Bildquelle: Beltz& Gelberg
Als Oma seltsam wurde
von Ulf Nilsson
mit Bildern von Eva Eriksson
40 Seiten
1. Aufl.28.01.2013
Minimax Ausgabe
ISBN: 978-3-407-76120-0
Beltz und Gelberg
6,50€
Ein kurzweiliges Lesevergnügen
eine einfühlsame, nachdenklich stimmende Geschichte, die den Leser
aber auch viel schmunzeln lässt
zum Vorlesen ab 4 Jahren
und Selbstleser mit etwas Leseerfahrung
Wenn sich die geliebte Oma plötzlich seltsam benimmt und einen vielleicht nicht mehr erkennt, dann ist das für Kinder meist beängstigend. Wie sich das anfühlt, davon erzählt uns der kleine sechsjährige Protagonist in Ulf Nilssons Geschichte "Als Oma seltsam wurde". Anschaulich schildert er uns den Tag, am dem alles anders war als sonst. Es war Donnerstag, das hieß der Bäckerwagen würde kommen und die Oma würde ein Brot und Kekse für sie beide kaufen, doch die sonst so liebenswürdige Bilderbuchoma war dieses Mal seltsam. Während der Kleine sich eine Bogen baute und Schießübungen im Garten veranstaltete, saß sie teilnahmslos am Küchentisch. Als er auf sie zukam und an den Bäckerwagen erinnerte wusste sie noch nicht einmal wer er war und als der Bäckerwagen kam und wie immer hupte, da ging sie raus und schimpfte den Fahrer aus, weil er so laut war.
Doch richtig seltsam wurde es erst, als sie den Kleinen mit John ansprach, John war ihr Sohn und nicht ihr Enkel und John sollte ihr nun helfen. Sie war doch tatsächlich der Ansicht, das jemand bei der Bank ihr Geld klauen wollte. Deshalb gingen sie zur Bank und mit viel Schimpferei und Vorwürfen erreichte sie es, das der Bankbeamte ihr, ihr ganzes Geld auszahlte. Dem Jungen war das mehr als unheimlich, insbesondere das sie plötzlich mit soviel Geld unterwegs waren. Er hatte zwar Pfeil und Bogen dabei aber die Verantwortung für das viele Geld und die seltsame Oma machten ihm Angst. Zu allem Überfluss fing die Oma dann auch noch zuhause an das Geld im Haus zu verstecken. An ganz vielen Orten, so vielen, dass der Junge Sorge hatte einen Platz zu vergessen. Zudem waren einige mehr als ungeeignet. Nach der Versteckaktion fiel die Oma erschöpft ins Bett. Und der Kleine? Der fühlte sich verantwortlich. Er hatte große Angst das jemand kommen würde und das Geld entdeckt. Aus einem Versteck, das so gar nicht geeignet war nahm er das Geld um einen sichereren Ort zu finden, doch so sehr er sich bemühte, er fand keinen und so steckte er es so gut es ging in seine Hosentaschen. Das sah zwar lustig aus, aber richtig sicher war es auch nicht. Mit Pfeil und Bogen bewaffnet patronierte nun eine ganze Weile bis auf einmal zwei Herren das Grundstück betraten und zum Haus gingen. Ich glaube keiner möchte in der Haut des Jungen stecken, erst recht nicht in so einer Situation. Doch mutig stellt er sich den Männern entgegen, die sehr erschrocken, aber nicht böse waren. Den einen erkannte der Junge. Das war der Mann aus der Bank und das andere war der Doktor, den der besorgte Bankmitarbeiter gleich mitgebracht hatte.
Der Doktor kümmerte sich um die Oma, der es bald darauf schon wieder besser ging. Sie erkannte den Jungen, aber von dem was sie den Tag über getrieben hatte wusste sie nichts mehr. Sie war ziemlich erschrocken darüber, was sie da angerichtet hatte.
So verrückt und skurril das vielleicht klingen mag, in der Haut des kleinen Ich-Erzählers möchte niemand stecken auch wenn wir zuweilen über seine Geschichte sehr schmunzeln müssen. Von außen betrachtet gibt es viele urkomische Momente und auch die herrlichen Zeichnungen von Eva Eriksson tragen dazu bei, das Ulf Nilssons Geschichte sehr heiter und leicht daher kommt. Doch bei alledem darf/ sollte man nicht vergessen, dass so Etwas in der Tat in ähnlicher Form immer wieder passiert. Wie schlimm es ist, dass jemand einen plötzlich nicht mehr erkennt können wir vielleicht noch nachvollziehen, wie hilflos man sich in den ganzen Situationen fühlt, erst recht als Kind, das können wir nur erahnen. Da wird ein Kind zum Beschützer. Sich als Beschützer oder Held fühlen mag kurzfristig ein tolles Gefühl sein, hier jedoch wird klar, dass der Kleine keinerlei Einfluss auf das Geschehen nehmen, sondern immer nur auf das Geschehen, so gut es ging, reagieren konnte, und das hat er perfekt gemeistert, so perfekt, das wir Leser viel Vergnügen mit seiner Erzählung haben und das Thema gar nicht mehr so schwer wiegt.
Demenz ist ein schwieriges Thema. Ulf Nilsson gelingt es zu erzählen ohne Angst zu machen. Tragisch komisch und hier sogar mit Happy End denn der Doktor stellt eine andere Diagnose als Demenz. Eine, die mit Medizin schnell im Griff ist. Die Oma ist wieder klar, erkennt ihren Enkel und sie gehen sogar noch zum Bäcker um Brot und Kekse zu kaufen.
Unabhängig vom Thema Demenz ist dieses Buch Lesespaß pur, bietet aber gleichzeitig durch seine heitere Erzählweise wunderbar die Gelegenheit einen Einstig für Gespräche zu finden.
Die Geschichte wird bereits von Kindern ab 4 Jahren gern gehört und auch verstanden, eignet sich aber auch auf für etwas geübte Selberleser und als Schullektüre , da die Minimax Ausgabe mit 6,50€ recht günstig ist. Durch die vielen Illustrationen, oft auch über eine ganze Seite, kann man viele kleine Lesepausen machen, die gerade bei Leseanfängern wichtig sind. Ein Erstlesebuch ist es jedoch nicht.
Ein kurzweiliges Lesevergnügen zu einem wichtigen, aber nicht ganz leichtem Thema.