Bildquelle: Carlsen Verlag
Und was fühlst du, Känguru?
von Nora Imlau
Illustriert von Lisa Rammensee
40 Seiten
1. Aufl. 28. Juli 2023
ISBN: 978-3-551-17316-4
28,5 cm x 28,6 cm Carlsen Verlag
16,00€
ACHTUNG! Dies sind die Angaben für die große Ausgabe!
Den Bilderbuchtitel gibt es auch in einer kleineren Version!
Diese Angaben findest du ganz unten.
Freude, Lachen, Angst und Wut
Gefühle, sind so vielfältig, wie die Menschen, die sie fühlen
Wir alle empfinden sie anders doch es gibt Menschen, die erleben sie wesentlich intensiver als andere. Für sie gibt es nur die Extreme.
Freude = Himmelochjauchzend unglaublich euphorisch, was sich in Hibbelig-, Wibbeligkeit wandeln kann
Stress, Niederlagen, Angst = extreme Gefühlsausbrüche
Gefühlsstark -Hochsensibel
alles Themen dieses Buches
für Kinder ab 2 Jahren
Vorab:
Die Geschichte vom kleinen Känguru gibt es in zwei Größen, wobei das große Format, auf dem diese Buchvorstellung beruht aber auch inhaltlich noch mehr bietet.
Das kleine Format mit einer Größe von 20x20cm (Hartpappe) ist ideal für unterwegs und zum alleine Entdecken fü die Kleinen.
Das große Buch hat normale Bilderbuchseiten und ist wesentlich größer als die meisten Bilderbücher. Es ist daher ideal, um es einer Gruppe von Kindern zu zeigen. Aber auch Kinder, die den Umgang mit Büchern gewöhnt sind, schauen oft lieber in das große Buch. Es ist perfekt um sich damit bäuchlings auf den Boden, oder das Bett zu legen und darin zu schmökern.
Zudem hat das große Buch den Extra-Teil mit einem Gefühlsstärke Test, Affirmationen in Reimen, Informationen an die Eltern und der Vorsatz ist als großes Gesichter-Wimmelbild gestaltet, in dem das Kind viele Gefühle in den Gesichtern ablesen kann, was auch zum Spielen genutzt werden kann.
"Ich bin Quirin, das Känguru.
Ich fühle viel - und was fühlst du?"
Mit diesen Worten beginnt die gefühlvolle, aber auch sehr lebendige Geschichte von Nora Imlau mit wahninnig tollen Illustrationen von Lisa Rammensee.
Voller Euphorie springt Quirin in den Tag hinein, kitzelt Papa an den Füßen, wuschelt Mama in den Haaren und gibt seinen Schwestern einen Kuss.
Das klingt doch alles recht spaßig und sieht nach guter Laune aus.
Doch die Stimmung kann bei Quirin schnell kippen. Und genauso kommt es plötzlich möchte Quirin, dass alle aufstehen.
Doch anstatt darum zu bitten, oder zu fragen, ob sie aufstehen können, droht er schon fast.
"Hey, ihr Großen! Hey, ihr Kleinen!
Steht jetzt schnell auf, sonst muss ich weinen!" (Zitat)
Wie das aussieht, wenn Quirin anfängt zu weinen fängt Lisa Rammensee in einem Bild ein, dass alle Kinder entsetzt und gleichzeitig begeistert. Denn wenn das kleine Känguru anfängt zu weinen, dann weint es soooo lange bis sein Körper leer ist und wirklich alles überschwemmt ist.
Was so lustig aussieht und sich dramatisch anhört ist in der Tat dramatisch, denn bei Kindern wie Quirin können alle Gefühle sehr extrem sein. Nora Imlau hat dafür das Wort "gefühlsstark" geprägt, mit dem mittlerweile viele Kinder beschreiben, die wie Quirin ausgeprägt Gefühle zeigen. Dabei geht es aber gar nicht um sich durchsetzen wollen, sondern um Gefühlslagen die Kinder so intensiv empfinden, dass es zu bestimmten extremen Gefühlslagen und Ausbrüchen kommt.
Einige (die meisten) der Gefühle, die Quirin in dieser Geschichte durchlebt könnte man auch mit hochsensibel erklären, andere mit Hyperaktivität. Wenn er sich freut, dass es sein Lieblingsfrühstück gibt, dann wird es in ihm ganz kribbelig und hüpfig. Was dazu führen kann, dass er um den Tisch herumhüpft und im Eifer des Gefechtes auch schon mal etwas umfällt und zu Bruch geht. Wenn die Mutter ihn auffordert sich fertig zu machen, weil sie losmüssen obwohl er lieber spielen in seinem Kinderzimmer weiterspielen möchte und dann die Rufe der Mutter energischer und lauter werden, dann wird es ganz schlimm in dem Kleinen. Nora Imlau lässt Quirin seine Gefühle, die in dem Moment in ihm aufkommen extrem klar und nachempfindbar, beschreiben. Durch das energische "Los!" der Mutter wird bei Quirin etwas ausgelöst, dass im Wutgefühl endet, dass wiederum ein richtig schlimmes, extremes Wutgefühl ist, was Quirin wieder sehr, sehr schön beschreibt. Denn in de Wut und mit der Wut fühlt er sich überhaupt nicht gut. Er steckt in einem extremen Dilemma, mit dem er sich richtig schlecht fühlt.
In vielen bildlichen Sequenzen erleben wir, was Quirin alles belastet, wieso er nicht aus dem Haus möchte, obwohl er eigentlich doch mit der Mutter gehen möchte.
Der Gedanke an den Lärm der Stadt, die Laster, Autos .... die verschiedenen Gerüche und nicht zuletzt bestimmte Kleidungsstücke werden für das kleine Känguru etwas, was ihn überfordert. Das wiederum beschreibt sich leicht mit Hochsensibilität und auch wenn ein Kind nicht hochsensibel oder gefühlsstark ist, kann es genau, dass alles gut nachvollziehen. Jedem ist mal etwas zu viel, jeder hat vielleicht einmal etwas angehabt, dass zwickte und zwackte, oder kratzte, oder wo Knöpfe nervten. Im Gegensatz zu den meisten Kindern, die mit der Situation fertig werden ist das bei gefühlstarken Kindern sehr schwer, denn sie empfinden alles zigmal intensiver und sind damit tot unglücklich. Wut und Unwohlsein wollen raus. Was hier wirklich wichtig ist weiß die Känguru Mama. Sie ist für ihren Kleinen da, hält in liebevoll in ihren Armen, vermittelt ihm das Gefühl der Geborgenheit und des geliebt werden, auch wenn er sich nicht so toll verhält, wenn er rumwütet, schreit und ......
Nachdem sich Quirin in diesem Fall wieder beruhigt hat, sich besser fühlt und sogar in der Lage ist zu sagen, was in ihm vorging findet die Mutter die perfekte Lösung. Quirin muss sich nicht dem Lärm und den Gerüchen der Stadt aussetzten, um in den Kindergarten zu kommen. Geschützt im Beutel der Mutter, in den er ganz hineinschlüpfen kann, bekommt er nicht nur Sicherheit, sondern auch nichts von alledem Drumherum mit, was ihn sonst so belastet.
Was Quirin durchlebt, sind nur ein paar Beispiele, bei denen gefühlsstarke Kinder leiden können. Jedes Kind / jeder Mensch ist anders und jeder empfindet anders.
Die Geschichte hilft gefühlsstarken Kindern sich in der Geschichte wiederzufinden und zu verstehen, dass sie nicht allein mit ihren Gefühlen sind. Gleichzeitig findet Quirin genau die beschreibenden Worte, um zu erklären, wie er sich fühlt, die vielen betroffenen Kindern einfach fehlen, oder die sie sich nicht trauen auszusprechen.
Jetzt fragt sich der ein oder andere aber sicherlich, wie Eltern mit ihrem Kind umgehen können, denn sie haben ja keinen Beutel, in dem sie das Kind behütet und abgeschirmt "transportieren" können.
Doch auch hier hat Nora Imlau so einige Ideen, die sie in einem Nachwort ausführt.
Wichtig ist zu erkennen, dass das Kind nicht unbedingt aus Trotz so reagiert, wie es reagiert, sondern sich in einer extremen Gefühlslage befindet, in dem es sich selbst nicht gut fühlt, aber auch oft keinen Weg hinaussieht.
Sie brauchen Regulierungsmöglichkeiten. Selbstregulierende und / oder auch eine Co-Regulierung hier zum Beispiel die Mutter, die den kleinen in den Arm nimmt und bei ihm bleibt. Als Bezugsperson kann man das Kind in den Arm nehmen. Sich mit ihm in eine Decke wickeln oder auch das Kind fest in eine Decke wickeln und trotzdem noch im Arm halten. Es kommt immer auf das Kind an, was es zulässt, was ihm guttut.
Dies herauszufinden ist oft nicht leicht, doch hat man die Probleme und Situationen erkannt und Lösungsstrategien entwickelt, ist das Leben für alle viel entspannter.
Einigen Kindern hilft es tatsächlich auch, wenn man ihnen Geschichten vorliest, wie die vom kleinen Känguru Quirin. Was ein Buch hier bewirken kann, ist nicht zu unterschätzen und keinesfalls nur eine Ablenkung. Kinder finden sich wieder, fühlen sich besser, weil sie erleben, dass es anderen auch so geht wie ihnen und sie können aus dem lernen, was die Kinder in der jeweiligen Geschichte an Lösungen gefunden haben.
Gefühle sind ein breites Feld.
Nicht alle Kinder sind gefühlsstark, und dennoch ist das Buch für alle Kinder wichtig und wertvoll, weil es vielschichtig ist und keinesfalls nur traurig oder extrem. Es gibt viele lustige, schöne Momente und da Lisa Rammensee so wundervolle und sehr ausdruckstarke Bilderwelten geschaffen hat, und das kleine Känguru darüber hinaus auch eine großartige Identifikationsfigur ist, macht es einfach Spaß das Buch zu entdecken und erleben. Mit Sicherheit ist es auch ein Buch, dass sensibilisiert, denn nicht nur Eltern stehen den Gefühlsausbrüchen ihrer Kinder oft hilflos gegenüber. Auch Kinder verstehen oft nicht, wieso ein anderes Kind so reagiert (so extrem reagiert), wie es reagiert.
Vielleicht verstehen sie gefühlsstarke Kinder jetzt etwas besser.
Nora Imlau erzählt Quirins Geschichte in wundervoller Reimsprache, die perfekt ist, um Gefühle intensiv zu transportieren.
Besonders schön kommen dabei Quirins innere Zwiespalt, das Gefühlschaos, die Sorgen und Nöte rüber.
Das großformatige Buch "Und was fühlst du, kleines Känguru" beinhaltet noch einen Anhang. Im "Extra-Teil" gibt es einem Gefühlsstärke Test, Affirmationen in Reimen, Informationen an die Eltern und der Vorsatz ist als großes Gesichter-Wimmelbild gestaltet, in dem das Kind viele Gefühle in den Gesichtern ablesen kann, was auch zum Spielen genutzt werden kann.
Der Elternteil "So viel Freude, so viel Wut- ist mein Kind ein gefühlsstarkes Kind?
hilft nicht nur die Kinder zu testen, sondern macht noch einmal mehr deutlich, wie komplex das Thema ist.
Besonders schön und hilfreich finde ich die kleinen Reimgedichte im Extra-Teil. Die gereimten Affirmationen können spielerisch in den Alltag integriert und situationsorientiert verwendet werden.
Wer sich unter einer Affirmation nichts vorstellen kann, hier ein kleines Beispiel:
"Brennt die Wut mi ins Gesicht,
ist's, als wenn sie mit mir spricht:
"Hey, dir geht es grad nicht gut!
Brauchst du Pause, brauchst du Mut?"
Hör ich meiner Wut gut zu,
dann verschwindet sie im Nu." (Zitat)
Oder
"Ich bin anders, ich bin gut!
Ich bin stark und hab jetzt Mut!" (Zitat)
Die kleinen Affirmations-Reime sind auf einer Doppelseite wie kleine Zettel zu sehen, was uns dazu inspiriert hat, die Reime abzuschreiben und auf kleine gebastelte Gefühlskängurus zu kleben.
Jeder Spruch wird von einem passenden Känguru gehalten, so dass die Kinder sehr schnell verinnerlicht haben, welcher Spruch mit welchem Bild in Verbindung steht.
Geht es einem Kind nicht gut, kann diese aber nicht über Sprache kommunizieren, hat es die Möglichkeit sich das passende Känguru (mit Spruch) zu holen und so zum Ausdruck bringen, wie es sich gerade fühlt. So können wir (begleitende Personen) dann zusammen mit dem Kind den Reim aufsagen.
Das Buch ist toll konzipiert. Die wundervolle Geschichte und die starken Illustrationen ergänzen sich perfekt. In den Bildern kann man so viel mehr entdecken als in der Geschichte und ohne sie würden die Kinder es schwer haben, die Gefühle wirklich zu verstehen und zu mitzufühlen. Mimik und Gestik sind hier leicht abzulesen und zu verstehen.
Zusammen mit dem Extra-Teil ist hier fast schon ein Hilfe-Buch (O-Ton eines Kindes) entstanden.
Aus der Praxis kann ich vielleicht noch erwähnen, dass es auch hilfreich ist beide Buchformate vorliegen zu haben.
Quirin ist eine absolute Identifikationsfigur und wird schnell zu einer Lieblingsfigur, die Kinder gern auch mal bei sich haben möchten.
Für einige Kinder ist es sogar zu einer Form von Halt und Mittel zur Selbstregulierung geworden. Wenn sie das große Buch mit sich herumtragen müssten, ist das zum einen unpraktisch zum anderen würde das Buch vermutlich auch leiden. Dafür ist die Pappbuch-Variante ideal.
Für den Größenvergleich
Hier seht ihr die große Ausgabe und im Vergleich dazu die keine Ausgabe von
"Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil?"
die identisch von der Größe mit dem kleinen Format des kleinen Känguru ist
Weiter unten gibt es die Hinweise zum kleinen Krokodil
"Und was fühlst du, Känguru?"
gibt es auch im kleineren Format
Bildquelle Carlsen Verlag
26 Seiten
1. Aufl. 29. Juni 2022
20x20cm
ISBN: 978-3-551-17180-1
Carlsen Verlag
10,00€
Noch ein Gefühle-Buch von Nora Imlau und Lisa Rammensee
Bildquelle: Carlsen Verlag
Was weinst du denn so viel,
kleines Krokodil?
von Nora Imlau
illustriert von Lisa Rammensee
26 Seiten Hartpappenbilderbuch
1. Aufl. 29. Juni 2023
ISBN: 978-3-551-17006-4
Carlsen Verlag
10,00€
Auf euch wartet eine ganz bezaubernde, sehr gefühlvolle Reim-Geschichte,
über Gefühle,
das Weinen in all seinen Facetten,
aber vor allem auch eine Geschichte, in der die Begleitung des Kindes ein ein zentrales Thema ist.
Weinende Kinder können nervig und anstrengend sein, dass ist keine Frage, doch jedes Weinen hat einen Grund.
Es gibt Freudentränen und Krokodilstränen, Wut-Tränen und....
Das Buch hat eine klare Botschaft an die Eltern und die formuliert Nora Imlau zum Ende der Geschichte auch noch einmal in einem Brief an die Eltern
Ein wundervolles Bilderbuch, das mitfühlt, Verständnis zeigt aber auch mal Schmunzeln lässt
für Kinder ab 2 Jahren