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Räuberhauptmann Tjamme

Bildquelle: Nilpferd Verlag
Räuberhauptmann Tjamme
oder wie man eine Horde wilder Räuber anführt
von Saskia Hula
mit Bildern von Fiete Koch
40 Seiten
1. Aufl. 2021
ISBN: 978-3-7074-5250-1
Nilpferd Verlag
14,95€

Lesespaß pur
eine äußerst amüsante Räubergeschichte
für Kinder ab 3 Jahren
Wer eine Geschichte lesen oder vorlesen möchte bei der man immerfort schmunzeln muss, der sollte sich diesen Lesespaß nicht entgehen lassen, auch wenn sie nicht ganz so lustig beginnt.
Kurz wird über den Tod des alten Räuberhauptmanns, seine Beerdigung und das anschließende gemeinsame Erinnern gesprochen, bevor es recht lustig wird denn die Räuberbande ist schon sehr besonders.
Eine Räuberbande braucht einen Hauptmann, einen Anführer und normalerweise, sollte man denken, dass sich alle um diese Führungsposition reißen. Nicht so jedoch diese Räuber. Im strömendem Regen am Lagerfeuer gehen die Überlegungen los. Eigentlich könnte der Älteste die Aufgabe übernehmen, doch Schnurre, lehnt ab schließlich weiß er ja nicht wie lange er noch unter den Lebenden weilt. Er ist dafür, dass Knolle den Posten übernimmt weil sie die Stärkste ist. Knolle jedoch meint es wäre besser den Schnellsten zum Anführer zu machen. Doch man glaubt es kaum, der lehnt ab weil er zu ängstlich ist und schlägt den Mutigsten vor. Der mutigste Räuber, meint zu viel Mut ist auch nicht gut, könnte sogar gefährlich für alle werden. Der Älteste will nicht, die Stärkste auch nicht und erst recht nicht, der Schnellste und der Mutigste. Bleibt nur noch einer und zwar der Jüngste und das ist Tjamme. So richtig glücklich und überzeugt ist Tjamme davon nicht. Da eine Räuberbande aber einen Räuberhauptmann braucht willigt er schließlich ein, ohne so recht zu wissen was er nun zu tun hat. 
Klug wie er ist, und weil ihm gerade auch nichts anders einfällt schlägt er vor, dass sie sich erst einmal, in der Räuberhöhle, einen Überblick verschaffen. Und damit nimmt die Geschichte so richtig an Fahrt auf denn, was meint ihr wofür ist eine Räuberhöhle gut? Vielleicht zum gemütlichen Beisammensein, zum Schlafen, zum Kartenspielen, zum Pläne schmieden, und als streng geheimer Rückzugsort? Weit gefehlt, unsere Räuber schlafen draußen, sitzen bei strömendem Regen am Lagerfeuer, lassen sich den Regen auf den Pelz tropfen. Und wisst ihr wieso? Weil ihre Räuberhöhle so voll ist mit Diebesgut, das kein Platz mehr für sie ist. So kann das nicht weitergehen. Nur wohin mit der Beute? Wohin mit Waschmaschinen, Hochzeitskleidern, Staubsaugern, Ziegelsteinen und Co? Verschenken, ist nichts für Räuber, verkaufen viel zu gefährlich. Räubern scheint leichter zu sein als das Zeug wieder los zu werden.
Ob den Räubern noch etwas Räuber passendes einfällt?
Und wenn ja, wie könnte das aussehen? Ich verrate es natürlich nicht, doch es ist wirklich ganz schön schräg, was ihnen da einfällt.
Soviel sei verraten, die Sachen werden sie los, die Höhle ist nun schön leer. Zu leer? Was könnte man mit einer leeren Höhle machen? Wieder auf Raubzüge gehen und nach Messie Manier Diebesgut einlagern? Oder haben sie vielleicht etwas verstanden und mittlerweile andere Prioritäten?
Keine Sorge, einmal Räuber immer Räuber, das ist die Devise, schließlich haben sie jetzt einen jungen Räuberhauptmann, doch das Leben besteht ja nicht nur aus Arbeit.
Auf den Leser wartet eine äußerst lustige Räubergeschichte, denn das was die so unterschiedlichen Räuber eint ist, dass sie so ganz anders sind wie man sich Räuber vorstellt. Die hellsten sind sie nicht, die tollpatschigen, kauzigen Gesellen und genau das macht sie so sympathisch. Ihre Ansichten, ihre Denkweise, ihre Ideen lassen uns immerfort schmunzeln und das vor allem auch, weil Fiete Kochs Illustrationen einen alles so plastisch vor Augen führen. Die Räuber entsprechen optisch bestimmt nicht unbedingt der Vorstellung, die die Kinder von Räubern haben. Sie sind witzig gezeichnet und ihre Mienenspiele sowie die Gestiken zeigen deutlich wie skurril sie sind. 
Jede Figur ist ein Unikum für sich und alle zusammen ein verrückter Haufen. Wie sie agieren und reagieren erleben wir durch die genialen Zeichnungen hautnah mit. Die Bilder werden lebendig, ziehen den Leser mit ins Geschehen und verschaffen ihnen von Zeit zu Zeit sogar einen kleinen Wissensvorsprung gegenüber der Räuberbande, was dann noch mehr zum Schmunzeln verführt.
Meine Lesekinder hat die Geschichte von Saskia Hula und Fiete Koch mehr als begeistert. Fast die ganze Zeit wurde gekichert und auf die ein oder andere Weise kommentiert. Mal wurden Mimik oder Gestik nachgemacht, mal über die Tollpatschigkeit oder die verrückten Ideen gelacht. Das die Geschichte mit dem Tod des Räuberhauptmanns beginnt und auch über das Grab und die Beerdigung gesprochen wird ist schnell vergessen. Zugegeben wir Großen haben kurz überlegt ob es durch den Anfang auch eine Geschichte ist, die auf die Themenliste Tod passen würde, doch so richtig konnten wir uns damit nicht anfreunden, obwohl sie ein wunderbares Beispiel dafür wäre, dass das Leben nach einer traurigen Phase auch wieder fröhlich weiter gehen kann. Hier überwiegt der Schmunzelfaktor, der durch die skurrilen Figuren, Situationen und Ideen hervorgerufen wird. 
Wer "nur" eine lustige Geschichte vorlesen möchte kann den Teil, in dem es um den Tod und das Abschied nehmen geht überspringen und einfach einleitend vorlesen, dass der alte Räuberhauptmann gestorben ist und nun ein neuer Hauptmann bestimmt werden muss.
"Viele Jahre hatte der alte Räuberhauptmann seine Räuberbande angeführt. Verkürzt könnte es z.B. so heißen:
Aber jetzt war er tot...........
......die Tage vergingen und langsam , aber sicher wurde klar: Ein neuer Räuberhauptmann musste her!....".
Für Kinder ab 3 Jahren ist dies vielleicht eine gute Möglichkeit. Älteren Kindern sollte man jedoch die ganze Geschichte vorlesen denn es ist ein wichtiger Teil der Geschichte, der den Kindern keine Angst macht sondern einfach dazu gehört. 
"Weiß du, das war eine so schöne, lustige Geschichte auch wenn sie etwas traurig angefangen hat, solche Geschichten mag ich." sagte der 4,5 jährige Vincent und die 5 jährige Marie ergänzt:" ich fand die Geschichte richtig toll, den Anfang vergisst man ja sofort weil es so lustig wird." und Sina 5 Jahre ist sich sicher: "so ist das Leben eben." 
Ja, so abgeklärt können Kinder sein und auch wenn wir Großen es wissen, es überrascht uns immer wieder solche Äußerungen zu hören, die immer mal wieder verdeutlichen, dass einige Erwachsene dazu neigen den Kindern trauriges vorzuenthalten. 
Traurig und traurig ist ein Unterschied, das zeigt diese Geschichte ganz wunderbar, denn sie ist einfach nur wunderschön und extrem lustig.
Ein kluger, origineller Räuberspaß, mit schaurig, schönen, witzigen Illustrationen, der so ganz nebenbei deutlich macht, das es nicht die materiellen Dinge sind, die glücklich machen sondern das Miteinander, die Gemeinschaft, die Freundschaft und Gemütlichkeit.