Bildquelle: Brunnen Verlag
Wir vermissen dich,
LIEBER BÄR
von Jane Chapman
32 Seiten
1. Aufl. 01. Februar 2022
ISBN: 9783765554803
Brunnen Verlag
13,00€
Eine sehr berührende, einfühlsame Geschichte über den Tod, das Vermissen und Erinnern
ein Mut machendes Bilderbuch, das zeigt wie man mit der Traurigkeit umgehen kann
Für Kinder ab 4 Jahren
"Bär starb an einem Freitag, während die Sonne über das Gras tanzte und Raupen an den Blättern der Bäume knabberten."(Zitat)
Mit diesen ganz wundervollen Worten beginnt die Geschichte vom Biber, dem Maulwurf und allen Freunden, des Bären, die mit ihm zusammen im Wald gelebt haben. Alle sind sehr traurig und vermissen ihn, doch am allermeisten vermissen ihn Biber und Maulwurf. Sie können nicht fassen, dass sie den Bären nie wieder sehen, nie wieder sein fröhliches Pfeifen hören werden. Nur gut, dass sie in ihrer Trauer nicht alleine sind. Sie können sich gegenseitig trösten, einander zuhören, und gemeinsam an den Bären erinnern.
So vergeht die Zeit, der Sommer neigt sich dem Ende zu. Immer noch vermissen Biber und Maulwurf ihren Freund sehr. Er fehlt einfach immer und überall. Besonders vermissen die beiden ihn zu Weihnachten. Biber ist sich sicher, dass der Bär nicht gewollt hätte, dass sie so traurig sind und dennoch können sie sich nicht freuen.
Manchmal ist der Biber sogar richtig wütend auf den Bären, weil er sie verlassen hat. Nach dem Winter kommt der Frühling, das Leben im Wald erwacht wieder, es wird jeden Tag etwas grüner und heller. Biber und Maulwurf beschließen zum Baumhaus des Bären zu gehen. Kurz überlegen sie, ob es in Ordnung ist, wenn sie das Baumhaus betrete, doch für sie ist klar, der Bär hatte sie lieb, er hätte nichts dagegen. Was sie im Baumhaus erwartet, ist erstaunlich. Es sieht fast so aus, als hätte der Bär die Überraschung, die sie vorfinden genau geplant. Noch ist das Baumhaus nicht ganz fertig also beschließen sie es in Bärs Sinn weiterzubauen.
Der Maulwuf mag es Bär Werkzeug, um sich zu haben und überhaupt haben sie das Gefühl, das der Bär im Baumhaus bei ihnen ist. Ein schönes Gefühl macht sich breit. Wut und Traurigkeit weichen. Sie vermissen ihren Freund und wissen, dass das auch so bleiben wird, doch die Erinnerungen geben ihnen nun ein gutes Gefühl. Das Gefühl, dass er doch irgendwie bei ihnen ist.
Gemeinsam mit vielen anderen Tieren wird gehämmert, gesägt, gepinselt, bis das Baumhaus fertig ist. Bärs Baumhaus ist der Ort, an dem sie zusammenkommen. Ein Ort der gemütlich ist. Ein Ort, der ihnen Geborgenheit gibt und an dem der Bär bei ihnen ist, fast so wie früher.
Wenn jemand stirbt, ist das sehr traurig. Die die zurückbleiben müssen lernen mit dem Verlust zu leben. Diese Trauerarbeit läuft in verschiedenen Phasen ab, die hier kindgerecht in die Geschichte integriert sind und so Kindern in einer Trauerphase das Gefühl geben, das sie nicht allein sind mit ihren Gefühlen. Gleichzeitig lässt sie aber auch Kinder, die nicht den Verlust eines geliebten Menschen (oder Tieres) verkraften müssen, verstehen was Trauer ist.
Biber und Maulwurf vermissen den Bären. Anfangs haben sie das Gefühl sie hören ihn noch und sind enttäuscht, wenn sie feststellen, dass es nur Einbildung war. Sie geben einander Halt, sind füreinander da. An bestimmten Tagen, wie Weihnachten ist das Vermissen noch etwas stärker. Sie fragen sich, ob es richtig ist zu feiern, vielleicht sogar sich zu freuen, beantworten diese Frage dann aber selbst, weil sie wissen, dass der Bär nicht gewollt hätte, dass sie so traurig sind. Zum Vermissen kommt Wut. Wut auf den Bären, weil er sie allein gelassen, im Stich gelassen hat. Auch das ist eine typische Phase der Trauerbewältigung. Man sagt auch mit der Wut setzt die Besserung ein. Klingt paradox ist aber oft so. Zeit vergeht die Erinnerungen bleiben, doch irgendwann sind sie nicht mehr sehnsuchtsvoll schmerzhaft, sondern Teil des Lebens. Es werden Erinnerungen, die spüren lassen, dass da jemand bei einem ist, auch wenn er nicht mehr physisch anwesend ist und diese Erinnerungen lassen Wärme spüren und auch Schmunzeln, ja sogar lachen.
Es ist wunderbar wie einfühlsam Jane Chapman diesen Weg der Trauerarbeit mit ihren beiden Protagonisten geht und dabei zu jeder Zeit viel Raum für Gefühle lässt. Den Trauerprozess mit dem Lauf der Jahreszeiten zu verbinden, wo der Herbst für den Abschied steht und der Frühling für den Neuanfang ist eine wundervolle Idee, die den Weg hin zu Gesprächen liefern kann.
Sicherlich ist die Geschichte erst einmal traurig, und das darf sie auch sein. Kinder müssen lernen, dass es unterschiedliche Gefühle gibt, dass es Momente gibt, die unglaublich traurig sind, dass es Dinge im Leben gibt, mit denen man lernen muss umzugehen. Mit ihrer Geschichte hilft sie Kindern diese Gefühle kennenzulernen, mit ihnen umzugehen. Es ist oky, traurig zu sein. Es ist oky, wütend zu sein und nach der Traurigkeit und Wut gibt es auch wieder viele schöne Momente.
Begleitet wird diese gefühlvolle, einfühlsame und sehr feinfühlig erzählte Geschichte von sehr warmherzigen, weichen, sanften, aber auch ausdrucksstarken Zeichnungen, die die Gefühle wunderbar transportieren und immer eine tiefe Verbundenheit spüren lassen. Biber und Mauwurf sind traurig. Sehr traurig und das sieht man auch, aber sie haben sich, keiner ist allein und das macht die Situation und auch die Stimmung, die über das Bild vermittelt wird, hoffnungsvoll. Die Zweisamkeit der beiden sowie das Szenarium drum herum entführen in eine Bildwelt, in der es etwas zu entdecken gibt, dass nichts, mit der Traurigkeit zu tun hat und auch das tut der Geschichte gut, da die Kinder erleben, dass es bei aller Traurigkeit etwas gibt wie Normalität. Es ist nicht alles Grau in Grau und das wird auch über die Mimik und Gestik der Figuren transportiert. Im Laufe der Geschichte werden die Gesichert immer entspannter, fröhlicher und zum Schluss spürt man sogar die Wärme und das Glück, das sich wieder eingefunden hat.
"Wir vermissen dich, lieber Bär" ist eine Geschichte, die Mut macht, Hoffnung schenkt und keinesfalls nur traurig ist, sondern ganz viele fröhliche, lustige, faszinierende Momente beinhaltet, mit denen sie ihre Leser auch entlässt.
Ein wundervolles Bilderbuch zu einem nicht ganz einfachen Thema.
Ein wichtiges Bilderbuch, das in keiner Trauerkiste fehlen sollte.