Bildquelle: Südpol Verlag
Zwei Jungs und eine Hochzeit
von Andree Pulin
mit Bildern von Marie Lafrance
32 Seiten
1. Aufl. 26.02.2021
ISBN 978-3-96594-087-1
Südpol Verlag
16,00€
EIN SEHR WICHTIGES BILDERBUCH!!!!
Eine zauberhafte Geschichte zum Thema Diversität, Vielfalt und Gefühle
rund um die Frage:
Wieso sollten zwei Jungen
nicht heiraten können?
für Kinder ab 4 Jahren
Leider gibt es viel zu wenig, besser gesagt so gut wie keine Bilderbücher, die sich mit der Thematik Diversität und Vielfalt beschäftigen. Gut das ein oder andere Buch kennen wir doch im Verhältnis zu der beachtlichen Menge an Titeln im Bereich Bilderbuch sind die Wenigen ein Tropfen auf den heißen Stein. Darum ist dieses Buch in vielerlei Hinsicht ein Schatz. Ein Schatz weil es Kindern zeigt mit welchen Vorurteilen gleichgeschlechtliche Liebe zu kämpfen hat, ein Schatz weil es auf mehreren Ebenen Gefühle beleuchtet, ein Schatz weil es nicht nur mit einer wundervoll erzählten Geschichte aufwartet sondern auch von wirklich ausdrucksstarken Illustrationen begleitet wird und ein Schatz weil es mit Tabus bricht. Sicherlich kann jeder die Liste weiterführen, denn für jeden steckt noch etwas mehr in dem Buch, das er beim Vorlesen Kindern als Botschaft mit auf den Weg geben möchte.Es ist ein sehr bewegendes Bilderbuch das etwas aufgreift, das Kinder gar nicht als "Problemthema" betrachten aber von vielen Erwachsenen dazu gemacht wird. Um genau diese Reaktionen, um die Einstellung von Erwachsenen, die Kinder nachhaltig und massiv prägt, geht es in der Geschichte von Andree Poulin.
"Kinder kommen nicht mit Vorurteilen auf die Welt.
Wir Erwachsenen sollten ihnen mit auf den Weg geben, wie wichtig es ist Unterschiede zu respektieren und offen für Vielfalt sein.
Denn was ist schöner als ein Regenbogen?......" (Andree Poulin)
Mit diesen Worten an die "Großen" leitet die kanadische Autorin ihre wundervoll erzählte Geschichte ein in der wir Emil und Mathis kennenlernen. Emil und Matthis sind beste Freunde. Sie teilen ihre Süßigkeiten genauso wie ihre Spielsachen und Geheimnisse. Niemand würde auf die Idee kommen, das dies verwerflich ist. Als Emil eines Tages auf dem Spielplatz einen Ring findet hat er eine Idee. Er läuft zu Matthis und fragt ihn ob er ihn heiraten möchte. Matthis ist begeistert doch dann fällt ihm auf, dass sie zum Heiraten zwei Ringe brauchen. Sie laufen zu ihrer Freundin Marianne, die viele Ringe besitzt. Sie erklärt sich sofort bereit ihnen einen Ring zu geben wenn sie bei der Hochzeit Streuengel sein darf. Marianne freut sich genauso auf die Hochzeit wie Emil und Matthis doch dann kommt Justin der das völlig anders sieht. Zum Heiraten muss man groß sein und zwei Jungs können schon mal gar nicht heiraten, meint er. Marianne ist entsetzt. Sie ist der Ansicht, dass die beiden sehr wohl heiraten können denn sie mögen sich doch.
Die Vorbereitungen gehen weiter und es wird ein richtig tolles Fest.
Alles ist gut bis Emil seinen Eltern beim Abendessen von der Hochzeit erzählt. Seiner Mutter verzieht entsetzt das Gesicht und sein Vater erklärt ihm, dass Jungen keine Jungen heiraten können..
Wie die Welt des kleinen Emil nun zerbricht, wie traurig ihn das macht erleben wir in dieser Geschichte, in der Matthis Eltern so ganz anders reagieren wie Emils Eltern. Als Matthis ihnen traurig von der Hochzeit und dem was Emils Vater gesagt hat erzählt trösten sie ihren Kleinen. Sein Vater meint das Emil natürlich immer sein Freund sein kann und seine Mutter erklärt ihm, dass er Emil, wenn sie groß sind und sich immer noch mögen auch heiraten können. Niemand kann das verbieten.
Nur Emil hilft das nicht, denn seine Eltern sind nun mal der Ansicht, das Jungen keine Jungen heiraten können und nehmen ihrem Sohn, im Gegensatz zu Matthis Eltern, damit jede Lebensfreude. Mehr noch sie bringen ihn in eine sehr emotionale Kriese in der entgegen seiner Gefühle der Meinung ist, dass er sich von Matthis trennen muss.
Gut das es noch Marianne gibt. Sie versucht ihren Freund aufzubauen. Erzählt ihm von ihren Eltern, die ihr mit auf den Weg gegeben haben, dass Erwachsene auch nicht immer Recht haben und auch mal irren können.
Emil denkt lange darüber nach und dann hat er eine Idee.
Eine Idee, die seine Seele in der Geschichte heilt und sie fröhlich ausklingen lässt.
Doch meine Lesekinder im Alter zwischen 4,5 und 10 Jahren lässt die Geschichte nicht so fröhlich los. Die Kleineren 4,5 bis 5 jährigen freuen sich über das Ende die Älteren sind gedanklich weiter. Sie finden es durch die Bank schlecht, dass Emil jetzt ein Geheimnis haben muss damit er von seinen Eltern keinen Druck mehr bekommt.
Ist ein Geheimnis eine Lösung? Diese Frage beschäftigte sie lange. Für Emil ist es die beste Lösung um seinen Freund nicht zu verlieren doch was macht ein Geheimnis mit einem? Die Kinder beschreiben wie es ist Geheimnisse zu haben. Dabei wird klar, ein Geheimnis vor einem Freund zu haben ist schon schwer doch vor seinen Eltern noch viel schwerer. Schließlich will man nicht immer mit einem schlechten Gewissen leben. Vor Eltern Geheimnisse zu haben drückt auf der Seele schließlich sind sie doch eigentlich die, denen ein Kind bedingungslos vertrauen können sollte und sich geliebt fühlen sollte, so wie es ist.
Am Ende ist klar für Emil ist es in der Situation die beste Lösung nur sollten Eltern doch verständnisvoller sein, so wie Matthis Eltern.
Einfühlsam erzählt Andree Poulin die Geschichte von Emil und Matthis. Doch ohne die ausdrucksstarken Illustrationen von Marie Lafrance wäre sie nur halb so intensiv. Ihre Zeichnungen sind es, die Emils Traurigkeit und innere Zerrissenheit so deutlich einfangen und widerspiegeln. Sie sind es, die die Reaktionen der Eltern und die Gefühle der Kinder dabei so fantastisch visualisieren und sie sind es, die die kindliche Leichtigkeit einfangen und die Hochzeit zu etwas wunderbarem machen.
Es ist ein Bilderbuch, das Kindern zeigt, dass es völlig oky ist wenn Jungen, Jungen heiraten (oder Mädchen, Mädchen). Wieso auch nicht wenn man sich doch mag. Es ist ein Bilderbuch, das stärkt und deutlich macht, das auch Erwachsene nicht immer recht haben.
Es hat aber auch für Erwachsene, die so wie Emils Eltern denken die Botschaft ihr Denken zu überdenken und ihre Kinder nicht in eine emotionale Kriese zu führen.
Es sind die Erwachsenen, die Kinder prägen. Kinder glauben an das was Eltern sagen. Kinder möchten ihren Eltern gern entsprechen. Sie wissen es nicht anders. Und so kommt es leider immer wieder dazu, dass Meinungen, Ideen und Gedanken der Eltern zu denen der Kinder werden, die gar nicht darüber nachdenken sondern es ungefiltert übernehmen.
Und so ist das Buch auch eine Aufforderung an die ganze Gesellschaft.
Toleranz und Vielfalt sollte unser aller Leben prägen und nicht durch Vorurteile, dumme Ansichten, Ausgrenzungen etc. getrübt werden.
Wir sollten unsere Kinder eine Welt voller Liebe, Freundschaft und Miteinander vorleben und nicht eine Welt voller Vorurteile, Diskriminierung, Hass und Ausgrenzung.
Die Welt ist bunt wenn wir sie bunt machen!