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Verschwunden? / Gefunden! -Ein Wendebuch

Bildquelle: Carlsen Verlag
Verschwunden? / Gefunden!
Ein Wendebuch
von Nanna Neßhöver
illustriert von Pina Gertenbach
48 Seiten
1. Aufl. 30. August 2023
ISBN: 978-3-551-52192-7
Carlsen Verlag
15,00€
Auf euch wartet ein ganz zauberhaftes mutmachendes Wendebilderbuch
Ein kleiner Koala ist stets bei seiner Mama.
Doch dann ist seine Mama plötzlich weg
VERSCHWUNDEN?
Er sucht und lernt viele Tiere kennen, die sich liebevoll um ihn kümmern
Währenddessen macht die Mutter dies und das.
Sorgen macht sie sich nicht. Sie weiß klein Koala wird klar kommen, ist alt genug für eigene Abenteuer.
Aber dann wird aus 
 VERSCHWUNDEN  - GEFUNDEN
eine Geschichte über Selbständigwerden, VertrauenHilfsbereitschaft, Gefühle und ganz viel Liebe 
für Kinder ab 2,5 Jahren
Wir lieben die gefühlvollen, liebevollen, Geschichten von Nanna Neßhöver. die immer eine Botschaft mit auf den Weg geben, sehr. Nach einer Reihe über Gefühle wie Wut, Angst und Traurigkeit, aber auch einer ganz zauberhaften Geschichte über das Anderssein hat sie sich jetzt einem Thema gewidmet, dass auf unterschiedlichen Ebenen die kleinen Leser / Zuhörer anspricht und berührt.
Die Geschichte ist als Wendebuch gestaltet, bei der zwei Erlebnisse in der Mitte des Buches zusammentreffen.
Das klingt jetzt ein wenig seltsam oder verwirrend?
Klein Problem, ich erklär es euch.
Nanna Neßhöver erzählt die Geschichte zum einen aus der Perspektive des kleinen Koalas und zum anderen aus der der Mutter.
Jeder erlebt für sich etwas und in der Mitte finden sie wieder zusammen.
Der kleine Koala hängt an seiner Mama und weicht kaum von ihrer Seite, obwohl er eigentlich groß genug wäre selbstständiger zu sein, doch das sieht er anders.
Bei seiner Mama hat er alles, was er braucht, und obendrein ist es bei ihr kuschelig-gemütlich.
Zwar tollt er schon etwas hin und her, doch nur ganz kurz und immer nah bei ihr.
Aber dann, auf einmal ist sie weg.
Klein Koala kann es kaum fassen. Gerade nich war sie da und plötzlich ist er allein.
Viele Kinder können sehr gut nachempfinden, wie Koala sich fühlt, weil sie auch schon mal kurzzeitig ihre Eltern oder Bezugspersonen "verloren" hatten bzw. diese außer Sichtweite waren.
Durch Pina Gertenbachs wundervoll ausdrucksstarken Illustrationen ist es aber auch denen, die so etwas noch nicht erlebt haben möglich zu verstehen, wie schlimm die Situation für den Kleinen ist.
Koala weint und schluchzt, ruft nach seiner Mama.
Als ein wuscheliger Arm ihn berührt, denkt er zunächst seine Mama ist wieder da, doch dem ist nicht so. Es ist der Kusu, der sich dem kleinen Koala annimmt und tröstet. In Pina Gertenbachs Bildern sehen wir, dass Kusu ein guter Tröster ist. Koala scheint sich wohlzufühlen. Nur kleine Koala trösten ist auch anstrengend und so schläft das Kusu irgendwann ein. Ihr wisst nicht, was ein Kusu ist? Kein Problem, das Beuteltier muss man nicht kennen, es ist aber auch toll, wenn man es kennenlernen darf. Und wer ganz neugierig ist, so wie meine Lesekinder, der forscht nach der Geschichte einfach einmal weiter.
Kusu schläft, doch klein Koala ist nicht müde und sucht ja auch noch seine Mama. Also klettert er weiter und trifft gleich auf ein weiters Tier.
Ein Kookaburra. Auch der Kookaburra nimmt sich des kleinen Koalas eine Weile an. Koala viel Spaß. Ihr ahnt was passiert?
Richtig!
Irgendwann ist der Kookaburra weg und Koala trifft auf neue Tiere / ein neues Tier. Langweilig wird es nie, und dennoch vermisst Koala seine Mama.
Auch Mama Koala ist sehr glücklich. Sie hat ein schönes Leben und liebt ihren kleinen Koala über alles. Liebevoll sorgte sie sich um ihn und trug ihn auch noch, obwohl sie schon der Ansicht war, dass er alt genug war selbständiger zu sein.
Liebevoll versuchte sie ihren Kleinen immer wieder zu mehr Selbstständigkeit zu bewegen.
Als sie ihn wieder einmal absetzt ist er plötzlich weg.
Doch sie macht sich keine Sorgen, denn sie hat Vertrauen in ihn und weiß, dass er sehr wohl allein klarkommt und den Weg zu ihr wieder finden wird.
Kurz überlegt sie etwas zurückzuklettern, doch dann sieht sie ihn in der Ferne, wie er sich sicher bewegt und macht ihr eigenes Ding.
"Mamapause!" sagte ein Kind dazu und erzählt gleich, dass ihre Mama sich auch einfach mal Zeit nimmt, um allein etwas zu unternehmen.
Was Mama Koala in ihrer kinderfreien Zeit so treibt, hat Pina Gertenbach wieder in herrlichen Bildern festgehalten, die lustig anzusehen sind und gleichzeitig übe die Farbwahl eine schöne Stimmung vermitteln.
Ja und dann wird es Abend.
Der Mond strahlt hell und wir sehen Mama Koala und klein Koala wieder vereint.
"Ich möchte ja zu gern wissen, was der kleine Koala seiner Mama erzählt", sagten einige der Kinder.
Doch das erfahren wir nicht, dass kann jedes Kind selbst erzählen.
Diese "offene" Geschichte, die sich eigentlich ja aus der Gesamtgeschichte beantworten lässt, ist ideal, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen und so auch spielerisch den Sprachgebrauch zu fördern.
Anlässe für Gespräche gibt es viele. Zum einen auf der Sozial-emotionalem Ebene und zum anderen auf der Ebene der Fantasie im freien Erzählen und Verbinden von Gehörten / Erlebten mit eigener Interpretation.
Es ist ganz spannend zu erleben, wie Kinder sich beim Erzählen mit dem kleinen Koala identifizieren. Es kam des Öfteren vor, dass Kinder den kleinen Koala dann auch etwas mit der Koala Mama "schimpfen" ließen.
"Wieso bist du weggewesen?"
"Wo warst du?"
"Wieso hast du nicht nach mir gesucht?"
Sind nur einige der Fragen, die Kinder in diesem Zusammenhang in ihre "Nach"Erzählung einbauen.

Kleine Kinder ab etwa 2,5 Jahren nehmen die Geschichte sehr intensiv über die Bildsprache wahr. Pina Gertenbach hat es ganz wunderbar geschafft sprechende Bilder zu gestalten, die die Handlung wirklich über die Illustrationen erlebbar macht.
Je älter das Kind ist, desto bewusster und intensiver nimmt es die Gesamtheit und die Botschaft der Geschichte wahr.
Schmunzeln musste ich, als ein Kind mich zur Seite nahm und fragte:
"Meinst du die Mama hat das extra gemacht, damit der kleine Koala selbstständiger wird?"
Ja, eine gute Frage. Wer weiß!
Ein gewisses Augenzwinkern kann hier wohl vorliegen.
Das Schöne an der Geschichte, ist die mutmachende Botschaft.

Das Vertrauen, dass die Mutter in ihren Kleinen hat und der Kleine in seine Mutter sind hier spürbar. Immer zu ihr zurückkommen zu können, dass sie für ihn da ist in Kombination mit ihrer Liebe, die er spürt, geben ihm eine Verlässlichkeit, die ihm Sicherheit gibt.

Sie traut ihm mehr zu als er sich selbst. Selbstvertrauen zu entwickeln, gehört zum Leben dazu. Selbstvertrauen, Vertrauen in sich selbst ist enorm wichtig. Mut, die Welt zu entdecken, Mut andere kennenzulernen und dann auch zu erleben wie andere helfen und für einen da sind, das erlebt und spürt nicht nur der kleine Koala, sondern auch die kleinen Leser, die ihn bei seinem großen Abenteuer begleiten und dabei sichtlich viel Spaß haben.
Das man dann auch noch viele vermutlich fremde Tiere kennenlernt ist ein zauberhafter Nebeneffekt, der meine kleinen "Leser" zu großen Forschen werden ließ.
Ob Kusu, Kookaburra, Baumkänguru, Ameisenigel, oder kunterbunte Vögel und kleine Krabbeltiere hier im Buch gibt es viel zu entdecken, was zum Weiterforschen animiert.

Ich sagte es ja bereits, wir sind absolute Nanna Neßhöver Fans.
Jedes Buch ist einfach toll.
Doch dieses Wendebuch ist noch einmal besonders.
Dadurch dass es quasi zwei Geschichten, zwei Perspektiven gibt, bekommen die Kinder einen breiten Einblick, bei dem sie sowohl die Position der Mutter als auch die des Kindes erleben können und sich damit meist auch auseinandersetzten.
Einfühlsam erklären, Worte und passende Vergleiche finden um etwas zu veranschaulichen und Botschaften zu transportieren, die die Lebenswelt der Zielgruppe anspricht, das ist ihre große Stärke.

Mutig sein lohnt sich. Es ist gar nicht so schwer selbst etwas zu erleben.
Ohne Mama kann es auch ganz schön sein.
Ja, und etwas kindefrei ist auch für Mamas und Papas mal schön.
Vielleicht können ja auch einige Eltern etwas aus der Geschichte mitnehmen, denn genauso wichtig wie es ist, selbständig zu werden ist es auch als Erwachsener loslassen zu können.
Kinder müssen ihre eigenen Erfahrungen machen.

In diesem Sinn wünsche ich allen genauso viel Lesespaß wie wir ihn hatten. - Und natürlich gern auch noch viiiiiel mehr!
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