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Emmas Einhorn

Bildquelle: Thienemann Esslinger Verlag
Emmas Einhorn
eine Geschichte von Briony May Smith
aus dem Englischen übersetzt von Steffi Kress
48 Seiten
1. Aufl. 27.07.2021
ISBN: 978-3-480-23717-3
Thienemann Esslinger Verlag
15,00€

Eine warmherzige Geschichte über Veränderungen (Umzug)
 und eine besondere Freundschaft
für Kinder ab 4 Jahren
"Ist es nicht niedlich, das kleine Einhornbaby?" sagt die kleine Mia zu ihrer Mutter, die ohne auf das Cover zu schauen, genervt die Augen rollt. "Nicht schon wieder dieses Einhorn-Thema, ich will nichts mehr davon hören!" sagt sie und zieht Mia vom Buch weg. So, oder ähnlich reagieren Eltern immer öfter und zugegeben ich bin auch nicht davor gefeit so ähnlich zu denken. 
Ja, Einhörner sind Modetiere gewesen, so wie Lamas und Faultiere und immer ebbt der eine Hype nach einer Zeit ab und wird vom nächsten abgelöst. Doch wer hier eine Einhorn-Buch erwartet, das auf moderne Weise eine Geschichte erzählt nur um den Hype zu bedienen, der liegt völlig falsch. Briony May Smith Buch ist anders. Ganz anders, denn hier geht es um die kleine Emma, die mit ihren Eltern umzieht. 
Weit weg von ihrem früheren Zuhause, dort hin wo ihre Oma wohnt. Das Haus ist ihr fremd. Alles riecht anders, nichts ist mehr wie früher. Verständnisvoll gehen die Eltern auf ihre Kleine ein, versuchen ihr den Neuanfang leicht zu machen indem sie ihr Zimmer schnell genauso schön eingerichtet wie ihr altes Kinderzimmer. Unterdessen geht Emma auf Entdeckungsreise. Die Natur um das Haus herum hat viel zu bieten. Hier treffen die Berge auf das Meer. Der Wind weht leicht und scheint die Wolken am Horizont durch den Nebel zu schieben, doch bei näherem Hinsehen entdeckt Emma, dass es sich weder um Nebel noch Wolken handelt. Es sind Einhörner die fort ziehen. Gerade als sie sich aufmachen möchte um ihren Eltern davon zu berichten, da nimmt sie im Gras ein Geräusch war und entdeckt kurz darauf ein Einhornbaby. 

Behutsam nimmt sie es auf und trägt es nach Hause, wo ihre Oma ihr die Tür öffnet. Die Oma weiß viel über die Einhörner. Sie nimmt sich Emma und ihres neuen Freundes an. Sie besorgen etwas zu essen für das Kleine und bauen ihm ein gemütliches Körbchen. Auch Emmas Eltern sind begeistert von dem Familienzuwachs. Fortan sind Emma und das Einhorn unzertrennlich. Es kam gerade im richtigen Moment zu der Kleinen, und hilft ihr sich in der neuen Umgebung einzuleben. 
Was die beiden so alles erleben davon handelt diese einfühlsam und zarte Geschichte, die aber auch davon erzählt wie Emma sich im nächsten Frühjahr von ihrem Freund wieder verabschieden muss. Emma wusste, es war ein gemeinsames Leben auf Zeit, denn die Einhörner kommen wieder und so auch die Mama des Kleinen und dieses Mal ist es kräftig genug mit der Herde zu ziehen. Ein Abschied ist nie leicht, doch mittlerweile hat Emma sich eingelebt und sie weiß es ist kein Abschied für immer sondern nur auf Zeit. Das Einhorn wird im Frühjahr wiederkommen, da ist sie sich sicher und so ist es dann auch. Emma ist trotzdem nicht allein. Wir sehen sie mit einer Freundin spielen. Emma hat es geschafft sich in der neuen Umgebung einzuleben und sich zuhause zu fühlen. War es Zufall oder Schicksal, das sie gerade am Tag des Einzugs auf das Einhornbaby traf? Wir wissen es nicht und im Grunde ist es auch egal, denn wer sich mit Einhörner auskennt, der weiß um die Magie und die Sagen die sich um sie ranken. Hier jedoch ist es einfach die Geschichte einer besonderen Freundschaft. Einer Freundschaft in der Emma dem Einhornkind ihre ganze Liebe und Fürsorge schenkt. Gleichzeitig erleichtert die das Einhorn so das Einleben. In einer entscheidenden Lebensphase ist Emma nicht allein. Das sie dabei von ihrer Oma und den Eltern unterstützt und ernst genommen wird trägt ebenfalls viel dazu bei, das Emma sich in der neuen Umgebung schnell wohl fühlt.  Und so sehen wir, das diese Einhorngeschichte wirklich  ganz anders ist als die meisten, was auch durch die unglaublich intensiven, stimmungsvollen Illustrationen deutlich wird. Schon beim Betrachten des Covers wird klar, hier haben wir keine verkitschte Einhorngeschichte in grellen Regenbogenfarben sondern eine Geschichte, die sehr naturverbunden ist. Die Zeichnungen spiegeln das raue Klima vieler Gegenden in England, Schottland oder auch Irland wieder, inspiriert hat die Illustratorin allerdings die schottische Landschaft Briony May Smith fängt eine Landschaft und ihre Stimmungen ein, die uns Erwachsene an Exmoor oder Wales erinnern. Es könnte auch Irland oder die schottischen Highlands sein. Die raue Natur mit dem Wind vom Meer, gepaart mit den unterschiedlichsten Grün-und Brauntönen, den Wiesen, Hügeln, Steinen und Pflanzen, die an die blühende Heide erinnern, wirken magisch, wie aus einer anderen Zeit. Es ist genau der richtige Schauplatz für eine Geschichte über ein Fabelwesen, das Menschen von je her verzaubert und nachempfinden lässt, das es für ein Kind nicht leicht ist sich hier einzuleben. Es ist einsamer, es ist besinnlicher, rühiger und diese Ruhe fängt auch den Betrachter ein. Briony May Smiths Illustrationen sind eine Offenbahrung, sie vermitteln ein Gefühl für die Gegend und sind gleichzeitig magisch. Sie sind in erdigen Tönen gehalten und dennoch leuchtend und fröhlich. Das Spiel mit dem Licht, das einmal wärmt, einmal verzaubert und dann wieder Kühle und Wind spüren lässt fasziniert nicht nur den erwachsenen Betrachter. In einer, auch im Bilderbuch, überwiegend knallig bunten, plakativen Welt fällt ein Buch wie dieses selbst Kindern sofort auf. Spricht man mit ihnen über die Geschichte und die Illustrationen, dann können gerade die Vorschul- und Grundschulkinder sehr genau erklären, was dieses Buch so besonders macht und wie es auf sie wirkt, bzw. was es mit ihnen macht. Auch wenn die Handlung ein wichtiger Part ist, wird wesentlich mehr auf die Landschaft eingegangen. Die Magie des Einhorns hingegen spielt weniger eine Rolle. Das Einhornbaby wird in erster Linie als schutzbedürftiges Wesen wahr genommen, das von Emma umsorgt wird. Der Freundschaftsaspekt steht hier eindeutig im Vordergrund . Auch erwähnen die Kinder immer wieder wie toll sie es finden, wie die Eltern Emma unterstützen und für sie da sind.
Das das Einhorn im Verlauf der Geschichte wieder zu seiner Herde zurück kehrt macht viele Kinder etwas traurig, auch wenn sie verstehen, dass das Kleine zu seiner Mutter gehört. Da es aber zurückkehrt , wenn auch nur kurz, und Emma in der Zwischenzeit eine Freundin gefunden hat, gehen sie nur mit etwas Wehmut aus der Geschichte, die ihrer Meinung nach gern noch etwas länger hätte dauern können. Das ist dann auch der Punkt, an dem die Fantasie der Kinder geweckt wird und sie versuchen sie auf ihre Weise weiter zu erzählen. 
In den Köpfen der Kinder geht es weiter, vielleicht kommt das Einhorn bei dem ein oder anderen ja auch nach hause?
Wenn Geschichten zum Weiterträumen und Weitererzählen anregen, ist es doch das Schönste was es gibt und zeigt wie intensiv die Betrachter in der Handlung mitgegangen sind.
(Bildquelle: Thienemann  Esslinger Verlag)



Und zum Schluss noch der Hinweis 
auf die engl. Originalausgabe

Pictures by Schwartz & Wade
Margaret's Unicorn
from Briony May Smith
40 Pages
Hardcover |
1st. published 15.September 2020
ISBN 9781984896537
Published by Schwartz & Wade