Bildquelle: Boje Verlag
Humboldt und Beaufort
von Michael Engler
mit Bildern von Susan Bateri
32 Seiten
1. Aufl. 26.02. 2021
ISBN: 978-3-414-82597-1
Boje Verlag
14,90€
Eine bezaubernde Mutmach-Geschichte
voller Abenteuer- und Entdeckerfreude, Freundschaft und einem großen Traum,
Eine Geschichte, die zum erzählen anregt
für Kinder ab 4 Jahren
"Nur wer sagt, ich kann nicht, der kann auch nicht."
Das ist die Botschaft dieser wundervollen Geschichte von Michael Engler, die Mut macht an seine Träume zu glauben und alles dafür zu tun um sie Realität werden zu lassen.
Pinguin Humboldt liebt sein Leben im ewigen Eis. Er liebt es mit seinen Freunden von den Eisklippen ins Meer zu springen, Fische zu fangen und Steine zu sammeln, wie es alle Pinguine machen. Humboldt ist sehr stolz auf seine Steinsammlung. Er besitzt viele schöne Steine, die andere nicht haben weil er auch dort schaut wo die anderen nicht schauen und zuweilen mit viel Geduld die Steine ausbuddelt.
Als er eines Nachts von einem eckigen Stein träumt ist er verwirrt.
Noch nie hat er einen eckigen Stein gesehen, noch nie hat er von einem gehört, doch wenn man von etwas träumt, dann muss es das doch auch geben, denkt Humboldt, während ihn die anderen ihn dafür auslachen. Mehr noch, als sie bemerken, das er seinen Gedanken an den eckigen Stein weiter nachhängt, wenden sie sich sogar von ihm ab. Traurig und allein tippelt er zum Wasser, wo er auf den Wal Beaufort trifft, der die Traurigkeit des kleinen Pinguins schnell bemerkt. Die beiden kommen ins Gespräch und obwohl Humboldt zunächst Angst hat, das der Wal ihn auch auslacht, erzählt er ihm von seinem Traum und dem eckigen Stein.
Beaufort lacht nicht. Er sagt:
"Auf dieser Welt gibt es nichts, was es nicht gibt"
und erinnert sich daran auch schon einmal solch einen eckigen Stein gesehen zu haben. Beaufort bietet Humboldt an mit ihm auf die Suche nach dem eckigen Stein zu gehen und so sehen wir wenig später einen Wal mit einem Pinguin auf dem Rücken durch das Wasser gleiten.
Das die Reise nicht einfach werden könnte, das ist beiden klar, doch
"Nur wer sagt, ich kann nicht, der kann auch nicht."
Eines Tages erreichen sie eine Stadt mit hohen Häusern. Was Humboldt dort erlebt verrate ich nicht, doch man kann sich bestimmt vorstellen, das der Trubel einer Stadt, für einen Pinguin sehr gewöhnungsbedürftig und anstrengend ist. Humboldt findet tatsächlich einen eckigen Stein. Ihn nach hause zu transportieren ist ein Abenteuer für sich, denn eine Tasche besitzt er nicht. Auf dem Rückweg erzählt Beaufort seinem Freund viele Geschichten. Geschichten von seinen Reisen und von den unterschiedlichsten Steinen, die ihm dabei begegnet sind. Ob das der Beginn weitere gemeinsamer Abenteuer-Entdeckungs-Reisen sein kann?
Wer weiß. Erst einmal kehrt Humboldt mit seinem eckigen Stein zurück nach Antarktika. Ihr möchtet wissen, wie die anderen Pinguine auf den besonderen Stein reagieren? Schaut ins Buch, dann werdet ihr es erfahren.
Michael Engler erzählt so plastisch, so einfühlsam und klar, dass beim Vorlesen schon so viel Bilder im Kopf entstehen. Durch die gelungene Kombination aus Geschichte und Illustration verstärken sich unsere eigenen Bilder noch, was sehr faszinierend ist. Vielfach wird gesagt, die Illustrationen nehmen den Kindern den Raum für eigene Bilder. Mag sein, dass einige Illustrationen wirklich so prägend sind, dass die Kinder es schwer haben zusätzliche eigene Bilder zu entdecken. Hier finden wir das genaue Gegenteil. Bild und Text lassen sehr viel Raum für ein eigenes Kopfkino und noch mehr, denn Michael Englers Geschichte mit einem Ende, das nach mehr ruft animiert zum weiterspinnen. Wohin könnten Humboldt und Beaufort als nächstes reisen? Was für Steine sie dort wohl finden, was für Natur, Menschen und Tiere, was für Trubel oder Leben sie dort wohl antreffen werden? Und so ist es kein wunder, das wir nach der Vorlesestunden einige (einige mehr) Kinder hatten, die in Gedanken schon auf einer neuen Reise waren.
"Ich hab' da eine Idee....." hörten wir oft, ohne gefragt zu haben. Und Theo 5 Jahre zog mich zur Seite und sagte:" Du.... du kannst doch schreiben. ......kannst du für mich was aufschreiben?" Als ich nachfragte erklärte er mir, er wolle eine neue Geschichte erzählen, aber er könne ja nun noch nicht schreiben, nur malen. Zu gern wäre ich seinem Wunsch nachgekommen, doch das hätte eine Kettenreaktion zu Folge gehabt, denn fast alle Kinder hatten eine Idee. Noch bevor wir über die Geschichte sprechen konnten waren fast alle Kinder in ihrer Geschichtenwelt, so dass wir das obligatorische Gespräch erst einmal hinten an stellten. Improvisationstalent war gefordert, denn die Gedankenkreativität der Kinder wollten wir nicht stoppen. 3 Kreativ Tonies und einige Handys ermöglichten es den Kleinen ihre Geschichten aufzunehmen. Diese konnten sie dann wieder abspielen und dazu eigene Bilder zeichnen. Vielleicht werden wir sie noch zu Papier bringen, wer weiß. Einige Kinder haben ihre Ideen auch einfach erzählt. Geschichten zu formulieren ist gar nicht so einfach und schult die Sprachkompetenz. Das Schöne, selbst mit 3-4 Jährigen kann man wunderbar auf weitere Geschichtenreisen gehen.
Das Erlebnis mit den Vorschulkindern nahm ich zum Anlass, das Buch mit Kindern einer 3-4 Klasse zu lesen. Wie erwartet hatten sie auch gleich Ideen für weitere Geschichten und dieses mal konnten die Kinder ihre Gedanken zu Papier bringen.
Wer also ein Buch sucht, das anregt selbst Geschichten zu finden ist hier genau richtig.
Gleichzeitig regt das Buch aber auch an über Toleranz und Miteinander, und Mut an Träume zu glauben, zu sprechen. Erst war Humboldt teil der Pinguinfamilie. Als er von eckigen Steinen erzählt, die niemand von ihnen kannte, lachten sie ihn aus und grenzten ihn sogar aus. Ausgrenzung nur weil jemand eine andere Meinung hat ist sehr gemein, sagen die Kinder und sind damit schon viel weitere als die Pinguine.
Humboldt verfolgt seinen Traum, glaubt daran und tut alles dafür um ihn Realität werden zu lassen. Er hat an sich geglaubt.
Immer wieder bekommen die Kinder, so ganz nebenbei, kleine wichtige Botschaften für ihr Leben. Leitsätze oder empathische, mitfühlende Äußerungen von Humboldt und Beaufort, die auch optisch hervorgehoben werden, genauso wie einige Feststellungen. Nicht nur das sie blau und in Schnörkelschrift gedruckt sind, sie kommen auch geschwungen daher und sind so für die mitlesenden Kinder schnell erkennbar.
"Man muss eben da suchen, wo sonst niemand guckt!"
"Aber, wenn man etwas träumt, dann muss es das doch auch geben"
oder "Nur wer sagt, ich kann nicht, der kann auch nicht"
sind nur einige der Äußerungen, die sich einprägen.
Das die Geschichte von Humboldt und Beaufort eine Fortsetzung finden muss ist nicht nur den Kindern klar. Auch Michael Engler hat sie weiter gesponnen und so dürfen wir die beiden Freunde in einem weiteren Buch in ein neues Abenteuer begleiten. Ihr dürft gespannt sein!
ab 30. September 2021 ISBN: 978-3-414-82619-0 Boje Verlag