Bildquelle Windy Verlag
Hase & Mond
von Johanna Benrath & Lucie Göpfert
52 Seiten
1. Aufl. 2020
ISBN: 978-3-948417-15-4
Windy Verlag
15,00€
Eine witzige, gefühlvolle, schlaue Geschichte mit einer Geschichte in der Geschichte
zum Vorlesen ab 4 Jahren und natürlich auch zum selber lesen ab etwa Mitte 2.Klasse
Hase und Mond, oder eine Geschichte für Odilia. Oder beides? Wohl beides denn auch wunderbare Art erzählt die Autorin Johanna Benrath eine Geschichte in der Geschichte. Es beginnt mit der Vorgeschichte, ohne die man den Rest der Geschichte nicht verstehen würde. Aber ist es dann eine Vorgeschichte? Sind wir bei der Vorgeschichte nicht schon mitten in der Geschichte? Dies fragte mich ein Junge im Kindergarten und brachte mich damit selbst zum grübeln.
War das Gespräch mit dem Jungen, von gerade einmal 5 Jahren, gar eine Weiterführung der Geschichte? Ich bin gespannt wie es euch ergeht wenn ihr Kindern die Geschichte vom Hasen und dem Mond und Odilia vorlest.
Doch nun erst einmal zur Geschichte, die auf fast schon spielerische Art ein klein wenig Sachwissen und Fremdwörter einbindet und erklärt.
Odilia ist zu Besuch bei der Autorin. Odilia ist die Tochter einer Freundin der Autorin. Und Odilia ist für ihr Alter furchtbar klug. Vielleicht ein wenig zu klug, denn die Geschichte, die die Autorin ihr erzählt veranlasst sie hin und wieder nachzufragen, einzuhaken oder eben auch zu sagen, das etwas unlogisch ist und so nicht geht. Diese Einwürfe unterbrechen den Erzählfluss der Autorin nur scheinbar denn der Dialog der beiden der sich um den Inhalt und Handlungsverlauf dreht ist schnell fester Bestandteil der Geschichte, die so durch Odilias Einwürfe auch ein klein wenig gelenkt wird.
Klingt kompliziert? Ist es aber nicht. Es ist eine besondere Art des Geschichten Erzählens und animiert Kinder in der Geschichte selbst mit zu denken.
Die Geschichte selbst handelt vom Mond und seiner neuen Freundschaft zu einem Hasen. Es geht um seinen Gefühlen, seinen Aufgaben als Mond, von Vollmond bis Neu- und Tagmond. Das was wir vom Mond am Himmel sehen ist festgelegt und sein Job, dem er sehr gewissenhaft nachgeht. Das ist wichtig für alle. Aber der Mond ist auch eine Persönlichkeit für sich. Seine Gefühle bleiben uns sonst verborgen. Nur in dieser Geschichte darf er Mond sein, wie wir Menschen sind. Und so lernt er einen kleinen Hasen kennen, der sehr, sehr lange Ohren hat. Bei der Geburt hat die Hebamme zur Hasenmutter gesagt, das das eine "genetische Seltenheit "ist. ( klar das Olilia die Autorin fragt was genetisch bedeutet und die erklärt es dann in einfachen Worten.). Hase und Mond freunden sich an und der kleine Hase erzählt dem Mond von seinen Sorgen. Seine Eltern haben ihm ganz besondere Schnelläuferschuhe gekauft, damit er beim Schnellauf-Wettbewerb gewinnt, doch die langen Ohren sind sehr hinderlich, nehmen ihm viel Kraft. Er bezweifelt das er so den Wettlauf gewinnen kann. Er möchte gewinnen, möchte, das seine Eltern stolz auf ihn sind. Doch wie soll er das schaffen? Die Autorin hat eine Idee wie der Mond dem Hasen helfen könnte. Sie erzählt und wird von Odilia immer wieder unterbrochen. Odilias Einwende, und eigenen Ideen fließen so mit in die Geschichte ein, die zu einer lustigen Gemeinschaftsproduktion wird.
Natürlich hecken Mond und Hase so einen Plan aus wie der kleine Hase gewinnen könnte. Er ist sich sicher, sein neuer Freund der Mond wird ihn nicht im Stich lassen. Und der Mond möchte seinen neuen Freund nicht enttäuschen, möchte dem kleinen Hasen helfen. Das wiederum ist nicht so leicht, denn der Mond hat einen festen Dienstplan und in der Zeit es Wettlaufs eine Aufgabe, die er nicht einfach schwänzen kann. Der kleine Hase meint der Mond könne ja mal krank werden. Doch ist das wirklich so einfach möglich? Der Mond ist sehr pflichtbewusst. Er möchte weder seinen Chef noch den kleinen Hasen enttäuschen. Eine echte Zwickmühle, die Autorin und Odilia da zusammen mit dem Mond zu knacken haben.
Ob es ihnen gelingen wird? Ja, es wird ihnen gelingen, aber ob der kleine Hase den Wettbewerb wirklich gewinnt und ob und wie ihm der Mond dabei hilft und was der Mond zuvor noch alles bei seinem Chef erlebt, das verrate ich hier noch nicht.
Nur so viel, der Mond verliebt sich noch und ....
Und eigentlich könntet ihr, wenn ihr Lust habt, die Geschichte noch ein wenig weiter erzählen, denn da wo eine Geschichte endet beginnt oft eine zweite.
Das zumindest haben meine Grundschulkinder so empfunden oder sollte ich besser sagen erlebt, den angeregt durch die außergewöhnliche Erzählform sponnen sie sie plötzlich die Geschichte vom Mond weiter. Erinnert ihr euch, ich hatte ja erwähnt das der Mond sich verliebt hat. Meine Lesekinder der 2. und 3. Klasse aber auch einige Kindergartenkinder fanden das so schön, das sie die Geschichte aufnahmen und zu Ende führten.
Und ich denke, genau das ist mit dieser wirklich wundervollen Erzählung beabsichtigt worden. Kinder anregen selbst zu erzählen.
Dennoch vermittelt die eigentliche Geschichte von Hasen und dem Mond noch viel, viel mehr Botschaften . Da ist der kleine Hase, der anders ist wie die anderen. Der ein Handicap hat mit dem er gelernt hat umzugehen und sogar Positives aus dem Anderssein zu ziehen. Da ist der Mond, der plötzlich Gefühle empfindet , Berührungen wahr nimmt. Da sind einige Wörter wie "genetisch" oder "Affäre" die erklärt werden und natürlich auch der Weg des Mondes im Laufe des Monats und was eine Mondfinsternis ist er.
Die Kinder waren begeistert von der Erzählsprache, von dem Aufbau der Geschichte mit all seinen Inhalten und Einflüssen. Witzig, originell, mit viel Gute Laune und Gefühl ist dies eine wirklich schöne Geschichte, die ein kurzweiliges Lesevergnügen vermittelt. Bei aller Erfahrungs- und Wissensvermittlung, bei allen tollen Elementen der Geschichte mussten wir Erwachsenen immer wieder feststellen, das die Erkenntnis, wie Geschichten erzählt werden und wie viel Spaß es machen kann Geschichten zu erzählen, zu entwickeln das war, was die Kinder am stärksten aus dem Buch mitgenommen haben und so sind gerade viele Geschichten in Arbeit. Eine unserer 3. Klassen haben ein übergreifendes Projekt Deutsch trifft Kunst gestartet, in dem Kinder in Gruppenarbeit eine Geschichte entwickeln und dazu auch selbst illustrieren und ihre Arbeiten sogar später zum Buch binden. Dank eines Buchbinders werden sie sogar in die Kunst des Buchbindens eingeführt und eine Druckerei darf auch besichtigt werden.
Was ein einziges Buch für eine Kettenreaktion auslösen kann.
Übrigens, für alle die, die sich nicht so richtig vorstellen können wie Odilias Einwürfe und die Dialoge der Autorin mit dem Mädchen in die Geschichte eingebunden werden hier ein kleiner Ausschnitt aus dem Buch: