter des Kindes an. Jeder geht anders mit seiner Trauer um und manchmal verstehen Außenstehende  und Angehörige nicht wie einer ihrer Lieben auf den Tod reagiert.
Genau das greift dieses Bilderbuch ganz wundervoll auf und vermittelt so ein Gefühl für den Umgang und das Herauskommen aus der Trauer.
Es ist eine Geschichte, die nicht erdrückt, viel Freiraum für eigene Gedanken oder auch Erfahrungen lässt und so nicht nur bei der Trauerverarbeitung helfen kann sondern einfach als Bilderbuch vorgelesen werden um Kindern zu vermitteln welche Gefühle Menschen durchleben.
Krümel liebt seinen Opa über alles. Gut, das der Opa bei ihm wohnt und er immer mit ihm spielen kann. Doch in letzter Zeit ist der Opa anders als sonst. Er spielt nicht mehr mit ihm, ist ständig im Garten am arbeiten und hört ihm einfach nicht zu. Er ist in sich gekehrt. Das macht Krümel nicht nur traurig, er versteht es auch nicht. Wieso verhält sich sein geliebter Opa plötzlich so seltsam? Wieso will er mit ihm scheinbar nichts zu tun haben? Als Krümel seine Mutter fragt bittet sie ihn etwas Geduld mit Opa zu haben, ihm Zeit zu lassen und gibt ihm dann doch noch einen Tipp.  Er soll den Großvater fragen was er essen möchte. Genau das macht Krümmel dann auch, leider zuerst ohne Reaktion. Für Kinder ist so etwas schwer. Sie wollen, dass die Situation so ist wie früher oder so wie sie sie sich wünschen. Genau so geht es auch Krümel. Er kann es nicht hinnehmen, das der geliebte Opa ihn so links liegen lässt. Er sieht wie traurig der alte Mann ist und macht instinktiv das Richtige, er lässt nicht locker. Er redet über sich und lockt damit seinen Opa aus seinem Schneckenhaus. "Meine drei Lieblingsbrotbelegen sind...… was sind deine Drei? 
Die Fragen, die mit "....was sind deine drei...." beginnen werden so  zum Türöffner in Opas Welt mit denen  Krümmel seinen Opa wieder zurück ins Leben führt. Noch wissen wir nicht was den Opa so traurig und verschlossen gemacht hat, doch ahnen wir, und auch die Kinder, was passiert sein muss.
Die Kinder, die es ahnen haben oftmals schon Erfahrungen mit dem Tod eines Familienmitgliedes gemacht und können ihr Erlebtes damit verbinden. Doch auch die anderen finden sich gut in der Geschichte ein da es die unterschiedlichsten Anknüpfungsmöglichkeiten gibt. Es muss nicht gleich jemand gestorben sein, dass man sich zurück zieht, so wie der Opa in dieser Geschichte. Manchmal ist man aus den unterschiedlichsten Gründen traurig, in sich gekehrt. Auch das kennen viele Kinder, haben vielleicht sogar schon einmal ähnlich gefühlt und können den Großvater genauso verstehen wie Krümmel.
In der Geschichte schafft es Krümmel seinen Opa wieder ins Leben zu führen. Sie unternehmen viel und genießen das Leben. Irgendwann ist dann aber auch die Zeit das bislang Unausgesprochene zu thematisieren. Behutsam fragt Krümel seinen Opa immer wieder in bestimmten, sehr passenden Situationen nach seiner Oma und kitzelt so Erinnerungen aus ihm heraus, die zur Trauerverarbeitung wichtig sind. So schlägt die Geschichte einen Bogen von tiefer Trauer und Verschlossenheit über Ablenkung, Neuanfang und zufriedener, glücklicher Erinnerung, die dann auch nicht mehr weh tut sondern einem im Grunde doch ein Lächeln über die Lippen kommen lässt.
Die Geschichte erzählt mit recht wenigen Worten unglaublich viel und intensiv. Aber so richtig zum Leben erweckt wird sie erst durch die fantastischen Bildern, des in Schweden geboren und mittlerweile in Griechenland lebenden Illustrators Daniel Egneus, der mit seinen Bildern die Stimmungen unglaublich gut einfängt und widerspiegelt. Er schafft Atmosphären, die so traurig sie auch anfangs erscheinen, zum Verweilen einladen um alles zu entdecken und aufzusaugen. Dabei konnte ich immer wieder feststellen wie die Kinderaugen die Blicke des traurigen Opas aufsaugten und fixierten. In der Tat is es so, das viele Bilder einen so nahe kommen, das man fokussiert. "Die Bilder sprechen mit einem", sagte ein 6 Jähriger neulich zu mir und bringt es dabei wirklich auf den Punkt. Die Bilder sprechen in jeder Stimmungslage zum Betrachter und das ohne Bedrückung sondern stimmungsvoll der Situation der Handlung entsprechend. Von ruhig, nachdenklich, traurig bis hin zur großer Freude und Lebendigkeit ist alles dabei und das macht das Buch so schön.
Die Illustrationen im Collagenstil erinnern an Eric Carles Technik, der mit seinen Kinderbüchern seit Jahrzehnten begeistert und so fasziniert auch Daniel Egneus mit seinen Bildern.
Ein Buch zum Thema Traurigkeit, Tod und Trauerverarbeitung wird so zu einem sehr gefühlvollen, stimmungsvollem Bilderbuch in dem wir  vor allem  sehr viel Wärme und Vertrautheit erleben.
Es ist ein Bilderbuch, das trotz, oder vielleicht gerade wegen, des Themas begeistert und fasziniert.
Die Opa-Enkel-Verbindung steht hier im Vordergrund. 
Es ist einfach ganz wundervoll!!

Bildquelle: Knesebeck Verlag