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Der Tag, an dem der Opa den Wasserkocher auf den Herd gestellt hat

 

Bildquelle: Carlsen Verlag
Der Tag, an dem der Opa 
den Wasserkocher
auf den Herd gestellt hat
von Marc -Uwe Kling
mit Bildern von Astrid Henn
72 Seiten
1. Aufl. 02.Juli 2020
ISBN: 978-3-551-51930-6
Carlsen Verlag
12,00€
Ein äußert humorvolle Geschichte
zum Thema Vergessen
zum Vorlesen ab 4 Jahren
und für Selberleser 
die schon etwas Leseerfahrung haben ( ca.8 Jahren)

Marc- Uwe Klings Geschichten kennen bestimmt viele, Klein wie Groß. Egal ob das Neinhorn für die Kinder oder die Känguru-Chroniken für die älteren, seine Bücher begeistern immer. 
Im Buch "Der Tag, an dem der Opa den Wasserkocher auf den Herd gestellt hat" nimmt er sich dem Thema Vergessen und dementen Verhaltensweisen an. Das Thema Demenz wird hier nicht unmittelbar angesprochen, es geht lediglich darum, das der Opa einiges vergisst bzw. schusselig und zerstreut ist. Doch das man einmal etwas vergisst,  das ist doch völlig normal, da sind sich alle Familienmitglieder einig, auch wenn es bei ihrem Opa vielleicht etwas häufiger passiert.
Locker, leicht und flockig mit sehr viel Humor erzählt Marc-Uwe Kling die Geschichte von genau dem Tag, an dem der Opa den Wasserkocher auf dem Herd vergessen hat. Es sind Ferien und Opa und Oma sind zu Besuch bei ihren Kindern und den drei sehr unterschiedlichen Enkelkindern. Was alle eint, auf den Mund gefallen sind sie nicht und so erwartet den Leser eine unglaublich lustige Schilderung eines Tages, der sehr ereignisreich wird. Eigentlich beginnt alles damit, das die Großeltern zu Besuch kommen um auf die Kinder aufzupassen, wobei sich hier schon die Frage stellt wer hier auf wen aufpassen soll. Als die Oma einen Tee möchte und der Opa in die Küche geht um diesen zu kochen beginnt das ganze, denn auch wenn der Opa immer mit der Zeit gegangen ist gibt es Dinge, die früher anders funktionierten als früher. So auch der Wasserkocher. Stellte man früher einen Wasserkessel auf den Herd, nimmt man heute meist den elektrischen Wasserkocher, der zumindest unten meist aus Plastik besteht. Der elektrische Wasserkocher der Familie sieht allerdings fast genauso aus wie der Wasserkessel von früher. Retro nennt man das erfährt der Leser und bekommt erst einmal eine Einführung in die Geschichte und Funktion des Gerätes. Und da der Wasserkocher so aussieht wie der Wasserkessel früher stellt ihn der Großvater auf den Herd um das Teewasser zubereiten. Eigentlich weiß er, dass es trotz des Aussehens ein elektrischer ist, denn sie haben das gleiche Modell zuhause. Doch an diesem Tag hat er nicht daran gedacht. Kann passieren. Kann genauso passieren wie das Vertauschen von Dosen. In diesem Fall die Salzdose mit dem Fischfutter. Da wandert das Salz ins Aquarium und das Fischfutter auf Opas Butterbrot.
Dosen vertauschen hat allerdings nicht die Folgen wie ein Plastikwasserkocher auf dem Elektroherd. Was dann passiert und wie jeder in der Familie auf irgendeine Weise daran erinnert wird was er schon mal für Bockmist fabriziert hat, das ist Teil dieser lustigen Geschichte, die uns immerfort schmunzeln lässt.
Bei allen Schmunzelmomenten und witzigen Kommentaren wird dennoch sehr deutlich, wie traurig der Opa wird, als er realisiert was wieder passiert ist. Mehr noch er hat Angst geschimpft zu werden. Ihm ist schon bewusst, dass ihm immer wieder Dinge passieren, die ihm früher nicht passiert wären, und das betrübt ihn. Die Familie, insbesondere die Kinder fangen ihn aber auf und so wird aus einer kleinen Katastrophe, in der  die Familie in dieser Nacht in Zelten im Garten nächtigt und es statt Vaters Braten Pizza gibt, ein im Grunde richtig schöner Tag, der die Familie zusammenrücken lässt und jeder an etwas Schusseliges erinnert wurde.
Die Handlung wäre allerdings nicht so lustig würde sie nicht im typischen Marc-Uwe King Stil erzählt. Er ist es was die Geschichte ausmacht und zum dem macht was sie ist. Lustig, turbulent aber auch tiefgründig.
Ergänzt wird das Ganze mit herrlichen Illustrationen von Astrid Henn, die das Geschehen in ihren Zeichnungen widerspiegelt und so auch die ein oder andere komische Situation verstärkt.

Sicherlich ist es nur ansatzweise eine Geschichte zum Thema Demenz, doch wer eine Geschichte sucht, die einen ein wenig einführt ist hier genau richtig, zumal sie eindrucksvoll zeigt, das man auch aus "Katastrophen" das beste machen kann und es letztendlich eine Sache der eigenen Einstellung ist.
Das Betroffenen von Dementen nicht zum Lachen zu Mute ist, weil sie ständig so Etwas erleben und dabei an ihre Grenzen kommen das ist klar.
Um mit Kindern über Vergesslichkeit und Vergesslichkeit im Alter zu sprechen ist die Geschichte bestimmt ein lockerer Einstieg, dessen Problematik den Kindern, trotz der lustigen Schilderung durchaus bewusst wird, das haben die Gespräche nach den Vorlesestunden gezeigt.
Es ist ein kurzweiliges Lesevergnügen zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren und für Selberleser, die schon ein wenig Leseerfahrung haben. Dank etwas größerer Druckschrift , einem größerem Zeilenabstand und vielen auflockernden Illustrationen, die auch schon mal eine ganze Seite einnehmen, wird es auch etwas geübten Leseanfängern leicht gemacht die Geschichte eigenständig zu entdecken.