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Lotta und die Krümel * Eine gultenfreie Geschichte

 

Bildquellen: Nord Süd Verlag
Lotta und die Krümmel
eine glutenfreie Geschichte
von Abigail Rayner
mit Bildern von Molly Ruttan
übersetz von Elisa Martins
40 Seiten
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-314-10590-6
Nord Süd Verlag
15,00€
Eine einfühlsame, sehr anschauliche und informative Geschichte 
über den Leidensweg mit Zöliakie  
über Gefährdung durch Lebensmittel 
und wie man auch ohne Gluten wunderbar leben und feiern kann
für Kinder ab 4 Jahren

Zöliakie ist eine wirklich gefährliche Autoimunerkrankung, die mit vielen Beeinträchtigungen im alltäglichen Leben einher geht. Was genau Zöliakie ist, was man beachten muss, welche Gefahren im Alltag lauern, wie genau sie einschränkt und beeinträchtigt und wie man trotzdem toll mit seinen Freunden feiern kann, davon erzählt diese sehr beeindruckende und teilweise auch fantasievolle Geschichte von Abigail Rayner, die Betroffenen eine Stimme gibt, aufklärt und für das Thema sensibilisiert. 
(Macht es wie Lotta! Sie lernt selbstbewusst mit ihrer Krankheit umzugehen und auf andere zu zu gehen. Sie erklärt ihren Mitschülern und Freunden wieso mache Lebensmittel für sie gefährlich sind und siehe da, schnell helfen alle mit viel Spaß, das Buffet für Lotta und vielleicht auch andere sicher (er) zu machen)

Gerade im Kindergarten- und Grundschulalter ist es für Kinder mit Zöliakie oft schwer mit dieser Krankheit zu leben. Sie müssen extrem aufpassen was sie essen. Sie können sich an einem Büffet nicht einfach bedienen, müssen aufpassen, dass kein Krümel eines "normalen" Plätzchen oder Brotes auf ihr Essen kommt weil sie keinen Kontakt zu Gluten haben dürfen. Durch diese Einschränkung werden sie oft als Sonderlinge betrachtet, bemitleidet oder auch ausgegrenzt bzw. sie ziehen sich, wie in dieser Geschichte von selbst zurück.
Das Buch greift das Wesentliche auf, vermittelt Außenstehenden ein sehr anschauliches, gutes Bild der Krankheit und zeigt wie man Betroffene unterstützen kann, damit sie ein halbwegs "normales" soziales Leben führen können. Vor allem aber hilft es betroffenen Familien, den  die Autorin holt Kinder wie Eltern ab und zeigt ihnen anhand von Lottas Geschichte, wie sie mit der Krankheit umgehen können. Mit viel Humor und Selbstbewusstsein schafft es Lotta ihr zuvor oft trauriges Leben umzukrempeln und was Lotta kann, das schafft jeder. Das ist die Botschaft, die ankommt. 
Lotta hat Zöliakie und das ist überhaupt nicht schön, denn sie muss sehr aufpassen, damit sie nicht in irgendeiner Form mit Gluten in Kontakt kommt. Der kleinste Krümmel kann für sie schon schlimm sein. Anschaulich erklärt sie dem Leser / Betrachter was Gluten sind, wo sie drin sind und was die Gluten bei ihr im Körper anrichten. Lotta ist gern mit anderen Kindern zusammen, doch wenn sie gemeinsam essen möchten, wie z.B. im Kindergarten, bei einer Geburtstagsfeier oder anderen Festen, dann hat sie es furchtbar schwer, denn sie kann sich nicht wie die anderen Kinder einfach etwas vom Buffet nehmen. Selbst Dinge, wie die Wassermelone, die ja eigentlich keine Gluten hat können darf sie nicht essen, denn es könnte ja sein, das sich jemand mit einer Krümelhand zuvor an den Melonenstücken bedient hat und ein winziger Krümel, der vielleicht schon wieder heruntergefallen ist, mit der Melone Kontakt hatte. Diese kleine Begegnung könnte für Lotta schon gefährlich sein. Doch wie soll sie den anderen das erklären. Sie könnte sagen, nehmt die Melonenstücke bitte ein Gabel, aber dann bekommt sie unverständliche Blicke oder wird als Sonderling abgestempelt. Keine schöne Situation. Also ist Lotta besser erst gar nichts. Noch schlimmer findet sie es wenn sie zu einem Geburtstag eingeladen wird und bekannt ist, das sie Zöliakie hat, denn dann kann es sein, das extra für sie ein Kuchen ohne Gluten gebacken wird, doch das das allein nicht ausreicht wissen die wenigsten. War zum Beispiel vorher ein "normaler" Kuchen in der Backform, reicht das schon aus, das Lotta Probleme bekommt. Nur das mag sie natürlich nicht sagen, schließlich haben die Gastgeber es ja wirklich gut gemeint. Und weil das alles so kompliziert ist mag Lotta gar nicht mehr zu Geburtstagen oder Feiern gehen, doch wenn sie nicht geht macht sie das auch traurig. Eine riesengroße Zwickmühle, die sie so nervt, das sie sich etwas überlegt. 
Sie zieht einen Schutzanzug an, so dass sie nicht mit den fiesen, gemeinen Krümeln in Kontakt kommen kann. Doch auf Dauer ist das natürlich auch keine Lösung, also lässt sie sich etwas anders einfallen und das ist genau das Richtige. Für das Erntedankfest schreibt sie Schilder mit kleinen Anweisungen, die die anderen Kindern neugierig werden lässt und damit löst sie etwas in den anderen aus, was wahnsinnig toll ist. Keiner lacht sie aus. Alle sind sehr schockiert und helfen ihr das Buffet so zu ordnen, das glutenfreie Leckereien so schnell nicht konterminiert werden können. Es kommt aber noch besser, sie lädt die anderen zum gemeinsamen Backen und Kochen ein. Kochkurse einmal anders. Statt Ausgrenzung ist hier Gemeinsamkeit und ganz viel Freundschaft entstanden. 
Richtig erstaunlich und beeindruckend fanden meine Lesekinder nicht nur Lottas Geschichte mit den vielen fantasievollen Einflüssen, sondern auch Lottas Erklärungen zu den Tieren, die oft auch keine Gluten vertragen. Wir füttern Enten mit Brot, wieviel Menschen stellen Igeln Milch und Brot raus. Das das überhaupt nicht gut ist, weiß kaum einer. Lotta als aufklärende "Superheldin" mit Anzug, Helm und Schirm warnt und erklärt was man statt dessen füttern sollte.
Durch die wundervollen, farbigen, detailfokussierenden Zeichnungen der Illustratorin Molly Ruttan bekommen die Kinder sehr viele Informationen und Einblicke in die Thematik. Besonders Lottas Gefühlswelt, mit ihrer Enttäuschung, Traurigkeit, Verzweiflung aber auch dem Willen etwas zu verändern werden von ihr ausdrucksstark visualisiert. Die Bilder spiegeln genau das wieder, was Lotta empfindet und das spürt man nicht nur, das berührt einen und weckt Verständnis. 
Wenn man weiß wieso jemand sich sonderbar verhält ist er nicht mehr sonderbar, das erlebt Lotta in dieser Geschichte und ist nicht nur froh sondern auch sehr stolz auf sich so mutig gewesen zu sein, den anderen von ihrer Krankheit erzählt zu haben.
Bleibt zu hoffen, das viele dieses Buch in die Hand bekommen, Betroffene wie nicht Betroffene. Es sollte in keiner Kita fehlen und erst recht nicht in einer Bücherei. Mit Lottas Geschichte haben nicht nur Kinder mit Zöliakie die Möglichkeit anderen von ihrer Krankheit zu erzählen, sondern auch Erzieher*innen, Lehrer*innen etc. Nahrungsunverträglichkeiten nehmen immer mehr zu. Es muss nicht immer gleich Zöliakie sein, die beeinträchtigt. Lottas Geschichte steht daher indirekt für so viel mehr. Sie sensibilisiert, informiert und hilft Sozialkompetenz zu entwickeln. Miteinander- Füreinander könnte man auch sagen.

Ihr möchtet noch mehr Informationen zum Buch? Dann folgt doch gerne dem Link und schaut euch auf der Verlagsseite um
Zusätzlich findet ihr dort auch noch Download Links zu Arbeitsblättern
https://nord-sued.com/wp-content/uploads/2022/04/Lotta-und-die-Kruemel_Arbeitsblatt-2.pdf