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Mia besucht Frau Turboschnecke

 

Thema Demenz ab 5 Jahren / ein sehr wichtiges Buch

Bildquelle: Neukirchener Verlag
Mia besucht Frau Turboschnecke
-Ein Bilderbuch über Demenz-
von Martina Plieth
40 Seiten
1. Aufl. 12.02.2018
ISBN: 978-3-7615-6424-0
Neukirchener Verlag
12,99€
Ein Bilderbuch zum Thema Demenz 
erzählt aus der Sicht der kleinen Anna
mit Begleitheftchen
für Kinder ab 5 Jahren
Die Autorin Martina Pieth ist Professorin für Gemeindepädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit an der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Die Theologin war von 2005 bis 2010 als Pfarrerin in einem Altenheim tätig. Hier hat sie auch drei älteren Damen kennengelernt, die Pate für drei der Figuren dieser Geschichte gestanden haben. Auf natürliche, einfühlsame und gleichsam fröhlich-optimistische, kindliche Art lässt Martina Pieth, ihre Protagonistin Mia die Geschichte von ihr und ihrer Oma erzählen. Doch wer meint, Mias Oma wäre dement der irrt. Mias Oma ist eine sehr agile Oma. Eine Bilderbuchoma, die sich jedes Kind wohl wünschen würde. Sie verbringen sehr viel Zeit miteinander. 3 Tage in der Woche ist Oma Anna nur für Mia da. Wie Mias Leben so aussieht und was die beiden in ihrer gemeinsamen Zeit erleben erzählt sie uns zu Beginn der Geschichte. An zwei Tage jedoch gibt es keine Oma Anna Zeit. An einem der Tage hat Mia länger Schule und an dem anderen hat Oma Anna einen wichtigen Termin. Da packt sie eine große Tasche mit Sachen aus einem alten Karton und auch 3 Tafeln Schokoladen gesellen sich dazu. So bepackt besucht sie ihre drei Freundinnen im Altenheim und so kommt dann auch die Verbindung zum Thema Demenz in die Handlung, denn die drei Freundinnen haben Probleme sich zu erinnern. Mia ist ein wenig eifersüchtig auf die Unbekannten. Zu gern würde sie einmal mit gehen, doch das traut sie sich nicht zu sagen. Als Oma Anna  sie ein paar Tage später fragt, ob sie einmal mitkommen möchte freut sich Mia sehr und so beginnt dann auch der Teil der Geschichte in dem wir mehr über die Freundinnen, ihre Vergesslichkeit und ihre Erinnerungen erfahren. Oma Anna hat sehr verrückte Liebevolle Kosenamen für ihre drei Freundinnen aus Kindertagen.
Wir lernen "Frau Turboschnecke" kennen, die eigentlich Berta heißt und oft stundenlang im Flur auf und ab läuft. Mal schneckenlangsam, mal turboschnell, dann gibt es noch "Frau Anderland",  sie heiß Irmtraud bzw. Irmchen und sitzt die meiste Zeit gedankenverloren, teilnahmslos da, als wäre sie ganz wo anders. Ja und dann gibt es noch Hilde die "allerliebste Hochstaplerin". Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es aus farbigen Tablettenbehältern Türme zu bauen. Jede für sich ist in ihrer eigenen Welt doch wenn Oma Anna Freitags zu Besuch kommt, die Schokolade, Fotos und anderen Gegenstände aus ihrer Tasche hervorholt dann setzt sich sogar, die unruhige Frau Turboschnecke zu ihr, Frau Anderland lächelt und greift nach der Schokolade und auch die allerliebste Hochstaplerin lässt von ihrer Beschäftigung ab. Auf ihre Art reagieren sie auf Oma Anna und auch auf Mia. Sie sehen glücklich, gelöst aus und erinnern sich sogar an Ereignisse, ausgelöst von den Dingen, die Oma Anna mitgebracht hat.
Mia kann verstehen, das ihre Oma gern zu ihren Freundinnen geht, aber es gibt auch einiges was sie noch nicht versteht und deshalb fragt sie sie nach dem Besuch. So bekommt Mia ganz genau erklärt was Demenz ist, wie sie sich bemerkbar macht und wie man den Zugang zu ihnen bekommen kann. Nur eine Frage, die kommt ihr erst später und die macht ihr Angst. Was wenn ihre geliebte Oma auch dement wird? Und auch auf diese Frage bekommt sie am nächsten Tag eine Antwort. Einfühlsam, ohne zu beschönigen, aber mit viel Hoffnung. Eines hat Mia gelernt, Erinnerungen sind der Schlüssel zu der Welt der Dementen. Schafft man viele gemeinsame Erinnerungen hat man im Fall der Fälle viele kleine Schlüssel. Und das ist auch die Botschaft dieser Geschichte, die sehr realitätsnah erzählt und gleichzeitig informiert, schafft gemeinsame Erinnerungen, haltet sie in Bildern oder mit Erinnerungsstücken fest. Und wer weiß vielleicht packt auch ihr irgendwann eine Tasche mit Erinnerungen.
Das Buch kann gut mit Kindern ab 5 Jahren gelesen werden. Es ist eine fröhliche, positive Grundstimmung, die durch die Handlung trägt. Bemerkenswert ist es, dass Martina Plieth es schafft über Mias über ihre  Ängste berichten zu lassen ohne Angst zu machen. Die Leichtigkeit der Geschichte trägt einen durch dieses schwierige Thema. Es ist ein absolut wundervolles Bilderbuch, mit einfachen aber ausdrucksvollen, farbigen Zeichnungen. Sie visualisieren und begleiten die Handlung. Nicht alle meine Lesekinder fanden die Illustrationen schön. Es mag sein, das sie mehr die Erwachsenen als die Kinder ansprechen. Das ist dann aber auch mein klitzekleiner Kritikpunkt, oder besser ein Wunsch. Ich würde mir diese so wichtige, wundervolle Geschichte als großformatiges Bilderbuch mit für Kinder ansprechenderen, Illustrationen wünschen. Diese Ausgabe ist kleinformatig ähnlich der Erstlesebücher
Dem Buch liegt ein 8seitiges Begleitheft bei in dem die Autorin sehr viele Anregung zum Umgang und Einsatz des Buches liefert und weiter auf die Thematik eingeht.
Wer Kindern ab 5 Jahren das Thema Demenz erklären möchte sollte dieses Buch unbedingt vorlesen.
Ein sehr wichtiges Buch!!