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Pitje gehört zu uns

Bildquelle: Jumbo Verlag
Pitje
gehört zu uns
von Andrea Reitmeyer
40 Seiten
ISBN: 978-3-8337-4208-8
Jumbo Verlag
13,00€

Eine wundervolle, sehr gefühlvolle Geschichte über Anderssein und "Adoption"
Über die Antarktis und die Kaiserpinguine
für Kinder ab 3 Jahren

Pinguine sind sehr soziale Wesen, die in großen Kolonien gemeinsam friedlich zusammen leben. Wir könnten uns in vielerlei Hinsicht etwas von ihnen abgucken und lernen. Das bei ihnen auch nicht immer alles perfekt ist und Neid und Missgunst nicht nur menschliche Eigenschaften sind, das erleben wir in dieser Geschichte, die vor allem aber ein wundervolles Miteinander mit viel Familiensinn beschreibt.
Wir sind zu Besuch in der Antarktis. Dort leben Kaiserpinguinie in großen Familienverbunden, in denen ein angenehmes Miteinander gelebt wird. Als die Pinguine eines Tages auf einem Felsen ein verwaistes Ei liegen sehen steht für den kleinen Felix fest, das müssen sie mit nach Hause nehmen. Alle kümmern sich liebevoll um das ei. Sie wärmen und behüten es als wäre es ihr eigenes. Eines Tages ist es dann so weit ein kleiner Pinguin schlüpft aus dem Ei. Felix ist begeistert, stellt aber auch sofort fest, das der kleine Kerl anders aussieht als er. Er "hat einen dunklen Kopf, einen weißen Bauch und rosa Füße". Und Felix Mutter hat auch gleich eine Ahnung was sie da für einen Pinguin vor sich hat. 
Und dann sagt sie etwas, was viele Menschen sich einmal zu Herzen nehmen sollten.
"Tja, er ist wohl kein Kaiserpinguin, sondern ein Goldschopfpinguin! 
Aber er gehört trotzdem zu uns....".
Ja, der Kleine wird einfach von ihnen "adoptiert", ganz gleich wer er ist, woher er kommt, er gehört zu ihnen.
Sie nennen ihn Pitje. 
Pitje gefällt es in seiner Familie. Mit der Zeit jedoch werden die Unterschiede zwischen Kaiserpinguin und Goldschopfpinguin deutlich. Er sieht nicht nur anders aus sondern kann auch vieles, was die anderen nicht können. Letzteres ist genau das was zu Neid und Missgunst führt. Pitje ist mutiger, als sie, er kann besser tauchen als sie und noch so einiges andere. Ihr Neid lässt sie gemein werden. Sie lachen ihn wegen seines goldenen Schopfes und seiner etwas anderen Gangart aus. Klar das ihn das sehr verletzt und er traurig wird. In seiner Traurigkeit beginnt er zu überlegen. Und so kommt er zu dem Entschluss die Kolonie zu verlassen um nach Goldschopfpinguinen zu suchen. Nach Pinguinen, die so aussehen wie er, vielleicht nach einer neuen Familie, die ihn so akzeptiert wie er ist weil er einer von ihnen ist.
Heimlich schleicht er sich davon, doch Felix bemerkt es und macht sich auf die Suche. Ein löbliches Vorhaben doch bringt der kleine Pinguin sich in große Gefahr. Pinguine haben auch in der Antarktis Fressfeinde. Einer davon hat ihn von der Luft aus erspäht und freut sich sicher schon auf eine leckere Mahlzeit. Doch da geschieht etwas, womit niemand gerechnet hätte. Plötzlich ist Pitje zur Stelle und erschreckt den Sturmvogel so sehr, das der sich davon macht.
Pitjes Heldentat ist den anderen Pinguinen nicht verborgen geblieben. Sie hatten alles es aus der Entfernung beobachtet und sind ihm sehr dankbar. Nur wieso er überhaupt weggelaufen ist, das verstanden sie zunächst nicht. Als der kleine mutige Pinguin es ihnen erklärt, erkennen sie wie gemein und dumm sie waren, zeigen dann aber auch Größe und entschuldigen sich dafür, das sie so gemein waren. Sie erklären ihm , das sie ihn eigentlich bewundern und neidisch waren.
Toll das sie sich entschuldigen und ihm auch erklären wieso sie so gemein waren sagen einige meiner Lesekinder und freuen sich mit Pitje, der von da an weiß, das er genau da hin gehört wo er ist und seine Familie längst gefunden hat.
Die Geschichte ist noch nicht ganz zu Ende, aber das lest ihr besser selbst und taucht ein in die wundervolle Welt der Antarktis und die Welt der Kaiserpinguine. Ja und des Goldschopfpinguins. Ihr werdet in eine Welt voller Eis, Schnee und Wasser entführt. Eine Welt nicht nur mit Pinguinen sondern auch anderen Meeresbewohnern. Ihr werdet viel über Pinguine erfahren und diese besondere Geschichte gepaart mit Sachinformationen bestimmt sofort in euer Herz schließen.
In den Gesprächen mit den Kindern wurde von ihnen sofort die Thematik Waisenkind und die damit verbundene Aufnahme in die Familie thematisiert. Das war für sie erst einmal wichtiger, emotionaler als das Thema Ausgrenzung zu dem sie dann natürlich auch kamen weil es ja unmittelbar zusammen hängt.
Das die Pinguine sich sofort des Eis angenommen haben, es selbstverständlich behüteten und ausbrüteten und es sofort in die Gemeinschaft aufnehmen auch wenn der kleine Pinguin anders aussieht, das finden sie toll und berührt sie. Sie üb erlegen wie das mit Menschenkindern wäre. Ein Junge kennt einen Jungen der adoptiert wurde. "Er sieht anders aus ist aber genauso wie wir. Seine Eltern sind im Krieg gestorben als er ein Baby war. Dann kam er in ein Kinderheim und wurde von der deutschen Familie als Baby adoptiert." Viele Kinder haben mit dieser Thematik nach keine Berührung gehabt. Ihre Vorstellungswelt reicht je nach Alter nicht das zu begreifen. Es aber in der Geschichte , in dem Buch zu erleben, in den Bildern das Gefühl von kümmern sehren zu können schafft Verständnis.
Das die Geschichte dann diese unerwartete Wendung nimmt, Neid und Missgunst Einzug hält und dies in Ausgrenzung und Gemeinheit in Form von Auslachen endet schmerzt. Die Kinder können sich gut in den kleinen Pitje hinein versetzten, jeder ist schon mal ausgelacht oder ausgegrenzt worden und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Oft ist es denen, die verletzten, die auslachen gar nicht bewusst was sie da anrichten. Daher ist diese Geschichte auch in dieser Hinsicht so wertvoll. Das Verhalten der Pinguine und das des kleinen Pitje zu erleben, in den Bildern zu beobachten berührt sie auch hier. Die Bilder visualisieren das Geschehen vermitteln aber auch Stimmungen und Gefühle, die es den Kindern ermöglicht von außen auf etwas zu schauen, was vermutlich oft in ihrer Welt ähnlich passiert. Hieraus lernen sie, denn auch sie sind sich, genau wie die Pinguine, oft nicht bewusst, wie verletzend es wirklich ist wenn man jemanden auslacht oder vom Spiel ausgrenzt.
So haben wir hier eine sehr eindrucksvolle Geschichte, mit sehr intensiven, wundervollen Illustrationen, die zeigt, das Familie auch zusammengewürftelt sein kann. Das Familie mehr ist als Vater, Mutter, Kind. Die aber auch viel von Neid und Ausgrenzung und Selbstfindung erzählt, ja und über Pinguine in der Antarktis.
Hier trifft Fiktion auf, Gefühl und Sachwissen.
Ein wundervolles, zeitloses und intensives Buch.