Vielleicht verbindet der Ein oder Andere auch etwas mit heißer Milch mit Honig. Vielleicht ein warmes Gefühl? Vielleicht ein Gefühl von Geborgenheit oder Trost? Für den kleinen Bären ist diese heiße Tasse Milch mit Honig ein Gefühl von Geborgenheit, von Gemeinsamkeit mit dem großen Bären. Ein Gefühl was glücklich und zufrieden macht. Doch bald wird es Winter und sie werden sich schlafen legen. Werden am Abend nicht mehr gemütlich mit einer Tasse heißen Milch mit Honig zusammen sitzen. Ein Hauch von Traurigkeit gepaart mit Melancholie kommt auf, doch ist der Abend viel zu schön um Trübsal zu blasen. Vielmehr inspiriert er in die Zukunft zu schauen. Und so erleben wir, wie der kleine Bär mit dem großen Bären Pläne schmiedet.
Im Frühjahr werden sie wieder zusammen spielen, Pfannkuchen backen und zusammen singen. Sie könnten ein Baumhaus bauen und wie jeden Abend werden sie eine Tasse heiße Milch mit Honig trinken. Mit diesen wundervollen Gedanken schläft der kleine Bär ein. Doch als es Frühling wird und der kleine Bären aufwacht ist der große Bär nicht da. Alle seine Freunde sind da nur der großen Bären nicht. Eine unendliche Traurigkeit und vermutlich erst einmal auch ein Unverständnis breitet sich in ihm aus.
Den anderen Tieren ist deutlich anzusehen wie sie mit dem kleinen Bären fühlen, doch so sehr sie sich auch bemühen ihren Freund zu trösten, sie kommen nicht an ihn ran. Er ist so traurig, das ihm der Bauch weh tut. Doch es kommt die Zeit, in der er den Trost der anderen annehmen kann. Gemeinsam haben sie wieder Spaß, machen viel von dem was sie schon immer machen wollten. Ab und an, da wird der kleine Bär noch etwas traurig, da fehlt ihm der große Bär sehr und das ist völlig oky. Dann sind seinen Freunde für ihn da und trinken mit ihm gemeinsam eine heiße Milch mit Honig.
So sensibel und feinfühlig wie die Geschichte sind auch die Illustrationen, die viel Raum bekommen. Mit wenig Text und um so mehr Bildsprache erzählt Frank Daenen die Geschichte des kleinen Bären. Stimmungsvoll, zuweilen fast magisch wirken seine Zeichnungen. Diese Magi umhüllt das Geschehen. Die besondere Art und Weise wie er Büsche, Bäume und Gräser zeichnet lösen diese magischen Gefühle aus. Es mutet an wie eine zarte Tupftechnik, die jede Blüte, jeden Grashalm, jeden Ast unglaublich lebendig und gleichzeitig geheimnisvoll macht. "Wie winzige, kleine Blubberbläschen" sagte eines meiner Lesekinder und griff gleich nach Papier und Farben um es auszuprobieren. Dieser Effekt in Verbindung mit dem Spiel aus Licht und Schatten und erdigen, farbenfrohen Tönen, erfüllt alles mit Wärme, Magie und Lebendigkeit, die den Betrachter gleich mit umhüllt.
Es sind Bilder mit viel Liebe zum Detail, in denen immer und immer wieder noch etwas Neues zu entdecken gibt, die den Fokus des Betrachters erst auf die Aktionen lenkt bevor man das Drumherum wahrnimmt.
Wir spüren deutlich was den kleinen mit dem großen Bären verbindet, wie viel Nähe, Energie, Fröhlichkeit aber auch Zuneigung und Zusammengehörigkeit in ihrem gemeinsamen Leben steckt. Wenn wir auf den kleinen traurigen, weinenden Bären blicken, fühlen wir tief mit ihm, werden für eine kleine Weile mit ihm traurig. In den Bildern spüren wir die Betroffenheit der Tiere und wenn der Hase dem kleinen Bär
schützend den Arm um legt ist es ein wenig so als würden wir ihn mit trösten wollen. Wir spüren aber auch die Freude, die die Tiere haben. Das Leben geht weiter nur der kleine Bär, bei dem scheint die Welt ein wenig still zu stehen. Zunächst schaut er dem bunten Treiben nur zu, doch dann sehen wir wie er immer mehr ins Leben zurück findet, mit seinen Freunden spielt und glücklich ist. Trauer braucht seine Zeit. Beim kleinen Bären fast bis zum nächsten Winterschlaf. Das Leben geht weiter, besonders wenn man so gute Freunde hat. Die Erinnerungen, die bleiben ein Leben lang. Der große Bär wird immer da sein, irgendwie. Und so endet die Geschichte in einer illustren Runde mit heißer Milch mit Honig.