Unsere Lieblingsbücher

Kleiner weiser Wolf

Bildquelle: Bohem Press
Kleiner weiser Wolf
eine Geschichte von
Gijs van der Hammen
mit Bildern von Hanneke Siemensma
aus dem Niederländischen von Julia Rothenburg
40 Seiten
1. Aufl. 2018
ISBN 978-3-95939-061-3
Bohem, Press
16,95€
 
 
Eine wundervolle Geschichte, die den Wert von Freundschaft verdeutlicht
für Kinder ab 3 Jahren
 
 
 
 
 
Es sind die leisen Bilderbücher, die Kinder neugierig machen.
Nicht knalle bunt sondern zarte, weiche, aquarellierte Bilder wecken die Aufmerksamkeit der Kleinen meist viel intensiver und schneller, denn schon beim Betrachten des Covers erkennt man, das das Buch etwas besonders ist. Die Bücher aus dem Bohem Verlag kennen unsere Lesekinder schon ganz genau, denn sie alle heben sich von der breiten Masse durch ihre stets sehr stimmungsvollen Illustrationen ab.
Genau so ein Buch haben wir hier. Ich beobachte immer wieder fasziniert, wie Cover auf Kinder wirken. Dieses hier signalisiert gleich eine Form von Zartheit, Gebrechlichkeit auch Anmut, die einen sofort neugierig macht. Sind es die roten Stiefelchen des kleinen Wolfes, die aus dem recht trüben Bild so sehr hervorstecken, das das Gelb des Mondes dahinter verblasst?
Vermutlich, so empfinden es zumindest viele der Kinder.
Die Geschichte vom "kleinen weisen Fuchs" ist eine berührende, stille Geschichte über den Wert von Freundschaft. Der kleine Wolf lebt zurückgezogen. Er ist neugierig auf die Welt, die sich ihm in den vielen Büchern, die er liest so wunderbar erschließt. Und da es so wissbegierig und belesen ist weiß er natürlich auch sehr viel. So wird er nur der kleine weise Wolf genannt.
Wann immer einer eine Frage hat macht er sich auf den Weg zum Wolf, der jedoch mag die Störungen, die ihm vom Lesen abhalten so gar nicht und so hören sie immer wieder den gleichen Satz: "Keine Zeit, ich hab' wichtigeres zu tun."
Doch eines Tages kommt die Krähe des Königs mit einem Brief zu ihm.
Der König ist sehr krank und bittet den Wolf ihm zu helfen.
Wieder hat der kleine Wolf wichtigeres zu tun als zu helfen, auch wenn die Krähe ihm rät den König nicht zu verprellen.
Doch dann besinnt er sich, packt alles nötige zusammen und macht sich auf den Weg zum König. Ein weiter beschwerlicher Weg auf dem er heimlich von allen beobachtet wird, die er zuvor so schroff abgewiesen hat. Immer wieder kommt er in Situationen, in denen die beobachtenden Tiere überlegen ihm zu helfen doch dann für sich selbst entscheiden, das sie nun wichtigeres zu tun haben als dem kleinen Wolf zu helfen. Doch als der völlig erschöpft, resigniert und aufgeben will sind es die anderen Tiere, die ihm heimlich zur Seite stehen. Da erkennt er wie schlecht er sich verhalten hat. Plötzlich fühlt er sich ganz klein und gar nicht weise. Sein Selbstbewusstsein liegt am Boden. Die Tiere jedoch zeigen Größe, helfen ihm, bauen ihn auf  und weisen ihm den richtigen Weg. Bis zum Schloss werden die Selbstzweifel des kleinen Wolfes immer größer. Plötzlich ist er sich gar nicht mehr sicher, dem König überhaupt helfen zu können. Doch es gelingt ihm. Der König wird gesund und bietet dem kleinen weisen Wolf eine Stelle an. Mit einem Turmzimmer in das er sich zurück ziehen kann um seiner Leidenschaft in Ruhe nach zu gehen.
Ob er das Angebot des Königs an nimmt?
Ich verrate es hier nicht.
Die Geschichte vom kleinen weisen Fuchs, der nur an sich denkt und alle verprellt zeigt sehr schön, das man zusammen mehr erreichen kann als alleine. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Tut man sich zusammen kann man alles erreichen. Einer hilft dem anderen.
Auf der Reise zum König erkennt der kleine Wolf seine Grenzen, und das ihm in bestimmten Situationen all sein angelesenes Wissen nicht helfen kann. Er erlebt aber auch die Kraft der Freundschaft, das für einander da sein und so wundern wir uns nicht, das der kleine Wolf, so schlau wie er ist auch etwas für sein Leben gelernt hat. Er nimmt das Angebot des Königs nicht an sondern geht zurück zu seinen neuen, alten Freunden, für die seine Tür fortan immer auf ist.
Freundschaft bereichert das Leben auf eine ganz besondere Weise.
Mit Freunden ist man niemals einsam.
Zwei Erkenntnisse, die der Wolf und auch die Leser und Zuhörer dieses Buches deutlich erleben.
Die fantastischen, sehr ausdrucksstarken Bilder in grau-Braun Tönen gehalten wirken nur auf den ersten Blick duster. Sie lassen uns intuitiv fokussieren, lenken nie ab und richten so unser Augenmerk stets auf das Wichtige. Wir reisen mit dem kleinen Wolf, erleben wie schwer es ist Berge zu erklimmen, bei Wind und Wetter einen Weg zu gehen, von dem man  nicht so genau weiß ob es der richtige ist.
Unsere Lesekinder wurden durch die Bilder sehr ruhig. Andächtig lauschten sie der Geschichte und betrachteten die Bilder. Deutlich erkannte man die nachdenklichen Blicke, die versuchten die Geschichte schon weiter zu denken und erkennen mussten, das sie so leicht nicht vorhersehbar ist und genau das Unvorhersehbare macht die Geschichte dann auch so spannend. Die Bilder nehmen nichts vorweg sondern zeigen das Hier und Jetzt. Sie gehen eine ganz wunderbare Symbiose mit dem Text ein und versetzten uns in die Stimmung des Wolfes, als eine Art Mitreisender.
Geschichten, in denen man das Gefühl  mit dabei zu sein, sind die, die man im intensivsten erlebt und dazu gehört auch diese, die uns nachdenklich macht und erkennen lässt.
 
Übrigens eine Geschichte, die auch bei der Seniorengruppe sehr gut angekommen ist.

 

 
 
 
Die Angaben zur englischen Version
findet ihr hier:
Picture: Book Island