Unsere Lieblingsbücher

Tinka Stinka zeigt es allen

Bildquelle: Kaufmann Verlag
Tinka Stinka
zeigt es allen
von Klara Kamlah
mit Bildern von Dorothea Ackroyd
32 Seiten
1. Aufl. 2017
ISBN 9783780662910
12,95€


Thema Ausgrenzung / Mobbing


Normalerweise gehe ich erst einmal auf die Geschichte ein bevor ich dann auf die Illustrationen vorstelle doch dieses Mal mache ich es einmal anders denn Dorothea Ackroyds Bilder haben schon meine größeren Kinder vor vielen Jahren besonders ins Herz geschlossen. Um so erfreuter war ich nun wieder einmal ein Bilderbuch von ihr entdeckt zu haben.  Das zweite innerhalb von ein paar Tagen. Sie erzählt mit ihren farbenfrohen, bunten, sehr detailreichen Bildern Geschichten in der Geschichte. Sie schafft es Tiere, Tierkinder zu zeichnen, die eine besondere Lebendigkeit ausstrahlen. Weich, emotional, vermenschlicht und dennoch Tier getreu. Sie hat ihren sehr eigenen Stil, den Kritiker als weichgespült bezeichnen, dessen Ansicht ich jedoch absolut nicht teilen kann. Sie sind kindgerecht und sprechen die kleinen Bilderbuchbetrachter unmittelbar an. Aber nicht nur sie denn es gibt sehr wohl auch eine erwachsene Fangemeinde.

Tiere Geschichten, Alltagssituationen von Kindern erleben zu lassen das ist im Bilderbuch häufig zu finden. Tiere sind ansprechender und niedlicher für Kinder so dass sie sich oft schneller mit ihnen identifizieren können und leichter einen Zugang zur Geschichte bzw. der Botschaft finden.
Dank der wunderbaren Illustrationen von Dorothea Ackroyd , die die Tiere so unglaublich gut vermenschlicht darstellt und dennoch ihre eigenen Charaktere als Tier nicht vernachlässigt.
Der nicht verkitschte Niedlichkeitsfaktor spricht Kinder wie Erwachsene sofort an, macht offen für die Geschichte, in die man gern einsteigt weil uns die Bilder ansprechen.
Da sehen wir Tinka Stinka das schwarz weiße Stinktiermädchen mit ihrem netten rosa Trägerkleid und einige Tiere die ihr etwas zuzurufen scheinen.
Ob es etwas Nettes oder Böses ist können wir aus dieser Darstellung noch nicht erkennen, aber genau dies macht uns neugierig.
Wir treffen alle gleich auf der ersten Bilderbuchseite wieder.
Vor der Jahreszeitenschule von Helga Eule herrscht reges Treiben. Erster Schultag nach den langen Ferien, da freut man sich auf seine Freunde und hat sich viel zu erzählen.
Der kleine Fuchs Max steht mit seinem besten Freund dem Bären Henri vor der Schule und beobachten ein kleines Stinktiermädchen, das von seinen Eltern verabschiedet wird. Eine Neue!
Und dann noch ein Stinktier. Max ist neugierig, freut sich aber Hase Torben ist entsetzt. Ein Stinktier, die stinken doch.
Die Lehrerin stellt Tinka kurz vor. Als Neue in eine Klasse zu kommen ist immer blöd und wenn man dann noch ein Stinktier ist kennt man die Reaktionen der anderen schon.  So auch Tinka. Max und Henri finden das Verhalten der anderen blöd.
So ein blödes Vorurteil, das Stinktiere stinken.
Schließlich hat noch keiner von ihnen zuvor Bekanntschaft mit einem Stinktier gemacht. Zum Leidwesen von Tinka aber auch von Henri und Max geht in  der Pause geht das Gestänker von Hase Torben und Igel Paul weiter.  Henri und Max finden das blöd trauen sich aber auch nicht Tinka zu verteidigen, denn mit Paul und Torben möchten sie sich lieber nicht anlegen.
Ist das feige?
Ja,  die beiden sehen es so. Sie trauen sich nicht obwohl ihnen Tinka leid tut und überhaupt müsste eigentlich doch jeder bemerken, dass Tinka überhaupt nicht stinkt.
Auch nach der Schule geht der Spießrutenlauf für Tinka weiter. Wieder trauen sich weder Henri noch Max zu Tinka zu halten, die weinend weg läuft.
Am Abend trifft Max auf Tinka, die traurig unter einem Baum hockt. Die beiden kommen ins Gespräch. Tinka findet es nicht gut, das Max ihr nicht geholfen hat und Max erklärt ihr, das er sein Verhalten auch nicht toll fand. Ist das der Beginn einer neuen Freundschaft?
Am nächsten Morgen gehen die Hänselleien weiter doch dieses Mal bezieht Max klar Stellung und verteidigt Tinka. Wie befürchtet zieht er sich damit nur den Unmut von Torben und Paul zu. Richtig geholfen hat es Tinka nicht denn die tritt den Rückzug an, läuft weg.
Auch in der Pause ist Tinka nicht zu entdecken. Dafür hören alle furchtbare, seltsame Geräusche, die immer schneller näher kommen und dann ist es ganz nah. Ein riesiges Wildschwein läuft auf die Tierkinder zu. Wagemutig taucht plötzlich Tinka direkt vor dem Wildschwein auf.
Was nun passiert verrate ich hier noch nicht aber ich denke viele ahnen es.
Mit dieser Aktion hat sich Tinka bei allen Respekt verschafft. Selbst Torben und Paul sind auf einmal still.
Was genau passiert sollte jeder selbst lesen, doch eins ist klar. nun gehört auch Tinka zu ihnen.
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Tinka hatte Glück im Unglück. Sie konnte mehr oder weniger durch Zufall helfen, was ihr Anerkennung verschaffte.
Doch Kindern in einer ähnlichen Situation, die ausgegrenzt werden, mit Vorurteilen belegt werden kommt solche ein Zufall oft nicht zur Hilfe, hier hätte ich mir etwas mehr an Strategien gewünscht wie Tinka ihre Position ohne den Zufall hätte stärken können, den "Gegnern" den Wind aus den Segeln nehmen könnte.
Dennoch ist es eine wundervolle Geschichte, die für die Problematik der Ausgrenzung sensibilisiert. 
Besonders schön ist Fuchs Max innerliche Auseinandersetzung mit seinem eigenem Verhalten, das er selbst nicht gut findet. Sprachlich und inhaltlich wird diese Zerrissenheit wunderbar dargestellt, genauso wie Tinkas Empfindungen aber auch das der Widersacher Torben und Paul.
Durch die Visualisierung der Emotionen, in den Bildern verstärkt sich bim Betrachter das Gefühl für die jeweilige Situation. Man nimmt sowohl die Mimik als auch die Gestik aller Beteiligten sehr bewusst war und sieht in den Illustrationen den gesamten Handlungsstrang in derb Übersicht.
Das Auge kann zwar für einen Moment den gewählten Ausschnitt fokussieren z.B. den Fokus auf Tinka legen, nimmt aber schnell wieder den Blick auf das gesamte Bild auf. Durch diese Möglichkeit steuern wir intuitiv unsere Betrachtung und erfahren so eine Menge unterschiedlicher Eindrücke, Emotionen und Gefühle, die wir mit vielleicht schon selbst gemachten Erfahrungen verbinden können.
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Es ist ein Buch, das mit einer gefühlvollen und klaren Sprache und ebensolchen Illustrationen sensibilisiert und überzeugt.
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Unsere Lesekinder haben Tinka, Max und Henri von Anfang an ins Herz geschlossen und eine Antipati für Hase und Igel entwickelt. Man merkte beim Vorlesen genau wie die Kinder in der Geschichte mit gingen und mit Tinka mit fühlten.
Als Torben und Paul in den Matsch fielen und nicht nur matschig sondern auch stinkend heraus kamen waren die Meinungen deutlich. "Geschieht ihnen recht!" riefen einige.
Solche Äußerungen machen deutlich, das die Kinder ganz bewusst in der Geschichte mit gehen.
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Wir haben nach der Vorlesestunde noch lange mit den Kindern über die Thematik gesprochen und dabei feststellen können, dass erstaunlich viele Kinder schon einmal in einer ähnlichen Situation wie Tinka waren. Eigentlich erschreckend wie schon kleine Kinder Gruppen bilden und wenn auch mit Sicherheit nicht immer bewusst andere , aus welchen Gründen auch immer, ausgrenzen. 
Daher sind Geschichten wie diese so wichtig um Kindern den richtigen Weg zu zeigen.
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