Unsere Lieblingsbücher

Bärenberg

 
 
Bildquelle: Bohem Press
Der Bärenberg
von Max Bollinger
mit Bildern von Jozef Wilkon
32 Seiten
Bohem Press
ISBN 978-3-85581-528-9
16,95€
 
 
Eine abenteuerliche Geschichte
zum Thema Ich- Stärkung
von Freundschaft und  Mut
für Kinder ab 3 Jahren
 
 
 
 
 
Es ist nicht immer leicht seinen eigenen Weg zu gehen, auf sich zu vertrauen.
Das wird in dieser Geschichte von Max Bollinger besonders schön deutlich.
Drei kleine Bären wollen einen Berg erklimmen.
Bei "Drei" sollte man schon nachdenklich werden, denn "Drei" ist oft eine ganz ungünstige Konstellation, erst recht wenn zwei sich nicht einig sind und der Dritte nicht weiß wem er sich anschließen soll.
 
Die drei streifen froh gelaunt und guten Mutes durch die Gegend. Da kommt die Frage auf, wie die Welt wohl von oben, auf dem Gipfel des Berges, aussieht. Neugierig wie sie sind beschließen sie es herauszufinden. Als sich dann jedoch der Weg gabelt will der erste Bär den einen Weg gehen und der zweite den anderen. Der dritte kleine Bär ist unentschlossen. Wem soll er folgen. Da sich die Drei beim besten Willen nicht auf einen Weg einigen können, beschließen der erste und zweite Bär ihren eigenen Weg zu gehen. Sich treu zu bleiben. Für beide ist der Weg schwer, das erlebt auch der dritte Bär als er beschließt dem Ersten zu folgen. Als der erste Bär eine Schlucht überqueren muss und ihm ein Wolf den Weg versperrt beschließt der Dritte zurück zu gehen und dem Zweiten zu folgen. Doch  diesem stellt sich ein Tiger in den Weg und so geht der dritte Bär zurück nach Hause während die anderen beiden sich mutig ihrem Gegner stellen, ihn besiegen, den Weg bis zum Gipfel trotz aller Strapazen fortsetzten und  glücklich und zufrieden oben ankommen, wo sie sich wieder treffen, die Aussicht genießen und gemeinsam den Heimweg antreten.
Für beide steht fest, es ist schade, dass der dritte kleine Bär seinen Weg nicht gefunden, das er aufgegeben hat.
Und so endet die Geschichte mit einem Vorsatz:
......" Wir müssen ihm helfen
 seinen eigenen Weg zu gehen
 und sich weder vor Wölfen noch Tigern zu fürchten."
 
Es ist nicht immer leicht seinen Weg zu verfolgen, erst recht nicht wenn er steinig,  strapaziös und gefährlich ist, oder sich jemanden in den Weg stellt.
Doch wer auf sich vertraut, an sich glaubt, der wird dafür belohnt und das nicht nur, wie hier mit einer schönen Aussicht, sondern vor allem mit dem Gefühl etwas geschafft zu haben. Ein Gefühl das stark macht.
 
Viele geben, wie der kleine dritte Bär, auf oder trauen sich erst gar nicht etwas zu versuchen. Dabei entgeht ihnen nicht nur etwas, wie hier die schöne Aussicht, sondern vor allem wird man traurig, weil man sich als Versager fühlt.
Das erklärten uns unsere Lesekinder nach der Vorlesestunde.
Bücher zur Ich-Stärkung sind gerade bei Erziehern, Pädagogen und Eltern sehr beliebt. Viel wählen Bücher für die Kinder nach ihrem pädagogischen Nutzen aus vergessen dabei aber, das Kinder eine schöne, lustige, abenteuerliche oder spannende Geschichte lesen und entdecken möchten und nicht "lehrreiche" und so erleben wir all zu oft, dass die Kinder auf Grund ihrer Erfahrungen grundsätzlich Bücher, die die Eltern ausgewählt haben, ablehnen.
Nun könnte man meinen, dass diese Geschichte dazu gehört, doch das Gegenteil ist der Fall. Max Bollinger fesselt durch seine besondere Art der Erzählung seine Zuhörer vom ersten Moment an. Dabei bedient er sich einfacher Satzgefüge mit klaren Botschaften und verstärkt diese durch das Element der Wiederholung, was bei Kindern immer sehr gut ankommt, da sie dazu animiert werden mit zu denken, mit zu sprechen. Was kommt ist leicht vorhersehbar und wirkt daher besonders intensiv. So erfahren wir z.B. vom ersten Bären und seiner Begegnung mit dem Wolf, die im Wortlaut  identisch ist mit der Begegnung des zweiten Bären, nur das hier nicht der Wolf sondern ein Tiger den Weg versperrt.
Dieses Stilelement begeisterte unsere Kinder, zeigte uns Vorlesenden aber auch wie sehr die Kinder doch in der Geschichte mit gingen, das viele von ihnen beim zweiten Bären im Text mit einsetzten. Sicherlich nicht Wort für Wort aber die ausschlaggebenden Wortlaute / Satzelemente.
Unterstützt wird das ganze dann von den faszinierenden Illustrationen. Jozef Wilkon ist bekannt für seine sehr stimmungsvollen Zeichnungen, die auf den ersten Blick trist zu sein scheinen sich beim näheren Hinsehen aber als unglaublich lebendig herausstellen. So sehen wir den kleinen dritten Bären einsam auf einem Weg wandern. Der Weg auf der linken Seitenhälfte in hellem Gelb geht über in Grautöne, die den Wald zeigen. Schaut man genau hin entdeckt man jedoch viele kleine Tiere, die ihn heimlich beobachten. Erst sind es Schatten, die das Auge wahr nimmt, dann helle Elemente, das Auge fokussiert plötzlich anders, unsere Aufmerksamkeit ist geweckt und plötzlich erwacht das scheinbar graue Bild zu einer sehr lebendigen Kulisse.
Diese Form der Illustration begeisterte unsere Lesekinder weil sie immer neues entdeckten, je länger sie hin schauten.
So bekommt das Bild einen ganz eigenen Stellenwert innerhalb der Geschichte. Aus einer Begleitung vom Text wird eine Eigenständigkeit, die Randgeschichten erzählt und so die Geschichte und ihre Stimmungen verstärkt, ergänzt und emotionalisiert. Erst durch die Zeichnungen werden bestimmte Situationen für die Kinder so richtig deutlich. Zu erwähnen sind hier die Trostlosigkeit und Angst genauso wie der Sieg über Wolf und Tiger oder die Freude am Gipfel angekommen zu sein. Und so entlässt der Illustrator seine Betrachter dann auch mit  der warmen dunkelrot und orangenen Stimmung eines Abendrots in dem die drei kleinen Bären gemeinsam auf einem Berg tanzen, was die Kinder mit "doch noch geschafft" kommentierten / interpretierten. Ein Bild voller Hoffnung und Zufriedenheit und rein farblich sehr unerwartet waren die anderen Illustrationen doch farblich ganz anders.
 
Ein wunderschönes Bilderbuch. Ein Bilderbuchschatz, ein Klassiker, der bereits Anfang der 80er Jahre begeisterte.